Nachtluft [Höwedes/Hummels], 22. 7. 2009

Jul 08, 2012 17:58

Titel: Nachtluft
Pairing: Benedikt Höwedes/Mats Hummels
Rating: PG-15
Anmerkungen: Mein Beitrag zu diesem überaus reizenden Pairing. Weil ich eigentlich mit Kruemelkeks einen Höwedes/Hummels Fanclub gründen wollte, und weil mir einfach danach war. Ich danke Pallina für das Beta-reading.



Mats tapste durch das dunkle Zimmer.

Das Fenster stand offen, und klapperte in unregelmäßigen Intervallen in der kühlen, schwedischen Nachtluft.

Alles war ruhig, alles stand still.

Auf dem Bett lag schon Benedikt, weit ausgestreckt und mit sich friedlich hebendem und senkendem Brustkorb. Die Augen hielt er geschlossen, doch um seine Mundwinkel spielte ein kleines, übersehbares Lächeln.

„Mensch, mach Platz Bene.“ Mats übersah es nicht, rollte übertrieben genervt mit den Augen und schubste den Schalker leicht.

Das Lächeln hatte sich nun in ein breites Grinsen verwandelt, doch Benedikt rührte sich nicht. Unter den Wimpern beobachtete er Mats Reaktion.

„Mach schon, ich will vor zwei Uhr auch noch liegen.“

Immer noch keine Bewegung. Mats wurde es zu bunt, er packte Benedikt unter den Achseln und versuchte ihn wegzuzerren, und zugleich auch ein bisschen durchzukitzeln.

Das wirkte.

Der Schalker rollte sich auf seine Betthälfte, und streckte sich geräuschvoll. „Musste auch so laut sein! Da wacht doch glatt der Trainer auf.“

„Sehr lustig.“ Mats stieg ins Bett und rückte sich das Kissen zurecht. Anstrengender Tag heute. Ihm fielen schon jetzt die Augen zu.

Wieder Stille. Diesmal wohl ein wenig schläfrig.

Mats zog sich die Decke über die Schultern und zog kurz die Brauen zusammen. Sein rechter Oberschenkel schmerzte leicht. Hoffentlich nichts ernstes. Nicht schon wieder.

Zwischen seinen Überlegungen nickte er ein. Spürte, wie in Trance, dass eine Hand durch seine Locken strich. Seine Freundin, dachte er zuerst. Die machte das manchmal. Oder seine Mutter. Sie war zwar nicht wirklich sentimental, aber ab und zu musste sie ihn doch streicheln, ihren kleinen Mats, der jetzt so weit weg war.

„Mats.“

Nein, doch nicht. Benedikt.

„Wie war das nochmal mit der gelben Trennungslinie?“ brummte er in das Laken, war schon im Begriff, sich wegzudrehen, als Benedikt eine Hand auf seine Schulter legte.

„Königsblau, aber egal.“

Benedikts Hand rutschte weiter, irgendwann hing sein ganzer Arm über Mats’ Hüfte. Sein Atem war angenehm sanft und trocken, wie lauwarme Luft aus dem Föhn. Seine kurzen, weichen Haarsträhnen kitzelten Mats and der Wange, und er drehte den Kopf leicht weg, um dem Juckreiz zu entkommen.

„Was is’ denn jetzt?“

„Nichts.“

Das ‚Nichts’ demonstrierte Benedikt weiter, indem er Mats' Rücken streichelte. Als wolle er ihn beruhigen. Dann rutschte er noch ein wenig näher an ihn ran, ignorierte die Spalte zwischen ihren Matrazen. Das Bett wippte ein wenig, und Mats schlug die Augen auf. Benedikt blickte ihn an, mit seinen braunen Augen. Im Dunkeln konnte er die hellen und dunklen Sprenkel um seine Pupille herum zwar nicht sehen, aber er kannte sie genau.

„Hör auf, Benedikt.“

„Ich hab ein Tor gemacht.“

Mats biss die Zähne zusammen. Schön, dass er jetzt mit der Karte raus rückte.

„Ja und?“

„Tu doch nicht so, letztes mal...“ Die Hand die auf Mats’ Rücken ruhte wanderte tiefer.

„Nicht jetzt.“

„Und warum? Hat doch immer super geklappt!“

„Weil... weil wir in der Liga vor euch liegen.“ Irgendeine Ausrede.

