Teil
1 - Teil
31 Aaaah, ich hab kaum noch FanFic in der Hinterhand! Ich hänge hinterher! Ich bin ... nicht unbedingt unmotiviert, aber irgendwie ganz schrecklich aus dem Schreibfluss gebracht! Muss an all dem grässlichen Drama liegen ... Drückt mir die Daumen, dass das diese Woche noch besser wird ...
Thor schmollt. Anders als bei gewöhnlichen Sterblichen äußert sich dieser unschöne emotionale Zustand bei einem Halbgott mit sehr viel mehr Nachdruck. Es würde Jane nicht wundern, wenn sich all diese Energie in mürrischen Gewitterwolken entladen würde - direkt unter der Labordecke.
Denn Jane ist sich Thors Emotionen bewusst, obwohl sie mit dem Rücken zu ihm steht, obwohl er sich still auf den Boden gesetzt, und sich bisher mit keinem Wort beschwert hat. Sie spürt dennoch, dass er gefährlich kurz davor ist, mit Blitzen um sich zu schießen.
„Du könntest auch einfach zu ihm in die Küche gehen“, sagt sie schließlich, mit ihrer Geduld am Ende.
„Er hat mich weggeschickt“, erwidert Thor betrübt. Jane verdreht die Augen. „Er schickt uns alle weg. Seit Wochen schon. Das bedeutet nicht, dass wir seinen Wünschen Folge leisten müssen.“
Sie macht einen Eintrag in ihrem Notizbuch und wendet sich voll zu ihrem Liebsten um. „Du weißt doch, wie er ist.“
Thor runzelt die Stirn und starrt auf seine Knie. „Ich fürchte, niemand von uns weiß, wie er ist. Er war ein stilles Kind, hat lieber gelesen oder den Vorträgen der Musikanten gelauscht anstatt mit uns anderen zu spielen. Manchmal habe ich das mit Schwäche und Unvollkommenheit verwechselt - und es bedurfte der Stimme meiner Mutter, um meinen Irrtum zu korrigieren. Loki ist nicht schwach.“
Thor hebt seinen Blick und sieht Jane direkt in die Augen. „Er besitzt einen wachen Verstand, ein geduldiges Wesen, und wenn er zum Kampf gezwungen ist, dann steht er kaum einem Krieger Asgards nach - zumindest war das der Fall, als er noch über seine Götterkraft verfügt hat. Aber er hat den Kampf nie so genossen wie ich, und wenn ich auch vor langer Zeit damit aufgehört habe, ihn dafür zu verachten, so fürchte ich doch, dass er sich dessen nicht bewusst ist - dass er meine gegenteiligen Versicherungen in Zweifel zieht.“
Jane weiß nicht, was sie dazu sagen soll. Manchmal überrascht es sie noch immer, wie wach Thor für die Emotionen seiner Liebsten ist, wie viel er tatsächlich mitbekommt., seit er angefangen hat, genauer hinzusehen. Sie mag sehr früh festgestellt haben, dass er weit intelligenter ist, als es ihr erster Eindruck von ihm war - sonst hätte sie sich auch kaum in ihn verlieben können - aber Intelligenz und Empathie gehen nicht zwingend Hand in Hand.
„Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte“, sagt Thor leise, „dann würde ich von meinem Anspruch auf den Thron zurücktreten. Loki wäre Asgard ein so viel besserer König als ich es je sein könnte.“
Sie hört die leise Verachtung für sich selbst in seiner Stimme und geht zu ihm, setzt sich neben ihn auf den Boden und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand. „Wenn deine Zeit gekommen ist, wirst du Asgard ein guter, weiser und gerechter König sein“, versichert sie ihm ernst. „Lokis Qualitäten mögen anders sein als die deinen - anders ausgeprägt - aber das macht die deinen nicht weniger wertvoll.“
Jane beißt sich auf die Unterlippe, als sie feststellt, dass sie offenbar zu viel Zeit in der Gegenwart sich geschwollen ausdrückender asgardischer Halbgottheiten verbringt. Thor scheint nichts davon zu bemerken. Er legt seinen Arm um sie, wendet ihr den Kopf zu und vergräbt sein Gesicht in ihrem Haar. „Ich kann nicht umhin, mir die Schuld an seinem Verhalten zu geben.“
„Natürlich kannst du das nicht“, sagt sie sanft. „Du liebst ihn. Er ist dir wichtig. Und du wirst ihn kaum davon überzeugen können, indem du dich seinen unvernünftigen Wünschen beugst. Denn lass mich dir sagen, mein lieber Thor - Loki mag einen wachen Verstand und überlegenen Intellekt besitzen, aber sein Herz ist ein schrecklich unerfahrenes Organ und braucht noch reichlich Übung, bis es mit deinem mithalten kann.“
Thor lacht leise, hebt sein Gesicht aus ihrem Haar und küsst sie auf die Stirn. „Ist das so?“
Sie nickt. „Das ist so. Und jetzt lass ihn uns suchen und ihn mit unseren Artigkeiten belästigen - ich bin in der Stimmung, mich von ihm böse angucken zu lassen.“
Thor schmunzelt und sie hebt ihr Gesicht zu ihm an und küsst ihn, lässt ihre Finger durch sein langes Haar streichen. Manchmal wartet sie darauf, dass sich alles als Traum herausstellt - dass sie morgens aufwacht und er ist nicht mehr da, ist es nie gewesen. Aber selbst wenn sie ohne ihn aufwacht, weil er die Nacht in seinem eigenen Zimmer verbracht hat, versäumt er es doch nie, den Tag damit zu beginnen, sie aufzusuchen.
