Feddich.
Teil
1 - Teil
44 Stunden sind vergangen, Tage sogar, ehe Loki nicht länger von der Illusion besessen war, er sei gefallen, ein Geist, gebunden an einen nutzlosen Körper, dazu verdammt auf ewig in Midgard zu verharren, hilflos und allein.
Er ist nicht gefallen; er ist nicht tot. Er schläft. So lautet zumindest die Theorie.
Denn er schläft, und ist sich doch darüber bewusst, was um ihn herum geschieht; hört Stimmen, denen er nicht antworten, spürt Berührungen, die er nicht erwidern kann.
Er kommt nicht einmal dazu, sich wirklich einsam zu fühlen, denn Thor verlässt kaum jemals seine Seite, die Katzen schlafen in seinem Bett, er ist niemals allein, nicht eine Sekunde lang.
Er hört sich Janes Theorien an, warum er nicht aufwacht, hört Bruce ihr zustimmen und widersprechen, Bettys sanfte Erwiderungen … Selbst Tony lässt sich dazu herab, sich an solchen Gesprächen zu beteiligen.
Sie haben sich darauf geeinigt, dass es Loki ausgezehrt habe, seine und Clints Seele voneinander zu trennen, dass die Magie des Zepters, geschwächt durch Thors Versuch es zu zerstören, allein nicht ausgereicht hat.
Loki erinnert sich nur vage an die Geschehnisse im Labor, ehe er zusammengebrochen ist, aber diese Erklärung erscheint ihm einleuchtend. Tonys wiederholtes Bekenntnis, er könne Magie nicht leiden, erscheint ihm ebenso einleuchtend.
Er ist sich nicht sicher, aber er schätzt, dass es daran liegt, dass Tony seltener und seltener sein Zimmer aufsucht. Er hat Pepper zu Thor sagen hören, dass Tony es schlicht nicht erträgt, ihn so zu sehen.
Der Gedanke macht Loki gleichzeitig traurig und glücklich. Seine Mutter hat geweint, als sie ihn in seinem Bett erblickt hat, hat ihn geküsst und durch sein Haar gestreichelt; Loki hat die Stimme des Allvaters gehört, hat ihn sie trösten und ihr versichern hören, dass alles wieder gut werden würde, dass das Schicksal auf ihrer Seite sei.
Zuerst hat Loki nicht verstanden, wie Odin sich so sicher sein kann. Er fühlt sich nicht, als sei das Schicksal auf seiner Seite. Er fühlt sich müde und zerschlagen, jede Zelle seines Körpers voll dumpfer Lethargie.
Aber dann, eine Woche nachdem er die Verbindung zum Zepter der Chitauri und mit ihm seine Verbindung zu Clint und all den falschen Erinnerungen getrennt hat, ist Sif in sein Zimmer getreten, und mit ihr die Krieger.
Ihre Anwesenheit hat Loki einen unerwarteten Energiestoß erfahren lassen, beruhigend und stärkend. Ihm war bis dahin nicht klar, dass er die Gefährten seines Bruders tatsächlich vermisst hatte.
„Heimdall hat die Wahrheit gesprochen“, hat Fandral gesagt, überrascht und atemlos, der Unglauben deutlich in seiner Stimme.
Loki hätte die Stirn kraus gezogen, wäre er dazu in der Lage gewesen.
Volstagg hat es für ihn getan. „Heimdall spricht immer die Wahrheit. Zeig etwas mehr Respekt.“
„Du hast ihm also geglaubt?“ lautete Fandrals Erwiderung. „Du hast ihm geglaubt, dass unser Prinz gehüllt in silbrigen Glanz schläft? Dass er sich zur Ruhe begeben hat, wie nur der Allvater es vermag?“
Der Allvater ruht unter einem goldenen Schimmer, regeneriert seine Kräfte, seine Macht, seine Jugend, während um ihn herum sein Reich darauf wartet, dass er zu ihm zurück kehrt. Loki konnte nicht glauben, dass sein augenblicklicher Zustand dem Schlaf des Allvaters auch nur im Ansatz nahe kommt.
