Titel: Zum Schutz des Bösen
Genre: Hurt/Comfort
Warning: Dark, AU, Mentions of Violence and Torture, Hints of Slash(?)
Personen: Michael, Raphael
Inhalt: „Warum Michael?“, fragte er. „Warum musst du dich immer wieder mit Sevothtarte anlegen?“ - „Weil der Himmel nicht ihm gehört, sondern mir und Luzifer!“
Kommentar: Ein neuer OneShot zu Angel Sanctuary. Er ist ein wenig anders, nicht nur unter dem Aspekt des Alternativen Universums, sondern auch weil die Geschichte hier von etwas dunklerer Natur ist. Aber ich wollte es schon immer einmal ausprobieren. Mal sehen, wie das ankommt. Das die Warnung auf Englisch sind ist reine Gewohnheitssache. In deutschen Geschichten begegnen sie mir nicht und geeignete Übersetzungen fand ich nicht. Oh und: in einigen Geschichten bezeichnen sich Engel stets als 'Brüder und Schwestern' … ich habe hier das ein wenig übernommen.
mangacrack
The war has never been between Light and Dark,
but rather, between them and everything else.
„Hast du es immer noch nicht gelernt, Michael?“, fragte Raphael leise.
Seine Hand ruhte auf der Stirn des Feuerengels, um sich dessen körperlichen Zustand genauer anzusehen. Kaum das er einen ersten Einblick gewonnen hatte, begann er sofort mit seinen Windkräften auf die Temperatur Einfluss zu nehmen, in dem er die Luftfeuchtigkeit verringerte. Michael hatte es lieber warm und trocken, als nass und feucht. Wasser hatte er noch nie ausstehen können, doch leider sagte der Anblick des im Bett liegenden Engels, dass in jüngerer Zeit sehr häufig damit Bekanntschaft gemacht hatte.
„Nein“, gab Michael leise von sich.
Seine Augen waren geschlossen und offensichtlich kämpfte Michael gegen die Müdigkeit an, die ihn zu überfallen drohte. Raphael war froh, dass er ihn endlich dazu gebracht hatte, sich hinzulegen und sich auszuruhen. Es war schwer genug gewesen, doch der Fakt, dass er es geschafft hatte, zeigte deutlich wie schlecht es um Michael stand. Vorsichtig fing Raphael an Michael mit seinen Kräften zu heilen, doch es gab nicht viel, was er tun konnte. Er zog die dicke Decke, unter der Michael lag, noch ein bisschen weiter hinauf, sodass er fast in dem Bett versank, aber kein Prostest wurde laut.
Raphael seufzte und hasste sich selbst dafür, dass er nicht mehr tun konnte.
Das Eiswasser, in das man Michael immer wieder geworfen hatte, hatte verheerende Auswirkungen auf dessen Feuerkräfte gehabt. Es war nichts, was Raphael nicht wieder hinbekommen würde, aber es brauchte Zeit. Zur Zeit konnte er nicht mehr tun, als zu versuchen diese schrecklichen blauen Lippen loszuwerden zusammen mit der eisig, viel zu hellen Haut.
„Warum Michael?“, fragte er. „Warum musst du dich immer wieder mit Sevothtarte anlegen?“
Damit gerechnet, noch eine Antwort auf die Frage zu bekommen, die er eher an sich selbst gerichtet hatte, hatte Raphael nicht.
„Weil … weil der Himmel nicht ihm gehört, sondern mir und Luzifer. Ich gebe ihn nicht so einfach auf“, flüsterte Michael und seine Augenlider zuckten, bevor sie sich hoben.
Goldene Augen starrten ihn an und das kleine, aber kämpfende Feuer in ihnen waren das Einzige, das Raphael wirklich versicherten, dass Michael sich wieder erholen würde. Langsam setzte sich Raphael zu Michael auf das Bett und ergriff dessen Hand. Er drückte sie, daran die Bitte enthaltend, dass Michael in Zukunft vorsichtiger sein würde.