Also hält ihr Traum an - selbst wenn ihr göttlicher Liebhaber im Doppelpack mit einem mürrischen Adoptivbruder auftaucht. Sie hat sich inzwischen nicht nur an Loki gewöhnt, sie hat ihn ehrlich lieb gewonnen. Wie genau es dazu kommen konnte, ist Jane allerdings selbst nicht völlig klar.
Phil ist ein wenig ... überrascht, als er in der Küche ankommt, und Clint und Loki in friedlichem Einvernehmen miteinander Pudding essen sieht. Einen Moment lang verharrt er im Türrahmen, dann geht er zu Steve hinüber, der an der Küchenzeile damit beschäftigt ist abzuwaschen. „Was ist hier passiert?“
Steve blinzelt ihn über die Schulter an, wirft einen flüchtigen Blick zum Tisch hinüber, und ein Lächeln glimmt in seinen Augen auf. „Eine Aussprache.“
Phils Augen weiten sich in ehrlichem Unglauben, dann weht Thor zur Tür herein, Jane in seinem Windschatten. „Bruder!“
Loki starrt ihn ertappt an und zieht seine Puddingschüssel dichter an sich heran - ihm gegenüber tut Clint haargenau das Gleiche.
Aber Thor hat es nicht auf ihren Nachtisch abgesehen. „Ich wünsche, Zeit mit dir zu verbringen, Bruder!“ verkündet er energisch - erst dann wird ihm Clints Anwesenheit bewusst.
Einen Moment lang scheint er nicht zu wissen, wie diese zu bewerten ist. Phil sieht erst Freude und dann Besorgnis über sein Gesicht hinweg gleiten, dann richtet er ein laserscharfes Starren auf Lokis verletzte Schulter.
Loki löffelt stur weiter seinen Pudding, offenbar entschlossen, Thors Starren zu ignorieren - Clint ist derjenige, der seine Befürchtungen zerstreut. „Seinem Arm geht’s wunderbar, ich hab mir die Schulter vorhin angesehen. Heilt alles wie es soll.“
Also löst Thor seinen Blick von Lokis Schulter und sieht stattdessen Clint an. „Ich bin dankbar für die Pflege, die du ihm angedeihen lässt.“
Jane nutzt den Moment, während Clint und Loki synchron mit den Augen rollen, und huscht zu Steve und Phil an die Küchenzeile hinüber. „Was ist hier los?“
„Offenbar haben sie sich ausgesprochen“, wispert Phil zurück, seine Stimme pure Skepsis.
Am Küchentisch kommt Clint auf die Füße und trägt seine leere Schüssel zur Spüle hinüber. Steve nimmt sie ihm ab, und Clint drängt sich prompt in Phils Arme.
„Alles ok?“ fragt Phil ihn automatisch, und Clint nickt und drückt ihm einen Kuss auf. „Ich habe ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich es kaum ertragen kann, ihn in deiner Nähe zu sehen. Im Gegenzug hat er mich wissen lassen, dass er das sehr gut nachvollziehen kann, weil du ein guter Mann bist - und dann hat er erzählt, wie er Stark aus dem Fenster geworfen hat. Es war überraschend unterhaltsam.“
Neben Phil zieht Jane eine kleine Schnute, aber sie äußert sich nicht dazu. Phil streicht Clint über den Kopf. „Woher die plötzliche Initiative?“
Clint seufzt und drückt sein Gesicht an seine Schulter. „Doktor Scotts ist wie ein Hund mit einem Knochen. Aber keine Sorge - Steve war die ganze Zeit hier und hat sicher gestellt, dass niemand zu Schaden kommt.“
Steve räuspert sich leise. „Es lag keineswegs in meiner Absicht -“
„Es war gut, dass du da warst“, unterbricht Clint ihn leise, und Phil und Steve tauschen einen sprechenden Blick. „Es hat die Angelegenheit sehr viel einfacher gemacht.“
Am Küchentisch ist Thor inzwischen damit beschäftigt, Loki davon zu überzeugen, den Nachmittag in seiner Gesellschaft zu verbringen.
„Das ist wirklich nicht nötig“, wehrt Loki ihn ab. „Ich fühle mich heute überraschend wohl. Du musst dich nicht damit belasten, dich um mich zu sorgen.“
„Oh Gott“, murmelt Clint in Phils Schulter, „dieser Idiot.“
Phil blinzelt auf ihn hinab - als er seinen Blick wieder hebt, ist Thor neben Lokis Stuhl auf ein Knie hinab gesunken und hat beide Arme um ihn geschlungen. „Zeit mit dir zu verbringen ist keineswegs eine Belastung, Bruder“, versichert er Loki ernsthaft.
„Knuddelt er ihn schon?“ verlangt Clint zu erfahren. Phil bejaht schmunzelnd und reibt ihm über den Rücken.