„Warum hast du gezweifelt, Fandral?“ hat Thor erwidert. „Er ist mein Bruder. Der Sohn des Allvaters. Es gibt keinen Grund, warum er nicht dazu in der Lage sein sollte, seine Kräfte in ähnlicher Form regenerieren zu können.“
Es gibt viele Gründe, warum er nicht dazu in der Lage sein sollte, unzählige sogar … Aber Loki hofft dennoch, dass Thor Recht hat. Nicht, weil er dem Allvater ähnlich sein will, nicht, weil es ein absurder Beweis ihrer nichtexistenten Verwandtschaft wäre … sondern weil er aufwachen will.
Der Tag hat noch nicht mal richtig angefangen, und Darcy hat schon die Schnauze voll. Sie sieht ein, dass Phil unter den gegebenen Umständen einen Urlaub mehr als einfach nur verdient hat, aber sie ... sie ist überfordert.
Thor ist eine mürrische Gewitterwolke voller Selbstvorwürfe, Tony ist eine zynische Kaffeetasse voller Koffein und Selbstvorwürfe, und Darcy hat so langsam wirklich keine Geduld mehr für Selbstvorwürfe jeglicher Art - schon gar nicht, wenn diese Selbstvorwürfe dazu führen, dass die Avengers plötzlich Probleme mit gigantischen Hamstern haben, anstatt sie gewohnt professionell in ihre genauso gigantischen Käfige zu verweisen, und Darcy Fury irgendwie begreiflich machen muss, wie es dazu kommen konnte, dass das Guggenheim Museum als eine Art überdimensionales Hamsterrad zweckentfremdet wurde. (Es hat die Hamster nicht weiter interessiert, dass es sich nicht gedreht hat. Sie sind trotzdem wie bekloppt darin rauf und runter gelaufen.)
Gigantische Nagetiere jeglicher Art sollten inzwischen nicht mehr das geringste Problem darstellen. Nicht seit den Nacktmullen (und die waren widerlich). Wenigstens hat Phil ihr am Telefon ihre Minderwertigkeitskomplexe erfolgreich ausreden können ... was nichts daran ändert, dass Thor und Tony sie wahnsinnig machen.
Jane und Pepper tun, was sie können, aber Thor ist voll unsterblicher Entschlossenheit, um seinen ganz und gar nicht toten Bruder zu trauern, und Tony ... ist Tony.
Darcy kann nicht mal mit Bestimmtheit sagen, wieso Tony sich überhaupt Vorwürfe macht. Er hat getan, was er konnte; und was passiert ist, war kaum seine Schuld. Abgesehen davon mochte ... mag er Loki nicht mal.
Was nicht das Geringste daran ändert, dass seine Werkstatt jetzt zu jeder Zeit Sensoren nach Energieschwankungen jeder Art tasten lässt, und JARVIS ein brandneues Programm zur Energiesignaturerkennung bekommen hat.
Aber Tonys emotionale Logik hin oder her - das Team ist spürbar aus dem Gleichgewicht gebracht. Thors Stimmung schlägt sich auf sie alle nieder; Steve macht noch mehr Gewese um Tonys Schlafgewohnheiten als sowieso schon; Natasha vermisst Clint; und Bruce mag sein Flitterwochen-Stadium mit Betty noch nicht hinter sich gelassen zu haben, aber er ist schrecklich still geworden, noch nachdenklicher als sonst.
Es mag daran liegen, dass JARVIS ihnen übersetzt hat, was das Zepter zu Loki gesagt hat - dass er sich trotzdem für Clint geopfert hat, obwohl es ihm Macht und Gesundheit und wer weiß was noch angeboten hat.
Nein, nicht geopfert, eingesetzt. Loki hat sich für Clint … eingesetzt. Er wird wieder aufwachen, ganz bestimmt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Darcy nickt sich selbst zu, blickt auf den Bildschirm des Laptops auf Phils Schreibtisch hinab und stößt ein tiefes Seufzen der absoluten Unzufriedenheit aus.
Was wollen all diese Werbefirmen eigentlich von den Avengers? Dass Steve Werbung für Kondome machen soll, mag ja vielleicht noch irgendwo Sinn machen ... Aber Natasha würde sich eher beide Augenbrauen abrasieren, als Make-up jeglicher Art zu bewerben, und Thor hat nun wirklich kein Händchen fürs Heimwerken, Mjölnir hin oder her.
