Ficathon:
Das WaisenhausFandom: Harry Potter
Prompt: [2577] Perogiveric | If I only could decide / But I can't make up my mind / I'm breakin' all my rules because of you ["So in love with two", Mikaila]
Promptsteller*in: tears_into_wine
Für:
schmokschmok again (ich komme mir jetzt schon nervig vor, aber ich ziehe das durch!)
Soundtrack: R5 -
Nine Lives breaking all the rules
Roger rührt betont desinteressiert Milch in seinen Kaffee und tut so, als würde er nicht ganz genau Percys Tür im Auge behalten, als die sich öffnet und ein etwas zerknautscht aussehender Oliver aus dem Zimmer stolpert. »Guten Mor-«, beginnt er fröhlich und mit einem fast unauffälligen Blick auf die handgeschriebene Liste am Kühlschrank, ehe ihm seine Begrüßung im Hals stecken bleibt.
Direkt hinter Oliver taucht nämlich Cedric auf, dicht gefolgt von einem grimmig dreinblickenden Percy, der als einziger mehr als Boxershorts trägt, die Arme vor der Brust verschränkt hat und Roger einen scharfen Blick zuwirft. Nicht, dass der sich davon wirklich beeindrucken lassen würde. Er hat nicht sieben Jahre auf einem Internat verbracht, um sich von so einer Situation länger als ein paar Sekunden die Sprache verschlagen zu lassen.
»Guten Morgen«, wiederholt er also gut gelaunt und greift nach dem Zucker. »Muss ich mich erst danach erkundigen, ob ihr gut geschlafen habt, oder kann ich gleich zu der Frage kommen, die mich interessiert?«
Cedric schnaubt, aber ein Blick auf seine zuckenden Mundwinkel überzeugt Roger davon, dass es amüsiert ist. Alles andere hätte ihn auch gewundert. Percys Augen hingegen verengen sich noch mehr als sowieso schon, doch er hüllt sich in eisernes Schweigen. Oliver allerdings, der morgens eine ganze Weile braucht, ehe er so richtig wach ist, runzelt die Stirn und macht: »Hm?«
»Alles klar, danke«, fängt Roger an, lässt den Zucker wieder sinken, stemmt die Hände in die Seiten und bemüht sich um ein angemessenes Maß Empörung in Mimik und Tonfall, als er weiterspricht: »Ein Dreier ohne mich? Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«
»Weißt du«, grinst Cedric ihn verschmitzt an, fährt sich mit einer Hand durch die Haare und lehnt sich in den Türrahmen, »gedacht haben wir gar nicht mehr viel.« Sie sehen sich einen Moment direkt an und erst, als in ihm der Wunsch nach einem etwas zu langen Guten-Morgen-Kuss übermächtig zu werden droht, wendet Roger sich ab.
Sein Blick fällt auf Percy, dessen Ohren dunkelrot angelaufen sind. Interessiert beobachtet Roger, wie auch Percys Wangen sich unter seiner Musterung langsam verfärben, bis dieser schließlich nicht mehr an sich halten kann und herausplatzt: »Es ist nicht … wir waren betrunken!«
Oliver vergräbt stöhnend das Gesicht in den Händen, ehe er sie wieder sinken lässt und sich an Roger vorbei drängt, um zum Wasserkocher zu gelangen. Vermutlich hat er soeben beschlossen, dass er für diese Art der Unterhaltung eine große Tasse Tee oder, noch besser, Kaffee braucht. Cedric lacht und Roger pfeift anerkennend durch die Zähne. Ein weiteres Mal sieht er betont unauffällig zu der handschriftlichen Liste, die von einem hässlichen gelben Smiley-Magneten an ihrem Kühlschrank festgehalten wird.
Percy folgt seinem Blick und errötet noch mehr. »Nicht so!«, schiebt er schnell hinterher und macht damit absolut gar nichts besser. Das weiß er wahrscheinlich selbst, denn er wartet gar nicht erst ab, bis Roger einen seiner Kommentare abgeben könnte - und Junge, da würden ihm so einige einfallen -, sondern spricht so schnell weiter, dass er sich sogar verhaspelt: »Wir sind einf-… haben einfach etwas getrunken und dann geschlafen, okay? Nicht miteinander, um Himmels willen!«
»Okay«, nickt Roger und verkneift sich ein ›wenn du das sagst‹. Eigentlich ist diese Situation wie geschaffen dafür, noch mindestens drei Witze zu reißen, aber selbst wenn Oliver in seinem Rücken ihm nicht gerade unauffällig einen Ellbogen in die Wirbelsäule stoßen würde - was, nebenbei bemerkt, verdammt weh tut -, wäre es doch mehr als offensichtlich, wie unwohl Percy sich fühlt. Vielleicht ist ihm nicht bewusst, dass Roger nicht eine Sekunde lang tatsächlich von einem Dreier ausgegangen ist, oder vielleicht überfordert ihn dieses Gespräch einfach trotzdem.