„Ist der Himmel es wert, dass du dich für ihn opferst, Michael?“, fragte Raphael.
„Er ist unser Zuhause. Luzifer war es, der ihn gebaut und geschaffen hat“, meinte Michael leise, aber so fest wie es ihm seine gequälte Kehle erlaubte. „Es lohnt sich dafür zu kämpfen.“
Aus dem letzten Satz hörte Raphael die leichte Anklage heraus. Ein Grund für die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen. Raphael half Michael jedes Mal, wenn er Hilfe brauchte oder verarztet werden musste, zwei Umstände die häufig genug auftraten, doch aktiv kämpfen würde und konnte er nicht. Nicht solange Sevothtarte Barbiel in seiner Gewalt hatte und selbst ohne das Druckmittel gegen ihn, würde er es sich zwei Mal überlegen, ob bei dem Widerstand mitmischen würde, den Michael anführte.
„Aber nicht allein“, versuchte Raphael nicht zum ersten Mal Michael klar zu machen.
Er würde er nicht ertragen Michael an so etwas kaltes, korruptes und verachtenswertes wie dem Himmel zu verlieren. Aber er befürchtete, dass er sich eines Tages dieser Aussicht würde stellen müssen, denn nichts und niemand hatte Michael in den letzten Jahrtausenden dazu bringen können von dem Entschluss zu abzuweichen den Himmel wieder zurück zu erobern. Zurück aus der Diktatur Sevothtartes.
„Ich … ich werde nicht aufhören, Raphael“, sagte Michael. „Niemals. Der Himmel gehört mir.“
„Sie werden dich vielleicht eines Tages dazu zwingen“, erwiderte Raphael.
„Nein“, sagte Michael mit einem seltsamen Unterton in seiner Stimme. „Das werden sie nicht. Und ich verspreche dir, dass ich nicht wie Jibril enden werde.“
Raphaels Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er an die eisige und grausame Frau dachte, die einst der Engel des Wassers gewesen war. Bis heute wusste er nicht wie Sevothtarte es angestellt hatte, ihren Charakter so umzudrehen. Erstellte Theorien besagten, dass sie seine Puppe war, denn ihr charakterliche Wandel von einst zu jetzt ging weit über jede mögliche Manipulation hinaus und Raphael wollte nicht glauben, dass Jibril aus freien Stücken Freude daran fand ihren großen Bruder, den Engel des Feuers, in Eiswasser zu baden.
„Wieso tust du dir das immer wieder an, Michael?“, fragte Raphael und zog die Hand zurück, die er die ganze Zeit gehalten hatte. „Das führt doch zu nichts.“
Ein grimmiges, aber zufriedenes Lächeln huschte über Michaels Lippen.
„Ich habe nie behauptet, dass ich mir das umsonst antue“, sagte er. „So verrückt bin nicht einmal ich.“
Verwirrt über Michaels triumphalen Ton in der Stimme, blickte Raphael ihn genauer an und beugte sich näher an ihn heran.
„Was meinst du damit?“
Michael schaffte ein böses Grinsen zu fabrizieren, als er das Preis gab, weswegen er diese Tortur überhaupt ertragen hatte.
„Wir haben Alexiel gefunden! Und sie war erfolgreich.“, sagte er mit nicht wenig Freude in der Stimme.
„Nein!“, antwortete Raphael. „Seit ist sie Jahrhunderten verschollen. Sie ist von ihrer Sache nach Luzifer nie zurück gekehrt, geschweige denn das wir wissen, ob es ihr gelungen ist, ihn zu finden.“
Es war kaum zu glauben, doch immerhin kannte Raphael nun den Grund, warum Michael in Verhältnismäßig guter Stimmung war. Wenn er erfahren hatte, dass Alexiel irgendwo da draußen war, womöglich mit Informationen über seinen Bruder, dann würde kein Eisbad der Welt ihn aufhalten können.
