Titel: Dance with the Rising Devil
Genre: General
Warning: Pre-Manga, leichtes Het und ShônenAi
Rating: PG 16 - Slash
Personen: Luzifel, Jibril, Michael
Inhalt: „Ich warne Euch deutlich davor noch einmal zu versuchen, mir vorzuschreiben, was ich bezüglich meines Bruders zu tun habe.“
Kommentar: Ein weiterer OneShot, der mich Nerven, aber vor allem Zeit gekostet hat. Ich habe keine Ahnung wie lange ich jetzt an dessen Fertigstellung gesessen habe, aber länger als ein ganzes Jahr bestimmt, daher auch wieder die monströse Länge.
mangacrack
Some say the world will end in fire,
Some say in ice.
From what I've tasted of desire
I hold with those who favour fire.
Luzifel konnte nicht anders als schwer seufzend sich in seinem Sessel zurücklehnen und sich zu wünschen, dass ihn doch bitte jemand erlösen würde. Um ihn herum debattierten die Engel erhitzt über ein vielleicht sehr wichtiges Thema in ihren Augen, doch Luzifel hatte Schwierigkeiten sich jenes überhaupt zu merken, geschweige denn der Diskussion zu folgen. Möglicherweise war es ein ernstes Thema, doch in seinem Ohren wurden die Gespräche zu einem konstanten Rauschen, das ihm Kopfschmerzen bereitete und das Pochen hinter seinen Schläfen nur noch verstärkte, das von der schieren mudanen Langeweile ausgelöst wurde, die ihn erfasst hatte, seit er zu dieser Gesellschaft erschienen war.
Zum sechsten Mal in einer Viertelstunde goss Luzifel sich sein Wasserglas nach, um daran zu nippen. Er hatte davon abgesehen Wein oder etwas Stärkeres zu sich zu nehmen, egal wie sehr es ihm danach verlangte, denn er war sich nicht sicher, ob er mit fallenden Hemmschwellen nicht doch einfach dieser Ort hier zusammen mit seinen Bewohnern in die Luft jagen würde. Die Engel, die ihn umgaben und zu dieser Veranstaltung gezwungen hatten, gingen ihm schrecklich auf die Nerven. Das Bild vor ihm war eines der absoluten Lächerlichkeit. Engel redeten, plauderten, schwatzten miteinander wie Gänse. Es fehlte nur noch, dass sie mit ihren Flügeln flatterten wie gackernde Hühner.
Nun, sie hatten wohl nichts Besseres zu tun.
Jemand sollte dringend einmal kommen und eine Bombe in ihre Mitte werfen, damit der Himmel frei ist von diesen nervenden Dilettanten, dachte Luzifel. Aber schöner wäre eigentlich ein eigenes Zuhause.
Denn der Himmel wurde ihm langsam zu klein, zu eng und zu bewohnt. An jeder Ecke strahlte einem das prächtige Weiß entgegen, das hier so vergöttert wurde und man konnte keine Unterhaltung führen, ohne dass nicht Gott Jahwe in allen Tönen und Arten gelobt wurde.
Wäre es mir erlaubt, würde ich jeden einen Kopf kürzer machen, der es nicht schafft zwei einzelne Gehirnzellen aneinander zu reiben.
Aber nein es war ja ein Verbrechen andere Engel zu töten!
Luzifel empfand die Dummheit, die sich im Himmel ausbreitete wie ein ansteckendes Virus sehr, sehr viel schlimmer. Vielleicht würde es ja endlich mal ein paar Leute kurieren, wenn er mal ausfallend wurde? Wenn er Glück hatte, würden sie ihn sogar in Ruhe lassen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass das geschehen würde … Luzifel seufzte und kehrte zur der einzigen Beschäftigung zurück, der hier nachkommen konnte: Engel beobachten und ihnen Nummern auf der Skala seines Interesses verpassen.
Sein Blick fiel als erstes auf den Engel, der am meisten bedrängt wurde und daher von dem höchsten Interesse war, nachdem er selbst deutlich gemacht hatte, dass er keine Gesellschaft wünschte. So war es eben Jibril, die vielleicht als einziger weiblicher Hoher Engel in diesem Raum selbstverständlich von lauter Männern umringt war. Nicht das die Anwesenden hier irgendwelche unlauteren Gedanken hätten, nein das hatte Gott ihnen ja verboten, doch jeder wollte dem schönsten weiblichen Engel nahe sein. Ein wenig in ihrem Glanz baden.
