Zweites Zeitalter GI, 5. Semester, 25

May 21, 2007 09:32

Sonntag, 20. Mai 2007, am Nachmittag

Wieder etwas gelernt: Ein Feuerwerk findet am Himmel statt, ein ILLUMINATIONSfeuerwerk dagegen am Boden. Gääähn. Da haben wir uns extra dafür um 22 Uhr zum Uni-Hauptgebäude bemüht und was passiert? Ein paar ganz hübsche Dinger knistern und funkeln, aber nicht am Himmel. Laaangweilig. Happy Birthday, dear University! 400 Jahre und dann so was... Pff.

(Okay, ganz richtig ist das auch wieder nicht - von wegen „extra hinbemüht“. Verena, Sabbi, Alexander und ich saßen vorher im Ascot und ui, das ist vielleicht zauberhaft dort. Ein Pub! Nicht unbedingt irisch, eher einfach Altenglisch (was auch immer man sich da so genau drunter vorstellt) und oh, der Cider ist sehr lecker dort! Und! Sie haben, neben dem ganzen anderen Krempel, den man mit Pubs assoziiert, mindestens zwei Meter Bücherregal dort! So toll! (Ohne dass ich geschaut habe, was da so rumsteht...) Und das coolste: Verena sagt, das Regal ist zum Bücher Abstellen und Mitnehmen da. Wär ich eine Animefigur, hätte ich jetzt Sternchenaugen.)

Nach dem Illuminationsfeuerwerk, als ich so gegen 23.30 Uhr im Bett lag und eigentlich nur ein paar Notizen in „Possession“ machen wollte, sind mir dann fünf Kugelschreiber gestorben. FÜNF! Beim ersten und zweiten Mal aufstehen dachte ich mir ja noch: „Na gut.“ Aber nach dem vierten Mal habe ich dem neuen Stift gedroht. (Erfolgreich.) Und wie viele Seiten habe ich zwischendrin lesen können? Fünfzehn vielleicht. Ey.

(Und der einzige Grund, warum ich hier am Sonntag um 14.39 Uhr sitze und das hier schreibe statt für die Uni zu lesen, ist, dass mein Psycholinguistics-Text mich nicht mag im Moment. Er ist einfach unverständlich. Da habe ich erst einmal was gegessen und, ja, verdaue jetzt - in der Hoffnung, dass ich nachher wieder mehr verstehe. (Es wartet auch noch ein Essay von Tolkien auf mich. „On Fairy Stories“, yay! ... Aber er redet erst einmal ein wenig am eigentlichen Thema vorbei, habe ich beim Anlesen so das Gefühl bekommen. Mäh. Also, alles andere, nur nicht Uni erst einmal.))



... Hoppala, es ist für die Uni, aber es ist definitiv geil: „Possession“ von A.S. Byatt (siehe mein letzter Eintrag über „books“ oder „uni“). Ich sagte das letzte Mal, dass die Frau Literaturwissenschaftlerin sein könnte, wie sie die Forschung an sich und das Lesen historischer Texte und Quellen beschreibt - und sie scheint es tatsächlich zu sein. Man braucht dazu nur auf eine der ersten Seiten des Buches schauen, wo nämlich nicht nur weitere Titel unter dem Stichwort „Fiction“ stehen, sondern auch unter „Criticism“. (Coole Dinger wie „Degrees of Freedom: The Novels of Iris Murdoch“ oder “On Histories and Stories”. <3)
Ich bin diesem Buch jetzt jedenfalls vollständig verfallen.
Habe ich schon einmal das Wort „meta“ hier benutzt? Vielleicht bei der „French Lieutenant’s Woman“ als metafiktionaler historischer Roman? Ich will es jetzt nicht zu lasch beschreiben, aber ich finde in meinen Unterlagen gerade keine Definition und es brennt mir echt unter den Fingernägeln. Als metafiktional beschreibt man im weitesten Sinne Fiktion (Drama, Lyrik, Prosa), die sich selbst bzw. ihre Entstehung zum Thema hat? ... Bitte was? Wenn es zum Beispiel in einem Theaterstück darum geht, wie ein Theaterstück geprobt/geschrieben wird, nennt man das metafiktional (siehe Shakespeares „Midsummer Night’s Dream“).
Zurück zu „Possession“: Das ist superübermegahypergeil metafiktional! Der Plot zeigt dem Leser, wie zwei Literaturwissenschaftler versuchen, anhand von Briefen eine bisher unerforschte Beziehung zweier viktorianischer Dichter zueinander zu rekonstruieren. Und das versucht der Leser auch - denn diese Briefe sind natürlich in diesem Roman enthalten, wie viele Gedichte, Märchen und Kurzgeschichten etc dieser Autoren. A.S. Byatt präsentiert nicht nur den Hauptfiguren sondern auch dem Leser diese Quellen und lässt ihn diese Geschichte selbst zusammensetzen, lässt ihn ganz automatisch eine Erzählung knüpfen. Es geht in diesem Buch also um Literaturgeschichtsschreibung, um die Rekonstruktion literarischen Wirkens und Einflusses zweier aktiver Autoren - und nichts anderes macht der Autor, indem er dieses Buch liest. So geil!
Gah, ich meld mich wieder zu diesem Buch, wenn wir im Seminar mit der Besprechung angefangen haben. Im Moment habe ich das Gefühl, dass das, was ich versuche zu sagen, keiner versteht, der entweder nicht das Buch gelesen hat oder Literaturwissenschaft studiert. (Und hey, solche Leute gehen mir eigentlich voll auf den Keks, die sich nur mit ihren Fachleuten über ihren Studiengegenstand unterhalten können. Habt Geduld, ich arbeite an mir.)
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Puh, wer diesen langen Absatz durchgehalten hat, ist echt stark. Ich hab noch mehr, aber Einfacheres, versprochen, und nicht so lang.

