Vom Fliehen und Finden. :: my shoulder to cry on.

Jul 19, 2014 02:48



Titel: Vom Fliehen und Finden.
Fandom: Harry Potter
Pairing: Lily x Narzissa
Wordcount: ~ 1300
A/N: daswaisenhaus Prompt [+_0727] von tears_into_wine i can't open up and cry 'cause i've been silent all my life / i feel numb most of the time; the lower i get, the higher i'll climb / and i will wonder why i got dark only to shine / looking for the golden light, oh, it's a reasonable sacrifice



>> MY SHOULDER TO CRY ON

Vom Fliehen und Finden.
[Lily x Narzissa]

i can't open up and cry 'cause i've been silent all my life / i feel numb most of the time; the lower i get, the higher i'll climb / and i will wonder why i got dark only to shine / looking for the golden light, oh, it's a reasonable sacrifice

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Sanft streicht der warme Sommerwind mit seinen langen Armen durch die Bäume, liebkost die Ländereien von Hogwarts und bedeckt sie mit dem zarten Duft von Sommerblumen.
Lächelnd schließt Lily die Augen und hebt ihr Gesicht der Sonne entgegen, die Wärme wie ein sanftes Streicheln auf ihrer Haut.
Und sie beginnt zu träumen. Träumt sich weit, weit weg. An einen fernen, ruhigen, wunderschönen Ort. Wo sie am Strand liegen kann, oder durch Wälder spazieren, oder über endlose Felder und Wiesen streifen kann. Wo Vögel zwitschern und herrliche, bunte Blumen in allen erdenklichen Variationen wachsen.

"Hey, Evans. Kommst Du mit nach Hogsmeade?", unsanft wird sie aus ihren Tagträumereien gerissen, als James Potter ihr einen Klaps auf die Schulter gibt und sich mit seinem arroganten Grinsen im Gesicht neben sie setzt.
Blinzelnd öffnet sie die Augen und sieht ihn an.
"Was?"
"Kommst Du mit nach Hogsmeade?", fragt er erneut und klingt dabei leicht genervt, als er bemerkt, dass sie ihm anscheinend nicht zugehört hat.
Nachdenklich sieht sie ihn an. "Wann? Jetzt?"
Er nickt, legt einen Arm um ihre Schultern und streift mit seiner Hand leicht ihr Knie.
"Warum sollte ich mit Dir nach Hogsmeade gehen wollen, Potter?", fragt sie kühl, wirft einen flüchtigen Blick auf seine Hand, die mittlerweile auf ihrem Oberschenkel liegt, als sollte es so sein, als gehöre sie dort hin, als wäre es vollkommen in Ordnung.
Noch immer grinst er sie übermütig an und ein Gefühl der Abscheu steigt ihn ihr auf.
"Weil ich unwiderstehlich bin. Weil ich einer der coolsten Jungs der gesamten Schule bin? Komm schon. Andere Mädchen würden sich darum reissen mit mir ausgehen zu dürfen."
Diese Arroganz und die grenzenlose Selbstüberschätzung reichen Lily und sie schlägt seine Hand weg und springt auf.
"Nein, danke Potter! Ich habe es nicht nötig mit so arroganten Mistkerlen wie Dir auszugehen!"
Und ohne ihn noch einmal anzusehen, ohne ihm zu sagen, dass er der Letzte wäre, mit dem sie je ausgehen würde, rauscht sie mit wallendem Flammenhaar und ihren Büchern unter dem Arm über den Hof davon.

Ohne ihm zu sagen, dass ihr Herz schon längst jemand anderem gehört, jemandem mit dem sie nur allzu gerne ausgehen würde.

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Aufmerksam folgt der Blick ihrer blauen Augen jeder Bewegung der zarten Gestalt, und ein Stich fährt durch ihr Herz, als sie mit ansieht, wie Potter, dieser widerliche, arrogante Potter, seinen Arm um Lilys Schultern legt.
Gott, wie sie ihn hasst! Für sein überhebliches Benehmen, für die Tatsache, dass er ein Gryffindor ist und vor allem für seine Art, wie er sich an Lily heranmacht. Ja, sie hasst ihn wirklich!
Alles, was sie sich wünscht, ist doch nur einmal an seiner Stelle sein zu können. So wie er jetzt mit Lily reden und ihre Arme um sie legen und sie an sich ziehen und festhalten können.
Lily. Ihre Lily.
Und sie kann nicht mal weinen, weil sie so traurig ist, dass Lily nicht sie, sondern James ansieht. Sie kann nicht mehr weinen, viel zu lange, war sie still, viel zu lange, hat sie immer alles ertragen und irgendwo ganz tief im Inneren ihrer Seele versteckt.
Doch dann stiehlt sich ein Lächeln auf ihre Lippen und ein Hauch von Triumph schleicht sich in ihre Augen, als sie sieht wie die Gryffindor aufspringt und wütend verschwindet.
Ohne den armen Potterjungen auch nur noch einmal eines Blickes zu würdigen.
Es ist nicht das Ziel, aber es ist immerhin schon mal ein Anfang. Ein winziger, kleiner Anfang.