„Genießt es. Wird nicht mehr so schnell passieren.“ Die Hand schob sich unter Mats’ Shirt, und machte auf der warmen Haut halt. Als würde Benedikt doch noch zögern, noch um Erlaubnis fragen.

„Müssen wir wieder von vorne anfangen?“ Mats versuchte, ein wenig weg zu rücken. Das ging nicht, sonst würde er vom Bett fallen, und das Sofa war zu klein für die Nacht.

„Meinetwegen.“ Benedikts Hand strich an der Wirbelsäule entlang, ganz zart, als täte er es zum ersten Mal. „Außerdem spielt ihr nicht international.“

„Bald schon.“ Mats gab nach.

Er setzte sich auf und zog sich das Shirt über den Kopf, ließ sich wieder in die Kissen fallen. Er konnte Benedikts Grinsen sogar im Dunkeln erkennen.

„So, bitteschön.“

Benedikt raffte sich näher heran, stemmte seine Hände links und rechts von Mats’ Kopf ab und küsste ihn. So weich, wie man es vom ihm kaum zu erwarten vermochte. Mats schloss wieder die Augen und spürte das Herz in der Kehle schlagen. Irgendwann würde die Nervosität schon verschwinden, da war er sich sicher. Nur wusste er nicht, wann genau das sein sollte.

„Lieg nicht so still da.“ Benedikt hatte es geflüstert, feucht und heiß gegen Mats’ Lippen.

„Ja, ja. Ich zeig wohl noch nicht genug Dankbarkeit gegenüber dem Torschützen.“ Und er schlang seine Arme um Benedikts Hals, erwartete, weitergeküsst zu werden.

Nichts passierte.

„Du machst das wirklich wegen dem Tor?“ Ungläubig klang seine Stimme, vielleicht war auch was anderes darunter gemischt, Mats wusste es nicht.

„...Ja?“

Benedikt rollte sich von ihm hinunter, rückte wieder auf seine Matraze, und drehte Mats den Rücken zu.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“ Mats setzte sich wieder auf. War das eine lange Nacht! „Naja, es war ein klasse Tor. Unser erstes auch noch. Ich hab mich gefreut!“

Benedikt rührte sich nicht.

Mats seufzte und schaute sich um. Sein Shirt lag am Boden, und ihm wurde allmählich kalt. Das Fenster stand ja noch offen.

„Ich will nich’, dass mir irgendjemand dafür dankbar ist.“ Benedikts Stimme klang seltsam dumpf.

Mats fischte sein Shirt hoch und streifte es über. „Okay, dann bin ich dir eben nicht dankbar. Wie wär’s mit Schlafen?“

Ruckartig fuhr Benedikt hoch. „Du hast das damals wirklich nur gemacht, weil du dich dazu verpflichtet gefühlt hast? Weil mein Tor uns qualifiziert hat?“

Überrascht blinzelte Mats. So eine Aufruhr hatte er nicht erwartet. „Schon, ein bisschen. Und weil du mein Freund bist.“

Beruhigend legte er Benedikt eine Hand auf die Schulter. Der Schalker atmete heftig, und die Haut war erhitzt, das konnte er sogar durch den Stoff des T-shirts fühlen. Mats überlegte kurz, ob er auf die Ziffern seines Weckers schauen sollte, dann ließ er es sein und beugte sich vor. Spürte Benedikts Atem und küsste ihn sanft.

„Außerdem fand ich’s schön,“ fügte er leise hinzu. Sein Puls war sogar in den Handgelenken heftig zu spüren.

„Echt?“ flüsterte Benedikt zurück.

„Schwör ich auf meinen Verein.“

„Darauf verlass ich mich nicht.“ Benedikt zog Mats näher zu sich heran, platzierte ihn schon fast auf seinem Schoß. Mats fühlte geradezu, wie er in den Kuss hinein lächelte. Das gab seinem Puls noch einem Schub.

„Heiliges Borussia-Ehrenwort.“

Er wurde leicht geschubst, kippte nach hinten, fiel fast rücklings vom Bett. Benedikt bekam ihn gerade noch an den Handgelenken zu fassen. Sie lachten beide leise. Mats legte sich wieder richtig hin, spürte sogleich Benedikts Gewicht auf sich lasten, die weichen Lippen an seiner Wange.

