Titel: Das Schlangennest (2003)
Autor: Lady Charena
Fandom: Karl May
Paarung: POV Old Shatterhand, Winnetou, div. OC
Rating: gen, PG
Beta: T'Len
Archiv: ja
Summe/Hintergrund: Abenteuer warten überall auf einen, ob man sie sucht, oder nicht.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
Manning’s Port ist sicherlich kein gewöhnlicher Name für einen Ort, zumal dieser nur aus zwei Häusern bestand. Trotzdem war er auf der Landkarte eingezeichnet, die mir Leo Manning - Besitzer des einzigen Gasthauses und gleichzeitig Stadtgründer - stolz zeigte. Ich hegte nun allerdings den eben nicht sehr schmeichelhaften Verdacht, dass er mich für dumm genug hielt, nicht zu erkennen, dass es sich um einen nachträglichen Eintrag mit schwarzer Tinte handelte, der durch die Rückseite des dünnen Papiers schimmerte.
Abgesehen von dieser kleinen Flunkerei - die wohl auf der vergeblichen Hoffnung beruhte, eines Tages wirklich als Stadtgründer in die Annalen der Geschichte einzugehen - war Mr. Manning ein respektabler Ehemann, gütiger Vater, liebevoller Großvater und ehrlicher Wirt. Wobei letzteres möglicherweise auch nur aus einem Mangel an Gästen resultierte, wie ich um der Ehrlichkeit meinerseits hinzufügen muss.
Manning war an die vierzig Jahre zur See gefahren, zuerst als Schiffsjunge, und hatte sich dann bis zum Zimmermann und Koch hochgearbeitet. Trotzdem war es mir lieber, dass Mrs. Manning in der Küche das Ruder in der Hand hielt. Heute noch trug er einen stolz gebürsteten und stets akkurat geschnittenen Backenbart im britischen Stil, den er sich, wie er mir verriet, einst von einem Admiral abgesehen haben wollte. Er verlieh seinem breiten, verwitterten Gesicht mit der Knollennase und den roten Wangen nur leider die gegenteilige Wirkung von Würde. Die ganze, stämmige Gestalt des Wirtes strahlte eine Heiterkeit und Unbekümmertheit aus, die oft genug in seinen Reden Niederschlag fand. Denn eines tat Mr. Manning gern - er hörte sich selbst mit unendlicher Freude reden. Überhaupt musste das ein Manningsches Familienleiden sein, denn in den zwei Tagen meines Aufenthalts lernte ich nach und nach alle Familienmitglieder kennen. Die Mannings hatten vier Töchter und einen Sohn - da der Älteste, war dieser bereits verheiratet und hatte die Sippe um zwei Enkel erweitert. Er lebte mit seiner Familie im zweiten Haus des Ortes.
Ein drittes Haus für die zweitälteste Tochter befand sich gerade im Aufbau, deren Verlobter sich gegenwärtig noch in den Wäldern befand, um mit einer Pelzgesellschaft das nötige Geld für die Heirat aufzutreiben. Ihr deutlich gewölbter Leib sprach von neuem Familienzuwachs. Zu dieser munteren Truppe kam noch Mrs. Mannings alter Vater. Manning hatte sich diese einsame Stelle ausgesucht, weil er überzeugt gewesen war, die Great Western würde hier eine Eisenbahnstrecke legen und Manning’s Port dann zu einer großen Stadt erblühen. Unglücklicherweise kam die Bahnstrecke nie und nur gelegentlich verirrte sich ein Trapper, Holzfäller oder Pelzhändler in diese Gegend.
Selbst nach der langen, einsamen Reise durch Wälder und Prärien bis zu Manning’s Port wurde mir der Trubel, den elf Personen auf engsten Raum veranstalteten, zu viel und ich zog mich von Zeit zu Zeit in das Wäldchen zurück, das sich nicht weit hinter dem imposanten Holzhaus erstreckte. Als gewitzte Hausfrau hatte Mrs. Manning mich sogleich gefragt, ob ich nicht vielleicht auf die Jagd zu gehen gedenke und ich versprach ihr lächelnd, etwas zum Abendessen beizusteuern, sollte sich die Gelegenheit ergeben.
Hatatitla, der während meines Aufenthaltes in der Heimat zu treuen Händen bei Freunden in St. Louis untergebracht war, schnaubte leise, als ich zu ihm trat. Da ein indianisches Pferd sich in einem Stall nie wirklich wohl fühlte, hatte ich ihn hinter dem Haus angehobbelt, wo er für sich selbst sorgte - oft von den beiden Enkeln Mannings aus sicherer Entfernung bestaunt. Ich ließ meinen Rappen jedoch zurück, denn ich plante nur einen Spaziergang, keinen Ausritt und er sollte seine Kräfte für die Weiterreise schonen.
