Lächeln der Fortuna | Edward of Burton und John Beaufort | PG | gen |17.12.07
Mein Leben im Konjuktiv
Er drehte das Glas in seinen Händen, hielt es unauffällig gegen die Flammen der Kerzen und experimentierte damit, wie sich das Licht in der tiefroten Flüssigkeit brach. In diesem Moment war er ziemlich froh darüber, dass der Duke of Lancaster Glas so liebte und seinem Sohn einige kostbare Kristallgläser geschenkt hatte. Und darüber, dass Lord Henry so gar nichts mit ihnen anfangen konnte und sie zu einem einfachen Abendessen kurz vor Weihnachten mit ein paar seiner Ritter hatte auftragen lassen.
Diese Gläser waren eine wirklich willkommene Ablenkung.
Könnte er sich nicht mit dem Wein beschäftigen... würde er Lord Henry anstarren. Und würde er Lord Henry anstarren... Nun, Edward war sehr froh über Lancasters ausgezeichneten Geschmack.
John Beaufort, der neben ihm saß, lachte über etwas, das Lord Percy gesagt hatte und stieß Edward den Ellbogen in die Seite. „Schaut nicht so trübsinnig drein, Burton!“
„Oh, entschuldigt, Mylord, ich bin nur... in Gedanken.“
Der junge Mann lachte schallend. „Ja, das sehe ich, Junge. Aber glücklicherweise hat Gott uns auch da eine Lösung gezeigt. - Wein, Burton. Trinkt.“
„Mylord?“
Beaufort zwinkerte ihm zu. „Versucht es einmal, Burton, es wirkt wahre Wunder.“
Edward wusste nicht, was er darauf antworten sollte, also nippte er, tatsächlich zum ersten Mal an diesem Abend, an seinem Glas. Es war guter Wein. Und auch wenn der Gedanke ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb, sich zu betrinken hatte wirklich noch nie so verführerisch geklungen.
Er grinste schwach. Dieses Problem hätte er nicht, wenn er Priester geworden wäre. Dann würde er jetzt in einer kleinen Kirche auf dem Land zwischen den Bänken auf und abschreiten und morgen würde er das siebte Kind des Schmieds - endlich das lang ersehnte Mädchen - taufen, und den Heiligen Abend würde er nicht mit Lord Henry auf einem von Lancasters Landsitzen verbringen, sondern er würde die Messe lesen und dann auf der Burg des Lehnsherren zu Abend essen, ein Glas Wein trinken und nur ganz kurz daran denken, wie Lord Henry neben Lord Percy an der Tafel saß und mit ihm und Edwards Vater hitzig über eine neue Steuer diskutierte. - Das klang wirklich nicht so schlecht.
„Trinken habe ich gesagt, Junge.“
Edward versuchte sich an einem schwachen Lächeln für Beaufort. „Ich glaube nicht, dass das meiner Sache wirklich zuträglich wäre, Mylord.“
In der Tat war er sich ziemlich sicher, dass er betrunken etwas sehr Dummes tun würde. - Natürlich würde er nicht in Versuchung kommen, sein Keuschheitsgelübde zu brechen, aber... vielleicht würde er Beaufort den Gefallen tun und ihm erzählen, worüber er nachdachte. Oder gar Lord Henry...
Was wäre, wenn Lord Henry nicht der zukünftige Duke of Lancaster wäre? Was wäre, wenn er einfach... Henry wäre? Henry, der nicht mit seiner wunderbaren Mary verheiratet war? Edward schüttelte den Kopf. Auch dann würde er ihm nichts von seinen Gefühlen offenbaren können. Auch dann wäre es immer noch krank, auch nur daran zu denken.
Edward drehte sein Glas weiter zwischen zwei Fingern. Konnte es denn wirklich so falsch sein, Lord Henry zu lieben? Natürlich war es wider die Natur, sich einem Mann hinzugeben, aber alles andere... Wenn Gott nicht grade diese Form von Liebe verboten hätte, könnte er jetzt neben Lord Henry sitzen, sein Profil betrachten, statt den tiefroten Wein anzustarren... und Beaufort würde nicht versuchen, ihn betrunken zu machen, um herauszufinden, wer denn die Dame war, nach der Edward sich verzehrte, wahrscheinlich würde er sogar versuchen, ihn aufzumuntern, wenn er wieder Lord Henry und Lady Mary zusammen über eine leise Bemerkung hatte lächeln sehen... Mehr wollte er doch wirklich nicht. Edward hatte genug davon, in der Kirche zu knien und Gott anzuflehen, dass er ihn ändern möge, dass er zur Vernunft kommen möge.
Er leerte das Glas in einem Zug.
Beaufort schenkte ihm neuen Wein ein und grinste. Sein Grinsen ähnelte dem seines Halbbruders, nur fehlte der leise, sanfte Zug von... Moral in ihm. Wenn Edward jetzt nicht an das Grinsen, das er liebte, hätte denken müssen, wäre er wahrscheinlich vor Beaufort geflüchtet.
Wenn er Lord Henry nicht lieben würde, würde ihn jetzt nicht John Beaufort angrinsen, sondern seine junge Frau würde ihn anlächeln und er würde die Hand auf ihren runden Bauch legen und sie fragen, ob er ihr vielleicht noch ein Wasser holen sollte. Sie würde den Kopf schütteln und ihre Hand über seine legen, und Raymond würde ihnen gegenüber am Tisch die Augen verdrehen und irgendetwas Spöttisches über junges Glück sagen.
Nun, vielleicht würde er das auch nur tun, wenn damals dieses Feuer nicht gewesen wäre und das mit Elaine nie passiert wäre oder sich ihm diese Bilder nicht eingebrannt hätten... Aber so eine kleine glückliche Familie wäre schon... erstrebenswert.
Er nippte wieder an seinem Wein.
„Seht Ihr, Burton, es hilft.“
Edward lächelte schwach. „Da bin ich mir noch nicht sicher, Mylord.“
Lord Henry lachte schallend, während Lord Percy wild gestikulierte und Edward lächelte still in sich hinein, als er die beiden Männer musterte.
Wenn er Lord Henry nie kennen gelernt hätte... Er blinzelte. Trank noch einen Schluck Wein. Dann wäre er jetzt... er wusste nicht, wo er jetzt wäre. Er war sich nicht einmal sicher, ob er jetzt wäre...
„Sagt schon, woran denkt Ihr, Burton?“
Edward schenkte Beaufort ein strahlendes Lächeln und nippte erneut an seinem Wein. „Daran, wie gut ich es doch eigentlich getroffen habe.“