Genre: m/m slash
Disclaimer: Die Personen dieser Handlung sind frei erfunden. Sie entstammen der Fantasie meiner Freundin (Greenwhitebobo) und mir (krokomaus). Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Jeder Fehler in der Handlung geht zu meinen Lasten, ebenso wie Rechtschreib- und Grammatikfehler (obwohl ich sie gerne auf Word schieben würde…) , da ich diese Story schreibe.
Summary: Die Fortsetzung zu The Advocate´s Prosecutor. Wie geht es mit Mike und Rick weiter? Ist ihre Trennung endgültig? Wir werden sehen... Diesmal aus der Sicht von Rick Vallance.
Es wird keine regelmäßigen Updates geben. Ich schreibe nach Lust und Laune.
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Für Torry
The Advocate´s Prosecutor II
by Krokomaus
9. Kapitel
Ich schnappte lautlos nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Vor mir stand ein noch völlig verschlafener Mike, nur mit Boxershort bekleidet. Deutlich waren die Spuren des Überfalls in Form von hässlichen Narben auf seinem ausgezehrten, nackten Oberkörper zu sehen. Die Realität war noch schrecklicher, als nur zu lesen, was mit Mike geschehen war. Schlagartig wurde mir bewusst, dass es echt war. Mike war tatsächlich das Opfer eines grausamen Überfalls - und alle Hoffnung, es wäre nur ein böser Traum, mit einem Mal zunichte gemacht. Mir blieben das Herz und der Mund offen stehen. Ihm ebenfalls. Wir standen einfach nur da und starrten uns sprachlos an.
Nach ein paar Schrecksekunden - die mir wie eine Ewigkeit vorkamen - warf mir Mike die Türe vor der Nase zu. Der Luftzug fegte kalt über mein Gesicht und meine Haare. Verblüfft begann ich wieder zu atmen und klopfte erneut an die Tür. Mein erster Schock war überwunden und ich war fest entschlossen, mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Mike wusste nicht, dass ich von der brutalen Tat wusste. Und so sollte es vorerst auch bleiben.
"MIKE!!"
Ich war auf ein "Verpiss dich!" gefasst gewesen, aber nicht darauf, dass sich die Tür - mittlerweile war ich an ihren Anblick gewöhnt und hatte mich mit ihr arrangiert, ihr in Gedanken bereits einen neuen Anstrich verpasst - erneut öffnen würde. Diesmal war Mikes Oberkörper mit einem viel zu weiten, ausgeleiertem AC/DC-T-Shirt bedeckt. Sein altes Lieblingsshirt, welches ich immer an ihm geliebt hatte. Ich schluckte. Er verbarg seine Narben vor mir, obwohl ihm doch bewusst sein musste, dass ich sie gesehen hatte, wenn auch nur kurz.
"Was willst du hier?" knurrte er mich mit rauer Stimme und zornigem Blick an, blockierte mit seinem schmächtigen Körper den Eingang. Er war dünn geworden. Viel zu dünn. Seine Augen waren glanzlos, die Haare standen in alle Richtungen zu Berge, ein Drei-Tage-Bart verzierte seine blasse Gesichtshaut. Dennoch hatte Mike immer noch eine besondere Wirkung auf mich, wie das Licht auf die Motte.
"Mit dir reden" antwortete ich leise mit gesenktem Kopf.
Mike zögerte. Dann entwich ihm ein deutliches Seufzen und er trat einen Schritt zurück um mich einzulassen.
Bevor er es sich noch anders überlegen konnte, trat ich rasch ein. Ein kleiner Eingangsbereich ging in ein großes Wohnzimmer über. Auf dem Fußboden lagen ein paar Spielzeuge verstreut. Kinder?? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass Mike irgendwann mal erwähnte, dass sein Kumpel Drew Kinder hatte. Oder gehörte das Spielzeug zu diesem Ben Tucker, dem Lebensgefährten von Drew? Hatte Ben ein Kind oder mehrere Kinder? Diese stummen Fragen blieben vorläufig unbeantwortet, denn Mike fragte mich höflich distanziert, ob ich einen Kaffee wollte.