Loki blinzelt derweil unwillig über Thors ausladende Schulter hinweg. „Aber du könntest deine Zeit so viel angenehmer mit Jane -“
„Oh, sei still!“ entfährt es Jane plötzlich, und in Phils Armen zuckt Clint prompt ein wenig zusammen. „Ich liebe deinen Bruder, wirklich, aber das bedeutet nicht, dass ich meine Zeit nur mit ihm verbringen will! Siehst du Phil und Clint oder Tony und Pepper ihre Tage ausschließlich in der Gegenwart des jeweils anderen verbringen? Ich wünsche, du könntest dich so langsam mal von deiner schwachsinnigen Überzeugung heilen, es bereite uns Umstände, Zeit mit dir zu verbringen, du idiotischer Schwachkopf!“
Perplexe Stille folgt ihrem Ausbruch, und sie verharrt schwer atmend neben Phil an der Küchenzeile, ein kriegerisches Funkeln in den Augen. Thor und Loki lösen sich voneinander und wenden sich ihr mit identischen Mienen schüchterner Verunsicherung zu.
Phil rubbelt Clint liebevoll über den Rücken. „Das solltest du dir ansehen.“
Dementsprechend richtet Clint sich auf und dreht sich in Phils Armen um, weidet sich angemessen an den Gesichtsausdrücken göttlicher Ehrfurcht, die sich ihm präsentieren.
„Jane“, sagt Loki schließlich vorsichtig, „es lag nie in meiner Absicht, dich zu erzürnen.“
Sie verschränkt die Arme vor der Brust. „Ach nein? Dann hör gefälligst damit auf, mir ständig deinen Bruder aufzudrängen, als wären wir zu blöde, allein klarzukommen.“
Thor setzt prompt ein Gesicht verletzen Zartgefühls auf, das seine Liebste geflissentlich ignoriert. Loki macht einen vorsichtigen Schritt auf sie zu. „Verzeih, falls ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich habe den größten Respekt vor deiner Intelligenz.“
Die ernsthafte Aufrichtigkeit in seiner Stimme überrascht Phil vielleicht mehr als alles Andere.
Jane lässt ein tiefes Seufzen hören, stößt sich von der Küchenzeile ab, geht auf Loki zu und schlingt beide Arme um seine Mitte, drückt sich mit einer Selbstverständlichkeit an ihn, die Phil schockiert.
„Ich weiß“, sagt sie leise, reibt über seinen Rücken. „Ich weiß.“
Einen Moment lang blinzelt Loki überfordert auf sie hinab, dann legt er vorsichtig beide Arme um ihre zierliche Gestalt, lässt den Kopf sinken, bis sein Gesicht an ihrem Haar ruht und schließt die Augen.
Hinter ihm geht ein verräterisches Zucken durch Thor. Jane löst eine Hand von Lokis Rücken und winkt ihn an sie heran. „Komm schon her.“
Eine derartige Einladung ist zu verführerisch, um ignoriert zu werden. Thor klebt sich seinem Bruder der Länge nach an den Rücken.
„Widerlich“ befindet Clint, nachdem er sich das Schauspiel eine Weile schweigend angesehen hat. Phil und Steve tauschen an ihm vorbei einen weiteren sprechenden Blick.
Wie so oft zuvor glaubt niemand Clint auch nur ein einziges Wort, als er behauptet, sie allesamt zu hassen, als er sich keine fünf Sekunden später zwischen Phil und Steve wieder findet.
Tony ist sich einigermaßen sicher, dass er sich die Schulter gezerrt hat. Er hat es erfolgreich geschafft, diese Tatsache vor Natasha zu verbergen, aber er hat kaum zwei Schritte ins Familienwohnzimmer gemacht, wo augenblicklich Die Schöne und das Biest auf dem großen Flachbildschirm läuft, als Steve auch schon wie angestochen von seinem Platz auf dem Sofa hochschießt. „Was ist passiert?“
Seine Verletzung hat Tony dazu angehalten, sich beim Duschen mehr Zeit als üblich zu lassen, dementsprechend ist er der Letzte, der das Wohnzimmer betritt. Selbst Darcy ist bereits von ihrem Nicht-Date mit Johnny Storm zurück und augenblicklich damit beschäftigt, einem widerwillig lauschenden Loki alles darüber zu berichten.
Tony will abwinken, benutzt dazu den falschen Arm und zieht prompt eine nicht zu unterdrückende Grimasse. Jetzt erhebt sich auch Pepper von ihrem Platz zwischen Natasha und Phil. „Tony?“
„Es ist nicht weiter wild“, versichert Tony ihr eilig, aber Steve ist bereits dabei, ihm sein Hemd aufzuknöpfen. Im ersten Moment ist Tony glatt zu perplex um einen anzüglichen Spruch zu reißen.
Dann schiebt Steve ihm das Hemd von der verletzten Schulter und begutachtet sie mit einer konzentrierten Aufmerksamkeit, die Tony sonst nur von ihren gemeinsamen Einsätzen kennt.
„Du hättest zumindest fragen können, ehe du mich ausziehst“, sagt er spitz.
Steve runzelt geistesabwesend die Stirn. „Du hättest mich nicht gelassen.“
Tony greift sich mit der gesunden Hand an die Brust. „Captain! Ich bin entsetzt!“
„Ach, sei ruhig“, gibt Steve ungeduldig zurück, und Tony tauscht einen alarmierten Blick mit Pepper, die inzwischen neben Steve angekommen ist.