Zugegeben, Jibril konnte man als schön betrachten. Ihre langen Haare, die ihr den Rücken hinab flossen und wie klares Wasser aussahen, ein Schimmer von hellblau, ihre blasse Haut, die wirkte, als wäre sie gerade einem See entstiegen … oder ihre Augen, so rein und tief wie das Meer … all dies mochte die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden hier erregen, doch Luzifel fand Jibril einfach nur oberflächlich und zu sanftmütig. Seiner Meinung nach hatte diese Person nicht einen Funken Verstand in diesem wässrigen Kopf. Deswegen bereute er es keineswegs, dass er den Lehrer einen zu Raphaels Langzeitpatienten gemacht hatte, der vorgeschlagen - suggeriert - hatte, dass Jibril und Luzifel doch die ideale Vereinigung wären. Sicherlich würde Luzifel dafür Gottes Segen bekommen, wenn er doch wollte.
Wenn es auch je nur einer wieder sich traut, dies zu behaupten..., dachte Luzifel erzürnt und zerdrückte das Wasserglas in seinen Händen, sodass sich die Scherben in seine Haut bohrten.
Er ignorierte das Blut, das auf die weiße Tischdecke tropfte, sondern sah nur zu, wie die Wunde in Sekunden wieder verheilte. Ärger tobte in ihm, als zurück an diesen … diesen Freveler dachte, der es gewagt hatte zu denken … Luzifel merkte, dass still im Saal geworden war und fast alle zu ihm herüber sahen. Vorsichtig, Angst erfüllt und äußerst respektvoll. Offenbar war er doch ein wenig über die Stränge geschlagen, mit seinem aufwallenden Ärger.
„Macht weiter“, sagte er und winkte ab.
Man gehorchte, jedoch blieben ein paar verstohlene Blicke und ein leiserer Ton als zuvor. Ein angenehmer Umstand zwar, jedoch war er nun wieder Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn auch nur heimlich, weil keiner es wagte ihn anzusprechen. Immerhin schienen sie in ihrer Gottergebenen Art noch zu merken, wenn der Morgenstern schlecht gelaunt war.
Konnte man es ihm eigentlich verübeln?
Schließlich …
„Luzifel-sama?“, sprach ihn jemand von der Seite an. „Wünscht ihr etwas zu essen?“
Das Grollen, das seiner Kehle entwich, glich den Lauten, die Uriels Erbeben produzierten, wenn man den Engel der Erde an einem falschen Tag erwischte. Luzifel sah nicht einmal hin, doch der Engel, der ihn gestört hatte, verschwand mit einem Quieken und schob den Rollwagen mit Essen davon so schnell er konnte. Genervt schnaubte Luzifel und wünschte sich, dass er einfach gehen könnte.
Aber nein, dies war ein Empfang zu Ehren der Elemente und er symbolisierte nun mal das Licht und den Morgen.
Großartig.
Jibril hatte sich in der letzten halben Stunde nicht wirklich fortbewegt, sondern schien ihre Konversationen auf ihrem keuschen Lächeln zu basieren. Raphael stand in einer Ecke und unterhielt sich mit einem Ratsmitglied über, was genau … Techniken und Wege Rosen blau zu färben? Luzifel wollte es nicht genau wissen, aber ihm fiel sehr wohl auf, dass Raphael Jibril den ganzen Abend nicht länger als ein paar Minuten aus den Augen gelassen hatte. Würde man ihn darauf allerdings ansprechen, was Luzifel ernsthaft überlegte zu tun, wenn es denn gegen seine Langeweile helfen würde, würde er es offen und vehement abstreiten, dass er Jibril nachgelüstelt hätte. Uriel war immerhin ehrlich genug, um seinen Unmut offen zu zeigen. Er hatte sich in eine Ecke gestellt, überragte die Anwesenden mit seiner schier unglaublichen Größe und drohte jedem, der sich ihm näherte, mit seiner Sense auf die er sich gestützt hatte.
Machte ihn aus Luzifels Sicht zu dem einzigen sympathischen Lebewesen hier in diesem Raum.
Denn - oh Wunder, oh Wunder - Michael fehlte.
Er war schier weg nicht aufgetaucht, doch das wunderte - trotz der heißen Diskussion darum herum - eigentlich niemanden. Einmal weil Michael offen zugab diese Veranstaltungen fast genauso sehr zu hassen wie Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und zum Anderen, weil er sich vor knapp drei Mondwechseln aus dem Staub gemacht hatte und seitdem nicht wieder gesehen worden war. Sicherlich, man hatte ihn gesucht, suchte ihn noch, doch da der Morgenstern keine Bemühungen unternahm seine Bruder von dort zurück zu holen, wo auch immer er sich befand, sah man es wieder nur als eine von Michaels kleinen Dreistigkeiten.