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Ziellos streift sie über die Ländereien und zahlreichen Gärten von Hogwarts. Obwohl die Sonne sich schon langsam über die Tannenwipfel neigt und es eigentlich schon fast Zeit zum Abendessen ist, verspürt Lily nicht die geringste Lust reinzugehen, und sich für das Abendessen fertig zu machen.
Eigentlich hat sie ohnehin keine Zeit zum Essen, denn in ihrem Gemeinschaftsraum wartet noch ein riesiger Berg an Hausaufgaben auf sie, doch irgendwie hat sie das Gefühl, dass sie sich im Moment ohnehin nicht richtig konzentrieren können würde und so macht sie sich gar nicht erst die Mühe nach oben zu gehen und sich mit langweiligen Aufsätzen über die Anwendung von ungesagten Zaubersprüchen den Kopf zu zerbrechen. Außerdem hat sie bei den ungesagten Flüchen den Dreh immer noch nicht so ganz raus.
Seufzend bleibt sie an einem Blumenbeet mit schönen, exotisch duftenden Rosen stehen und drückt für einen Moment ihre Nase in die Blumen um den betörenden Geruch einzusaugen. Er fühlt sich an wie Frieden. Frieden für ihren müden und verwirrten Geist.
Kurzentschlossen schließt sie ihre Finger um die Rose und reisst sie ab.
Vollkommen in Gedanken versunken, schlendert sie weiter über die Ländereien, die Nase immer noch in den leuchtenden Blütenblättern vergraben. Und in ihr herrscht Frieden.

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Erschrocken wirbelt sie herum, als sie plötzlich leise, zaghafte Schritte hinter sich vernimmt.
"Was? Was machst Du hier?", presst sie hervor, als ihre grünen Augen sich jäh einem eisblauen Augenpaar gegenüber sehen, das sie mit stechendem Blick mustert.
"Das selbe könnte ich Dich fragen."
"Ich musste nachdenken, den Kopf frei kriegen", murmelt sie hastig, fährt sich nervös mit der Hand durch das leuchtend rote Flammenhaar und sieht die Slytherin unsicher an.
"Und was ist jetzt mit Dir?"
Narzissa seufzt und lässt sich Lily gegenüber im grünen Gras nieder. "Ich bin geflohen ... könnte man so sagen."
"Geflohen? Vor wem?", gegen ihren Willen muss Lily lachen und setzt sich neben Narzissa.
"Vor Sirius. Die ganze Zeit läuft er mir nach und sieht mich mit so einem herzerweichenden Hundeblick an. Das nervt vielleicht, kann ich Dir sagen."
"Das glaube ich Dir", gedankenverloren spielen Lilys Hände mit den Grashalmen, während sie antwortet. "Ich bin auch geflohen. So mehr oder weniger."
Lächelnd streckt Narzissa sich auf dem Rasen aus, dreht sich auf den Bauch und stützt das Kinn auf die Hände.
"Oh, etwa vor Potter?"
"Woher weisst Du das?", stößt Lily hervor und sieht sie an.
Narzissa lächelt und legt ihr sanft eine Hand auf den Arm. "Ich habe euch gesehen. Was wollte er denn?"
Genervt verdreht Lily die Augen. "Mit mir ausgehen. Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm nach Hogsmeade gehe."
"Und was hast Du gesagt?"
"Dass ich nicht das geringste Interesse daran habe, mit ihm auszugehen", erwidert Lily und wirft sich elegant das rote Flammenhaar über ihre Schulter.

Mit einem feurigen Blitzen in den Augen sieht sie Narzissa an. "Weil ich nämlich insgeheim schon lange mit jemand ganz anderem ausgehen möchte."
Narzissa spürt, wie ein Schauer über ihre Haut jagt und auf einmal fühlt sich ihr Mund ganz trocken und ihre Hände ganz feucht an.
"So? Mit wem denn?", fragt sie und richtet sich alarmiert auf.
"Na dreimal darfst Du raten", erwidert Lily, grinst spitzbübisch und legt die Hände auf Narzissas Schultern, sodass diese rücklings ins Gras fällt.
Und ehe Narzissa so richtig begriffen hat, was eigentlich geschieht, liegen Lilys Lippen schon auf ihren.
Und endlich durchströmt ein wundervolles, warmes Gefühl von Glückseligkeit ihren Körper und ihre Seele.

Eigentlich will sie lachen, vor Freude schreien und singen und tanzen. Doch alles, was ihr über die Lippen kommt, als Lily sich nach einer viel zu kurzen Ewigkeit wieder von ihr löst
ist ein hemmungsloses Schluchzen und glitzernde Tränen, die im Sonnenlicht funkeln, wie Diamanten strömen über ihre blassen Wangen.
All das, was sie jahrelang krampfhaft zurück gehalten hat, bricht jetzt in diesem Moment aus ihr hervor.
Und das Gefühl der Taubheit, der Abgestumpftheit, das so lange in ihr gewütet hat, fällt endlich von ihr ab und macht Platz für Glück und Freude und Liebe.
Am Liebsten würde sie in diesem Moment die ganze Welt umarmen.
"Was ist? Warum weinst Du Zissa?", fragt Lily besorgt und streicht mit ihren Fingern sanft über Narzissas Wange.
Narzissa stößt einen Ton irgendwo zwischen Lachen und Weinen aus und macht eine abwehrende Handbewegung.
"Ich bin glücklich", bringt sie schließlich heraus und sieht Lily an. "Ich bin glücklich, Lily. Denn ich liebe Dich."
Lily lacht und zieht die blonde, junge Frau an sich. "Ich liebe Dich auch, Narzissa. Ich liebe Dich wirklich."

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Und endlich kann Narzissa strahlen, gemeinsam mit Lily, als wären sie funkelnde Perlen im Mondschein. Sie hat ihr goldenes Licht gefunden, das eigentlich gar nicht so golden ist, sondern eher rotgolden. Rotgolden, wie Lilys Flammenhaar.

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project: waisenhaus, character: narzissa malfoy/black, project: 10 pairings mal anders, femslash, 2014, character: lily potter/evans, fandom: harry potter, pairing: lily e. x narzissa b., fanfiction: my shoulder to cry on, oneshots

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