DXVII

Dec 09, 2006 13:08

Hier lässt es sich ja aushalten. Ich habe von meiner Mama einen Sitzsack zum Nikolaus bekommen mit dme weichsten und kuscheligsten Bezug, den man sich vorstellen kann. Den möchte man die ganze Zeit streicheln. (Wartet, ich mach das noch einmal kurz. Aaaaah.) Und auf dem sitze ich jetzt und lasse mir durch die Balkontür die Sonne auf den Rücken scheinen.

Trotz viel zu wenig Schlafs, war der gestrige Tag wirklich schön (aber kaffeelastig). Der Regionalexpress von Gießen nach Kassel war schön leer um 8 Uhr und so konnte ich mich breit machen, die Füße hochlegen und Zeitung lesen. Unglaublich, wie entspannend das ist, echt. Und laut lachen musste ich, als ich las, dass die katholische Kirche über die Abschaffung des Zölibats nachdenkt. Der Zug hielt gerade und so ein Typ schaute mich belustigt an, lange, und ich frage mich, ob wir uns kannten.
Zum Mittagessen war ich plötzlich bei meinen Großeltern eingeplant und ich erwähne das nur, weil ich es faszinierend finde, wie zielsicher immer dann, wenn ich hier bin, etwas bei ihnen auf den Tisch kommt, was ich nicht gerne esse. Kohlrouladen (gekaufte, die den Kohl noch ungenießbarer machten). Meine Großeltern haben wohl einfach eine riesige Vielfalt an Speisen, die für mich völlig undenkbar sind, sodass sie immer etwas treffen, wobei ich nicht gerade Freudensprünge machen. Man kann mir Spinat, Blumenkohl, Brokoli, Kolrabi und auch Bohnen vorsetzen, alles Sachen, die ich als Kind gar nicht gern gegessen habe, und ich mag sie jetzt. Aber vor Rosenkohl ergreife ich immer noch die Flut und auch Kartoffelbirnensuppe ist mir einfach zu süß. Und Kohlrouladen gehen so gar nicht.
Mamas toller Kuchen hat aber alles wieder wettgemacht am Nachmittag. Überhaupt war der Nachmittag und frühe Abend sehr angenehm und ich kann nur hoffen, dass es Weihnachten genauso ruhig bleibt. (Thomas hat schon große Erfolge bei der Essensplanung vorzuweisen, denn meine Oma scheint recht nachgiebig zu sein dieses Jahr. Er darf einfach machen. Wow.)

Mit recht wenig Enthusiasmus habe ich die letzten Tage immer mal wieder den zweiten Teil der Rhapsody-Reihe zur Hand genommen und meine Güte, ist dieses Mädchen deppert. Dass sie nicht gerade die Denkerin der Geschichte ist, war mir schon vorher klar, aber so laaaaangsam könnte sie schon bereifen, wer ihr geheimnisvoller Führer der letzten Wochen war. Ich meine, da sitzt sie mit der anderen Tante am Tisch, die erzählt von dem A, der ja diese besondere Wunde gehabt habe und den die Tante zu X gebracht habe, wo der A bestimmt an dieser Wunde gestorben sei. Sterben sehen habe die Tante ihn nicht, aber es sei doch vollkommen unmöglich, dass der A das überlebt haben könnte. Die Rhapsody ist nun aber lange mit dem geheimnisvollen B rumgelaufen und boah, genau so eine Narbe hatte der B! Ist ja unfassbar! ... Rhapsody denkt da schon genau in die richtige Richtung, während die Tante das ihr erzählt, aber dann wird sie durch eine Nebensächlichkeit abgelenkt und schwupps, kein Gedanke mehr an A und B. Beziehungsweise doch, aber total am Thema vorbei.
Wie erzählerisch dämlich ist das bitte? Der Leser weiß schon längst, wer wer ist und brauch von der Tante da echt nicht mehr mit der Nase drauf gestoßen werden. Sollte diese Szene wieder einmal Rhapsodys Naivität untermauern? Glückwunsch, das klappt immer wieder hervorragend.
Aber eine Grenzwächterin des Landes, in das Rhapsody gerade reingelaufen ist, hat mir sehr aus der Seele gesprochen. Die Grenzwächterin sagt der R, dass es gleich, nachdem R sich von dem geheimnissvollen, immer in eine Kutte mit Kaputze gehüllten Mann (der B bzw. der noch lebende A) getrennt habe, Überfälle auf nahe liegende Dörfer gegeben habe, von genau so einem Mann in Kaputzenkutte. Die Grenzwächterin fragt die R darauf nach dem Namen des Mannes (den die R nicht weiß) und wundert sich dann über dieses Kopf-in-die-Kapuze-des-anderen-Stecken-wenn-man-noch-nicht-einmal-den-Namen-kennt: "Gehört es zu Euren Gepflogenheiten, Männer zu küssen, die ihr nicht kennt?" So wahr. Schade, dass die Grenzwächterin schon wieder verschwunden ist. Jemand, der Rhapsody auf ihre Dämlichkeit hinweißt, fehlt gerade sehr. Achmed, warum ist der Depp zu Hause geblieben? Mit dem gäb's viel mehr zu lachen.

bücher (fantasy), in : bs, leben : meine familie

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