Der Hersteller für Hamsterfutter hat ganz offensichtlich einen grausamen Sinn für Humor, selbst wenn Clint seine helle Freude an dem Job hätte.
Darcy, ihre Stirn gerunzelt und die Lippen zu einer unzufriedenen Schnute gespitzt, lehnt sämtliche Anfragen ab, schon aus Prinzip, selbst wenn sie bei der Anfrage des Playgirls für Steve und Thor kurz zögern muss. Aber nein. Steve würde verdampfen vor Scham, und Jane würde sie umbringen.
Darcy seufzt ein weiteres Mal, dann klappt sie den Laptop zu. Als sie ihren Blick wieder hebt, steht Natasha in der Tür und beobachtet sie. „Fertig?“
Darcy ist nicht wirklich fertig, aber sie beginnt zu begreifen, dass sie das auch niemals sein wird. Ihr Respekt für Phil Coulson ist in undenkbare Höhen gestiegen, seit der Mann sie mit seinem Job hat sitzen lassen.
„Fertig mit den Nerven“, sagt sie mit theatralischem Unterton und kommt auf die Füße. „Ich brauch einen Kaffee.“
Natasha nickt ihr zu und geleitet sie in die Küche, und Darcy wird erst nach etwa zwei Minuten bewusst, dass sie auf sie gewartet haben muss. „Wolltest du was Bestimmtes?“
Natasha schenkt ihr ein flüchtiges Lächeln. „Dich an deine Frühstückspause erinnern, ja.“
Darcy zieht eine Grimasse und schüttelt den Kopf. „Du solltest meine Arbeitsunlust nicht auch noch unterstützen, Tasha.“
Natasha lächelt ein wenig breiter und erwidert nichts, und sie betreten die Küche.
In der Küche steht Volstagg, in etwas gehüllt, das er für völlig normale midgardische Tracht zu halten scheint, und macht Frühstück. Die Küche ist ein Schlachtfeld. Darcy ist sich ziemlich sicher, dass sie jemanden vom Team gebeten hat, ein Auge auf den asgardischen Besuch zu haben, während sie arbeitet, aber offenbar ist ihre Bitte ignoriert worden.
Dann kommt Jane in die Küche gehuscht, runzelt die Stirn und stapft auf ihn zu. Die Szene erinnert Darcy an einen gereizten Kolibri, der einen Bären attackiert. „Ich dachte, wir hätten hierüber gesprochen!“ sagt Jane und gestikuliert wild in die Gegend. „Ein Gericht zur Zeit, und die Abfälle werden nicht einfach fallen gelassen!“
Volstagg hält inne, blinzelt auf sie hinab, und blickt sich in der Küche um, als sehe er sie zum ersten Mal. Darcy verschränkt ganz automatisch die Arme vor der Brust und zieht ihm eine vorwurfsvolle Grimasse.
Er weitet alarmiert die Augen. „Es lag nicht in meiner Absicht, euch zu erzürnen, meine Damen.“
Darcy seufzt gottergeben und tritt an die Kaffeemaschine heran. „Thor hatten wir wesentlich schneller stubenrein.“
Volstagg gibt ihr einen Muffin. Sie ist prompt geneigt, ihm zu vergeben. Besonders, weil es eins von Steves Rezepten ist. Abgesehen davon wird er aufräumen, wenn er fertig ist. Er tut es immer. Fandral ist wesentlich schlimmer, was das angeht. Hogun ist tatsächlich der Einzige ihrer Gäste, der weder Dreck noch Lärm macht. Sif ist sogar noch schlimmer als Volstagg (und ihre Muffins schmecken fürchterlich).
Tony taucht wie aus dem Nichts an Darcys Seite auf, beugt sich vor und nimmt einen gigantischen Happs von ihrem Muffin. Sie hebt eine strafende Augenbraue. „Mister Stark! Das ist mein Muffin!“
Er richtet sich wieder auf, grinst um das Gebäck in seinem Mund herum, kaut genüsslich und schluckt. „Es schmeckt besser, wenn es Diebstahl ist.“
Natasha mustert ihn mit warmer Zustimmung. „Das klingt wie etwas, das Clint sagen würde.“
Tony wirft ihr einen bösen Blick zu und macht sich daran, Darcy einen Kaffee zu kochen. Zumindest hofft sie für ihn, dass das sein Plan ist.