Aber irgendwie wieder Uni („sonst so“, haha): C.S: Lewis’ “The Lion, the Witch, and the Wardrobe”. Und auch dieses Buch mag ich sehr, auch wenn es tausendmal einfacher und - äh, ohne es abfällig zu meinen - anspruchsloser ist. Wie schon in „The Magican’s Nephew“ mag ich die Erzählstimme dieser Geschichte unglaublich gern. So ein auktorialer Erzähler für Märchen hat schon was. Er schaut in alle Köpfe mal hinein - zum richtigen, wichtigen Zeitpunkt natürlich! - und kann so auch das Handeln der Weißen Hexe als Betrug entlarven (denn die gibt sich am Anfang ja freundlicher als sie ist). Ich mag das. Ich mag solche klaren Verhältnisse gerade sehr. (Ob ich die weiteren Narnia-Bände irgendwo billig herbekomme? Die illustrierten, englischen Taschenbücher? 9 Euro für jeden Band ist so viel...)
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Und nu! Keine Uni, reine Selbstfolter! ... Na gut, so schlimm ist es nun auch wieder nicht, aber uh, so ein toller Erzähler, finde ich, ist der Christopher Paolini echt mal nicht. (Ich lese "Eragon" weiter, japp.) Showing, not telling mal umgekehrt... Wenn ich nicht auf den die Reise, die jetzt hoffentlich irgendwann im Laufe der nächsten Kapitel beginnen wird, so gespannt wäre, hätte ich das Buch ja schon längst ganz beiseite gelegt. Er erzählt und erzählt, wie er das Ei findet, wie es daliegt, oh, wie der Drache schlüpft wird dann tatsächlich mal gezeigt (mit Emotionen und so), dann geht’s aber zurück in den Erzählmodus: Drachen verstecken, Drachen füttern, Drachen anbinden, Drachen verstecken, Drachen streicheln.
Ich bin ja sonst niemand, der auf solchen Grundsätzen wie „Zeigen, nicht sagen!“ rumreitet, weil ich der Meinung bin, dass jeder Autor gewisse Dinge ausprobieren und sein Mittelding finden muss. Das sage ich als Autorin, aber als Leserin stocke ich bei solchem langweiligen Dahingeschleiche im Plot. Das Tempo fehlt! Die Leute müssen reden! Da reicht kein „Der Fleischer machte einen unfreundlichen Eindruck“, sondern da muss ein Fleischer her, der „Ich reiß dir gleich den Arsch auf, wenn du nicht verschwindest, du Bastard!!“ sagt. Kein „Die Menschen schienen Angst zu haben“, sondern „Die Leute standen dicht beieinander, sprachen nur leise, und immer wieder schauten sich die Frauen verunsichert um“.
Ich mag es an sich nicht, in Kategorien wie „Toll formuliert!“ oder „Könnt ich besser schreiben...“ zu unterteilen, aber hier bin ich einfach so frustriert (und neidisch), dass ich es tue: Ich könnte es besser. Gebt mir den ganzen Plot, die Figuren, den Hintergrund der Welt und ich schreibe der Geschichte ein paar spannende erste Kapitel.
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In meinem Leben geht’s nur um Bücher. Nein, denn ich habe vor ein paar Tagen mit Final Fantasy X angefangen! Und was soll ich sagen? ...Ich hasse das Kopplungssystem dieses Spiels - denn es HAT keines!! ... Die Figuren habe ich aber schon ins Herz geschlossen (Wakka, Lulu, Yuna so halb und nun auch endlich Tidus) und die Musik gefällt mir auch. Nur, na ja, man kann eben nicht überall draufhopsen. Und das ist echt schade. Mit Sora, Donald und Goofy konnte ich überall drauf springen und hinlaufen, wohin ich wollte. Das war toll! Aber die Geschichte von Final Fantasy X fesselt mich natürlich auch mit weniger Spielspaß.

Ansonsten? Ansonsten liege ich in meinem Bett, esse Schokolade und träume mir die Welt so zu Recht, wie ich sie gern hätte. Aber in sie hinaus traue ich mich im Moment nicht.

videospiele : final fantasy x, bücher (fantasy), bücher (mädchen & frauen), uni : 5. semester (literatur), leben : meine freunde, leben : wg

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