PG-13
“…social life with the group is still zero for them. Khedira lives with Özil and Özil lives with Khedira. Their entry into the group is not easy yet, even though the group is young, friendly and easy to deal with.” -José Mourinho
Sami klopfte mit dem Kochlöffel gegen den Topfrand.
„Los tomates!“ sagte er laut in den Raum hinein. Fast glaubte er schon, seine Stimme von den blanken weißen Wänden wiederhallen zu hören. Durch das gardinenlose Fenster ergoss sich erbarmungslos ein Flutlicht von spanischen Sonnenstrahlen. Der späte Nachmittag hatte sie in ein sanftes Orange getaucht.
„La cuchara.“ Murmelte er, diesmal etwas leiser, und hielt den tropfenden Löffel hoch. Die wässrige Tomatensuppe köchelte leise blubbernd vor sich hin. Sami lehnte sich gegen die blitzblanke Küchentheke und versuchte sich krampfhaft an die letzten zwei Vokabel aus seinem Lehrbuch Kapitel drei ‚La cocina - die Küche’ zu erinnern. Er wusste, dass das Letzte irgendwas mit Töpfen zu tun hatte und das Vorletzte wahrscheinlich eine Gemüseart war, aber mehr auch nicht.
„Mist!“ fluchte er und schaltete seinen neuen Herd aus. Als ob die Aufzählung von Küchenutensilien ihm beim Kommunizieren helfen würden! Hola, Iker, los tomates la cuchara las verduras? Sehr hilfreich, wirklich unglaublich nützlich.
„Fertig?“ Mesut kam zur Tür herein, ließ sich auf einen Stuhl fallen. In der Hand hielt er Samis Lehrbuch.
„Ja, kannst anfangen.“ Der schöpfte beiden Suppe auf die Teller und legte die Löffel daneben. Verdammt, jetzt hatte er schon wieder vergessen wie die Dinger hießen.
„Okay. Die Katze.“ Mesut rührte ein wenig in seinem dampfenden Essen herum, nahm die Nase immer noch nicht aus dem Buch.
„Falsches Kapitel, Alter.“ Sami verzog ein wenig das Gesicht. Diese Knorr Suppenbeutel hatten ihm noch nie geschmeckt. „Wir sind noch bei Küchenutensilien und so.“
„Man.“ Seufzend legte Mesut das Buch zur Seite und blickte die Suppe skeptisch an. „gibt’s nichts anderes?“
„Nein.“ Sami setzte eine leicht beleidigte Miene auf und schob sich seinen Löffel demonstrativ in den Mund. „Du kannst ja zum Griechen fahren und uns was holen.“
„Seh’ ich aus, als könnt ich Griechisch?“ schnaubend fing auch Mesut an zu essen.
„Vielleicht,“ brummte Sami, „vielleicht gibt es in der Stadt auch Türken.“
„Ich geh jetzt sicher keine Türken suchen.“ Mesut blätterte wieder ein wenig in dem Lehrbuch herum. „So, jetzt mal wirklich: Löffel?“
„Oh man.“ Sami rieb sich frustriert übers Gesicht. „Das wusste ich gerade noch!“
„La kuschara.“
„Cuchara.“
„Ist ja egal. Der Topf?“
„La... irgendwas mit O! Warte, warte...“ Sami trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum. „Scheiße!“
„Nee.... olla heißt dat Ding.“
„Olla?“
„Ja, aber mit zwei L.“
„Dann spricht man das nicht als L aus, glaub’ ich.“
Eine Weile herrschte Schweigen. Sami und Mesut sahen sich verstohlen an, dann grinsten beide ein bisschen.
„Eigentlich war ich ziemlich erleichtert, als ich von deinem Transfer gehört hatte.“ sagte Sami.
„Und eigentlich... hab’ ich mich nur getraut, weil...“ Mesut brach ab, schob seinen Teller von sich. „Aber du kochst trotzdem scheiße.“ Fügte er wie aus dem Nichts hinzu.
„Du versuchst es nicht mal.“ Sami zog die Augenbrauen hoch. Dann griff er nach dem Buch und blätterte bis zu den letzten paar Lektionen. Er fuhr mit den Fingern die vorgegebenen Vokabeln und Sätze nach, dann räusperte er sich: „Me alegre que...“
Schnell wurden noch ein paar Seiten umgeblättert. „que... estás aquí.“ *
Mesut blinzelte nicht einmal. Dann stand er auf, ging um den Tisch herum und beugte sich zu Sami herunter. Seine Nasenspitze stupste ganz unauffällig gegen die glattrasierte Wange und er roch nach seinem neuen Aftershave. Sein Atem war heiß wie die Luft draußen und ließ Sami leicht schaudern.
„Sami?“ flüsterte Mesut. Ihre Lippen waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. „Was?“ gab er tonlos zurück.
„Ich hab’ kein Wort verstanden.“