Nun befand ich mich natürlich nicht ohne Grund in dieser kleinen Niederlassung. Einige Jahre zuvor war ich bereits einmal zusammen mit Sam Hawkins hier gewesen und auch Winnetou kannte diese Ansiedlung. Mit ihm war ich verabredet. Nicht immer war es mir möglich, genau zu bestimmen, wann ich in den Westen zurückkehrte - das war nicht zuletzt eine Frage meiner finanziellen Verhältnisse. Manchmal führte uns nur der Zufall zusammen. Dieses Mal hatte ich das Glück, einem deutschen Goldsucher - den ich Jahre zuvor in England kennen gelernt hatte und der an den Rio Pecos wollte - eine Botschaft mitzugeben. Er versprach mir, sie dem ersten Apachen zu geben, dem er begegnen würde und da er deren Stammesgebiet durchqueren musste, sollte sich dies nicht als zu schwierig erweisen. Da er zwei Monate vor mir in den Westen reiste, konnte ich mir vorstellen, dass Winnetou - sofern er sich gerade im Pueblo oder in der Nähe aufhielt - meine Nachricht dann in Händen hielt, wenn ich in New York an Land gehen oder St. Louis erreichen würde. Sicher war das eine mehr als fragwürdige Methode der Nachrichtenbeförderung und so unsicher sie auch erscheinen mochte, ich hatte in der Vergangenheit die unwahrscheinlichsten Erfahrungen mit solcherlei gemacht. Wo es keine Briefträger gab, musste das Glück seine Hände ins Spiel bringen.
Zwei Tage hielt ich mich also bereits in Manning’s Port auf und da ich keine anderen Verpflichtungen hatte, wollte ich noch einige Tage bleiben, um auf Winnetou zu warten oder - falls dieser verhindert war - auf eine andere Gelegenheit. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass es mir nie an Erlebnissen mangelte, selbst dann nicht, wenn ich mir weniger Aufregung gewünscht hätte.
Ich ließ also die Anpflanzungen von Getreide, Mais, Kürbis und verschiedenen Gemüsen, auf die Mrs. Manning besonders stolz war, hinter mir zurück und trat in den Schatten der Bäume.
Das weiche Moos dämpfte meine Schritte und ich fand die Stille sehr angenehm - besonders nachdem ich das Frühstück in Gesellschaft von Mathilda Manning eingenommen hatte, die mich - offenbar wild entschlossen, dem Vorbild ihrer Schwester zu folgen und sich einen der seltenen Gäste als Bräutigam auszusehen - lachend und kokett bedient und neckisch unterhalten hatte.
Wie es meiner Gewohnheit entsprach, sah ich mich gründlich um. Obwohl kaum eine Gefahr zu befürchten stand - außer man begegnete einem zu einem Schwätzchen aufgelegten Angehörigen der Familie Manning...
Auf einer Lichtung stieß ich auf eine Schar wilder Truthähne, von denen ich mir die zwei fettesten aussuchte und schoss. Ich band ihnen die Beine mit einem Riemen aneinander und warf sie mir über die Schulter. Nachdem ich so meinen Beitrag zum Abendessen geleistet hatte, ging ich weiter, bis ich auf das muntere Bächlein stieß, das Manning’s Port und Mrs. Mannings Gemüsegarten mit Wasser versorgte.
Der Tag war warm und ich wusch mir Gesicht und Hände im klaren, kühlen Wasser, als ich plötzlich Rauch roch. Es war nur flüchtig, kaum mehr als ein Hauch und hätte ich nicht auf dem Boden gekauert, wäre er mir vielleicht entgangen. Von Manning’s Port konnte der Rauch nicht kommen, denn das lag hinter mir und die Luft kam mir entgegen. Offenbar war ich doch nicht so allein in diesem Wäldchen, wie ich gedacht hatte - und dieser andere verstand etwas von der Kunst, ein Feuer indianischer Art zu machen, das unentdeckt bleiben sollte.
Ich richtete mich auf, legte meine Jagdbeute in einer Astgabel eines jungen Baumes ab und überquerte das Bächlein, um mich durch die Büsche am gegenüberliegenden Ufer zu schleichen. Auch dort befand sich eine Lichtung, wesentlich größer als die, auf der ich die Truthähne erlegt hatte und an den zahlreichen Baumstümpfen war zu erkennen, dass die Mannings hier wohl Holz machten - oder gemacht hatten.
Nahe bei einer Lücke im Gebüsch, die so einen Zugang zu der Lichtung ermöglichte, stand ein Planwagen von der Art, in denen neue Siedler ihre Habseligkeiten mitführten, wenn sie in den Westen aufbrachen. Auch dieser hier schien schon mehr als einen solchen Trek mitgemacht zu haben. Zwei Räder waren offenbar nicht mehr original, sondern ausgetauscht worden, ihr Holz hatte eine andere Farbe. Das Segeltuch war verblichenen und schmutzgrau, mit Flicken und Löchern versehen. Die Seiten des Wagens mussten einmal mit farbigen Zeichnungen oder Schriftzügen verziert gewesen sein, doch die Zeit und der Regen hatten sie zu undeutlichen Schlieren ausgewaschen. Auf dem hölzernen Bock lag ein verbeulter und mitgenommener Hut und eine nicht minder alte Büchse lehnte dagegen.
