Winteratem :: April x Emma

Aug 25, 2014 19:45



Titel: Winteratem
Wordcount: ~ 1200
Warnings: Fluff und rosa Herzchen
A/N: ein schon etwas älterer Gammelshot

Winteratem
April & Emma



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Begegnungen, die die Seele berühren,
hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen.

- Unbekannt. -

Fasziniert beobachtete April, wie der erste Schnee in sanften Flocken, die an weiche Wattebäusche erinnerten, zu Boden fiel. Still legte er sich auf Straßen und Wiesen, setzte sich auf die kahlen Äste der Bäume.
Eine schwarze Katze huschte vorüber, suchte Schutz in der Kälte.
Und obwohl April sicher in ihrer warmen Wohnung saß, fühlte sie sich genauso allein und verloren, wie die Katze.
Seufzend lehnte April ihre Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. In ihrem Inneren fühlte es sich ebenso trist und grau an, wie es draußen vor ihrer Wohnung aussah.
Einen Moment lang lauschte sie ihren eigenen Atemzügen und sah zu, wie ihre Atemluft an der kühlen Fensterscheibe kondensierte und in winzigen Wasserperlen daran hinabrann.
Wie Winteratem.

Es ging auf Weihnachten zu. Eigentlich ja eine der schönsten Zeiten des Jahres. Doch nicht für April.
Gerade zu dieser Jahreszeit fühlte sie sich in ihrer stillen, leeren Wohnung verlassener und einsamer, als je zuvor.
Jedes Mal, wenn eine Familie, oder ein eng umschlungenes Pärchen auf dem Rückweg vom Adventsbummel an ihrer Wohnung vorbei schlenderte, fuhren Verbitterung und Enttäuschung, wie Messerstiche durch ihr Herz.
Warum konnte sie nicht auch endlich jemanden finden, mit dem sie die Vorweihnachtszeit genießen konnte? Mit dem sie lachen, mit dem sie sich freuen konnte?
Das war so ungerecht!

Ein weiteres Seufzen entwich ihren blassen Lippen und sie stützte das Kinn auf die Knie.
Eine Weile saß sie einfach so da und hing ihren trüben Gedanken nach, bis sie schließlich durch das Knurren ihres Magens in die Realität zurück gerufen wurde.
Kopfschüttelnd, um die letzten trüben Gedankenfetzen zu vertreiben, wandte sie sich vom Fenster ab und ging in die Küche.
Sie durchstöberte ihre Schränke auf der Suche nach etwas, das sich schnell zubereiten ließ.
Im dritten Schrank fand sie eine Winterteemischung und eine Packung Kekse.

Kurz nachdem sie es sich mit ihrer Ausbeute wieder auf der Fensterbank gemütlich gemacht hatte, sah sie sie!
Das wohl schönste Mädchen, das sie jemals im Leben gesehen hatte.
Die langen, schwarzen Haare waren nur unzureichend von einer grünen Wollmütze bedeckt.
Sie trug eine dünne, schwarze Regenjacke und zerschlissenen Jeans, die an den Knien bereits Löcher aufwiesen.
Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, das dieses Mädchen bitterlich fror.

Ein Schauer jagte über Aprils Haut und sie zog unwillkürlich ihre Strickjacke enger um die Schultern.
Sie wusste nicht, was mit ihr geschah, doch sie konnte den Blick einfach nicht von dem Mädchen abwenden.
Sie war wie verzaubert.
Doch ehe sie sich versah, war der Moment auch schon wieder vorbei und das Mädchen war aus ihrem Blickfeld verschwunden.
In April machte sich ein zartes Gefühl der Enttäuschung breit.
Sie wollte nicht, dass das Mädchen verschwand.
Sie wollte sie weiter ansehen, wiedersehen.

Kurzentschlossen sprang sie von der Fensterbank und lief in den Flur, um ihren Mantel und ihre Stiefel anzuziehen.
Im Laufen schnappte sie sich ihren Schal und die Haustürschlüssel, die auf der Anrichte lagen und hastete aus der Wohnung.
Als sie aus der Tür trat, sah sie die unbekannte Schönheit gerade noch um die Ecke verschwinden.
April sprintete los, um das Mädchen noch einzuholen.
Das war doch vollkommen bescheuert! Was sollte sie denn sagen? Hey, Du bist hübsch, willst Du mit in meine Wohnung kommen? Garantiert nicht!

Verunsichert verlangsamte April ihre Schritte und ließ sich zurück fallen. Doch es war bereit zu spät. Die junge Frau hatte sie bereits bemerkt.
"Ähm, Entschuldigung. Wolltest Du etwas von mir?", fragte sie mit einer warmen, freundlichen Stimme und April wurde ganz schwindelig von diesem wundervollen, wohltönenden Klang.
Ihre Wangen verfärbten sich rötlich und sie senkte verlegen den Blick auf ihre Stiefel.
"Ähm, ja", murmelte sie.
Das Mädchen lachte. "Und was genau wolltest Du von mir?"
Na klasse! April hätte sich selbst ohrfeigen können. Was bitte schön, sollte sie denn jetzt sagen? Sie hielt sie wahrscheinlich ohnehin schon für eine vollkommen Durchgeknallte.
"I-ich w-wollte", begann sie zu stottern. "D-Du sahst so traurig aus und durchgefroren. D-da wollte ich fragen, ob Du m-mit rein kommen willst."