„Du musst mich gar nicht so böse angucken“, sagt Natasha seelenruhig. „Es ist etwas, das Clint sagen würde, und es ist nicht so, als würde ich ihn nicht genauso vermissen wie du.“
„Weiß inzwischen jemand, wann Phil und Clint zurück kommen?“ erkundigt Bruce sich von der Tür her, erspart damit Tony eine Antwort, und tritt mit Betty zusammen ein. Beide tragen Laborkittel und Gesichtsausdrücke, die andeuten, dass sie schrecklich verliebt, aber viel zu entspannt sind, um anderen Leuten damit auf die Nerven zu gehen.
Darcy seufzt tief auf. „Keine Ahnung. Nicht die Geringste. Es scheint Phil nicht mal zu stören, dass ich hier Avengers und asgardische Gottheiten jonglieren muss, und mich dabei mal wieder ganz schrecklich tölpelhaft anstelle.“
Tony reicht ihr eine Tasse so voll mit Milchschaum, das er nach einem beliebigen Gebirge benannt werden sollte. „Versuchst du schon wieder, dir Komplimente zu erschleichen? Muss ich tatsächlich schon wieder eine Lobrede auf deine einmaligen Fähigkeiten halten?“
Darcy seufzt und schlürft ihren Milchschaum. „Lieblingsonkel.“
Links von ihnen öffnet sich die Terrassentür, und Steve tritt ein, samt der Hunde.
Tony grinst ihm zu, stutzt, blickt an sich hinab. „Was hast du gegen mich, undankbares Hundevieh?“
Ponti hängt schon wieder an seinem Knöchel, genauer gesagt, an seinen Jeans. Er tut es mit wesentlich mehr Ausdauer und einer bezeichnenden Menge an Gusto, seit Clint ihn in der Obhut seiner Freunde in der Villa zurückgelassen hat. Offenbar hat der Welpe sich Tony zum Ziehvater auserkoren, zu Tonys offensichtlichem Missvergnügen.
Steve schließt die Terrassentür hinter sich, nimmt Darcy ihren Kaffee weg und trink einen genüsslichen Schluck. Tony wischt ihm den Milchschaum von der Nase. „Wie war der Park?“
„Kalt“, erwidert Steve, und Darcy hört die leise Note von Unwohlsein in seiner Stimme, und nimmt ihm den Kaffee weg, damit Tony ihn anständig umarmen und aufwärmen kann.
„Wo ist Pepper?“ erkundigt Steve sich in seine Schulter hinein, und Darcy beobachtet, wie Tony ihm über den Rücken reibt, wie Steve sich unter seiner Hand entspannt. Ponti hängt noch immer an Tonys Jeans, obwohl sein Bruder inzwischen damit angefangen hat, an seinem linken Ohr zu kauen.
Darcy betrachtet die Szene mit einem hilflosen Lächeln.
„Pepper ist hier“, sagt Pepper gelassen, tätschelt Steves Schulter und Tonys Rücken und setzt dazu an, sich einen Kaffee zu kochen. „Wieso, wolltest du was von ihr?“
Steve räuspert sich leise, und Tony dreht seinen Kopf, damit er Pepper angemessen angrinsen kann. „Er will, dass du ihn auch knuddelst, Pep, siehst, du das denn nicht?“
„Es scheint in der Tat, als verlange es den amerikanischen Kapitän nach der Wärme der Freundschaft“, lässt Volstagg sich vernehmen. „Die Dame sollte seinem Wunsch Folge leisten.“
Pepper blinzelt zu ihm auf, zuckt mit den Schultern und drängelt Tony ein wenig beiseite, damit auch sie Steve umarmen kann.
