"Zur Konstruktion von Erinnerung:Wie Geschichte gemacht wird"

Nov 03, 2009 22:34

На заметку

1. Rezension von Karl Pfeifer
http://buecher.hagalil.com/czernin/heer.htm

...Weil die Erschießung von nichtjüdischen Geiseln in Frankreich und dem Ausland Entsetzen auslöste, entschloss sich der Militärbefehlshaber von Frankreich, General Otto von Stülpnagel, im November 1941 zur Erschießung von Juden überzugehen. Ein Obergefreiter der Feldgendarmerie kommentierte dies so: "In Paris wurden 100 Juden für ein erneutes Attentat erschossen und viele zur Zwangsarbeit nach Rußland geschafft, und eine Milliarde Gold-Francs müssen sie als Strafe zahlen. In solch einer Weltstadt treibt sich halt allerlei Verbrechergesindel umher."

Der Brief des Soldaten Sigbert M., der - wie so viele andere Wehrmachtsangehörige und sonstiges Besatzungspersonal - beim Bahntransport zur Ostfront auf dem Eisenbahnknotenpunkt Auschwitz auf seinen Weitertransport wartete und das Geschehen im KZ beobachtete, zeigt dass die industrielle Vernichtung von Juden nicht unbekannt war: "Hier oben sieht man so viele Strafgefangenenlager, die Bauarbeiten und noch so verschiedenes machen. Juden kommen hier, das heißt in Auschwitz, woöchentlich 7-8.000 an, die nach kurzem den ‚Heldentod’ sterben. Es ist doch gut, wenn man einmal in der Welt umher kommt."

Nahezu unbekannt ist, dass ab März 1944 über 20.000 Wehrmachtsangehörige als Bewacher in Konzentrationslagern eingesetzt waren. Damit stellte die Wehrmacht im letzten Kriegsjahr mehr als die Hälfte des gesamten KZ-Bewachungspersonals.

Aufschlussreich ist auch die Schilderung der "Rache- und Angstphantasien der Täter". Aus den Briefen derjenigen, die nicht selbst mordeten, "ist übereinstimmend eine implizite, meist aber sogar explizite Zustimmung zum Judenmord herauszulesen."

Walter Manoschek schildert die quantitative und qualitative Auswertung der Fragebogenuntersuchung "Österreicher im Zweiten Weltkrieg" aus dem Jahr 1982 bzw. 1993. Die in Österreich oftmals postulierte Unterscheidung zwischen "Ostmärkern" und Reichsdeutschen wird von den Daten nicht gestützt, 75,1 % gaben an, dass es keinen Unterschied gab, 14,7% bejahten Unterschiede.

Die Frage "Wer war nach Ihrer persönlichen Meinung der Hauptschuldige am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges?" wurde so beantwortet 66,3% nannten Deutschland als Hauptschuldigen, danach folgte England und die USA, und "die Juden" mit 26,4%. Mehr als ein Viertel der ehemaligen Wehrmachtssoldaten zählte "die Juden" zu den Hauptschuldigen am Zweiten Weltkrieg, wobei auffällt, dass auch hier die Gruppe der Offiziere mit 35% Zustimmung nur knapp hinter den Waffen-SS-Angehörigen (36%) liegt und der Prozentsatz bei Akademikern höher liegt (30%) als bei jenen ohne Maturaabschluss (25%). 15,4% gaben an, dass sie die Notwendigkeit des Zweiten Weltkrieges darin sahen, "weil das Weltjudentum das deutsche Volk hasste", 8,9% waren überzeugt, dass "die Deutschen als Volk von den Juden bedroht waren."....

2. Die Kontroverse um die "Wehrmachtsausstellung" 1 Von Dr. Christian Streit.....
Ein Oberst bricht seinen Eid Der ehemalige 1. Generalstabsoffizier der 17. Panzerdivision, Oberst i.G. Bogislav von Bonin - später Militärexperte des Spiegel - versicherte an Eides statt, der Befehl sei auf dem Dienstweg von der Panzergruppe 2 an die Division gekommen. Der Kommandierende General des XXXXVII. Panzerkorps, General Joachim Lemelsen, habe die Durchführung des Befehls aus militärischen und moralischen Gründen verboten. Der Beweis dafür, daß sowohl Guderian wie auch Bonin gelogen haben, findet sich im Militärarchiv in Freiburg: Ein Befehl Lemelsens vom 30. Juni 1941, in dem er sich einerseits vehement gegen die vielen Erschießungen von Kriegsgefangenen in seinem Korps wendet, andererseits aber den Kommissarbefehl ausdrücklich bekräftigt: Der bekanntgegebene Erschießungsbefehl des Führers, betont er, beziehe sich nur auf politische Kommissare und Freischärler: "Einwandfrei als dazu gehörig festgestellte Leute sind abseits zu führen und [...] zu erschießen." Besonders zweifelhaft erscheint mir die Argumentation im Zusammenhang mit dem Partisanenkrieg. Die Ausstellung, sagen die Kritiker, werde der Realität des grausamen Partisanenkrieges nicht gerecht, den Stalin gegen die Wehrmacht entfesselt habe. Die sowjetischen Partisanen hätten unter völliger Mißachtung von Haager Landkriegsordnung und Genfer Konvention einen grausamen Krieg geführt, und die Maßnahmen der deutschen Seite - also auch die auf den Fotos in der Ausstellung gezeigten Hinrichtungen - seien rechtens gewesen: Auch die Haager Landkriegsordnung erlaube die Exekution von Freischärlern. Wissenschaftlich haltbar ist diese simplifizierende Darstellung längst nicht mehr. Bei allem, was man Stalin sonst vorwerfen kann - den Charakter des Partisanenkrieges bestimmte nicht er. Hitler hatte beschlossen, den Krieg im Osten außerhalb aller völkerrechtlichen Bindungen zu führen. Die militärische Führung stimmte dem zu, nicht zuletzt aus militärischen Gründen. Angebliche Proteste der militärischen Führung haben sich als Legende erwiesen. Die Kriegsziele im Osten, besonders die Ausbeutungsziele, ließen großen Teilen der Bevölkerung von vornherein nur die Alternativen bedingungslose Unterwerfung mit der Aussicht, bei Sklavenarbeit zu verhungern, oder verzweifelter Kampf. Schon in der Planungsphase erwartete die deutsche Führung wegen der vorauszusehenden Hungersnöte als Folge der geplanten Ausplünderung der Nahrungsquellen der UdSSR die Entstehung einer Partisanenbewegung. Der sogenannte Kriegsgerichtsbarkeitserlaß vom 13. Mai 1941 hatte zum Ziel, die völlige Unterwerfung der sowjetischen Bevölkerung durch präventive Gewalt zu sichern. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die vom Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Halder, eingefügte Klausel, daß bei Angriffen aus Ortschaften "kollektive Gewaltmaßnahmen" - Niederbrennen von Häusern, Erschießen von Einwohnern - verhängt werden sollten. Die Führung des Heeres und die Befehlshaber in der Truppe schworen die Verbände auf die entsprechende Kriegführung ein. Nach der verbindlichen Auslegung der Heeresführung sollte dabei schon die Nichtbefolgung deutscher Befehle als "Widerstand" mit Exekutionen geahndet werden.

verbrechen der wehrmacht, juden, walter manoschek, статистика

Previous post Next post
Up