Ficathon:
Das WaisenhausFandom: Harry Potter
Prompt: [2574] Perogiveric in irgendeiner Kombi | What's going on the floor? / I love this record, baby / But I can't see straight anymore / Keep it cool, what's the name of this club? / I can't remember but it's alright, a-alright / Just dance, gonna be okay ["Just dance", Lady Gaga]
Promptsteller*in: tears_into_wine
Für:
schmokschmok, weil ich ihr niemals irgendetwas, das ich je zu einem Perogiveric-Pairing schreiben werde, nicht widmen könnte.
Soundtrack: R5 -
Did You Have Your Fun? dancefloor
»O-kay«, sagt Roger und weil er das Gefühl hat, dass das vielleicht ein bisschen undeutlich geklungen hat, versucht er es gleich noch einmal: »Okay?«
Olivers Gesicht vor ihm verzieht sich und sieht mit einem Mal sehr skeptisch aus. Das ist auf der einen Seite ein bisschen besorgniserregend, weil Oliver normalerweise nie skeptisch ist, aber auf der anderen Seite so unfassbar niedlich, dass Roger gegen seinen Willen lachen muss. Ihm kommt der Gedanke, dass er möglicherweise ein bisschen betrunkener ist als gedacht.
»Okay was?«, unterbricht Oliver Rogers Versuch, sich an Anzahl und Reihenfolge seiner Drinks zu erinnern, und zieht die Augenbrauen noch etwas mehr zusammen. Das macht er andauernd, wenn Roger Satzfetzen fallen lässt und dann einfach aufhört zu reden (was zugegebenermaßen ziemlich häufig passiert, weil er schneller denkt, als er reden kann).
»Okay«, beginnt Roger noch einmal von vorne, denn das ist eigentlich echt kein schlechter Satzanfang, und dann zuckt er mit den Schultern. »Ich mag das Lied«, sagt er und versucht so zu klingen, als würde er mit diesem Satz nicht nur verstecken wollen, dass er keinen blassen Schimmer mehr hat, was er ursprünglich sagen wollte, »tanzt du mit mir?«
»Lieber nicht«, wehrt Oliver ab, pflückt wie beiläufig Rogers Glas aus seiner Hand und trinkt es in einem Zug aus. Roger ist etwas beeindruckt, weil es bestimmt noch halb voll gewesen ist und der Barkeeper es mit dem Alkohol etwas zu gut gemeint hat, aber er sagt nichts dazu, sondern grinst nur anerkennend und wendet sich dann zu Percy um.
»Aber du tanzt mit mir, oder? Komm schon, wir werden jede Menge Spaß haben!«
Percy erstarrt, wie immer, wenn Roger ihn unvermutet (oder überhaupt) anspricht. Seine Ohren werden rot und seine Augen weiten sich hinter der Hornbrille ein bisschen und im ersten Moment öffnet er nur den Mund, ohne einen Ton hervorzubringen. Roger findet das unheimlich süß, aber er hütet sich davor, das laut zu sagen, weil das normalerweise dazu führt, dass Percy für den Rest des Abends nicht mehr auffindbar ist.
Da er heute trotz des Alkohols in seinem Blut so vorausschauend ist, seinen Mund zu halten, kommt Percy allerdings tatsächlich dazu, zu murmeln: »Ich kann nicht tanzen.«
»Oh, bitte«, schnaubt Roger, weil das die fantasieloseste Ausrede ist, die er jemals gehört hat, »erstens kann niemand hier tanzen und zweitens hast du dafür ja mich.« In seinem Kopf ist das eine vollwertige Aussage gewesen, aber er sieht an den hilflosen Blicken, die Percy Oliver zuwirft, dass der ihn nicht ganz verstanden hat. (Oder vielleicht auch einfach nicht weiß, was er antworten soll.) Das wiederum verwirrt ihn, bis er anfängt, darüber nachzudenken, ob er und Percy vielleicht aneinander vorbeireden, wenn sie von tanzen sprechen.