„Wie ist das passiert?“ will Steve von ihm wissen, legt seine großen Hände an Tonys Schulter und Ellenbogen und bewegt vorsichtig Tonys Arm, bis sich ein schmerzerfülltes Zischen nicht länger zurückhalten lässt. „Ich dachte, ich hätte die Anordnung gegeben, dass ihr beim Training vorsichtig sein sollt.“
„Oh, verzeih bitte, dass ich einen direkten Befehl ignoriert habe“, erwidert Tony mit schneidender Stimme. „Aber du weißt, welche Probleme ich mit Autorität habe.“
Pepper verpasst ihm einen Schlag in den Nacken, und Steves eben noch bedrohlich umwölkte Stirn glättet sich prompt. „Tony.“
Tony beißt sich auf die Unterlippe, und Pepper neigt sich vor und gibt ihm einen Kuss. „Sei nett.“
Tony kann gerade noch den Impuls unterdrücken, sie darauf aufmerksam zu machen, dass nicht er derjenige ist, der hier willkürlich auf völlig unschuldige Leute einprügelt.
„Mit wem hast du trainiert?“ will Steve plötzlich wissen, und Tony räuspert sich leise. „Mit Natasha. Aber man kann ihr kaum einen Vorwurf daraus machen, wenn sie die Geduld mit mir verloren hat. Glaub mir, ich habe ihr allen Anlass geboten.“
Pepper weitet leicht die Augen, Steves Stirn hingegen macht erneut Anstalten, Austragungsort eines geradezu spektakulären Gewitters zu werden. Tony packt eindringlich seinen Arm. „Bitte, Steve. Lass sie in Ruhe. Meine Schulter ist lediglich leicht gezerrt. Nichts, worum man einen Wirbel veranstalten müsste.“
Steve blinzelt verdutzt auf ihn hinab. „Du ... hast du mich gerade ausdrücklich darum gebeten -“ Er verstummt, und Tony sieht Unsicherheit und einen gewissen Verdacht in Steves Augen aufglimmen - gefolgt von geradezu lächerlichem Schuldbewusstsein.
„Ich bin nicht zudringlich geworden, falls es das ist, was dir im Hirn rumspukt“, sagt Tony also trocken. Steve Miene des bußfertigen Sünders intensiviert sich. „Ich weiß“, erwidert er zerknirscht. „Ich weiß gar nicht, wie ich überhaupt -“
Diesmal verpasst Pepper ihm einen Schlag in den Nacken. „Zwei Idioten! Hört auf, euch gegenseitig auf die Füße zu treten! Geht lieber und verbindet Tonys Schulter, damit er sie nicht unnötig belastet!“
Tony fängt beinahe an zu lachen, als er den Gesichtsausdruck sieht, mit dem Steve sich den Nacken reibt, und fasst ihn am Ellenbogen. „Komm, Steve. Gehen wir lieber, ehe sie anfängt, uns auf die Füße zu treten. Ich bin mir sicher, sie würde sich nicht scheuen, dafür zuerst die hohen Schuhe anzuziehen.“
Pepper schnauft bedrohlich, und sie sehen zu, dass sie Land gewinnen.
Pepper hat sich zurück auf ihren Platz auf dem Sofa begeben und tut etwa fünf Minuten lang ihr Bestes, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Aber Natasha blickt sie in einer Art von der Seite an, die es ihr schließlich völlig unmöglich macht, sich noch länger zu beherrschen. „Er hat sich die Schulter gezerrt“, sagt sie betont neutral.
Natashas Augen weiten sich leicht. „Das hat er -“ Sie bricht ab, räuspert sich leise. „Ich wusste nichts davon. Sonst hätte ich mich sofort darum gekümmert.“
Pepper nickt, wirft Natasha einen prüfenden Blick aus dem Augenwinkel zu. „Was hat er angestellt?“
Natasha schlägt die Augen nieder. „Nichts Schlimmes.“
„Wenn es nichts Schlimmes gewesen wäre, hättest du dich nicht so weit hinreißen lassen, ihn so ungeschickt zu behandeln, dass er sich tatsächlich verletzt.“
Einen Moment lang breitet sich Stille zwischen ihnen aus, während auf dem Fernsehbildschirm eine Horde Küchenutensilien zu den begleitenden Gesängen eines französischen Kerzenhalters ein höchst anmutiges Ballett darbietet. Clint und Thor sind sichtlich hingerissen. Loki hingegen sieht ein wenig überfordert aus.
Natasha nimmt einen tiefen Atemzug. „Er hat nichts zu dir gesagt?“ fragt sie dann leise.
Einen Moment lang hat Pepper keine Ahnung, wie sie auf die Frage reagieren soll. Die Beziehung zwischen Tony und Natasha war nie sonderlich herzlich, und sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll, dass ihr kapriziöser Lebensgefährte plötzlich damit anzufangen scheint, Natashas Geheimnisse zu hüten und - beinahe noch unglaublicher - sie in Schutz nimmt.
Eine mögliche Schlussfolgerung wäre, dass Natasha ein absolut grässliches Geheimnis hat, und Pepper will nicht ganz in den Kopf, wie es ausgerechnet Tony Stark gelungen sein soll, dieses Geheimnis aufzudecken.