„Oh, es ist ihr gelungen“, sagte Michael und es klang Heiterkeit in seiner Stimme mit. „Sie kam nur nie dazu mir zu sagen, wo er ist. Sevothtarte wusste das sie eine Gefahr darstellte, also hat er versucht sie beseitigen. Doch er hat versagt.“
Das breite Grinsen sagte Raphael, dass Michael es nicht nur freute Alexiel gefunden zu haben, weil sie erfolgreich gewesen war und es geschafft hatte sich vor Sevothtarte zu verstecken. Es war auch persönlicher Stolz, denn es war Michael gewesen, der sich Alexiel angenommen hatte, als Luzifer sie aus ihren Gefängnis befreit und dafür bezahlt hatte. Man konnte mit Recht behaupten, dass sie seine Schülerin geworden war und es war auch sie gewesen, die sich an Michaels Stelle auf die Suche nach dem Mann gemacht hatte, der ihre einzige Hoffnung auf einen Sieg war.
Denn Michael wollte … konnte den Himmel nicht verlassen, weil sonst Sevothtarte all jene umbringen würde, nicht so frei und mächtig waren, so einfach zu gehen wie Uriel es getan hatte. Bis heute fragte sich Raphael mit einem Schaudern, wie die Welt wohl aussehen würde, hätte Sevothtarte den Engel des Todes und der Gerechtigkeit in seine Finger bekommen.
„Wo ist sie?“, fragte er, um auf andere Gedanken zu kommen. „Wo ist Alexiel?“
Nach den Quellen fragte Raphael nicht. Zu seinem eignen und zu deren Schutz. Aber er hatte natürlich seine Ahnungen, auch wenn niemand auf den ersten Blick Michael und Zaphikel miteinander in Verbindung bringen würde. Doch so wenig Sinn es auch machte, warum diese beiden sich so gut verstanden, so blieb bei Alexiel eigentlich nur eine sichere Quelle offen, besonders wenn Sevothtarte davon nichts wusste.
„Sie … sie ist … auf der Erde“, sagte Michael mit einem Husten. „Lebt dort unter dem Namen Setsuna Mudo in dem Körper eines jugendlichen Japaners. Offenbar hat sie ihre Seele nach Assiah geschickt, um Sevothtarte Häschern zu entkommen und wurde dort wiedergeboren.“
Japaner … Raphael gab zu, dass diese Frau wusste, was sie tat. Mächtig oder nicht, sie waren alle immer noch Schöpfungen Jahwes und das Christentum war in diesem Land kaum vertreten. Im Gegenteil, es wurde von Naturgöttern beherrscht, die absolut nichts mit Gott zu tun hatten. Einen besseren Ort zum Verstecken hatte sie kaum finden können.
„Was wirst du tun?“, fragte Raphael.
Das 'nachdem du gesund geworden bist' ließ er von vorneherein weg. Er konnte nur hoffen, dass Michael sich schonen würde. Ein bisschen zumindest.
„Ich werde zusehen, dass wir mit ihr Kontakt aufnehmen können. Dass Sevothtarte nichts merkt, dafür habe ich mit besten Mitteln gesorgt. Jemand, der nicht wollen wird, dass ihr etwas passiert. Wir werden nur einen Ort finden müssen, von wo wir aus operieren können.“
Schnell strich Raphael aus seinem Geist, dass die Andeutung er eigentlich nur einer sein konnte und er wollte wirklich nicht wissen, wie Michael diesen Wahnsinnigen als Verbündeten hatte gewinnen können.
Rosiel sollte man besser in Ruhe lassen.
„Ich nehme an, dass du bereits dir darüber Gedanken gemacht hast?“, fragte Raphael.
Es gab kaum etwas, was Michael nicht mit einbezog, wenn er denn mal zugab, dass er seinen Verstand öfter benutzte, als er es Sevothtarte glauben lassen wollte. Aber was wollte man von Luzifers Zwilling schon anderes erwarten? Michael war mindestens so mächtig und verschlagen wie er. In diesem Punkt stand er seinem Bruder nichts nach.
„Anagura!“, sagte Michael und lachte mit Anstrengung über Raphaels ungläubiges Gesicht.