Percy ist die Art von Mensch, die im lautesten, überfülltesten Club der ganzen Stadt mit diesem Wort Standardtänze bezeichnen und sich überhaupt nicht wundern würde, wenn Roger ihn zu einem Walzer auffordern würde. Zumindest glaubt Roger das.
Bevor er nachfragen kann, um sicherzugehen, schlingen sich von hinten zwei Arme um ihn und im nächsten Moment schmiegt er sich in Cedrics Umarmung und dreht den Kopf. »Tanzt wenigstens du mit mir?«
Er muss wie ein quengelndes Kleinkind klingen, denn Cedric hebt die Augenbrauen, beugt sich vor und flüstert in sein Ohr: »Wie viel hast du getrunken?«
»Hm«, macht Roger, zuckt mit den Schultern und nimmt seinen zuvor erfolglosen Versuch wieder auf, seine Drinks zu zählen. Er gibt auf, als er feststellt, dass er eine verschwommene Erinnerung an frische Luft und ein paar schlechte Witze besitzt, aber sich nicht sicher ist, ob sie den Club gewechselt oder einfach nur eine Raucherpause gemacht haben. »Nicht zu viel«, antwortet er voller Überzeugung, weil das in solchen Fällen seine Standardantwort ist.
»Ich merk’s«, nickt Cedric und klingt überraschenderweise nur minimal ironisch dabei.
»Genug?«, versucht Roger es noch einmal, als sei das ein Quiz und er müsse die richtige Antwort finden.
»Ich merk’s«, wiederholt Cedric, aber dieses Mal lacht er dabei und dann lässt er seine Arme sinken und greift nach Rogers Handgelenk. »Na gut.«
Roger folgt ihm nur zu gerne auf die Tanzfläche und entdeckt dort, dass Cedric Diggory entweder wochenlang vor einem Spiegel geübt hat oder ihm einfach angeboren ist, was Roger sich selbst so mühsam beigebracht hat. Er ist der angenehmste Partner, mit dem Roger je getanzt hat (und das heißt schon etwas).
Nach drei Liedern schlingt Roger die Arme um Cedrics Nacken und nach vier hört er auf zu zählen. Er ignoriert, dass er etwas außer Atem gerät, immer wieder von fremden Menschen angestoßen wird und die Musik eigentlich gar nicht sein Fall ist. Irgendwann liegen Cedrics Lippen auf seinen und ihm fallen die Augen zu und er lässt sich durch die Zeit und die Menge treiben.
Erst als sie sich voneinander lösen, nimmt Roger die irritierten Blicke der Umstehenden wahr. Er hebt eine Augenbraue (und ja, diese Geste hat er wochenlang vor dem Spiegel geübt) und fragt: »Wo sind wir eigentlich?«
Wenn Cedric davon verwirrt ist, lässt er es sich zumindest nicht anmerken. Stattdessen lacht er und das ist so ansteckend, dass es Roger überhaupt nicht stört, dass die Antwort von der Musik verschluckt wird. Überhaupt ist das viel größere Problem in diesem Moment, dass er langsam Durst bekommt und ihm das ein wenig den Spaß an der Bewegung nimmt.
Percy und Oliver stehen noch genau da, wo Roger und Cedric sie vorhin zurückgelassen haben, und sie sehen erstaunlicherweise nur ein bisschen so aus wie zwei Menschen, die sich in einer überfüllten Disco fehl am Platz fühlen. Irgendwie schaffen sie es anscheinend, trotz der Lautstärke eine Unterhaltung zu führen, und vor Oliver stehen sogar vier große Gläser. (Das ist etwas, worauf man sich verlassen kann: Oliver als Profisportler sorgt dafür, dass jeder von ihnen genug trinkt, wenn sie gemeinsam weggehen. Dass er ständig Wasser bestellt, ist nebensächlich (wie in: etwas, woran man arbeiten kann), findet Roger.)