Abermals schlang Mats seine Arme um ihn, schloss die Augen. Benedikt schob ihm das Shirt wieder hoch, tastete sich an seinem Oberkörper entlang, streichelte ihn manchmal sanft, als würde er in seinem Gedächtnis nach Stellen suchen, die den Dortmunder besonders reizten.

„Mats.“

Doch Mats war nicht fähig, jetzt und hier darauf zu antworten. Außerdem vermutete er stark, dass Benedikt ihm gar nichts zu sagen hatte, seinen Namen nur sagte weil er ihn sagen wollte. Weil er Mats beweisen wollte, dass er genau wusste, wen er da unter sich liegen hatte. Wieder flatterte sein Shirt zu Boden, und er spürte die warmen Lippen an seiner Brust, quälend langsam und unglaublich zart.

„Das Tor war für dich.“

Mats hörte sich selbst nach Luft schnappen. Er strich mit den Händen ein wenig hilflos über Benedikts Rücken, zog fast ein wenig hektisch am Stoff des T-shirts. Sein Puls war gar nicht mehr zu toppen. Der Gedanke, dass Benedikt bei seiner ausführlichen Torfeier an ihn gedacht hatte, nahm ihm den Atem. Was ihn auch um den Sauerstoff brachte, waren die Hände, die ihm langsam seine Shorts von den Beinen streiften, ihn sanft streichelten.

„Hmpff,“ sagte er, um irgendetwas sagen zu können. Benedikt war noch vollständig bekleidet, und das war unfair. Auch wenn er jetzt nicht spielte, Ersatzspieler waren nicht zum Vergnügen der Stammelf da, und wenn schon, dann auch mit ein wenig mehr Würde.

„Zieh dich aus!“

Seine Stimme hätte fordernd klingen sollen, doch sie war ein einziges, atemloses Gejapse. Benedikt kam seiner Herausforderung nach, streifte sich in Rekordgeschwindigkeit die Kleidung ab.

Dann ging alles schnell, ganz schnell. Mats bekam keine Luft, und Benedikt hatte eindeutig zu viel davon, denn er stöhnte, als gäbe es kein Morgen.

„Mats.“

Benedikt sagte den Namen, als würde er ihn um etwas bitten. Mats schloss vorerst die Augen, um das schwindelnde Gefühl los zu werden.

„Fandst du das auch schön?“

„Ja.“ Immer noch atemlos.

„Dann mach ich noch ein Tor.“

Mats musste lachen. „Von wegen. Das nächste mach ich!“ Hoffte er jedenfalls. Er wollte endlich wieder spielen, bevorzugt neben Benedikt auf dem Platz. Er fühlte sich total fit.

„Der Pass kommt von mir.“

Benedikt streichelte Mats, griff immer wieder tief in seine Locken.

„Abgemacht.“

So lagen sie da, mit verschränkten Gliedern und verschwitzten Wangen. Auf der heißen Haut spürte Mats die Nachtluft. Offenes Fenster, genau. Ihm war aber nicht kalt. Nicht, wenn Benedikts Arm so eng um ihn geschlungen war.

„Ob wir mal irgendwann zusammen spielen, nach dieser EM?“

„Komm nach Dortmund.“

„Komm du nach Schalke.“

Mats lachte, und er spürte auch Benedikts Brust leicht beben. Sein Herz hämmerte auf einmal wieder wie wild.

„Vielleicht gibt’s irgendeinen Verein, der uns beide haben will?“

„Nach dieser EM wird dich jeder haben wollen.“

Mats sagte es ganz ohne Verbitterung. Benedikt spielte ein großartiges Turnier, er hatte es sich verdient.

„Hmm.“

Der Schalker antwortete nicht, fuhr nur fort mit seinen Streicheleinheiten.

„Dann können wir mal sehen, ob du deinem Schalke noch so treu bleiben kannst.“

Benedikt schüttelte dazu den Kopf. „Geht nicht. Kann nicht gehen.“

„Warum?“

„Schalke ist Dortmund am nächsten.“

Mats fühlte, wie seine Herz wieder auf Hochtouren schlug. Und Benedikt spürte es wahrscheinlich auch, denn Mats glaubte ihn im Dunkeln lächeln zu sehen.

Ein kühler Windstoß fegte herein. Mats atmete tief ein.

Ihm war immer noch nicht kalt.

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