Jun 13, 2020 22:13
• Hirnforschung: MRT schaut Programmierern beim Coden zu
Eine neue Studie zur Hirnaktivität von Softwareentwicklern beim Programmieren zeigt, dass mathematisch-logisches Denken kaum gefragt ist. Vielmehr komme es auf das Sprachverständnis an, so die Forscher.
Der Informatik-Professor Sven Apel von der Universität des Saarlandes in Saarbrücken hat mit seinem interdisziplinären Team aus Neurobiologen und Informatikern eine Studie zur Hirnaktivität Programmierender vorgelegt. Die Forscher interessierte buchstäblich, was im Kopf eines Softwareentwicklers beim Coden vor sich geht.
fMRT macht aktivierte Hirnareale beim Coden sichtbar
Um diesen Einblick zu gewinnen, setzten die Forscher die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) ein. Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren, das in der medizinischen Diagnostik eingesetzt wird, um Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper darzustellen. Es beruht auf der Anwendung eines starken Magnetfeldes.
Die fMRT ist eine Sonderform des Verfahrens, bei der sich die Stoffwechselaktivität im Gehirn sichtbar machen lässt. Dabei wird der Anstieg des Sauerstoffgehalts im Blut, der bei der Aktivierung von Gehirnarealen stattfindet, gemessen. So können diese aktivierten Areale bildlich dargestellt werden. Die fMRT wird diagnostisch kaum eingesetzt, hat aber große Bedeutung in der wissenschaftlichen Forschung.
Für die Studie der Universität des Saarlandes mussten Probanden unter dem fMRT verschiedene Aufgaben in der Beschäftigung mit Programmcode bewältigen. Ein Teil der Aufgaben befasste sich mit dem Verstehen eines Code-Ausschnitts, ein anderer damit, etwaige Syntaxfehler ausfindig zu machen.
Ergebnis: Coden aktiviert linke Hirnhälfte
Im bildgebenden Verfahren zeigte sich offenbar, dass die Analyse von Quelltexten vor allem die linke Hirnhälfte der Probanden aktiviert. Die wird gemeinhin mit dem Sprachverständnis assoziiert. Dagegen konnte das Forscherteam keine gesteigerte Aktivität in mit dem mathematisch-logischen Denken assoziierten Hirnarealen finden. Diese Vermutung hatte der niederländische Informatiker Edsger W. Dijkstra bereits in den 1980er Jahren geäußert.
Tiefergehend erforscht werden soll nun noch, ob es Unterschiede zwischen Programmier-Anfängern und Proficodern gibt. Sollte sich nachhaltig zeigen, dass Programmieren vornehmlich von einem ausgeprägten Sprachverständnis und weniger von einer mathematisch-logischen Denkfähigkeit abhängt, könnte diese Erkenntnis nach Ansicht des Forscherteams Einfluss auf die Gestaltung künftiger Programmiersprachen und sogar die Ausbildung von Entwicklern im Allgemeinen haben.
t3n 07.06.2020,
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