Sudan-Darfur 1/3

Nov 13, 2007 10:04

die dramen die sich in Darfur, im Sudan und in der umgebenden region abspielen kenne ich hauptsächlich nur durch die brille der mainstream-medien, - gelegentlich sind mir artikel untergekommen, in denen wesentlich komplexere zusammenhänge auftauchen, als uns das gängige bild vermittelt. dieses besteht kurz darin, dass die arabische islamistische zentralregierung krieg gegen aufständische milizen führt und gleichzeitg die dunkelhäutige zivilbevölkerung v.a. mittels der janjawid-"reitermilizen" terrorisiert und hinschlachtet, wobei zuweilen von "genozid" gesprochen wird.

die ausgezeichnete dritte-welt zeitschrift Afrique Asie widmet in ihrer novemberausgabe dem thema ein dossier:
http://www.afrique-asie.fr/images_articles//aa%2024/14%20evenement.pdf

ich hab hier die wichtigsten infos für mich exzerpiert:

Die in den Konflikt involvierten Parteien und ihre Ziele
von Marc Yared


Eritrea:
Präsident Issayas Afeworki, der seit 1991 an der Macht ist, sieht den Sudan, seine islamistische Regierung und die arabischen Länder der Region als Bedrohung an. Deshalb unterhält Eritrea enge Beziehungen mit Israel. Die Regierung in Asmara versucht die ideologischen, ethnischen und tribalen Gegensätze im Sudan für sich auszunutzen und unterstützt auch militärisch die Antiregierungskräfte. Ohne Eritrea hätten die oppositionellen Kräfte im Sudan niemals jenes Maß an Kohäsion gewonnen. Die Regierung Eritreas sieht es als ihr sicherheitspolitisches Ziel an, den Sudan möglichst zu dezentralisieren, wenn nicht gar aufzuteilen.

Äthiopien:
Addis-Abeba und Khartum verfolgen eine Politik gegenseitiger misstrauischer Nicht-Einmischung, da sie beide in Gegnerschaft zu Eritrea stehen.

Tschad:
Der Tschad ist verdächtig ebenfalls die Aufständischen zu unterstützen. Die Vergeltungsschläge der sudanesischen Janjawid haben zehntausende Flüchtlinge in den Tschad getrieben, der sich durch diesen Ansturm selbst geschwächt sieht. Der Präsident Idriss Déby hängt von der Gnade französischer Militärkräfte ab, die Basen im Tschad besitzen.

Lybien:
Tripolis wie auch N'djamena (Tschad) unterhalten die aufständischen Truppen in Darfur. Es geht ihnen darum, Einfluss auf die erdölreichen Provinzen des Sudan zu gewinnen.

Ägypten:
Ägypten ist das einzige Land, dem die Integrität des Sudan wichtig ist. Es ist v.a. der für Kairo sehr günstige Vertrag zur Aufteilung des Nilwassers, der die Solidarität der ägyptischen Regierung mit der des Sudan bewirkt. Dennoch gibt es Grenzkonflikte und Unterstützung für die oppositionellen Kräfte im jeweilig anderen Land.

USA:
Die USA stehen mit dem Sudan seit 1989 in Konflikt, als die Islamisten an die Macht kamen. Die Ambitionen des Sudan seither, die islamistischen Bewegungen in der Welt zu verbünden, Versuche - wenn auch schwache - einer Allianz mit dem Iran, der Aufenthalt Bin Ladens im Land (1992-1996), wie auch die Versuche Anfang der 90er Jahre an der Destabiliserung Ägyptens mitzuwirken, haben die Regierung in Karthum zu einem privilegierten Feind der USA gemacht. Die USA haben auch 1998 eine pharmazeutische Fabrik durch ihre Flugraketen zerstört, nachdem zwei amerikanische Botschaften in Ostafrika angegriffen worden waren. Allerdings hat Karthum von seinen panislamistischen Abenteuern seit 2000 mit der Abwechslung des Päsidenten Tourabi durch Bachir Abstand genommen. Sudan widersetzt sich den Wünschen Washingtons hinsichtlich der Ölpolitik (Sudan unterhält enge wirtschaftliche Beziehungen etwa zu China). Die USA haben die Regierung Bachir mit Boykott belegt und unterstützen mehr oder weniger offen die autonmistischen und separatistsichen Bewegungen im Sudan.

Israel:
Israel verfolgt seit einem halben Jahrhundert bereits das langfristige Ziel einer militärischen Kooperation mit nicht-arbabischen Staaten und Bewegugungen: Türkei, der Iran des Schah, Äthiopien, Uganda, Zaire und die autonomistischen oder separatistischen Bewegungen der Kurden im Irak und Syrien, die Rebellen des Süd-Sudans, etc. Bereits seit 1950 unterstützt Israel die Aufständischen im Süd-Sudan. Tel-Aviv versucht die Macht v.a. der an Bevölkerung, Wasser und Energie reichen Staaten Irak, Iran und eben Sudan zu brechen.

Frankeich:
Seit Sarkozy hat sich ein neuer atlantistischer und israelfreundlicher Ansatz in Frankreichs Außenpolitik etabliert. Ziel: die Ausstahlungskraft eines Sudan zu behindern, den man der Unterstützung von Terroristen und von Organisationen wie der Hamas für "schuldig" hält.
Pairs hat einen dreífachen Ansatz: humanitäe (Kouchner), atlantistisch und protektionistisch (hinsichtlich des Tschad

China:
Hat sich zwar zugunsten des Sudan in der UNO engagiert, v.a. um den Boykott-Anhängern und Interventionisten zu begegnen, ist aber dennoch ein eher wankelmütiger Verbündeter, der sich langfristig alle Optionen offenhält, da China durchaus auch mit dem Tschad seine Beziehungen intensiviert. China geht es v.a. um das Öl Darfurs und wird sich mit dem jeweiligen Sieger des Duells zwischen dem Sudan und dem Tschad arrangieren.

Im Sudan selbst scheint es unterschiedliche Stategien zu geben - eine konfontativer (Präsident Omar-Hassan al Bachir), die andere eher bereit zu Zugeständnissen (Vize-Präsident Ali Othman Mohamed Taha).

Taha hat das Abkommen von Naivasha 2005 akzeptiert, das das Ende des Konflikts im Sud-Sudan einläutete und den Weg zu dessen Unabhängigkeit einleiten könnte (Referendum 2011 über die Unabhängigkeit) - ebenso wie die Stationierung von UNO-Truppen in Darfur. Dennoch scheint Darfur und der Sud-Sudan noch nicht von maßgeblichen Kräften aufgegeben worden zu sein, wie islamistischen Partein, der Armee, dem Sicherheitsapparat, die Gegner Karthums sind selbst uneinig und die Abkommen meist sehr unklar formuliert.

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