„Er hat nichts zu mir gesagt“, erwidert sie also leise, wendet sich voll zu Natasha um. „Ist alles in Ordnung?“
Kurz gleitet ein schwaches Lächeln über Natashas Lippen, dann nickt sie. „Viel besser als ich bisher dachte sogar.“
Die Antwort ist kryptisch genug, um Pepper ein besorgtes Stirnrunzeln zu entlocken. Natasha macht es nicht unbedingt besser, als ihr Mund sich zu einem amüsierten Schmunzeln verzieht. „Und mir scheint, dein Pinocchio ist jetzt ein richtiger Junge - du bist eine ganz außergewöhnlich fähige blaue Fee.“
Pepper kann sich nicht helfen. „Bist du betrunken?“ erkundigt sie sich misstrauisch.
Natasha hebt eine unbeeindruckte Augenbraue. „Nein.“
Die Versicherung trägt nicht dazu bei, Peppers Misstrauen zu schmälern, und sie betrachtet Natasha derartig ausdauernd von der Seite, dass diese schließlich aufgibt und sich mit einem kaum hörbaren Seufzen vom Sofa erhebt. „Tee“, sagt sie entschlossen. „In der Küche. Jetzt.“
Pepper nickt, erhebt sich ebenfalls und folgt ihr.
In der Küche angekommen, ist Pepper beinahe ein wenig überrascht, dass Natasha tatsächlich zunächst Wasser aufsetzt und zwei Tassen aus dem Schrank nimmt. Aber sie enthält sich eines Kommentars, beobachtet Natasha geduldig dabei, wie sie den Tee aufgießt, und wartet ab, bis ihre Freundin von sich aus das Wort ergreift.
„Es geht um Bruce“, sagt Natasha schließlich, im gleichen Moment als sie Tasse samt Untertasse feinsten Imari Porzellans vor Pepper abstellt.
Pepper blinzelt überrascht zu ihr auf. „Um Bruce?“
Natasha nickt, setzt sich auf den Stuhl zu ihrer Linken, und betrachtet einen Moment lang das zierliche Blütenmuster auf ihrer eigenen Tasse. Dann zuckt sie mit den Schultern. „Ich mag Bruce.“
„Wir alle mögen Bruce“, erwidert Pepper verwirrt. „Ich begreife nicht, was das mit irg-“ Ihre Augen weiten sich. „Was soll das heißen, du magst Bruce? Reden wir hier tatsächlich von Mögen?“
Natasha zuckt ein weiteres Mal mit den Schultern. „Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, was das angeht.“ Sie hebt ihren Blick von der Tischplatte und sieht Pepper in die Augen. „Es ist auch gar nicht weiter wichtig. Wichtig ist, wie Mister Stark auf diese Information reagiert hat.“
Pepper starrt sie an, während sie darum kämpft, die richtigen Worte zu finden. Ihrer Meinung nach gehen Natasha und Bruce nicht miteinander um, als seien ihre Gefühle füreinander mehr als platonisch. Zugegeben, Bruce ist sanfter zu Natasha als zu allen anderen Avengers - aber da Pepper sich ziemlich sicher ist, welche Gründe das hat, hält sie das nicht für ein Anzeichen romantischer Gefühle. Da sie es besser weiß, als diese Gedanken laut auszusprechen, widmet sie sich lieber Natashas letzter Bemerkung. „Wie hat Tony reagiert?“
Natasha lächelt schwach. „Überraschend ... freundlich.“
Peppers Augenbrauen heben sich wie von allein. „Tony? Freundlich? Tony Stark? Mein Tony?“
Natasha nickt und nimmt das Teesieb aus ihrer Tasse. „Nicht nur hat er mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er wirklich nicht das kleinste Problem damit hätte, sollte ich einen Annäherungsversuch machen - er hat mich außerdem darauf aufmerksam gemacht, dass Darcys Werdegang, gar nicht zu reden von ihrem Privatleben, mich auf jeden Fall etwas angeht.“
Pepper verengt misstrauisch die Augen. „Hast du ihm gegen den Kopf getreten?“
Natasha reckt leicht die Nase in die Luft. „Nicht mehr als sonst auch.“
Pepper lacht leise, dann folgt sie Natashas Beispiel und nimmt das Sieb mit Tee aus ihrer Tasse. „Bruce, hm?“
Natasha blickt auf den Tisch hinab. „Er ist ... Er ist etwas Besonderes. Ich fühle mich ... überraschend sicher bei ihm.“
Pepper nickt verständnisvoll. „Ich verstehe.“
Sie trinken schweigend ein paar Schlucke Tee, dann richtet Natasha einen ernsten, dringlichen Blick auf Pepper. „Ich möchte nicht, dass er etwas davon erfährt.“
Pepper räuspert sich. „Was soll er nicht erfahren? Dass du ihn gern hast - dass du ihm vertraust und dich sicher bei ihm fühlst? Wenn ich mich recht erinnere, dann hast du die Nacht bei ihm verbracht, als Loki hier angekommen ist. Ich fürchte, Bruce weiß bereits, was du für ihn empfindest. Er ist nicht Tony, Tasha. Er kriegt mit, was sich um ihn herum abspielt.“
Stille tritt ein. Pepper ist sich mit Unbehagen bewusst, dass Natashas Haltung auf dem Küchenstuhl alles andere als entspannt ist. „Ist es so schlimm, wenn er es weiß?“ erkundigt sie sich vorsichtig.