Vor dem Wagen standen zwei schlechtgeflochtene Körbe, deren Oberseiten mit Leder bespannt waren und die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Trommeln von Südseeinsulanern aufwiesen. Unfern davon rupften zwei magere, abgehalfterte Kutschengäule ihr Futter von den nahen Büschen. Zwei lederne Proviantbeutel hingen daneben an einem jungen Baum.
In einiger Entfernung vom Wagen, fast in der Mitte der Lichtung gelegen, brannte ein Feuer, säuberlich von einem Steinkreis umringt. Eine blecherne Kaffeekanne und diverse - auf einem Stück weichen Leder ausgebreitete - Küchenutensilien zeugten davon, dass der Besitzer des Wagens gerade dabei war, sich ein Mittagsmahl zu bereiten. Die Frage war nur, wo steckte dieser Jemand?
Wie als Antwort auf meine Überlegungen trat in diesem Moment eine junge Frau mit zwei Lederschläuchen durch den Durchgang auf die Lichtung. Ihr rundliches Gesicht mit den mandelförmigen Augen ließ keinen Zweifel an ihrer asiatischen Herkunft. Sie trat zum Feuer und begann damit, die Kaffeekanne mit dem Wasser aus einem der Schläuche zu füllen. Sie war offensichtlich kurz nach mir am Bach gewesen. Ungewöhnlich für die Wildnis schien mir ihre Kleidung. Bunte, seiden schimmernde Stofflagen waren kunstvoll übereinander gewickelt und durch einen breiten Gürtel an ihren Körper geschmiegt. Ihr Haar war streng nach hinten gekämmt und mit zwei geschnitzten Essstäbchen zu einem Schopf aufgewunden. Sie wirkte, als befände sie sich nicht in einem Wald mitten in der Wildnis, sondern in einem Tee-Salon in chinesischen Viertel St. Louis’ oder im Haus eines reichen chinesischen Händlers in Missouri.
Sie stellte eben die rußgeschwärzte Kanne in die Glut, als sich ein alter Mann zu ihr gesellte, der ein Bündel auf dem krummen Rücken trug. Auch er war Asiate und sein verwittertes, bärtiges Gesicht sprach wohl von hohem Alter. Er trug die schlichte, aber saubere Kleidung eines Kulis, eines Lastenträgers, und den typisch spitzen Hut. Ohne ein Wort mit der Frau zu wechseln, ließ er sich am Feuer nieder, packte das mitgebrachte Bündel aus und zog zwei recht kümmerlich Hasen heraus, die noch in den Schlingen steckten, in denen sie gefangen worden waren. Als er sich daran machte, sie aus dem Fell zu schlagen, überlegte ich, ob ich meine Anwesenheit kundtun oder mich ungesehen zurückziehen sollte, da es sich wohl um harmlose Reisende handelte.
In diesem Moment hörte ich hinter mir ein Knacken, als ob sich jemand anzuschleichen versuchte und dabei auf dem Boden einen dürren Zweig übersehen hatte. Ich lockerte das Bowiemesser in meinem Gürtel und drehte mich um. Seitwärts von mir zitterten einige Blätter und als ich genauer hinsah, konnte ich zwei Augen zwischen ihnen ausmachen, die mich musterten. Ich legte die Hand auf den Lauf meines Gewehres. Das schien den Beobachter zu einer Handlung zu bewegen, denn nun wurden die Zweige auseinander gebogen und ein junger Mann kam aus seinem Versteck.
„Ich hoffe, Ihr habt nicht die Absicht, mich zu erschießen“, sagte er. „Ich bin unbewaffnet.“
Ich richtete mich ebenfalls auf. „Wenn Ihr nichts Schlechtes im Sinn habt, habe ich auch das Schießen nicht im Sinn.“
Der junge Mann lachte freimütig, doch vieles gefiel mir nicht an ihm. Sein schlampig gearbeiteter Jagdrock aus Leder glänzte fleckig und speckig, er trug eine aus Waschbärfell genähte Mütze und eine Hose, die aus demselben alten Segeltuch wie die Wagenplane gemacht zu sein schien. Die Stiefel wirkten angesengt, als hätte er damit zu oft das Feuer ausgetreten. Seine blassen Wangen waren glattrasiert und sein Haar offenbar recht ordentlich geschnitten. Eine durchaus bemerkenswerte Tatsache, fand man doch in der Prärie und in den Wäldern nicht an jeder Ecke einen Barbiersalon. Insgesamt machte er trotzdem einen recht verwilderten Eindruck auf mich, zu dessen Besserung der listige und begehrliche Blick, mit dem er mein Gewehr betrachtete, nicht beitrug.