Jeder hier im Raum rechnete damit, dass der Hüter des Feuers die Versammlung hier absichtlich vergessen hatte und erst morgen zurückkehren würde. Oder gar noch später, weil es keinen interessierte, wo er sich herum trieb.
Alle bis auf Luzifel, doch er war der Letzte, der Michael seine Freizeit nicht gönnen würde. Er hatte eine gute Idee, wo er anfangen müsste zu suchen, wollte er seinen Bruder finden, doch Luzifel sah keinen Grund dazu. Es reichte, wenn er diese Veranstaltung ertragen musste und auch wenn Gesellschaft angenehm gewesen wäre, so zählte der Gedanke, dass sein kleiner Bruder gerade irgendwo den Spaß seines Lebens hatte, deutlich mehr.
„Luzifel-sama“, sprach ihn nun wieder jemand an und Luzifel konnte allein an der Stimme erkennen, dass seine anhaltende Langeweile nun in Genervtheit umschlagen würde.
Er hob den Kopf und setzte ein neutrales Gesicht auf.
„Zachariah-sama“, begrüßte Luzifel den anderen Engel so freundlich wie möglich, der leider Gottes das Recht hatte ihn anzusprechen und zu stören. „Möchten sie sich setzen?“
Luzifel deutete auf den Stuhl, der ihm am Nächsten stand. Er würde jetzt gewiss nicht aufstehen, denn dann vergrößerte sich bloß die Gefahr, dass man ihn wieder belagern würde. Solange er sitzen blieb, hielt sich das in Grenzen.
„Gerne“, antwortete Zachariah.
Er war ein hochgewachsener Engel mit braunem Haar und einem klugen Verstand. Nicht der schlechteste Gesprächspartner, doch Zachariah war ein Seraph, daher Mitglied des Hohen Rates und oben drein auch noch einer seiner Lehrer. Nun zwar nicht mehr, aber so ganz war die Grenze zwischen Mentor und Schüler noch nicht verschwunden, besonders da Zachariah ihn lange genug kannte, um ihn und seine Stimmungen lesen zu können.
„Ich nehme an ihr habt immer noch keinen Gefallen an dieser Versammlung gefunden?“, fragte Zachariah und bewies damit wieder einmal, dass er nicht gewillt war, die von Luzifel errichtete Mauer der gespielten Gelassenheit zu tolerieren.
„Nein“, sagte Luzifel kurz angebunden und mit einem Grollen in seiner Stimme. „Ich sehe auch nicht ganz warum, schließlich ist dies eine Ehrung der Elemente, wozu ich nicht gehöre.“
„Aber Ihr seid der Morgenstern, es ist von großer Wichtigkeit, dass Ihr anwesend seid und euren Segen gibt“, argumentierte Zachariah. „Noch dazu, wo Michael-sama der Engel des Feuers ist.“
Da klang Tadel in der Stimme mit und Luzifel bekam das Gefühl, dass sein ehemaliger Lehrer ihn darüber informieren wollte, dass er - und wahrscheinlich der Rat - der Ansicht waren, dass er selbst besser auf seinen Bruder aufpassen sollte. Ihn erziehen sollte, weil es kein Anderer fertig brachte.
Als ob Michael auf mich hören würde, dachte Luzifel trocken.
„Mein Bruder“, betonte Luzifel die Verwandtschaft, die Zachariah absichtlich unterschlagen hatte, „ist nicht anwesend und solange die vier Elemente nicht vollzählig sind, nutzt es auch nichts diese Veranstaltung fortzuführen.“
Luzifel kümmerte sich keinen Deut darum, warum diese Elemente sich erneut und schon wieder repräsentieren mussten, doch verdammt mögen jene seien, die versuchen würden Michael nicht mit dem angebrachten Respekt zu behandeln. Er sah anhand von Zachariahs Miene, dass er die Warnung verstanden hatte. Keine Ehrung ohne Michael und obwohl er selbst damit in Gefahr lief bis zum Morgengrauen hier zu sitzen, weil einige Herren noch auf das Erscheinen des Feuerengels hofften, so würde er dies eher in Kauf nehmen, als eine erneute Diskriminierung seines Bruders zu zulassen.