„Thor hat euch wieder Glücksbärchis gucken lassen“, sagt Darcy an Volstagg gewendet. „Gib es zu.“
Er nickt. „Das entspricht in der Tat der Wahrheit.“
Darcy hat Thor schwer unter Verdacht, dass er sich selbst für Löwenherz hält, dementsprechend sagt sie nichts weiter dazu, trinkt ihren Kaffee und genießt ihre Pause, bis ihr bewusst wird, dass Natasha sie aus dem Augenwinkel beobachtet. „Was?“
„Wir gehen jetzt Loki besuchen“, beschließt Natasha sanft, und Darcy seufzt. „Ich hab keine Zeit.“
„Du hast alle Zeit der Welt“, widerspricht Betty ihr ruhig, und Jane baut sich an ihrer Seite auf, verschränkt die Arme vor der Brust und nickt gewichtig. „Ich wollte nichts sagen, aber … du siehst fürchterlich aus. Du brauchst einen Tag Pause.“
Darcy gestikuliert wild in den Raum hinein. „Es ist nicht meine Schuld, dass ich fürchterlich aussehe! Ich bin nicht diejenige, die auf offener Straße Reporter verprügelt! Ich bin diejenige, die hinterher die Pressemitteilung verfassen muss!“
Betty räuspert sich nachdrücklich. „Dieser Reporter -“
„War unmöglich zu Bruce und hat es verdient“, unterbricht Darcy sie sofort. „Und ich hatte direkt Spaß an der Pressemitteilung. Das sollte lediglich ein Beispiel sein.“
Betty grinst ihr zu, fasst sie am Oberarm und zieht sie aus der Küche. „Ok, ein Beispiel. Von mir aus. Und jetzt komm, bevor ich dich auf offener Straße verprügele. Wenn man Jane glauben kann, würde deine Mutter mich erschießen.“
„Meine Mutter hat Jane nie auch nur das Geringste getan!“ empört Darcy sich, während sie von Betty und Natasha den Flur entlang manövriert wird. „Jane hat sich das alles bloß ausgedacht!“
„Deine Mutter“, ruft Jane ihr hinterher, „hat mir Drohmails geschrieben! Jede Woche mindestens eine!“
Natasha lacht, als sei sowas völlig normal, und Darcy gibt auf.
Thor befindet sich in Lokis Zimmer, und mit ihm auch Fandral, Sif und Hogun. Darcy wirft einen anklagenden Blick in die Runde. „Euch ist da jemand abhanden gekommen, falls euch das nicht aufgefallen sein sollte.“
Thor macht ein schuldbewusstes Gesicht. „Er hat etwas getan, das dir missfällt?“
„Die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld“, antwortet Natasha für sie. „Jane kam leider zu spät, um ihn aufzuhalten.“
Darcy wischt Thors Worte der Entschuldigung mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. „Egal jetzt. Wie geht’s unserem Glühwürmchen?“
„Er ruht noch immer“, erwidert Thor, augenblicklich betrübt, und Darcy wirft ihm einen scharfen Blick zu.
„Ich wünschte, du würdest damit aufhören. Er schläft doch bloß!“
„In der Tat“, erwidert Thor, nach wie vor hartnäckig betrübt. „Aber ich kann mir nicht sicher sein, für wie lange noch.“
„Du mein lieber Freund“, macht Darcy ihn ungeduldig aufmerksam, „bist unsterblich. Stell dich gefälligst nicht so an.“
Damit lässt sie sich zu Loki an die Bettkante fallen. (Ebenholz. Tony hält sich für lustig.)
Sif sitzt an der anderen Seite des Bettes, still und aufrecht, und schenkt ihr ein Lächeln. „Du gönnst dir einen verdienten Moment der Ruhe?“
Darcy wendet Natasha einen entsetzten Blick zu. „Sehe ich wirklich so fürchterlich aus?“
Tony kommt zur Tür herein stolziert. „Du wirkst anmutsvoll erschöpft. Das hast du von mir.“ Er steuert aufs Bett zu, in der Hand etwas, das verdächtig nach Darcys Taser aussieht.
Darcy beäugt ihn misstrauisch. „Was genau hast du vor?“
„Ich weck ihn jetzt auf“, erwidert Tony, in einem unschuldigen Tonfall, der Darcy mit einem Ruck auf die Beine bringt.