„Ihr gehört wohl zu der Gesellschaft auf der Lichtung?“ fragte ich.
Der andere nickte. „Und was drückt Ihr euch in den Büschen herum?“
„Ich war auf der Jagd und entdeckte das Feuer. Da man nie weiß, welches Gesindel sich in den Wäldern herumtreiben kann, hielt ich es für besser, mich zuerst unbemerkt umzusehen.“ Entweder verstand er die Anspielung auf das Gesindel nicht oder er scherte sich nicht, was ich von ihm hielt.
Wieder nickte er. „Ich wusste nicht, dass es hier eine Ansiedlung gibt. Oder seid Ihr ein Pelzjäger?“
„Hier in der Nähe liegt eine Farm“, erwiderte ich zurückhaltend.
„Eine Farm!“, rief der andere aus. „Glaubt Ihr, Eure Leute könnten uns mit einigem Vorrat versorgen? Unser Mehl und das Salz sind fast verbraucht. Wir sind ehrliche Reisende, wir bezahlen.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin selbst nur Gast dort, aber wenn Ihr es wünscht, werde ich euch zu Mr. Manning bringen, das ist der Herr der Farm.“
„Ihr habt wohl meine Frau und ihren Vater schon gesehen. Ich will ihnen nur rasch sagen, dass wir aufbrechen.“
„Ich warte hier auf Euch“, erbot ich mich, doch der junge Mann schüttelte den Kopf.
„Ich werde wohl Eure Spur zu finden wissen“, meinte er. „Es ist nicht notwendig, dass Ihr auf uns wartet. Die Pferde anzuspannen und den Wagen fertig zu machen, wird mehr Zeit in Anspruch nehmen.“ Er lüftete seine Mütze und entblößte einen Moment lang sein Haupt. Wo auf dem Kopf des Mönchs die Tonsur saß, war auch auf seinem eine kahle Stelle, die blass aus dunklen, fettigen Strähnen hervor schimmerte. Ich musste unwillkürlich an meinen Freund Sam Hawkins denken und fragte mich, ob der junge Mann nur an Haarausfall oder an einer misslungenen Skalpierung litt...
Damit war ich wohl verabschiedet, denn ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und schlug sich wieder in die Büsche, aus denen er aufgetaucht war. Auch ich wandte dem Lager den Rücken zu und ging zurück über den Bach zu meinen Truthennen, die anstatt in der Sonne zu schmoren, längst in die kundigen Hände von Mrs. Manning gehört hätten.
Nachdem ich also der Küche einen Besuch abgestattet hatte, suchte ich Leo Manning auf, der gerade eine Box im Stall ausbesserte, um ihm von meiner Begegnung im Wald und den bald zu erwartenden Besuchern zu berichten. Es schien ihn nicht sehr zu bekümmern, im Gegenteil wirkte er sogar erfreut darüber und ich kam schließlich zu dem Schluss, dass ich mich in Bezug auf mein merkwürdiges Gefühl getäuscht haben musste.
Ich kehrte in das Zimmer zurück, das mir Mrs. Manning zur Verfügung gestellt hatte - eines von vier privaten Gästezimmern und einem Schlafsaal, der noch nie in Anspruch genommen worden war - und streckte mich auf dem Bett aus, um die Gelegenheit zu etwas Schlaf zu nutzen.
Einige Zeit später weckte mich Lärm im Hof und ich stand auf, um aus dem Fenster zu sehen. Der Planwagen war eingetroffen und alle Mannings versammelten sich nun neugierig darum. Der dabei entstehende Geräuschpegel hätte einen Grizzly aus dem Winterschlaf geweckt.
Auch ich gesellte mich nach einer Weile zu ihnen, um so unauffällig zu erfahren, woher die Reisenden kamen und wohin sie unterwegs waren. Der junge Mann, der das Wort führte - sein Schwiegervater saß neben ihm auf dem Bock, doch die junge Frau war nicht zu sehen - vermied es sehr geschickt, nähere Auskünfte zu geben. Sie kamen aus dem Osten und waren auf dem Weg nach Westen, um Verwandte des Mannes zu besuchen. Das war sehr vage ausgedrückt, zumal wenn es doch völlig harmlos war, von seinen Reiseplänen zu erzählen. Die Mannings schienen sich jedoch nicht daran zu stören, sondern luden die Neuankömmlinge sofort zum Abendessen ein und boten ein Nachtlager an. Beides wurde freudig angenommen.
Da mir endlich der Trubel doch wieder zu viel wurde und mich Mathilda auf allzu liebevolle Art zu umsorgen suchte, holte ich meinen Stutzen und ging wieder in das Wäldchen. Da ich bald aufbrechen wollte, konnte es sicher nicht schaden, wenn ich mir einen kleinen Vorrat an getrocknetem Fleisch bereitete. Da Mr. Manning, wie auch sein Sohn keine sonderlich begnadeten Schützen waren, sondern das Wild nur mit Schlingen fingen, wollte ich die Familie nicht um ihre mageren Vorräte bringen.