Der Fakt alleine, dass man einst bestimmt hatte, sie getrennt zu unterrichten … Luzifel ballte die Faust und unterdrückte den Drang laut heraus zu schreien, wessen Idee das bitte gewesen war. Vermutlich die des Schöpfers und hätte diese frühe Trennung nicht die einzigartige Entwicklung von Michaels Charakter erlaubt, so würde Luzifel allein deswegen den Himmel in ein Schlachtfeld verwandeln. Er hatte genug davon, dass man seinen Bruder - seinen Zwilling - so abschätzend behandelte, ihn wegen seines Aussehens gar als Dämonenkind verschrie.
Dabei fragte sich Luzifel wie man Michael nur als so etwas bezeichnen konnte.
Es bewies nur, dass nie jemand von den anderen Engeln wirklich in Michaels Augen geblickt und die Macht darin gesehen hatte. Das Feuer, das sie versprühten. Die Wärme und das Licht in seiner ursprünglichsten Form.
Nun, gestand Luzifel sich ein, er wusste aber auch nicht, wie er reagieren würde, wüsste er, dass jemand so tief in Michaels Seele geblickt hatte, um ihn so gut zu kennen, wie er es tat. Es gab schließlich einen Grund, warum er zwar die Haltung des Rates und der anderen Engel missbilligte, aber auch nicht korrigierte. Vordergründig sagte er sich, dass sie es nicht verdienten Michaels wahres Wesen zu erblicken. Das sie nicht würdig genug waren, um von dem Licht berührt zu werden, gegen das des Schöpfers und Adam Kadamons lediglich verblassende Sterne waren.
Hintergründig und in seinem Inneren wusste Luzifel, dass er bloß besitzergreifend war und Michael nicht teilen wollte.
Mit niemandem.
„Nun Luzifel-sama, vielleicht solltet ihr eine Weile in den Garten treten, um auf andere Gedanken zu kommen“, suggerierte nun Zachariah.
Der Morgenstern nickte und erhob sich. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm nicht Jibril nachschicken würden. Die Menge im Raum verstummte, als er wortlos auf die geöffneten Türen zu schritt, die zur Terrasse und damit in den Garten führten. Selbstverständlich blickten sie ihm alle nach, waren gefangen von seinem Auftreten und seinem Licht, doch ihn scherte es wenig. Eines Tages würde es ihr Verderben sein, dass sie ihren Blick nicht von ihm wenden konnten und nur wenige würden den Verstand haben fern zu bleiben.
Luzifel nickte Uriel stumm zu, als er an ihm vorbei nach draußen glitt. Der Engel der Erde war einer der wenigen Personen, die seinem Bruder eine faire Chance gaben und sich nicht wegen seinem Äußeren oder seinem Ruf abschrecken ließen. Es mochte an ihrer gemeinsamen Ausbildung zum Element liegen, aber gegeben dessen, dass Michael sich nur sporadisch mit Raphael und niemals mit Jibril zu verstehen schien, war es wohl eher etwas Persönliches. Vielleicht, so mutmaßte er, lag es an der Tatsache, dass Uriel und Michael beide so derartig anders waren. Ihre Größe, die sich jedem Standard widersetzte, ihre Lautstärke und ihre Stille, die Farbe ihrer Flügel …
Bei Uriel war es offensichtlicher, die dunklen Federn brachten immer noch die Umstehenden ins Stauen und einige fürchteten den Engel der Erde genauso sehr, wie sie ihn bewunderten und verehrten. Michaels Flügel jedoch waren anders, fand Luzifel.
Sie waren nicht weiß und aus Sternenstaub gemacht, sondern aus Licht. Aus schier reinem Licht und manchmal, wenn er nah genug war und Michael ihn seine Flügel pflegen ließ, meinte er zu sehen, dass sie ganz und gar aus kleinen Flammen gemacht waren. Wenn er beim Säubern der Flügel seine Finger durch die weichen Federn gleiten ließ, schienen sie ihm bisweilen heißer als alles, was er je gesehen und berührt hatte. Das Leben Michaels unter seinen Fingerspitzen zu fühlen war etwas, das er niemals einem anderen Wesen erlauben würde. Die Gewalt seines Lichts, das sich unter der rauen Oberfläche seiner Seele verbarg, war mächtiger und gleißender als die Erscheinung des Schöpfers und Adam Kadamons zusammen.
Luzifel wusste, dass diese Gedanken nach dem Gesetz Blasphemie waren und das man ihn in Jahwe Namen vermutlich schrecklich bestrafen würde, wenn er je sich dazu bekannte, doch wahre Verleumdung wäre es seiner Auffassung nach Michael nicht als künftigen Fürsten des Lichts zu huldigen.
Niemals würde er selbst oder sein Status als Morgenstern dessen gleichkommen, was Michael in Wirklichkeit war und verkörperte.