Ich nickte. "Gern. Danke." Mein ehemaliger Lover verschwand in einem Raum, von dem ich annahm, es war die Küche. Ich nutzte die Zeit, mich gründlich im Wohnzimmer umzusehen. Eine gemütliche Couch, ein alter Teppich, ein bequemer Sessel - auf dem ich saß - und ein kleiner Esstisch waren das spärliche Mobiliar. Auf einem kleinen Regal stand ein Fernseher, der ganz sicher nicht das neueste Modell war. Vom Eingangsbereich aus konnte man drei weitere, verschlossene Türen erkennen. Ich fragte mich, ob Drew und Ben zuhause und somit hinter einer der Türen waren oder ob Mike allein war.
"Hier." Mikes Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er hielt mir eine Tasse mit dampfendem Kaffee unter die Nase und nahm dann auf der Couch Platz. Dankbar nahm ich die Tasse und trank einen kleinen Schluck. Heiß rann die Flüssigkeit meine trockene Kehle hinab und gab mir den nötigen Energieschub.
Schließlich stellte ich die Tasse ab und sah Mike direkt an. Er wich meinem Blick aus, klammerte sich an seiner eigenen Tasse fest. Ich hätte ihn jetzt so gern umarmt - er wirkte so verloren und verletzlich.
„Ich bin hier um mich zu entschuldigen“ begann ich leise und räusperte mich kurz. Ich war noch nicht bereit ihm zu sagen, dass es eigentlich nichts gab, wofür ich mich entschuldigen musste. Ich hatte ihn nicht betrogen. Ihm das jetzt zu sagen, bedeutete, dass Mike mich für den Rest seines Lebens hassen würde. Denn dann würde ihm bewusst werden, dass es allein meine Schuld war, was ihm zugestoßen war. Ich war ein Feigling. Ich wollte, dass Mike mich liebte. Ich war egoistisch.
„Und dafür bist du extra von Los Angeles nach San Francisco gekommen? Schon mal was von einem Telefon gehört? Das sind diese Dinger, in die man hineinsprechen kann ….“ Mikes Sarkasmus war durchaus angebracht.
„Uhm - nein. Ich bin zurzeit beruflich in der Stadt“ gestand ich aufrichtig. Früher oder später würde er ja doch erfahren, dass ich in Ausführung meiner Tätigkeit in San Francisco war.
„Ich verstehe“ murmelte Mike und nippte an seinem Kaffee.
„Nein, du verstehst nicht, Mike…“
„Doch. Du hast gedacht, wenn du schon mal hier bist, kannst du auch auf einen kurzen Sprung bei mir reinschauen und dein schlechtes Gewissen erleichtern, indem du mir sagst, dass es dir leid tut, dass du mich betrogen hast!“ Mike funkelte mich aus hellblauen Augen wütend an.
Der Teil mit dem schlechten Gewissen stimmt sogar …
Jedenfalls wusste ich jetzt, dass er mir meinen „Seitensprung“ - der ja keiner war - nicht verziehen hatte. Vermutlich hatte ihn das Foto in der Zeitung mehr verletzt, als ich geahnt hatte. Fuck. Dieses Gespräch verlief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich wünschte, Dave wäre hier. Er hatte diese unglaubliche Gabe, Gedanken zu lesen. Und ich hätte alles - sogar meinen Schwanz - dafür gegeben, jetzt zu wissen, was in Mikes Kopf vor sich ging.
„Ja … Ja, es tut mir aufrichtig leid, was geschehen ist“ begann ich zögernd und suchte erneut nach Mikes Blick. Diesmal sah er mich direkt an und ich konnte in seinen Augen lesen, wie sehr er litt. Ihm jetzt zu sagen, dass ich nie aufgehört hatte, ihn zu lieben, wäre vermutlich ein großer Fehler gewesen. Aber ich wollte ihm diesen Schmerz nehmen, für ihn da sein, ihn umarmen, ihn spüren lassen, dass wir zusammengehörten.