Es gelang mir einen jungen Hirsch zu erlegen und bald hatte ich am vorigen Lagerplatz der Reisenden ein neues Feuer entfacht und ein Gestell angefertigt, auf dem ich das in Streifen geschnittene Fleisch über den Flammen trocknete. Bis auf die tiefen Spuren des Planwagens, den abgeweideten Stellen und einem Häufchen Asche inmitten eines Steinkreises waren keine Spuren zurückgeblieben.
Ich verließ die Lichtung für einige Minuten, um Holz zu sammeln und kehrte erfolgreich zurück. Ich benutzte das Bowiemesser, um einen Stock zu einem Spieß zu schnitzen, an dem ich mir ein Stück Hirsch briet. Als ich erneut nach dem Messer greifen wollte, war es weg! Natürlich dachte ich mir im ersten Moment nicht mehr dabei, als dass ich es an anderer Stelle niedergelegt hatte. Also suchte ich rund um das Lagerfeuer das plattgedrückte Gras ab. Als ich das Messer nicht gefunden hatte, es war auch nicht in einer Kleiderfalte oder dem Stiefelschaft verschwunden, kam mir die Sache doch bedenklich vor. Zumal ich mich nun plötzlich nicht des Eindrucks erwehren konnte, dass mich jemand beobachtete.
Betont gleichgültig stand ich auf, als würde ich mich erneut auf die Suche nach Holz machen und trachtete danach, in die Büsche einzudringen und dem Beobachter in den Rücken zu kommen. Tatsächlich fand ich eine Stelle, an der geknickte Zweige und abgestreifte Blätter vom Eindringen eines Menschen zeigten, unweit von dem Ort, an dem ich mich Stunden zuvor selbst angeschlichen hatte. Ich schob mich zwischen die Büsche und blickte auf mein provisorisches Lager - und auf einen Indianer, der nun am Feuer saß und mit meinem Bowiemesser prüfte, ob der Hirschbraten gar war.
Es hätte mir eigentlich in den Sinn kommen können, dass es niemandem außer Winnetou gelingen würde, mir am hellen Tage das Bowiemesser unter der Nase wegzuschnappen.
„Winnetou!“ Ich richtete mich auf und trat aus dem Gebüsch. Mein Blutsbruder kam mir entgegen und wir begrüßten uns herzlich.
„Niemandem als meinem Bruder Winnetou konnte dieses Kunststück gelingen“, sagte ich.
Winnetou legte mir das Messer in die Hand. „Mein Bruder muss tief in Gedanken gewesen sein, denn sonst hätte auch Winnetou es nicht geschafft, Old Shatterhand zu beschleichen“, entgegnete er bescheiden.
Ich wollte ihm gerade sagen, wie sehr es mich freute, dass unser Zusammentreffen möglich geworden war, als Winnetous Blick von mir glitt und er mir das Messer blitzschnell aus der Hand riss, um es auf den Boden zu schleudern, wo es bis zum Heft ins Erdreich drang. Nein, das war nicht dunkler Waldboden, in dem das Messer steckte - es war eine Schlange. All das war schneller vor sich gegangen, als ich es in Worte fassen könnte.
Winnetou hatte die Schlange direkt hinter dem Kopf aufgespießt und zog das Messer nun vorsichtig aus dem Erdreich, die Schlange daran mit aufhebend. Es war ein seltsames Tier, kaum dicker als zwei nebeneinander gelegte Finger, glatt geschuppt, mit merkwürdig grün-brauner Musterung, mit der es vom Waldboden kaum abstach. Hier im Westen hatte ich noch nie so eine gesehen.
„Was ist das für eine Schlange?“, fragte ich. „Kennt mein Bruder sie?“
Winnetou schüttelte den Kopf. „Winnetou kennt viele Arten, doch diese ist ihm fremd.“ Er zog das Messer heraus und ließ den Kadaver fallen. „Wir müssen achtsam sein, es könnten sich noch mehr im hohen Gras verbergen.“
Also schnitten wir Ruten aus dem umliegenden Gebüsch und droschen damit auf das Gras ein, doch es gab kein Anzeichen dafür, dass weitere Tiere sich hier aufhielten oder aufgehalten hatten.
Schweigend nahmen wir am Feuer Platz. Der Vorfall mit der Schlange hatte unsere Wiedersehensfreude etwas gedämpft. Ich versuchte Winnetou zu danken, denn aller Wahrscheinlichkeit nach wäre ich im nächsten Moment auf die Schlange getreten, doch er verbot es mir mit einem Blick und einer leisen Berührung meines Armes.
Ich erkundigte mich nach dem Stand der Dinge im Pueblo und erzählte dafür im Austausch von einigen meiner Erlebnisse in der Zeit seit unserem Abschied.
