heiliger ernst

Nov 24, 2008 07:31

Ob wir immer so miteinander umgingen, fragt da der Wirtschaftsmensch.
Und jetzt, da einer fragt, dem derlei augenscheinlich ziemlich fremd,
um nicht zu sagen barbarisch vorkommt, müssen wir antworten, ja,
eigentlich gehen wir immer so miteinander um. Wir keifen uns an und
ziehen uns gegenseitig auf die Blutwiese. Und zwar einfach deswegen,
weil es um nichts geht. Bestenfalls eine Meinung. Aber die dafür mit
Vehemenz.

Robert Pfaller hat dieses Phänomen, Johan Huizingas Spieltheorie
aufgreifend, als „Heiligen Ernst" bezeichnet. Der Heilige Ernst, der
dem profanen gegenübersteht. Der Wirtschaftsmensch ist geprägt,
gegrämt, verbrämt vom profanen Ernst, von der Tatsächlichkeit der
Krise und dem Status Quo des Verlusts. Wir aber ergehen uns in
Wichtigerem. In der Heiligkeit solcher Dinge, die man nicht sieht und
die bedeutungslos sind, aber, wenn man sie schon zu sehen und ihnen
Bedeutung zuzuerkennen meint, von nichts anderem als metaphysischer
Dimension sein müssen.

Ein wenig war es uns dann doch peinlich dem Wirtschaftsmenschen
gegenüber. Aber nicht lange. Schließlich sind wird Ästhetiker. Und als
solche brauchen wir keine Manieren.

Rainer Metzger
*http://www.artmagazine.cc/content38670.html
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