Ungläubig starrte das Mädchen sie an. "Meinst Du das ernst? Du machst Dich nicht gerade über mich lustig?"
April schüttelte heftig den Kopf.
"N-nein. Ich meine es wirklich ernst."
Ein Lächeln huschte über das bleiche Gesicht des jungen Mädchens. "Okay. Ich denke, ich würde gerne mit Dir kommen. Sonst erfriere ich noch irgendwann."

Zehn Minuten später saßen die beiden jungen Frauen nebeneinander in Aprils breiter Fensterbank. Jede eine dampfende Tasse Tee in den Händen.
Unsicher sahen sie sich an und lächelten.
"Danke", sagte das Mädchen schließlich. "Ich heiße übrigens Emma."
"Ich bin April."
Zaghaft hob Emma eine Hand und strich ihr eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.

April hielt die Luft an. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Emma legte ihre Hand an Aprils Wange und lächelte sie an.
Das Gefühl, welches gerade durch Aprils Körper strömte war gewaltig. Einfach unbeschreiblich.
Sanft lies Emma ihre weichen Fingerspitzen an Aprils Wange auf und ab tanzen. Und hinterließ eine heiße Spur brennenden Verlangens.
Wie gerne würde April jetzt einfach ihre Hand auf Emmas legen und sie küssen. Wie gerne!
So viele Tage hatte sie Emma schon aus der sicheren Ferne beobachtet. Und schon so lange sehnte sie sich nach dieser jungen Frau. Obwohl sie bis vor wenigen Minuten noch nicht einmal ihren Namen gekannt hatte.
Emma! In Aprils Ohren klang es wie Musik.

"Waum hast Du mich wirklich angesprochen?", riss Emma sie aus ihren Gedanken.
April verschluckte sich fast an ihrem Tee. "Ähm, also i-ich", stotterte sie verlegen und fuchtelte hektisch mit ihren Händen herum.
"Ja?", hakte Emma nach und zog eine Augenbraue in die Höhe.
Ihre Gastgeberin schlug die Augen nieder und senkte verlegen den Blick. Liebevoll nahm Emma ihre Hände in ihre und streichelte sie mit ihren Daumen.
"Ich ... ich wollte Dich sehen", flüsterte April schließlich mit zitternder Stimme.
Emmas Gesicht zeigte keine Spur von Überraschung. Doch ihre Lippen öffneten sich zu einem neckischen Grinsen.
"Aha. Und warum wolltest Du mich sehen?"
April schluckte und schwieg. Doch der Blick der grünen Augen, die ihr gegenüber saßen, war so eindringlich, dass sich schließlich doch zum Sprechen überwand.
"I-ich habe Dich schon oft gesehen. U-und Du siehst immer so traurig und einsam aus. U-und irgendwie wollte ich Dich kennen lernen. Und ja ..."

Emma lehnte sich gegen die Fensterscheibe und sah April direkt in die Augen.
"April. Ich weiss warum Du mir nachgelaufen bist. Und warum Du mich in deine Wohnung eingeladen hast."
April schluckte erneut. "Achja?", krächzte sie, doch weiter kam sie nicht.
Denn Emma hatte bereits ihre Lippen auf Aprils gepresst und schlang die Arme um ihren Nacken.
Im ersten Moment war April zu geschockt, zu perplex, um auch nur ansatzweise zu reagieren.
Doch dann spürte sie, wie sich ein Gefühl purer Glückseligkeit in ihr ausbreitete.
Sie fühlte sich, als wäre sie nach einer langen Suche endlich zuhause angekommen.

Sie legte die Arme um Emmas Hüften und presste ihren Mund auf ihre weichen, vollen Lippen.
Und sie versanken in einem tiefen, innigen Kuss, der tiefe Gefühle offenbarte und Ewigkeit versprach.
Es war, als würde die Zeit um sie herum still stehen.
Nur der Schnee fiel noch immer in weichen Watteflöckchen auf die Erde.
Und April wünschte sich nur, dass dieses Glück für immer anhalten möge.

Als sie sich schließlich von einander lösten, hauchte ihr Atem in angestrengten Zügen gegen die Fensterscheiben.

Winteratem.

Darin besteht die Liebe:
Dass sich zwei Einsame beschützen und berühren
und miteinander reden.

- Rainer Maria Rilke. -

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storyverse: winteratem, own story, 2013, katie, femslash, own character: april brooks, pairing: april b. x emma w., warning: fluff, own character: emma ward, prosa, schreiben, oneshots

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