Nachdem der Hirsch verzehrt und das Fleisch verpackt war, machten wir uns auf den Weg nach Manning’s Port. Insgeheim sah ich mit Spannung einem Zusammentreffen zwischen den leutseligen Mannings und meinem schweigsamen Winnetou entgegen.
Meiner bescheidenen Ansicht nach war es ein reines Glück, dass die Farm der Mannings derart abgeschieden lag - schon am Waldrand hörten wir Lachen und Rufen und dazwischen das blecherne Scheppern eines alten Grammophons, dass Mannings Schwiegervater als Rarität aus der alten Heimat mit in den Westen gebracht hatte. Da es nur drei Platten gab, wurden immer wieder die gleichen Aufnahmen gespielt, doch das schien keinen zu stören.
Iltschi wurde neben seinem Bruder angehobbelt und die beiden Pferde begrüßten sich nicht minder freudig und liebevoll, als wir es getan hatten. Dann schlenderten wir näher.
Leo Manning hatte mir bereits am Tag meiner Ankunft stolz einen Feuerplatz vor dem Haus gezeigt, den er selbst entworfen und gemauert hatte. Nun war er vielleicht ein guter Seemann gewesen, doch leider erstreckten sich seine Fähigkeiten nicht auf das ehrwürdige Handwerk des Maurers und dementsprechend war das Bauwerk recht schief und lückenhaft. Man muss sich darunter nichts Bedeutenderes als ein niedriges Viereck aus rohen Ziegeln vorstellen, in deren Mitte das Feuer entfacht wurde. Ein eiserner Dreifuß stand darauf, an dem ein schwarzverbrannter, gusseisener Kessel in den Flammen hing. Wahlweise konnte auch ein dicker Spieß befestigt werden. So auch jetzt. Die Truthennen schmurgelten über dem Feuer und schickten ihren verlockenden Duft in die hereinbrechende Dämmerung. Daneben lagen die beiden mageren Hasen, die der alte Chinese erbeutet hatte und harrten wohl dem Moment der Zubereitung noch.
Auf dem langen Holztisch aus der Guten Stube, den man kurzerhand vors Haus gestellt hatte, türmte sich alles, was Mrs. Mannings Küche zu bieten hatte: Brot, verschiedene Gemüse und zwei Krüge mit dunklem Wein, der nur zu besonderen Anlässen serviert wurde, da er nur sehr schwer zu kaufen und unter Mühe her zu schaffen war.
Unsere Ankunft rief großes Hallo hervor. Von allen Seiten musste Winnetou sich nun neugierige Blicke und Fragen gefallen lassen, denn selbst an diesem abgelegenen Ort hatte man seinen Namen bereits vernommen. Doch er beantwortete alles mit gleichbleibender Ruhe und Freundlichkeit.
Ich hatte mich mit einem Becher Wein, den mir Mrs. Manning aufgedrängt hatte, etwas abseits niedergelassen. Nachdem die gröbste Neugier gestillt war und der junge Mann der Reisegesellschaft, der sich als Jack vorgestellt hatte, es schaffte, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, gesellte Winnetou sich zu mir.
Wir saßen schweigend nebeneinander und lauschten den etwas sehr prahlerischen Worten des jungen Mannes über seine Jagderfolge und sein Glück als Prospektor. Seine abgerissene Erscheinung und das armselige Gefährt, das sein Heim darzustellen schien, straften seine Worte zumindest Übertreibung, wenn nicht gar der Lüge - doch die Mannings schenkten dem Mann offensichtlich Vertrauen.
Ich nahm mir vor, ihn im Auge zu behalten - umso mehr, als ich entdeckte, dass Winnetou ihn mit dem gleichen Missfallen betrachtete. Dies war aber wohl nur für mich erkennbar.
Winnetou neigte den Kopf etwas zu mir. „Der alte Mann hat das Feuer verlassen. Er hat einen Korb aus dem Wagen geholt und ist in Richtung des Waldes gegangen.“
Ich sah mich um und entdeckte tatsächlich, dass der alte Chinese fehlte. Was um alles suchte er in der Dunkelheit im Wald? Ich spürte eine Hand an meiner Schulter, dann war Winnetou aufgestanden und mit der Dunkelheit verschmolzen. Er würde über den alten Mann wachen - und falls notwendig - über uns alle. Vielleicht war auch alles ganz harmlos, es war ihm möglicherweise nur eingefallen, dass sie bei ihrem hastigen Aufbruch etwas im Wald vergessen hatten. Allerdings wäre es da sinnvoller gewesen, am nächsten Morgen, im hellen Tageslicht, auf die Suche zu gehen, nicht in der nun vorherrschenden Nacht. Ich zog mir den Hut tiefer in die Stirn und gab vor, eingeschlafen zu sein, während ich die beiden Fremden insgeheim im Auge behielt.
