Titel: Allein
Autor:
cris_mimiFandom: Digimon (allgemein)
Charaktere: Yamato, Taichi, Takeru, Sora
Thema: #96 freie Wahl
Rating: PG (Slash)
Anmerkung: Die Geschichte ist für das Fanfiction Wichteln auf Animexx geschrieben. Seit Jahren das erste Mal, dass ich im Digimon Fandom geschrieben habe. Bisher noch nicht beta gelesen.
I.
Am Anfang war es Neugier gewesen.
Sie kamen gleichzeitig im Zeltlager an.
Taichi mit seiner Mutter, Yamato mit seinem Vater und beide mit ihren kleinen Geschwistern.
Beide verabschiedeten sich auf die selbe Art und Weise wie alle 11 jährigen das tun: Sie waren genervt und wollten, dass ihre Familien endlich gingen, versprachen lieb zu sein und sich häufig zu melden.
Und dann fuhren die Familien und sie waren alleine.
Für einen Moment blickten sie sich einfach an. Suchende, fragende Blicke.
Wer bist du?
Können wir Freunde sein?
Oder wirst du mir Streiche spielen?
Ob wir viel zusammen machen werden?
Sie stellten sich beide die selben Fragen mit ihren Blicken, aber es schien, als könne keiner sie beantworten.
"Mein Name ist Yamiga Taichi.", sagte Taichi schließlich und schaute den blonden Jungen auffordern an. Yamato zögerte einen Moment und murmelte dann ein "Ishida Yamato."
Taichi lächelte und machte einen Schritt vorwärts, öffnete den Mund um etwas sagen, aber da tauchte ein Mädchen auf, das sich Yamato später als Sora vorstellen würde, und rief Taichis Namen.
Taichi blickte einen Moment unsicher hin und her, dann zuckte er entschuldigend mit den Schultern.
"Wir sehen uns.", erklärte er und verschwand mit dem Mädchen.
Yamato blieb stehen.
Alleine.
Wie er es gewohnt war.
II.
Aus Neugier wurde Neid.
Jeden Abend um Punkt Acht wurde Taichi von seiner Familie angerufen.
Yamato saß meistens in einer Ecke des Speisesaals, beobachtet heimlich wie Taichi lachte und Scherze machte und offensichtlich Spass hatte. Und wenn er fertig mit telefonieren war, dann ging Taichi zurück zu seinen Freunden und lachte auch dort.
Wenn man Taichi war, war offensichtlich alles leicht.
Yamato war bisher erst zweimal angerufen worden und einmal hatte er den Anruf sogar verpasst.
Du weißt, dass deine Eltern arbeiten müssen, sagte er sich selbst.
Und Takeru war schließlich noch zu jung um alleine zu telefonieren.
Aber trotzdem konnte er nicht anders als zu wünschen, dass seine Familie ihn auch jeden Abend anrufen würde. Genauso wie er sich wünschte ein Teil der Gruppe zu sein, die da so fröhlich zusammen saß.
Und in manchen Momenten, wenn er sich ganz einsam fühlte und ehrlich zu sich selbst war, dann wünschte er sich auch, Freunde zu finden. Es war nicht so, dass die anderen Kinder ihn mieden, aber es gab auch niemanden der sich besonders bemühte mit ihm befreundet zu sein.
Warum sollten sie auch, wenn sie doch Taichi hatten mit dem sie Spass haben konnten?
Und so saß Yamato jeden Abend in seiner Ecke, beobachtete Taichi und seine Freunde und wünschte sich immer öfter Taichi zu sein.
III.
Aus Neid wurde Wut
Yamato wurde ein Teil einer Gruppe auch wenn es anders geschah als er erwartet hatte.
Denn dennoch drehte sich noch immer alles um Taichi. Taichi, der strahlende Held, Taichi, der Anführer, Taichi, der...
Der Mensch, der ihm in dieser Welt - und auch in ihrer Welt - am meisten auf die Nerven ging.
Wie konnte ein einzelner Mensch nur so nervend sein?
Aber Takeru mochte Taichi, hielt ihn für einen Helden, also blieb Yamato ruhig. Sollte Takeru doch für eine Weile seinen Helden behalten, er würde schon bald merken, wer Taichi war.
Aber Takeru merkte es nicht.
Er vergötterte Taichi weiter, verbrachte immer mehr Zeit mit ihm, redete nur noch von ihm.
Und in Yamato sammelte sich immer mehr Wut.
Er hatte akzeptiert, dass Taichi alles um sich herumsammelte, aber nicht Takeru, nicht seinen kleinen Bruder. Taichi konnte ihm nicht das letzte wegnehmen was Yamato noch hatte.
Und dann wurden sie alle getrennt.
In der Zeit in der er alleine war, machte Yamato sich fast ausschließlich Sorgen um Takeru. Er machte sich so viele Sorgen um Takeru, dass er zwischendurch sogar vergass, dass er gar nicht alleine war, sondern doch noch immer sein Digimon hatte.
Er hatte jemanden, der sein Freund war.
Dann tauchte Taichi auf.
Und mit einem Male brach alles aus Yamato heraus. Er schlug zu, wurde aggressiv, ein Verhalten, dass er sonst immer verachtete.
Und dann.. trotz seinem Verhalten... riskierte Taichi sein eigenes Leben um Yamatos Leben zu retten.
Und langsam begann Yamato zu verstehen, was alle in Taichi sahen.
IV.
Aus Wut wurde Vertrauen
Yamato war nie jemand gewesen, der seine Schwächen einfach so zugab. Er war der Starke, der, der niemanden brauchte.