Natasha seufzt, deutet ein Kopfschütteln an, und antwortet nicht. Pepper runzelt ihre fein geschwungenen Brauen. „Wovor hast du solche Angst?“
Natashas Blick schnellt in die Höhe, ihre Augen treffen auf Peppers, und Pepper schluckt trocken, als sie die Antwort in ihnen liest. „Er wird dich nicht ausnutzen. Ganz bestimmt nicht. Und mehr noch - er wird verhindern, dass dich irgendwer sonst ausnutzt.“
Natasha, sonst so beherrscht und Herrin ihrer Selbst in jeder Situation, entkommt ein gequälter, hilfloser Laut. „Ich weiß.“
Der Verdacht, dass Natasha deswegen solche Angst davor hat, dass ihre Gefühle gegen sie verwendet werden könnten, weil für schrecklich lange Zeit sie diejenige war, die andere auf diese Art und Weise ausgenutzt hat, wiegt schwer in Peppers Brust. Sie fragt sich unwillkürlich, wie viele Stunde, Tagen, Wochen und Jahre ihres Lebens Natasha im Einsatz verbringen musste, nicht sie selbst sein konnte, eine Rolle gespielt hat - wie viele Jahre ihres Lebens sie damit verbracht hat, andere zu manipulieren. Pepper erinnert sich noch zu gut daran, wie Tony und sie selbst auf Natasha hereingefallen sind, wie leicht Natasha sie um den Finger gewickelt hat.
Natashas Augen glänzen verdächtig, so als kämpfe sie mit ähnlichen, schlimmeren Erinnerungen, und Pepper legt ihr die Hand auf die Schulter, drückt vorsichtig zu. „Deswegen hast du ihn dir ausgesucht, richtig? Weil er sicher ist.“
Natasha lacht leise auf und nickt, und Pepper lächelt. „Eine weise Wahl. Er wird dir gute Dienste leisten, bis du deinen wahren Prinzen findest.“
Natasha bedenkt sie mit einem schiefen Blick. „Bist du betrunken?“
Pepper hebt beide Augenbrauen. „Ich habe mich schwer zurückgehalten, dich nicht direkt mit Mulan zu vergleichen und von Drachen und Glücksgrillen zu sprechen. Das solltest du mir hoch anrechnen!“
Tony ist derweil mit Steve ins Wohnzimmer zurückgekehrt. Er blickt sich um, stellt Peppers und Natashas Abwesenheit fest, und runzelt besorgt die Stirn. Aber da er seiner besseren Hälfte rückhaltlos vertraut und außerdem weiß, dass sie und Natasha eine äußerst irritierende Freundschaft verbindet, macht er sich keineswegs auf, diese flüchtigen Damen zu suchen, sondern lässt sich neben Darcy aufs Sofa sinken. „Hi.“
Darcy löst ihren Blick vom Geschehen auf der Mattscheibe und blinzelt ihn amüsiert an. „Hi.“
Neben ihr wendet Loki ganz automatisch den Kopf, und sieht Tony ebenfalls an. Tony zieht ihm eine kleine Grimasse, Loki starrt unbeeindruckt zurück. Es ist ihre neue Sache.
„Wie war ... Wie war dein Nicht-Date?“ erkundigt Tony sich bei Darcy, sobald er den Starrwettkampf mit Loki aufgegeben hat, und Darcy rollt mit den Augen und lässt ein schweres Stöhnen hören. „Schrecklich!“
Alarmierende Gefühle väterlichen Beschützerinstinkts machen sich in Tonys Brust breit. „Was hat dieser widerliche kleine Schleimscheißer gemacht?“ verlangt er grollend zu erfahren.
Darcy lässt ein anerkennendes Glucksen hören. „Johnny? Gar nichts. Es war Reed.“
Tony starrt sie an, verzeihlicher Weise ein wenig überfordert. „Reed Richards?“ Er kennt den Mann seit Jahren und kann sich schlicht nicht vorstellen, dass dieser monumentale Langweiler sich zu so etwas Aufregendem wie sexueller Belästigung hinreißen lassen würde.