Während Jack mit seinen Geschichten die Aufmerksamkeit auf sich zog, schweifte der Blick der jungen Chinesin immer wieder in die Richtung, in die der Alte verschwunden war. Und wie mir schien, wurde sie dabei immer unruhiger.
Es mochte sicherlich eine Stunde vergangen sein, als Winnetou zu mir zurückkehrte. In der Zwischenzeit hatte sich Manning bei mir nach dem Verbleib des Häuptlings erkundigt und ich hatte ihn damit beruhigt, dass ich sagte, Winnetou würde nach seinem Pferd sehen.
Ich schob meinen Hut zurück. Am Feuer war es jetzt auch etwas ruhiger geworden. Man spürte die Wirkung des schweren Weins und der Völlerei. Ich drehte den Kopf zu Winnetou.
„Er war auf der Lichtung“, bestätigte mir mein Blutsbruder, noch bevor ich die Frage danach stellen konnte. „Dort steckte er seine Fackel in den Boden und nahm ein Stöckchen in den Mund, mit dessen Hilfe er ein Geräusch wie ein Pfeifen machte.“
Ein Pfeifen? Etwas kam mir in den Sinn, dass ich einmal gelesen hatte. In Indien richteten Schlangenbändiger ihre Tiere ab, auf einen Pfeifton zu reagieren. Ob es der Wahrheit entsprach oder nur ein Mythos war, da ich auch schon die Ansicht, dass Schlangen taub wären, vernommen hatte, vermochte ich nicht zu sagen. Doch es würde alles zusammenpassen - die unbekannte Schlange auf der Lichtung, die Winnetou getötet hatte; die Körbe mit ihren Lederbespannungen; das Pfeifen. Ich hatte von Chinesen gehört, die Arzneien aus Schlangengift herstellten und zu diesem Zweck die Tiere in Körben hielten. Sollte der Alte so eine Art Apotheker sein? Nichts wies darauf hin und so weit ich wusste, hatten die Reisenden auch keinen Versuch gemacht, den Mannings irgendwelche Medizin anzudrehen. Oder gehörten die Schlangen zu irgendeinem Kult und der Alte führte sie nur zu persönlichen Zwecken bei sich? Ich hatte keine Antwort. Sicher zu sein schien mir nur, dass während ihrer Rast eine dieser Schlangen entwischt sein musste und der alte Chinese nun versucht hatte, sie wieder zu finden. Ein hoffnungsloses Unterfangen in der Dunkelheit, selbst wenn die Schlange darauf dressiert gewesen sein sollte, zu ihrem Herrn zurück zu kehren.
„Es... könnte sein, dass er die Schlange gesucht hat, die mein Bruder heute Nachmittag tötete.“
Winnetou sah mich an, stellte jedoch keine Frage. Er hatte sehr wohl das Zögern in meiner Stimme vernommen und wusste, dass ich nicht gern sprach, bevor ich mir wirklich sicher war.
Ich berichtete ihm rasch das wenige, was ich über indische Schlangenbeschwörer und ihre Dressurmethoden wusste. Dann kehrte der alte Mann zurück. Er setzte sich neben seine Tochter und die beiden wechselten einen Blick, mehr geschah nicht.
„Die Vermutungen meines Bruders treffen sehr häufig zu. Winnetou glaubt, wir sollten heute Nacht wachsam sein - ihm gefällt das Gesicht des jungen Fremden nicht.“
Weiter sprachen wir nicht über dieses Thema. Als es später wurde und drüben an der Feuerstelle Ruhe einkehrte, zogen wir uns mit der Begründung zurück, dass wir uns noch um unsere Pferde kümmern müssten. Mrs. Mannings Vater war der einzige, der noch bleiben wollte, um sein kostbares Grammophon am Laufen zu halten, doch er wurde von seiner Tochter mit sanfter Gewalt ins Haus gebracht. Die Fremden zogen sich in ihren Wagen zurück, nachdem sich Jack für das Essen bedankt und das Angebot, mit den Seinen in der Scheune zu schlafen, abgelehnt hatte.
Als Winnetou und ich einige Zeit später auf den nunmehr dunklen Hof zurückkehrten - das Feuer war erloschen - herrschte Ruhe. Ich trat zur Haustür und rüttelte daran. Niemand hatte sie abgeschlossen, da ich ja noch nicht eingetroffen gewesen war, als sich die Familie zur Ruhe gelegt hatte. Also trat ich ein, schloss die Tür hinter mir und verließ das Haus durch ein Fenster, das wegen der Hitze offen geblieben war. Dann suchte ich mir ein bequemes Plätzchen im Gras, unweit von diesem Fenster und machte mich ans Warten. Denn sollten sich - was ich argwöhnte - die Fremden als gemeine Diebe entpuppen, so würden sie sicherlich über das offene Fenster ins Haus eindringen wollen. Winnetou hatte sich dicht beim Planwagen ein Versteck gesucht und lag dort auf der Lauer.