„Tony, nein!“
„Doch, Darcy. Ich hab mir seine Schneewitchen-Nummer jetzt lange genug angesehen!“
„Tony, das geht wirklich zu weit“, sagt Natasha streng, und dann ist plötzlich Steve da, und nimmt Tony seinen Taser weg.
„Ich wusste, dieses Gesicht hat etwas zu bedeuten!“
Pepper und Bruce kommen ins Zimmer geeilt. „Was? Was hat er gemacht?“
„Darf ich darauf aufmerksam machen, dass diese Villa mir gehört, und ich euch alle lediglich dulde“, sagt Tony energisch und versucht, Steve den Taser wieder weg zu nehmen. „Ich kann unter meinem Dach machen, was immer ich will!“
„Oh mein Gott“, erklingt Janes Stimme, und dann marschiert sie auf Tony zu, während Volstagg im Türrahmen stehen bleibt und sie mit väterlicher Zuneigung beobachtet. „Hast du den Verstand verloren?“
„Er braucht offensichtlich einen kleinen Anstoß!“ rechtfertigt Tony sich und gestikuliert zum Bett hinüber. „Von allein wird das hier anscheinend nichts!“
„Er regeneriert seine Kräfte!“ fährt Jane ihn an, und diesmal gleicht sie weniger einem erregten Kolibri als einem majestätisch erzürnten Bussard. „Und du wirst ihn nicht unter Strom setzen!“
„Ich werde ganz zärtlich zu ihm sein, keine Sorge“, gibt Tony schnippisch zurück, und Jane sieht kurz aus, als wolle sie ihm fürchterlichste Gewalt antun - dann geht Darcys Handy los.
Sie erkennt Clint am
Klingelton und greift in ihre Hosentasche, und reißt es praktisch an ihr Ohr, atemlos. „Was ist passiert?“
Ein Moment der absoluten Stille tritt ein, dann erklingt Clints fröhliche Stimme. „Hey, Darce. Alles im grünen Bereich?“
„Wenn das eine humoristische Anspielung auf Bruce sein soll -“, setzt sie an, und er unterbricht sie mit einem Glucksen. „Soll es nicht. Ich wollte lediglich Bescheid sagen, dass Phil und ich morgen nach Hause kommen.“
Darcy entlässt einen Atemzug, von dem sie nicht gewusst hat, dass sie ihn angehalten hatte. Sie fühlt sich plötzlich schrecklich erschöpft. „Wirklich?“
„Wirklich“, verspricht Clint ihr leise, und sie lächelt und hält das Handy ein wenig von ihrem Mund weg. „Phil und Clint kommen nach Hause.“
Als sie sich das Telefon wieder dichter ans Ohr hält, hört sie undeutliches Murmeln am anderen Ende, und dann wieder Clints Stimme. „Du klingst, als könntest du eine Aufheiterung vertragen.“
Darcys Blick kommt ganz automatisch auf Loki zu ruhen. „Und wie ich das kann. Mutierte Hamster, Clint. Mutierte Hamster.“
Sie hört Clint leise lachen. „Ok, dann hör zu …“
Ein paar Sekunden lang ist Darcy überzeugt davon, sie habe sich verhört. „Wiederhol das!“
Clint wiederholt seine Worte.
Darcy blickt sich im Zimmer um, ihre Augen riesig und weit aufgerissen in ihrem Gesicht, und Steve macht einen besorgten Schritt auf sie zu. „Was? Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?“
Tony zieht ihm unauffällig den Taser aus der Hand.
Darcy starrt zu Steve auf. „Clint“, sagt sie heiser, „Clint und Phil …“ Sie nimmt einen tiefen Atemzug, sammelt sich. „Clint und Phil … heiraten.“
Alles ist still.
Im Hintergrund verpasst Tony Loki einen Stromschlag, der Patti fauchend aus dem Bett springen lässt.
Und Loki schlägt die Augen auf.
NDT
Clint, Phil, Avengers, liebe Leser - Es war mir ein Fest.
Wir lesen uns, sobald ich mir darüber klar geworden bin, wie ich Steve und Tony möglichst umständlich übereinander kriege.