Cedric leert sein Glas in vier großen Zügen und Roger tut es ihm gleich, ohne irgendetwas zu verschütten. Für jemanden, der immer noch den Standpunkt vertritt, dass er nicht zu viel getrunken hat, ist er vielleicht unangemessen stolz darauf, aber immerhin weist er niemanden lautstark darauf hin, so wie Heather Simmons es bei ihrer Abschlussfeier getan hat, also ist das schon in Ordnung. »Komm, nur ein Lied«, sagt er danach zu Percy, als wären sie nie von Cedric unterbrochen worden.
Eines von Percys unbekannten Talenten ist es, Roger immer wieder die Sprache zu verschlagen, wenn der gerade geglaubt hat, den anderen endlich in- und auswendig zu kennen. Deswegen bleibt er einen Moment lang einfach mit ausgestreckter Hand stehen, als Percy tatsächlich »Aber wirklich nur eins« seufzt und auf ihn zukommt.
Glücklicherweise ist er im Laufe seiner Schulzeit sehr gut darin geworden, sich schnell zu fangen und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Mit einem triumphierenden Grinsen schnappt er sich daher Percys Hand, zieht ihn hinter sich her und lässt gar nicht erst zu, dass der »in angemessenem Abstand« zu ihm von einem Bein auf das andere tritt und nach anderthalb Minuten wieder verschwindet.
Percy räuspert sich zwar ein paar Mal und tritt Roger öfter auf die Füße, als der sich die Mühe machen würde zu zählen, aber er scheint alles in allem nichts gegen enge Umarmungen beim Tanzen zu haben. (Obwohl man das, was sie tun, fairerweise nicht als Tanzen bezeichnen kann. Das, was alle anderen hier tun, allerdings auch nicht, also ist das schon okay.)
Natürlich bleibt es nicht bei einem Lied. Percy scheint auch nicht damit gerechnet zu haben, zumindest protestiert er nicht und fängt nach einer ganzen Weile sogar an, sich irgendwie entspannter zu bewegen. Das ist nur eines von unzähligen Dingen, die Roger innerhalb kürzester Zeit über Percy Weasley gelernt hat: Wenn man ihm etwas Zeit gibt, findet er sich zurecht und passt sich an. Vielleicht ist das nicht einmal etwas, das er bewusst macht, aber es funktioniert immer.
(Eine andere Sache ist, dass er ganz hervorragend küssen kann. Manchmal vergisst Roger das und dann werden seine Knie weich und er kann gar nicht anders, als seine Hände in den roten Locken zu vergraben und die Augen zu schließen, wenn Percy ihn unerwartet angrinst und dann küsst - und es ist nicht der Alkohol, ihn überrascht das auch, wenn er nüchtern ist. Heute ist so ein Abend.)
Irgendwann findet sein Blick zwischen zwei Küssen Cedric und Oliver in der Menge, die ihrerseits ihn und Percy beobachten. Cedric nippt immer wieder an seinem Glas und Roger kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass er vermutlich mit dem Fuß im Takt wippt, und Oliver lehnt an einem Tisch und hebt von Zeit zu Zeit seine Hand, um eine seiner Erzählungen mit Gesten zu unterstreichen oder Cedric wie beiläufig an der Schulter oder am Arm zu berühren.
Das Bild hat etwas sehr Vertrautes an sich und als Roger den Blick wendet und eines von Percys seltenen, gelösten Lächeln einfängt, fühlt er sich merkwürdig zufrieden und lächelt automatisch zurück. Die Musik entspricht noch immer nicht ganz seinem Geschmack und er hat nach wie vor keine Ahnung, wo sie hier überhaupt sind, aber das macht gar nichts.
Für den Moment reicht es ihm, mit Percy zu tanzen und Cedric und Oliver nur wenige Meter von ihnen entfernt zu wissen, um glücklich zu sein.