Fischereistreit : Johnsons Schlacht im Ärmelkanal • • Ein Kommentar von Nikolas Busse Der Fische

Nov 01, 2021 10:29

Fischereistreit : Johnsons Schlacht im Ärmelkanal

• Ein Kommentar von Nikolas Busse

Der Fischereistreit zwischen London und Paris zeigt vor allem eines: Wie jedes nationalistische Projekt führt der Brexit zu Konflikten mit anderen Staaten.

Der britische Abgeordnete Michael Fabricant hat im Unterhaus ein wenig Einblick in die Weltsicht eines überzeugten Brexiteers gewährt. Aus Anlass des Fischereistreits mit Frankreich empfahl er die Lektüre eines Geschichtsbuchs mit dem Titel „1000 Years Of Annoying The French“ (etwa: 1000 Jahre des Franzosenärgerns). Das sei doch alles nichts Neues, mit Frankreich streite man sich schon seit Hunderten, wenn nicht tausend Jahren.

Das mag sein, aber es kommt schon auf die Form an. Als beide Länder noch in der EU waren, wurde über Fischereirechte in langen Brüsseler Sitzungen geredet und nicht durch das Festsetzen von Kuttern. Mit der europäischen Einigung verschwinden Interessengegensätze nicht, aber es wird zivilisierter mit ihnen umgegangen.

Der „Ärger“ ging jetzt von Frankreich aus, aber der Fall zeigt vor allem, dass der Brexit wie jedes nationalistische Projekt fast zwangsläufig zu Konflikten mit anderen Staaten führt. Leute wie Mr. Fabricant mögen das für normal, vielleicht sogar für erstrebenswert halten, nach dem Motto „Viel Feind, viel Ehr“.

Die einfachen Bürger, denen die Brexiteers das Paradies auf Erden versprochen hatten, haben aber nichts davon, schon gar nicht die Fischer. Johnsons „Global Britain“ schlägt seine ersten Schlachten nicht mit U-Booten im Indopazifik, sondern mit Fischerbooten im Ärmelkanal.

• FAZ - 29.10.2021-

uk, politik, geschichte, frankreich, europa

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