„Mike … ich …“
Er stoppte mich, in dem er die Hand hob und den Kopf schüttelte. „Sag es nicht, Rick. Halt einfach die Klappe.“
Huh? War Mike jetzt auch unter die Hellseher gegangen? Ich war verwirrt.
Stumm griff ich nach meiner Kaffeetasse und trank einen Schluck der schwarzen Flüssigkeit. Das Verlangen, Mike in den Arm zu nehmen, wuchs mit jeder Sekunde, die ich ihm gegenüber saß.
„Gut. Du hast dich bei mir entschuldigt. Du kannst jetzt wieder gehen“ brach Mike nach einer Weile das Schweigen und stand auf. Unser „Kaffeekränzchen“ war beendet.
„Ich … ich kann nicht, Mike.“ Ich blieb sitzen. Er sah mich verwundert an, sein Gesichtsausdruck eine einzige Frage.
„Wir müssen reden“ erklärte ich ihm und wartete, dass er sich wieder setzte. Aber Mike blieb stehen, verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mich abwartend an.
Ich sah keinen anderen Ausweg, als Mike die Wahrheit zu sagen. „Ich sagte ja bereits, dass ich beruflich in San Francisco zu tun habe. Ich arbeite mit Detective Jeffrey Grant und Staatsanwalt Walt Summit zusammen“ ließ ich die Bombe platzen. Diese beiden Namen mussten ihm durchaus bekannt sein und da er nicht vollkommen blöd war, würde er verstehen, was das hieß. Nämlich, dass ich an seinem Fall arbeitete.
Es dauerte einen Moment, bis Mike die Bedeutung meiner Worte begriffen hatte. Dann wich alle Farbe aus seinem Gesicht und seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Verschwinde“ murmelte er nur leise und drehte den Kopf von mir weg.
„Nein. Mike…“ Und dann machte ich einen schweren Fehler: ich ging auf Mike zu, berührte ihn, wollte ihn umarmen.
Panisch weiteten sich seine Augen, er wich vor mir zurück und rief aus Leibeskräften: „DREW!! BEN!!“ Bevor ich überhaupt die Chance hatte zu reagieren und meinen Schock zu überwinden, kamen aus dem angrenzenden Zimmer zwei spärlich bekleidete Männer gerannt. Einer war etwa so groß wie ich, schlank, hatte dunkle beinahe schulterlange Haare und dunkelbrauen Augen, der Andere war einen Kopf größer, blond mit hellbraunen Augen und durchtrainiertem Körper. Der Dunkle war schätzungsweise in Mikes Alter, der Blonde schon etwas älter, denn an den Schläfen konnte ich graue Haare erkennen.
Der Jüngere von beiden - der dunkelhaarige Adonis - war also Drew, schlussfolgerte ich. Denn der Blonde war viel zu alt, um mit Mike gemeinsam aufs College gegangen zu sein.
„Was macht der fremde Kerl in meinem Haus?“ wollte der Dunkelhaarige wissen und bestätigte dadurch meine Vermutung, dass er Drew war. Er sah zuerst zu Mike und dann zu mir, deutete mit einer Hand auf mich. Erst jetzt bemerkte ich, dass Drew einen Baseballschläger in der Hand hielt und Ben - der Blonde musste demzufolge Ben sein - hatte beide Hände zu Fäusten geballt. Zum zweiten Mal an diesem Morgen wünschte ich mir, Dave wäre an meiner Seite. Obwohl Dave nicht sehr groß oder stark war, fühlte ich mich bei ihm immer sicher. Er wurde von vielen unterschätzt, war flink und geschickt. Dave war mein Held. Aber er war jetzt nicht hier. Ich musste mit dieser Situation alleine fertig werden.
Drew ließ Mike keine Zeit die erste Frage zu beantworten. „Ist das etwa dieser Hurensohn Jay?“ Er hob den Baseballschläger …
Hastig wich ich zwei Schritte zurück, hob beschwichtigend beide Hände. „Ich bin ein Freund von Mike - Rick Vallance!“ beeilte ich mich zu sagen und hoffte, dass würde den Kumpel meines Ex-Lovers davon abhalten, mir mit dem Schläger eins überzuziehen.