Aber Darcy nickt, und das mit einem Ausdruck akuter Seelenpein. „Du hättest mich ruhig vorwarnen können, was für eine gigantische Schnarchnase er ist! Kein Wunder, dass Phil die Fantastic Four auf mich abgeschoben hat! An seiner Stelle würde ich mich auch nicht mit sowas auseinander setzen wollen.“
Tony blinzelt sie an. „Phil hat dich offiziell zu ihrem Handler ernannt?“
Darcy zuckt mit den Schultern. „Nicht direkt offiziell, nein. Dafür bin ich wohl noch lange nicht ... äh ... erfahren genug. Aber er hat gesagt, dass er verdammt sein will, wenn er sich mehr mit Johnny beschäftigt, als unbedingt sein muss. Außerdem hat er Reed einen muffigen Fachidioten genannt. Ich fürchte, er mag ihn noch weniger als du.“
Tony, von dieser dreisten Behauptung zusätzlich überfordert, fährt damit fort, sie schweigend anzustarren. Darcy seufzt ein weiteres Mal. „Wenigstens ist Ben der großartigste Mensch unter der Sonne, und Susan einigermaßen fabelhaft. Das gleicht Reeds enorme Langweilerei ein wenig aus. Wenn ich auch nie begreifen werde, was Susan in ihm sieht. Niemals!“
Tony erwacht aus seiner Schreckstarre und legt Darcy seinen gesunden Arm über die Schultern. „Du kommst eindeutig nach mir.“
Darcy grinst, nickt und lehnt sich an ihn. „Und wie war dein Tag? Wer hat dir die Schulter gezerrt?“
Tony, der nach einem kurzen Moment des Zögerns seine Hand an Lokis Schulter gelehnt hat, weil es schlicht die einzige Option ist, blickt sie überrascht an. „Hat Phil dich an seinen mystischen Agenten-Kräften teilhaben lassen?“
Darcy zieht ihm eine spöttische Schnute. „Glaub es, oder lass es bleiben, aber wenn Steve anfängt, dich mitten im Wohnzimmer auszuziehen, dann kriege ich das mit.“
Tony grinst. „Aber sowas machen wir ständig!“
Die Behauptung lässt sie sichtlich kalt. „Möglich, aber für gewöhnlich nicht im Wohnzimmer. Wer hat dir die Schulter gezerrt?“
„Das geht dich kaum etwas an, mein Kind.“
„Ich bin dein Handler in Ausbildung, Tony. Wer?“
Ihre Stimme hat einen strengen Unterton angenommen, und Tony hebt leicht die linke Augenbraue. „Was soll diese Befragung?“
Sie hebt einen Blick purer Ernsthaftigkeit zu ihm an. „Ich mache mir Sorgen, wenn du dich verletzt.“
Er schluckt trocken, muss sich räuspern. „Ach so.“
„Das kann für dich kaum überraschend kommen“, erwidert sie betont leichthin. „Du bist derjenige, der vor kaum fünf Minuten willens und bereit war, den ‚widerlichen kleinen Schleimscheißer’ auf den Mond zu schießen. Denk nicht, ich hätte das nicht bemerkt.“
Tony räuspert sich ein weiteres Mal. „Es war Natasha.“
Darcys Augen weiten sich bestürzt. „Was hast du gemacht?“
Er zieht ihr eine sardonische Grimasse. „Ich war ganz ich selbst?“
Darcy kommt mit einem Ruck auf die Füße, beugt sich zu ihm vor, tätschelt seinen Kopf, und verschwindet wortlos aus dem Wohnzimmer. Tony blinzelt ihr überrascht nach - dann lässt sich Steve auf den frei gewordenen Platz sinken.
Tony mustert ihn mit einem amüsierten Funkeln im Blick. „Hast du schon wieder Sehnsucht?“
Steve grinst zurück. „Die hab ich immer.“
Tony hat sich noch nicht ganz davon erholt, dass Captain America soeben mit ihm geflirtet hat, als dieser Held ohne Furcht und Tadel seinen Arm hebt und über Lokis Schultern legt. Zugegeben, der Platz auf dem Sofa ist ein wenig begrenzt, und der Umstand, dass Tonys eigener Arm es Steve unmöglich macht, sich in diese Richtung auszustrecken, liefert zumindest eine minimale Erklärung - aber trotzdem.
Auch Loki wirkt nicht einfach nur überrascht, sondern völlig entsetzt, aber das ist etwas, das Tony nur am Rande wahrnimmt.
Steve verfolgt das Geschehen auf der Mattscheibe mit auffallender Konzentration, dementsprechend weiß er ganz genau, was er tut, und Tony braucht einen Moment, um zu verarbeiten, dass Steve offenbar beschlossen hat, Loki jetzt ganz offiziell in die Familie aufzunehmen.
Sein Verhalten gegenüber Thors Adoptivbruder war in den letzten Wochen eher neutral als alles andere, und Tony hatte nicht das Gefühl, dass Steve seine wohlgeborene Unterkühltheit sonderlich ins Herz geschlossen habe.
Er wird sich bei Gelegenheit erkundigen müssen, was diesen plötzlichen Umschwung in Steves Taktik ausgelöst hat. Aber nicht jetzt. Jetzt wird er die Gelegenheit nutzen, und ein gemütliches Nickerchen an Steves Schulter halten.
Natasha hat sich soeben umgezogen und mit einem Roman ins Bett gesetzt, als ein Klopfen an ihre Zimmertür sie den Blick von den Seiten des Buches heben lässt. „Herein?“
Ihre Stimme klingt ein wenig unsicher, ein wenig ahnungsvoll, und sie ärgert sich über sich selbst. Ihr Gespräch mit Pepper hat sie mehr aus der Bahn geworfen, als ihr gefallen könnte - gar nicht zu reden von Darcys plötzlichem Auftauchen in der Küche und dem beunruhigenden Umstand, dass sie nach einem Blick auf Natashas Gesicht, anstatt zu fragen, was los ist, einfach nur auf sie zu gekommen ist und sie in den Arm genommen hat. Natasha fürchtet ein wenig um ihr Pokerface, wenn sie ganz ehrlich ist.
Sie hat keine Ahnung, was sie tun soll, wenn jetzt Bruce gekommen ist, um sie zu konfrontieren.