Denn er konnte die Dunkelheit in seinem Rücken lauern fühlen, wie sie nur darauf wartete seiner endlich habhaft zu werden und ihre Schatten länger machte, um ihn einzufangen. Eines Tages würde die Dunkelheit ihn einholen und er würde unrettbar darin versinken, doch Michael würden sie niemals habhaft werden. Michael würde die Dunkelheit niemals gefangen nehmen, abstumpfen oder in die Knie zwingen können.
Das würde er nie, niemals zulassen!
Michael ist nicht wie arroganten, überheblichen Engel, welche mich dazu zwingen mehr und mehr wie sie zu werden!, dachte Luzifel.
Sie hatten es angedeutet. Dass er noch mehr lernen würde. Dinge, die ihn mächtig machen würden, ihn mit einzigartigem Wissen erfüllen würde und mehr als dieses Wissen zu nehmen und niemals weiter zu geben, war das Einzige was er würde tun können. Schließlich würden sie sich Michael vornehmen, wenn er sich weigerte und Michael war noch nicht stark oder erfahren genug, um es mit den Hohen Engeln aufnehmen. Man unterschätzte ihn, ganz ähnlich wie die anderen Elementare.
Sie verfügten alle über außerordentliche Talente, doch schienen die anderen Engel dies nicht zu sehen, weil sie so eigentümlich wirkten. Sie allein anzusehen, löste bei vielen Engeln ein befremdliches Gefühl aus. Es hieß der Schöpfer hätte alle Engel - bis auf diese Vier - aus den Mächten des Kosmos gemacht, unaussprechliche Energien, deren Zusammensetzung nur er kannte. Die Vier jedoch waren aus den Elementen geboren worden. Elemente, die in ihrer reinen Form im All seltener vorkamen.
Besonders Wasser und Luft.
Auch Erde, das feine, vielseitige Leben, das sich auf Assiah durchzusetzen begann, war anders als die großen Brocken, die sich Meteoriten nannten und deren Flugbahn niemand kannte. Nur das Feuer blieb an jeglichem Ort gleich, sei es geballte Kraft einer Sonne oder als brodelnde Masse im Kern eines Planeten. So viel Kraft in einer kleinen Kugel, so viel Kraft in einem einzigen kleinen Körper...
„Luzifel-dono?“, fragte eine bedachte Stimme hinter ihm.
Innerlich stöhnte Luzifel und drehte sich um.
Es überraschte ihn nicht Jibril ein paar Schritte von sich entfernt stehen zu sehen. Die Ratsmitglieder waren unaufhörlich bemüht den schönsten weiblichen Engel und den Morgenstern zusammen zu bringen. Ob es Jibrils eigenes Verlangen war, konnte er nicht sagen, doch er vermutete, dass jemand bloß ihr sagen müsste, es wäre Gottes Intention und schon würde sie es selbst glauben.
„Ihr wünscht?“, antwortete er so höflich wie möglich.
Nicht einfach, denn Michael hasste diese Frau, sodass es schwer war nicht aus reiner Gewohnheit für seinen Bruder Partei zu ergreifen und Jibril davon zu jagen. Allein der Fakt, dass sie von zwei Dienstmädchen beobachtet wurden, hielt ihn davon ab. Sie waren hier um zu beobachten und um zu berichten, wem auch immer sie insgeheim gehorchten, denn Jibril mochten sie bewundern und verehren, aber der wachsame Ausdruck in ihren Augen deutete, dass sie nicht höflich wegsehen würden, wie es richtig gewesen, wäre der Engel des Wassers ihre Herrin.
Ein weiterer Unterschied zu Michael, erkannte Luzifel, er duldet niemanden anderen als Bal in seiner Nähe.
Bal, welche Michael an niemandem verraten würde, an vielleicht niemandem außer ihm selbst.
Frauen sind schrecklich schwache Kreaturen, dachte Luzifel mit Verachtung.
„Meine Wenigkeit verlangt zu wissen, ob Euer Bruder noch heute hier erscheinen wird“, sprach Jibril. „Es ist von Wichtigkeit, dass Er seine Pflichten wahrnimmt.“
„Wer ist Sie, dass Sie zu bestimmen sucht, was des Feuers Pflichten sind?“, gab Luzifel formal, aber absolut gleichgültig zurück. Er beherrschte die Amtssprache besser, auf diesem Wege würde sie ihn nicht in Bedrängnis bringen können.
Denn Jibril war nicht die Erste, die ihn dazu aufforderte Michael in seine Schranken zu verweisen, aber er würde der Letzte sein, der dies tat und dennoch der Einzige blieb, der es konnte.
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