In der Falle

Sep 16, 2023 22:07

Team: D.A.V.E.
Challenge: Angst - In die Enge getrieben (fürs Team)
Fandom: Nocturne Whispers
Charaktere: Aidan Harper, sein Mörder
Das Gegenstück hierzu. Weder besonders gut, noch plausibel. Lebt damit. xD


Vermutlich war es ein Wunder, dass es überhaupt so lange gedauert hatte, bis er gefunden wurde. Schließlich hatte er sich entgegen aller Warnungen nicht besonders bedeckt gehalten. Aber es war nicht seine Art, den Kopf in den Sand zu stecken und abzuwarten was als nächstes passierte. Schon gar nicht, wenn seine Schwester bereits mitten in der Schusslinie stand.
Zwar ging Aidan nach wie vor nicht davon aus, dass einer der beiden Vampire sie töten würde, bevor sie ihn gefunden hatten, aber ein Restrisiko bestand immer. Besonders dieser John schien unberechenbar zu sein. Die im Grunde wahnwitzige Art, wie er Lamont, der Aidan und Faith nicht nur unfreiwillig zu Werwölfen, sondern sie auch zu den nächsten Opfern einer Blutrache der besonders hartnäckigen Art gemacht hatte, ermordet hatte, sprach nicht für einen besonnenen Charakter.
“Sie sind nicht einfach zu finden, Mr. Harper”, erklärte ebendieser Vampir gerade und lächelte, als würde er einen alten Freund wiedersehen. Wenn man die lange Reihe an Werwolfleichen bedachte, mit denen Aidan allein durch seine Bisslinie verbunden war, stimmte das vielleicht sogar.
“Ich hatte das Gefühl, dass Sie eine gute Herausforderung schätzen”, ließ er sich erstmal auf das Spiel ein. Jetzt ging es vor allem darum, Zeit zu gewinnen. Ob er es schaffte, eine Nachricht an Santiago zu schicken? Oder Lauren? Nicht Faith, die würde auf keinen Fall leben auf dieser Situation gehen.
Die kalten Augen des Vampirs folgten jeder seiner Bewegungen, das Lächeln wurde etwas breiter. “Auch die beste Jagd muss einmal ein Ende haben, finden Sie nicht?”
Schulterzuckend antwortete er: “Das kommt immer darauf an, auf welcher Seite man steht.”
Er hatte seinen Kontakt für zuverlässig gehalten. Für vertrauenswürdig. “Was haben Sie ihm geboten?”, fragte er ehrlich interessiert. Vielleicht spielte es eigentlich keine Rolle, aber er wollte wissen, wofür er verraten worden war. Was sein Leben wert war.
“Jeder ist käuflich. In Ihrem Geschäft sollten Sie das wissen. Ich habe einfach ein besseres Angebot gemacht als Sie. Sie sollten es nicht persönlich nehmen.”
“Sehen Sie es mir bitte nach, wenn mir das im Moment schwer fällt.”
“Wenn es Sie beruhigt, ich habe ihm nicht gesagt, warum ich Sie suche.”
Das tat es auf eine merkwürdige Art sogar. Aidan beobachtete, wie der Blutsauger einen Dolch hervorzog. In seiner Hosentasche vibrierte sein Handy.
“Erfahre ich wenigstens, welcher Teil des Duos Sie sind?” Zum wiederholten Mal sah er sich um, aber der Ort war gut gewählt. Eine einfache Seitengasse nahe des Hafens. Keine Wohnhäuser in der direkten Umgebung, nur abgeschlossene Lagerhallen. Sein Kontakt arbeitete hier, daher hatten sie sich öfter an dieser Stelle getroffen. Er kannte sich hier aus aber gegen jemanden der fest entschlossen war, ihn umzubringen war das hier denkbar schlechtes Terrain. Schon gar nicht wenn seine Gegner Vampire waren. Und der andere irgendwo in seinem Rücken stand.
Zum ersten Mal tauchte so etwas wie Interesse im Gesicht seines Gegenüber auf. “Sie werden Ihrem Ruf gerecht, Sie sind wirklich gut informiert. Ein Jammer, dass es Sie nicht retten wird.” Das Bedauern in der Stimme klang sogar glaubwürdig.
“Ich arbeite nicht mit Mördern.”
Die Klinge des Dolches reflektierte das kalte Licht der Straßenlaternen. “Es spielt sowieso keine Rolle. Planen Sie, es uns schwer zu machen?”
“Erwarten Sie ernsthaft, dass ich mich einfach töten lasse?”
“Vielleicht. Für den richtigen Preis.”
Bastard. “Faith…” Sie würde es niemals einfach hinnehmen, wenn er tot war. Aber sie war zu unkontrolliert, selbst ihre neue Bekanntschaft unter den Jägern würde sie nicht davon abhalten können, Rache zu suchen. Und dabei umzukommen.
“Richtig. Ein paar Jahre Aufschub für deine unterhaltsame kleine Schwester. Wir verschwinden aus der Stadt. Und wenn ihre Zeit gekommen ist, wird sie es nicht einmal merken. Sobald auch nur ein Fleck auf meinen Anzug kommt, ist der Deal hinfällig.”
Verdammter Bastard. Aidan ballte die Hände zu Fäusten und kämpfte die Wut nieder. Es wäre so einfach, die Kontrolle über die Bestie loszulassen. Und was dann? Er war kein Kämpfer, war es nie gewesen. Die beiden Vampire hatten schon unzählige andere auf dem Gewissen, das sprach dafür, dass sie gut waren. Natürlich könnte er es darauf ankommen lassen. Aber Faiths Leben riskieren? Wenn auch nur einer der beiden davonkam, war er trotzdem tot und Faith die nächste. Jede Chance, ihnen das Handwerk zu legen zunichte. Sie waren so nah dran.
So verdammt nah dran. “Glauben Sie nicht, dass Sie so leicht davonkommen werden”, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit.
“Ich weiß, dass ich davonkommen werde. Also?”
“Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie Faith in Ruhe lassen werden?”
“Für ein paar Jahre, ja. Ich stehe zu meinem Wort. Mein Partner ebenfalls.”
Faith würde ihn dafür hassen. Jüngere Schwester hin oder her, sie war immer sehr deutlich in ihrem Beschützerinstinkt gewesen. Aber er würde auch alles tun, um sie zu schützen. Also nickte er.
Das nächste was er spürte war ein harter Schlag gegen seine Brust. Dumpfer Schmerz. Er konnte nicht mehr atmen. Im nächsten Moment fand er sich auf den Knien wieder, unfähig, sich aufrechtzuhalten.
In Filmen ging das schneller… sein Handy. Seine Finger waren taub, als er es entsperrte. Er sollte es nicht tun. Aber sein Netzwerk war seinen Mördern vollkommen egal. Was Aidan nicht egal war, war die Nachricht, die er bekommen hatte. Er hatte kaum Zeit sie zu lesen, bevor ihm das Handy aus der Hand genommen wurde.
Hau da ab. Sofort.

120 minuten, nocturne whispers, luina schreibt, sommerchallenge

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