Roger weiß es nicht, aber so gerne er Percy auch aufzieht - es gibt für alles eine Grenze und hier und jetzt ist sie erreicht. Percy in Verlegenheit zu bringen, ihm dabei zuzusehen, wie er errötet und hektisch auf seiner Unterlippe herumkaut, während er nach Worten sucht - okay; Percy in die Defensive zu drängen, wenn er so aussieht, als würde er sich am liebsten für den Rest des Tages in seinem Zimmer verkriechen - nicht okay. So einfach ist das.
Und während Roger im Allgemeinen nicht nachvollziehen kann, wie jemandem das Thema Sex so unangenehm sein kann, versteht er Percys Reaktion in diesem Fall doch recht gut. Als sie zusammengezogen sind, ist es immerhin Percy gewesen, der in etwa eine Millionen Regeln für ihr Zusammenleben aufgestellt hat. Von denen Roger sich im Übrigen vielleicht drei oder so gemerkt hat, weswegen sie nun von einem hässlichen gelben Smiley am Kühlschrank festgehalten werden.
Zu seiner Verteidigung muss er anbringen, dass eine davon - zumindest glaubt er, dass keine One Night-Stands mit Mitbewohnern von Percys Liste stammt - offensichtlich darauf abzielt, dass sie sich nicht in merkwürdige Gefühlsdramen miteinander stürzen. Und da das die Quintessenz ungefähr der Hälfte all dieser Regeln ist, reicht es vollkommen aus, sich eine von ihnen wörtlich zu merken, richtig?
Zumal Roger, wenn er ehrlich ist, findet, dass man sich über die Sinnhaftigkeit dieser Vorschriften streiten kann. Den wörtlichen Teil des One Night-Stands-Verbots haben Cedric und er jedenfalls umgangen, indem sie einfach mehr als einmal miteinander geschlafen haben. Oder genau genommen eigentlich immer noch miteinander schlafen, wenn auch in unregelmäßigen Abständen und immer mit der Möglichkeit im Hinterkopf, dass dieses Mal vielleicht das letzte gewesen sein könnte.
Und was die eigentliche Absicht dahinter angeht … es ist ja nicht so, dass er nicht auch der Meinung wäre, ungeklärte Beziehungskisten könnten eine Wohngemeinschaft extrem unangenehm machen. Im Gegenteil, er hält das für eine sehr vernünftige Ansicht.
Aber weder Vernunft noch Percys tausend Regeln halten ihn davon ab, unter dem Tisch nach Cedrics Hand zu greifen, als sie sich fürs Frühstück hingesetzt haben, und ihm ein verstohlenes Lächeln zuzuwerfen. Oder Oliver etwas zu lange auf den Hintern zu starren, wenn der mit seiner Sporttasche über der Schulter die Auffahrt hinaufläuft, oder bei ihren Filmabenden gedankenversunken Percys Lippen statt des Fernsehers zu betrachten und sich zu fragen, ob der wohl etwas dagegen hätte, geküsst zu werden. Vollkommen unverbindlich natürlich. (Ist es unverbindlich, wenn es nur Rogers Herz ist, das vielleicht irgendwann gebrochen wird?)
Oh, Junge. Er hat sich in die chaotischste Gefühlsverwirrung manövriert, die überhaupt denkbar ist, oder?
(Monate später gesteht Percy ihm zwischen zwei Küssen, dass er so verwirrt ist und seine Regeln komplett nutzlos sind. Und Roger soll bitte nicht glauben, dass er ihm etwas vorspielt, aber da sind auch Oliver und Cedric und - Roger lacht und flüstert: »Das ist okay«, und denkt einen Moment an die Nächte in Cedrics Armen, ehe er Percy dichter zu sich zieht.)