Aber als sich die Tür öffnet, und anstelle des erwarteten (befürchteten) Bruce Clint seinen Kopf durch den Rahmen schiebt, beruhigt ihr leicht beschleunigter Puls sich ganz automatisch.
Sie blickt ihn an, wartet auf eine Erklärung für sein Auftauchen, und hebt schließlich beide Augenbrauen und legt leicht den Kopf schief, als er keine abliefert. „Ja?“
„Hey, Tasha“, sagt er leise.
„Hey, Clint“, erwidert sie trocken. Er grinst plötzlich, tritt uneingeladen ein und schließt die Tür hinter sich. „Ich hab gehört, du hast Stark in seine Schranken verwiesen?“
Ihre Schultern spannen sich leicht an. Er setzt sich zu ihr ans Bett, als würde er nichts davon bemerken - dabei weiß sie sehr genau, dass er sie mindestens so gut lesen kann wie sie ihn.
„Bist ... bist du ok?“ fragt er sie leise, und seine Stimme klingt so unsicher und schon beinahe schüchtern, dass eine immense Welle hilfloser Zuneigung zu ihm in ihr aufsteigt. Dass er sie tatsächlich aufgesucht hat, dass er die Frage direkt und ohne Umschweife stellen kann - sie muss sich schwer zusammenreißen nicht seine Hand zu nehmen. Dabei weiß sie, was sie ihm bedeutet. Es geht ihr mit ihm schließlich ganz genau so.
„Ich bin ok“, versichert sie ihm ungewohnt warm.
Er blickt auf und sieht ihr forschend in die Augen. „Wirklich?“
Sie atmet tief durch. „Ich bin ein wenig ... verunsichert, wenn ich ehrlich sein soll.“
Er blinzelt sie an. „Über was?“
Sie blickt ihm fest in die Augen. „Über meine Gefühle zu Bruce.“
Sein Starren nimmt alarmierende Ausmaße an, dann sagt er etwas, das sie beim besten Willen nicht erwartet hat. „Was, du auch?“
Wenn sie nicht so sicher sein könnte, dass er sich nicht über sie lustig macht, würde sie ihn jetzt ohrfeigen. „Was?“ entfährt es ihr scharf.
Clint wird tatsächlich rot. „Ich ... ich meine ... also ... Ich weiß selbst nicht, wie ich es erklären soll.“
Er senkt den Kopf, reibt sich den Nacken. „Ich hab ihn ... ich hab ihn so schrecklich gern, Tasha.“
Sie muss lächeln, beinahe gegen ihren Willen. Dieser lächerliche Mensch ist zu liebenswert für diese Welt. „Ja, ich weiß.“
Er blickt hastig auf. „Ich liebe Phil - und ich würde nie -“
Sie blinzelt ihn beruhigend an. „Ich weiß auch das.“
Clint entkommt ein erleichtertes Seufzen. Dann luschert er sie unsicher an. „Meinst du, es ist, weil er so ein großartiger Vater wäre?“
Er stellt die Frage stockend und mit einer nicht zu überhörenden schmerzvollen Sehnsucht in der Stimme, und Natasha schluckt trocken. „Ich denke, es ist, weil er generell großartig ist.“
Clint grinst sie warm an. „Hätte nie gedacht, dich das mal über einen Mann sagen zu hören.“
Sie hebt beide Schultern in einem anmutigen Bogen. „Bin bisher keinem solchen Mann begegnet.“
Clint zieht ihr eine leicht empörte Schnute. „Phil ist ein solcher Mann.“
Sie senkt leicht ihren Blick, ehe sie ihm direkt in die Augen sieht. „Phil hat von Anfang an dir gehört, Clint. Abgesehen davon war ich mit ihm nie so vertraut, dass mir das tatsächlich hätte klar werden können.“
Es tut gut, ihn erröten und sich in schüchternem Einverständnis den Nacken reiben zu sehen. „Denkst du wirklich, er hat von Anfang an - ich meine ...“
Ein trauriges Lächeln lässt sich nicht unterdrücken. „Ihr ward beide blinde Idioten, Clint Barton. Es war anstrengend, euch bei eurer albernen Herumstolperei beobachten zu müssen.“
Er plustert sich leicht auf. „Du hättest ruhig mal was sagen können.“
Sie sieht ihn fest an. „Ihr ward ... noch nicht bereit.“
Ihre Worte hängen einen Moment lang schwer zwischen ihnen in der Luft, dann richtet er einen klaren, durchdringenden Blick auf sie. „Bist du bereit?“
Sie schlägt die Augen nieder und schüttelt den Kopf. „Noch nicht, nein.“
Er seufzt und erhebt sich von der Bettkante. „Für die Akten: Der Mann, der dich bekommt, kann sich glücklich schätzen. Und sollte besser Nerven aus Stahl haben. Gar nicht zu reden von unerschöpflicher sexueller Energie.“
Er tanzt außer Reichweite, als sie versucht nach ihm zu treten, und ist fast aus der Tür, als ihr endlich eine Erwiderung eingefallen ist. „Zur Not stecken wir ihn in die Captain America Maschine und backen ihn noch mal kurz auf.“
Er verschwindet mit einem schnorchelnden Prusten aus dem Zimmer.
TEIL 33