Und dennoch, als Taichi ihn fragte, im letzten Kampf gegen Devimon, als sie Hand in Hand da standen, dem Feind ins Auge blickend und Taichi ihn fragte ob er Angst hätte...
Da sagte er 'Ja'.
Ohne darüber nachzudenken.
Und Taichi drückte einfach seine Hand und sagte, dass er auch Angst hätte.
Und da wusste Yamato, dass alles gut werden würde.
V.
Aus Vertrauen wurden Zweifel
Yamato hatte früh gelernt damit umzugehen wenn er alleine war.
Alleine, nicht einsam.
Als er deshalb in der Digiwelt zum ersten Mal mit dem Gefühl konfrontiert wurde einsam zu sein war er vollkommen überfordert.
Er hatte es geschafft ein Teil der Gruppe zu werden. Er wurde akzeptiert, teilweise sogar respektiert.
Yamato hatte gedacht, dass war es gewesen, was er haben wollte.
Aber jetzt, da er die Akzeptanz hatte stellte er fest, dass er eigentlich viel mehr wollte. Er wollte dazu gehören, wollte ein Teil sein, wollte...
Er wollte gebraucht werden.
Und so klammerte er sich an den Gedanken, dass Takeru ihn brauchte nur um sich nicht selbst vollkommen zu verlieren.
Die Wahrheit aber war, dass keiner ihn brauchte. Sie alle brauchten nur einen: Taichi.
Yamato wurde von niemandem gebraucht.
Als ihm das klar wurde brach er innerlich zusammen. Alles was er sich bisher aufgebaut hatte, alles was er besaß, es wurde ihm alles auf einmal genommen.
Und Yamato tat das einzige was er tun konnte.
Er ließ den Schrebenhaufen, der seine Welt gewesen war zurück und ging.
Alleine zu sein, war er schließlich gewöhnt.
VI.
Aus Zweifeln wurde Zusammenhalt
Er brauchte lange um zu begreifen, dass er nie einsam, nie alleine gewesen war.
Aber als er es begriffen hatte, hatte er keine Zweifel mehr.
Yamato handelte immer nach seinen Prinzipen, alles was er tat, tat er ganz oder gar nicht.
Und als er sich entschied, dass er nicht mehr alleine seine wollte, da gab es für ihn nur einen einzigen Ort zu der er gehen konnte.
Und so ging er.
Zu Taichi.
Es war das erste Mal, dass Yamato begriff wie dumm seine Egozentrik teilweise sein konnte.
Wenn er seine Entscheidung nur einen Moment später getroffen hätte... dann hätte er wirklich alles verlieren können, was für ihn wichtig war.
'Ich wusste, dass du kommen würdest', sagte Taichi an diesem Tag.
Und von diesem Tag an waren sie ein Team.
VII.
Aus Zusammenhalt wurde Freundschaft
Als sie zurück waren, war das Leben mit einem Male wieder einfach normal.
Fast so, als wollten sie alles vergessen.
Aber Yamato konnte nicht vergessen, er erinnerte sich die ganze Zeit daran was passiert war, hielt teilweise schon krankhaft die Erinnerungen daran fest.
Und dennoch redete er mit niemandem darüber.
Bis irgendwann Taichi vor seiner Tür stand.
'Ich dachte, du bräuchtest vielleicht jemanden zum reden', sagte er.
Und Yamato redete.
Den ganzen Abend.
Und die ganze Nacht.
Bis er schließlich total erschöpft an Taichis Seite einschlief.
Und am nächsten Morgen war die Welt mit einem Male in Ordnung. Alles war immer noch einfach nur normal, aber mit einem Male war Normalität gar nicht mal so schlimm.
'Was machst du morgen nach der Schule?', fragte Taichi als er ging.
VIII.
Aus Freundschaft wurde... mehr
Yamato mochte Emotionen nicht gerne.
Er hatte Fakten, Tatsachen lieber, Dinge an denen er sich festhalten konnte und die ihm Sicherheit gaben.
Taichi hingegen schien nur aus Emotionen zu bestehen. Alles was er tat und was er dachte bassierte auf seinen Gefühlen und Empfindungen.
Wahrscheinlich war Taichi deshalb so häufig ein Rätsel für Yamato.
Wenn Taichi ihm zum Beispiel einen Arm um die Schulter legte, ihn einfach nur anschaute oder mitten im Satz abbrach und sich wegdrehte...
Das waren Sachen, die Yamato nicht verstand, die aber für Taichi ganz natürlich schienen.
Es war beim Weihnachtsplätzchen backen, das Taichi mit einem Male hinter Yamato stand, ihn umarmte und seinen Kopf auf die Schulter des Blonden legte.
'Ich hab dich gern, Yamato.', sagte er.
Vielleicht war es aber auch wegen dieser Unterschiede, dass sie sich so sehr anzogen.
Weil es niemanden auf der Wet gab zu dem sie besser passten.
IX.
Und am Ende war es Liebe
Im Laufe der Jahre hatte Taichi Yamato viele Sachen beigebracht.
Er hatte Yamato verändert.
'Hier hat es alles begonnen', sagte Taichi und trat neben Yamato. Yamato lächelte, sagte aber nichts.
Gemeinsam blickten sie auf das Zeltlager, liefen durch es hindurch, bis sie an der Stelle waren an der ihre Reise damals angefangen hatte.
'Hast du dir jemals überlegt', fragte Yamato 'Wie es gewesen wäre, wenn wir nicht beide hier gewesen wären?'
'Nein', sagte Taichi und griff nach Yamatos Hand. 'Denn wir waren beide damals hier und wir sind es auch heute noch. Zusammen.'
Yamato lächelte und lehnte seine Stirn an Taichis.
'Ja.', flüsterte er 'Zusammen.'
Ende