Bald wurde mir die Zeit sehr lang. So im Dunkeln zu liegen und auf ein Verbrechen zu warten, ist alles andere als ein Kinderspiel. Glücklicherweise hatte ich die Tage vorher geruht, so dass mich die Schläfrigkeit nicht unbedingt plagte. Es war eher die Langeweile, die mich piesackte.
Ich überlegte gerade, ob ich nicht einmal zu Winnetou hinüber schleichen sollte, als mir gewisse Geräusche verrieten, dass jemand auf mich - beziehungsweise das Haus - zu kam. Mein Blutsbruder war es sicherlich nicht. Denn Winnetou würde niemals so viel Lärm verursachen.
Ich setzte mich auf. Die Sterne und der Mond spendeten ein unstetes Licht, an das sich meine Augen allerdings geraume Zeit gewöhnt hatten und so sah ich den Umständen entsprechend gut. Es war Jack, der im fahlen Licht auftauchte, scheinbar ohne bestimmten Zweck näherte er sich dem Haus und untersuchte den Fensterladen. Es war natürlich nicht zu übersehen, dass dieser offen stand.
Ich richtete mich auf und war mir sicher, er würde ins Haus klettern. Doch stattdessen nahm Jack einen der ledernen Proviantbeutel auf, die ich im Lager auf der Lichtung am Gebüsch hatte hängen sehen, knotete ihn auf und warf ihn durch den offenen Fensterladen ins Haus. Er selbst blieb abwartend stehen.
Hatten wir uns geirrt? War der Fremde kein Dieb? Aber warum warf er den Beutel in die gute Stube der Mannings?
Winnetou tauchte hinter mir aus dem Schatten eines großen Strauchs auf und legte mir eine Hand auf die Schulter. Als ich mich zu ihm umwandte, beugte er sich vor, so dass sein Mund fast mein Ohr berührte. „Der alte Chinese hat Schlangen in einen Proviantbeutel getan. Winnetou hat vier gesehen.“
Schlangen im Proviantbeutel? Aber der Beutel - und die Schlangen - waren jetzt im Haus! Schlagartig wurde mir alles klar. Neben der guten Stube lag die Schlafkammer der Mannings. Sicher fanden die Schlangen den Weg dorthin und sollte eine zubeißen, konnten die Verbrecher die sicherlich entstehende Panik nutzen und in aller Ruhe alles ausrauben, was sie wollten. Denn bestimmt würden alle fluchtartig das Haus verlassen. Der Alte rief die Schlangen zurück und packte sie wieder in den Korb oder den Beutel. Und Jack und die Frau konnten in aller Ruhe die Wertsachen - Leo Manning hatte in seiner Leutseligkeit bestimmt längst alles ausgeplaudert - in den Planwagen tragen, um damit in der Dunkelheit zu verschwinden.
Ich teilte Winnetou hastig flüsternd meine Befürchtungen mit und er stimmte mir zu. „Wenn mein Bruder den Verbrecher betäubt und fesselt, wird Winnetou sich um die Schlangen kümmern.“ Er zog sein Messer aus dem Gürtel.
Es gefiel mir nicht, was er vorhatte, doch ich vertraute seiner Gewandtheit. Ich bat ihn, vorsichtig zu sein und richtete mich dann auf. Zwei rasche, leise Schritte brachten mich hinter den ahnungslosen Jack und ein Schlag gegen seine Schläfe betäubte ihn. Ich verwendete den liegengebliebenen Riemen des Beutels, um ihm die Hände zu binden.
Währenddessen war Winnetou durchs Fenster eingestiegen, Licht flammte auf und ich wusste, dass er die Petroleumlampe auf dem Tisch entflammt hatte, um die Schlangen leichter zu entdecken. Ich ließ den Bewusstlosen auf dem Boden liegen und trat ans Fenster, als mir eine Idee kam. Es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, musste Winnetou erst jede Schlange suchen. Rasch kehrte ich also zu Jack zurück und durchsuchte seine Kleidung. Glücklicherweise trug auch er ein kleines Pfeifchen bei sich. Ich ging ans Fenster, setzte das Röhrchen an die Lippen und ein dünnes Pfeifen, eher ein Winseln, erklang als ich hinein blies.
Nach geraumer Zeit, die ich in Unruhe wartete, erschien Winnetou am Fenster und stieg zu mir heraus. Ich sah dunkle Blutspritzer an seinem Bein und seinem Ärmel. In der einen Hand hielt er das blutige Messer, in der anderen vier kopflose Schlangen.
Und von all dem hatte Familie Manning nichts bemerkt. Wie staunten die guten Leutchen am nächsten Morgen, als ich ihnen die ganze Geschichte erklärte und Winnetou ihnen die Schlangen vorlegte. Sie versprachen, Jack und seine Leute samt den Wagen in die nächste Ansiedlung zu bringen und dort dem Sheriff zu übergeben.
Dann brachen wir auf, von den Segenswünschen der Mannings begleitet.
Ende