Ein junger Mann, der sich seit seiner Kindheit für Karl May begeistert und selbst auf der Bühne auftritt, fragt sich, ob und wie man die Festspiele verändern kann.
Im Dezember kamen im Fernsehen Westernfilme. Ich gucke selten Western, mag aber die Musik aus den (sozialistischen) Winnetou-Filmen. Was Italo-Western betrifft, sehe ich sie mir selten an, selbst wenn Bud Spencer und Terence Hill darin auftauchen.
Man kann Western, die in sozialistischen oder kapitalistischen Ländern gedreht wurden, überspitzt gesagt recht einfach unterscheiden: Im Sozialismus werden die Indigenen Amerikas üblicherweise positiv und als Helden dargestellt (weise, edel, naturnah, gegen den Klassenfeind kämpfend). Im Kapitalismus sind die Cowboys die Helden und die Indigenen gelten als Feind (brutal, unzivilisiert, der Sprache nicht mächtig).
Der (akustisch ziemlich stressige) Film, der im TV lief… zeigte entsprechend zwei Indigene, die in kurzen Sätzen sprachen und das Haus einer Frau abbrannten, während es bei Karl May Blutsbrüderschaft gibt. Nun stehen aber auch die Winnetou-Filme mit dem Helden Winnetou und die Karl-May-Festspiele in der Kritik, rassistisch zu sein. Wieso, weshalb, warum?
Das erörtert der Podcast mit einem Moderations-Duo: Ben (der o.g. Schauspieler) und Linda, die sich mit Themen wie Rassismus auskennt. Ben hadert mit sich selbst und seiner Familie, Linda wirft den Blick von außen drauf. Mit Linda konnte ich mich - trotz einiger Positionen, die ich teile - nicht so warm werden, aber sie bringt viele Perspektiven und Fachwissen ein.
[gemecker]Mir ist der selbst bei diesen jungen Leuten noch immer existente herablassende Unterton gegenüber Menschen aus dem Osten Deutschlands aufgefallen - quasi Othering vor der eigenen Haustür. Aber vielleicht fällt mir das nur deshalb auf, weil ich dafür sensibilisiert sind.
Sie interviewen verschiedene Menschen, die mit den Festspielen und der deutschen Karl-May-Szene zu tun haben (es gibt ja mehrere Bühnen deutschlandweit), sprechen mit Indigenen (sie zeigen zum Beispiel einem Amerikaner Szenen aus dem Festspiel) und überlegen, wie sich die Stücke verändern lassen.
Auch wenn man mit der Szene nichts tun hat, so ist der Podcast doch interessant, weil er ein allgemeines Thema an einem konkreten Beispiel aufgreift.