Sep 08, 2008 17:40
Die ganze letzte Woche hab ich mich mit einer der schlimmsten Ausgeburten der Hölle herumgeplagt, sprich: mit der Bürokratie, anscheinend ein Volkshobby, dem kleine Angestellte hierzulande kollektiv frönen. Mich erwischten die aus dem Schenkel Satans (Insider.) entschlüpften Dämonen der brillenschiebenden Klugscheißerkultur eiskalt, als Anfang letzte Woche ein Zettel von der Uni Tübingen ins Hause flatterte, ich möge mir doch bitte durch zwei Unterschriften aus den Fakultäten sonderbestätigen lassen, dass man Internationale Literaturen und Japanologie kombinieren kann. Das entzifferte ich zumindest aus der einigermaßen sinnentstellenden Formulierung. Schön und gut. Das an sich sollte ja kein Problem sein, man schickt den Zettel an einen Menschen, der macht seine Unterschrift drauf und gibt ihn weiter, und zu guter Letzt landet der Wisch wieder da, wo er losgeschickt wurde.
Also greife ich beherzt zum Telefon und klingle die im Briefkopf genannte Ansprechpartnerin an, die leider nicht so ansprechbar ist, wie ich sie gerne hätte; es geht keiner ran. Auch nach fünf Anrufen nicht. Ich denke, na nett, da fühlt man sich doch gleich gut aufgehoben in so einer Uni, und schreibe eine Email. Prompt kommt die Antwort (und ich frage mich, wieso man ewig nicht ans Telefon geht, aber innerhalb von einer halben Stunde auf Mails antwortet): Keine Ahnung, ich weiß auch nicht, was man da machen soll, rufen Sie hier und da an.
Oh, denke ich, das klingt nach dem Startschuss eines Marathons, und tatsächlich: In den folgenden Tagen telefoniere ich mich quer durch die Uni, höre von diversen Leuten, sie wären dafür grundsätzlich nicht zuständig, ich solle woanders anrufen, oder sie wären dazu grundsätzlich nicht befugt und würden das ja nicht machen und hätten auch gar keine Ahnung, wie man da weiterverfährt (liebes Bisschen, ich brauche eine poplige Unterschrift, kein hundertseitiges tiefenphilosophisches Gutachten über den höheren Sinn meiner Studiengangkombi!). Dazwischen: endlose Wüsten aus Freizeichen. Ich entwickle Aggressionen gegen selbiges und Pläne, nach Laos auszuwandern. Einmal kriege ich jemanden ran, der mir so eine Unterschrift geben kann, schon wähne ich mich gerettet, doch zu früh gefreut. Er meint, ich sollte zuerst mit der anderen Fakultät sprechen, weil das Problem sicher von denen ausgeht. Dort rufe ich zwanzig Mal an, kriege aber nur eine Studentin ans Telefon, die dazu nicht befugt ist solche Unterschriften zu verteilen, und die mir außerdem sagt, dass die zuständige Dame bis drei Tage vor Ablauf meiner Frist in Urlaub ist. Sie gibt mir mit dem Kommentar "Versuchen Sie's mal da, die sind aber bestimmt auch im Urlaub" eine andere Nummer, bei der nach zwei Tagen Klingelterror auch niemand drangeht. Ich rufe dem Nervenzusammenbruch nahe wieder bei der ersten Nummer an und will mich bei der netten Studentin ausheulen ("Erzählen Sie mir, dass meine Zukunft anders aussehen wird! Bitte! Schluchz, schnief, taschentuch-tröt!"), aber es geht nur ein Kerl dran, der gerade zufällig im Zimmer war. Er bestätigt hilfreicherweise, dass alle Leute, die mir weiterhelfen können, im Urlaub sind, und erbarmt sich, am anderen Ende des Flurs auf einer Tür nach Sprechstundenzeiten zu schauen. Danach rufe ich noch einen Tag lang wahl- und gedankenlos und mehr aus Gewohnheit bei den mindestens sechs verschiedenen Nummern an, die ich mir im Laufe dieses Rennens gegen den Wahnsinn notiert habe. Vielleicht hebt ja einer ab. Tut aber keiner. Fazit des Telefonterrors ist eine verzweifelte Mail an die Dame, die mir zuallererst gemailt hatte, sie wüsste auch nicht, was ich tun sollte.
Mal sehen, was weiter passiert. Wenn nichts mehr passiert, kann ich in Tübingen nicht studieren. Deshalb kann es gut sein, dass ich demnächst in den Zug steige, dem Laden dort die Tür eintrete und mal persönlich anfrage, wie die denn gedenken, mein Problem zu lösen; denn was ich mit einem Formular soll, was keiner ausfüllen kann, weil alle, die dazu "befugt" sind, gerade Urlaub machen, das weiß ich wirklich nicht (o_o)
dumm,
uni,
studium,
wtf