„DAS ist Rick??“ Drew starrte mich an, als wäre ich ein Monster. Vermutlich hatte mich Mike auch als solches beschrieben, falls er mit Drew über mich gesprochen hatte. Was er ja offensichtlich auch getan hatte, denn Drew kannte meinen Namen.
Allerdings bewirkte mein Name nicht den gewünschten Effekt. Der Baseballschläger schwang immer noch bedrohlich in der Luft, Drew machte keine Anstalten ihn sinken zu lassen. Ich sah hilfesuchend zu Mike, der bisher kein Wort gesagt hatte. Er stand etwas abseits, mit hängenden Schultern und Panik in den Augen. Sein Gesicht war immer noch kalkweiß, er zitterte am ganzen Körper.
Und jetzt verstand ich endlich, worin mein Fehler lag. Ich hatte versucht, Mike zu berühren - ihn zu umarmen. Der Überfall hatte nicht nur sichtbare Narben bei ihm hinterlassen …
Meine Augen füllten sich unbeabsichtigt mit Tränen, ich konnte es nicht verhindern. Dieser Mann dort, das zitternde Häufchen Elend, war nicht mehr mein Mike. Er war ein Opfer. Das Opfer von roher Gewalt und unglaublicher Brutalität. Es war unfassbar, dass Mike noch die Kraft hatte, überhaupt leben zu wollen. Ich bewunderte ihn. Und liebte ihn mehr als je zuvor. Nicht aus Mitleid. Sondern weil er unglaublich stark war.
"Äh - ich werde jetzt besser gehen" schlug ich mit zitternder Stimme vor und sofort senkte sich der Baseballschläger und Bens Fäuste lockerten sich. Nur Mike stand nach wie vor stocksteif auf seinem Platz und starrte mit leeren Augen zu Boden. Es war eine blöde Idee von mir gewesen, unangemeldet hier zu erscheinen. Schon allein die Tatsache, dass Drew und Ben mich zuerst für dieses Arschloch Jay gehalten hatten, versetzte mir einen Stich. Aber ich konnte es ihnen nicht verübeln. Die Beschreibung des Angreifers traf schließlich auf mich zu. Ebenso wie auf Drew. Mike schien eine Schwäche für dunkelhaarige Typen zu haben.
"Ich rufe dich an" versprach ich Mike mit leiser Stimme, während ich mich an ihm vorbei zur Türe schob. Nur mit Mühe gelang es mir, ihn nicht zu umarmen. Das Verlangen ihn in den Arm zu nehmen war überwältigend. Aber ich verdrängte es tapfer.
Ich war schon unten am Treppenabsatz angelangt, als sich oben die Haustür noch mal öffnete und Drew dort erschien.
"Rick! Warte!" rief er mir zu und sprintete die Treppen nach unten.
Verwundert blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. Wollte er mich jetzt doch noch verprügeln? Ich war auf der Hut.
"Wir machen morgen Abend ein Barbecue. Du bist herzlich eingeladen."
Was war jetzt das?? Zuerst war ich der Feind Nr. 1 und jetzt wurde ich zum Grillen eingeladen. Auf meiner Stirn erschien ein großes Fragezeichen.
"Ich denke nicht, dass Mike davon begeistert ist..." antwortete ich mehr als skeptisch.
"Quatsch. Mike hat mir so viel von dir erzählt. Ich habe gelernt zwischen den Zeilen zu lesen. Er hat nie aufgehört dich zu lieben."
DAS war mir neu. Mikes Reaktion vorhin zeugte eigentlich vom Gegenteil. Aber ich vermutete, das hatte nichts mit mir zu tun - sondern war leider die logische Folge des Überfalls auf Mike.
"Ich ... ich ... bin Vegetarier" stammelte ich dümmlicher Weise.
"Man kann auch Gemüse grillen" antwortete Drew grinsend, zwinkerte mir zu und machte sich dann wieder auf den Weg nach oben. "Wir erwarten dich morgen pünktlich um 19 Uhr." Mit diesen Worten verschwand er hinter der Eingangstüre und ließ mich völlig verwirrt zurück.
Tbc