Kollektive Absurdität: Geht ihm Scheiße [Moritz/Holtby]

Jul 08, 2012 23:15

PG



Es geht ihm ziemlich scheiße, man.

Wirklich, ich sitz hier und er sitzt da drüben und ich habe meinen Arm um Lisa gelegt. Sie ist schon leicht angetrunken und ganz ehrlich, so ist se’ doch am niedlichsten. Hab’ ich früher schon immer gerne gehabt, wenn sie mit roten wangen rumkieksend durch die Gegend gerannt ist. War immer besonders einfach, sie zum Sex zu überreden. Ich spür’ jetzt schon ihre Hände überall.

Der Alkohol.

Er knallt sich überhaupt nicht die Birne zu, oder so. Er sitzt nur da und schaut weg. Wie gesagt, geht ihm scheiße. Er wollte in erster Linie gar nich’ kommen, die anderen haben ihn dann überredet. Geht mir immer aus’m Weg, wenn wir zusammen rausgehen. Zusammen. Mit Begleitung. Weiblicher Begleitung.

Ich weiß ja warum, aber ich bin nunmal ein Arschloch. Ich will ihn da haben. Ihn und Lisa. Scheiße. Was auch immer.

Wir waren vor drei Jahren zum ersten Mal miteinander im Bett. War eigentlich ein ziemliches Fiasko, um ehrlich zu sein. Sein Schwanz, mein Schwanz, unsere Schwänze. Und dann wollte keiner den Anfang machen und was sagen, verstehst? Aber das is’ ja schon ewigkeiten her.

Auf jeden Fall bedeutet mein Schwanz ihm ganz schön viel, haha.

Zu viel, verdammte Scheiße.

Wetten, er hat seit drei Jahren mit keinem Mädchen mehr geschlafen? Wetten? Wetten? Wette gilt. Nein, hat er nicht. Ich bin der Grund. Ja, genau ich.

Lisa hat sich noch ein bisschen enger an mich gedrängt und murmelt etwas in mein Ohr. Könnte alles sein, ehrlich, von ‚nimm mich im stehen’ bis zu ‚trink nich’ zu viel’.
Er wirft uns einen schnellen Blick zu und guckt dann wieder weg. Tut ihm weh, wa’?

Ich weiß, ich weiß.

Ich bedeut’ ihm so viel. Am liebsten würde er... keine Ahnung was er wollen würde. Vielleicht mit mir zusammen sein, oder so. Ein Scheiß. Der kann doch nicht mit mir zusammen sein, der Scheißkerl. Ist schon schlimm genug, dass wir überhaupt in die Kiste steigen.

Schlimm genug.

Jetzt sitzt er da und starrt ins leere. Ich glaub’, er hat nich’ mal sein Bier angerührt.

Ich lehn mich vor und frag ihn, ob er sein Bier noch will. Und unsere Blicke treffen sich. Ich hasse solche Momente. Hasse sie. Ich versteh’ selber nicht, warum ich das mache. Er sieht mich an, und ich seh’ ihn an. Das sind solche Momente, versteht ihr? Wo du an irgendeinen Morgen denkst, wo du verdammt nochmal früher als geplant aufwachst und ihn anschaust. Beim Schlafen und so. Das ist immer so, als hätte jemand ein Foto gemacht und es ins Internet gestellt. Es bleibt, egal ob du es löschst oder so.

Scheiße.

Er gibt mir sein Glas und ich leere es in ein paar schnellen Zügen. Guter Alkohol, braver Alkohol. Betäubt schön die Sinne.

Er sieht mich an und ich schau weg. Zu Lisa. Dann geb ich ihr nen Kuss auf die Wange, weil ich nicht wirklich weiß, was ich tun soll. Sie kichert nur, dreht sich zu mir. Steckt mir die Zunge in den Hals.

Als wir fertig sind ist er weg.

Ich suche nach ihm, verdreh mir den Hals. Klar, geht ihm scheiße, aber er muss ja nich’ gleich abhauen.

Ich sag’ Lisa, dass sie kurz warten soll und dass ich was neues zu trinken hole. Dann gehe ich los, drängel mich durch die ganzen unnötigen Leute. Wo ist der Scheißkerl, verdammt nochmal? Der kann doch nich’ einfach so verschwinden.

Ich drängel mich weiter. Ab und zu werde ich erkannt, aber das ist mir echt sowas von scheißegal.

Bis ich ihn finde.

Er hat sich nahe dem Ausgang gegen die Wand gelehnt und redet mit irgend so einer Tussi. Sie hat lange, dunkle Haare und is’ ziemlich klein. So ziemlich mickrig.

Seit wann steht er auf Brünetten? Soll ich mir die Haare jetzt färben oder was?

Er redet. Er lacht über etwas.

Gerade hat er noch’n Gesicht wie sieben Tage Regenwetter gemacht. Und jetzt grinst er diese Trine an! Das gibt’s doch nich’.

Jetzt geht er los, um was zu holen. Hat nun doch Lust auf saufen, der Mistkerl.

Ich drück’ mich gegen die Wand und warte ab, bis er außer Sichtweite is’. Ich bin ein Arschloch, ich kann sowas, ja? Und dann geh ich auf das Mädchen zu und lächel interessiert, liebenswürdig. Gott, da hab’ ich ja schon Routine. Sie sieht mich an und verdammt nochmal, sie hat ihn nicht verdient, sie ist wie jede Andere.

Ich laber irgendeinen Scheiß. Ich komm’ ihr gefährlich nahe. Meine Lippen streifen ihre Wange. Die Kleine zittert schon vor Erregung.

Schlampe.

Sowas hat er nicht verdient. Mit der wird er nich’ glücklich.

Ich sag ihr, dass ich jetzt was zu trinken hole und frag sie, ob sie mitkommen will. Sie nickt eifrig. Schosshund. Betthäschen. Er verdient echt was Besseres.

Dann seh ich ihn, wie er mit zwei Flaschen in die entgegengesetzte Richtung drängelt und ich sehe sein erwartungsvolles Lächeln. Gott, ich halt das nich’ aus.

Er freut sich auf die Schlampe.

Freut sich!

Ich tauch unter und stell mich unbemerkt hinter ein knutschendes Päarchen. Er findet sie und lächelt. Ich versuch das Lächeln mit dem zu vergleichen, das er bei mir immer hat. Und wehe es ist das Selbe. Wehe.

Natürlich lässt sie ihn eiskalt abblitzen, hält Ausschau nach mir. Ich husche zurück zum Tisch und finde Lisa erregt diskutierend vor. Wengistens amüsiert sie sich gut. Ich flüster ihr sanft ins Ohr, dass wir bald los müssen und sie seufzt ganz enttäuscht.

Nach ner Weile kommt auch er wieder zurück an den Tisch. Er gibt mir eine von den Bierflaschen und trinkt selber die andere aus. Er hält den Kopf gesenkt und schaut nur auf, wenn man ihn direkt anspricht.

Gott, es geht ihm so scheiße.

Als wir gehen, geht er auch.

Geht alleine zu seinem Auto, winkt mir noch kurz und fährt dann davon.

Ich setz’ mich auf den Fahrersitz und seufze. Hab’ sein Gesicht noch vor Augen. Denn die Wahrheit ist, ich bin ein Arschloch. Ein kaltherziges, selbstsüchtiges Arschloch.

Und ich halt’ es nicht aus, wenn er mit wem anderen glücklich wird.

Das halt ich nich’ aus.

"kollektive absurdität, pairing: moritz/holtby, repost, fiction, player: christoph moritz, football, player: lewis holtby

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