„Wie...?“
„Oh bitte“, fuhr Michael fort und versuchte eine wegwerfende Handbewegung zu machen. „Die Dämonen von Gehenna haben sich mit Drachen verbündet. Sie beten sie an und ihre Prinzessin kann sie sogar beschwören. Als Wächter des Feuers war es nicht schwer sie zu kontaktieren.“
Während des letzten Satzes tippte Michael mit einem Finger auf seine Wange, wo der Drache eintätowiert war. Das Versprechen Luzifers, dass er eines Tages zu Michael zurückkommen würde und das Zeichen, das ihn Geschöpfe der Natur unterstellt waren, die ihm folgen und gehorchen würden.
„Das sind gute Neuigkeiten“, sagte Raphael und lächelte, um Michael endlich um Schlafen zu bringen.
Was er nicht sagte, als dessen Augen sich langsam schlossen, war die lange Reihe von Möglichkeiten, was den alles schief gehen könnte. Denn selbst wenn sie Sevothtarte beseitigten, der Jibril, Metatron und den Großteil des Himmels kontrollierte, war da immer noch Jahwe, die Dämonen in der Hölle, die nicht auf ihrer Seite standen und das sehr wacklige Gleichgewicht der Natur. Doch selbst wenn sie gegen all das irgendwie bestehen würden, würden sie die Welt dennoch in den Krieg stürzten. Unzählige würden sterben. Unschuldige.
Aber Raphael konnte nicht anders als hoffen, dass Michael Recht hatte und Luzifer zurückkehren würde. Denn alleine konnte selbst er nicht gegen Gott ankommen und Gerechtigkeit walten lassen.
So lauschte der Engel des Windes den gleichmäßiger werdenden Atemzügen Michaels.
„Raphael...“, murmelte Michael abwesend.
„Ja?“, fragte er den weg-nickenden Engel, der mit seinen Gedanken schon halb im Land der Träume war.
„Wir können diesen Krieg nicht verhindern“, kam es leise von dem geschundenen und immer noch frierenden Engel, „Aber ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, um ihn so früh wie möglich wie wieder zu beenden.“
Als Michael schließlich eingeschlafen war und Raphael an seinem Bett wachte, stellte er fest, dass er sich sehr auf den Tag freute, an dem Luzifer Sevothtarte oder wahlweise auch Jibril dafür die Kehle herausreißen würde, dass sie es gewagt hatten seinem Zwilling auch nur ein Haar zu krümmen.
Und er wäre derjenige, der dafür sorgte, dass Luzifer sogar von jeder einzelnen noch so kleinen Schramme erfahren würde.
xxx
Eine Art sehr dunkle Version zum Manga mit Andeutungen für Folter, Spionage, Manipulationen etc. … aber mit gefällt die Idee. Es ist eine Alternative, wo Michael sehr viel früher von Gottes Natur durch Luzifer erfahren hat. Im Manga wird andeutet, dass Michael zumindest derartiges geahnt, aber es als nicht wirklich bedeutsam empfunden hat. Nicht nach dem Schmerz des Verrates. Alexiel war eine Änderung, die mir Spaß angemacht anzudeuten. Demnach ist sie für Luzifer und Michael eher eine Tochter/eine Schülerin als eine Geliebte/eine Widersacherin. Ob Rosiel wirklich wahnsinnig ist oder nur so tut und Michael sich einfach trotzdem mit ihm versteht … eure Sache X) … und das Michael Schutzherr der Drachen ist, ist zwar meine persönliche Erfindung, aber es erschien mir irgendwie nur logisch. Drachen sind aus Feuer gemacht und wenn Uriel über die Tiere der Erde, Jibril über Fische und Raphael über Vögel regiert (sollte, als Hüter der Natur), dann erschien mir diese Schlussfolgerung eigentlich nur passend.
Wen der Titel verwirrt, sollte sich darüber Gedanken machen, wer aus Gottes/Sevothtartes Sicht die Bösen sind und wofür sie eintreten.
mangacrack