Naruto - 091: Geburtstag

Jan 02, 2006 11:15

Titel: Der Puppenspieler
Autor: kuroari
Fandom: Naruto
Charaktere: Kankurou, Gaara (angedeutet), Temari (angedeutet), Kazekage (angedeutet), Baki (angedeutet), Karasu (auf beängstigende Weise menschenähnlich genug, um auch in die Charakterliste zu gelangen)
Thema: Geburtstag
Word Count: 1096
Rating: G
Anmerkung des Autoren: Kankurous neunter Geburtstag oder wie er Karasu bekam. Sollte mal viel besser werden, konnte aber trotz erheblicher Mühe meinerseits nichts so wie vorgestellt realisiert werden (das war am Ende Frustration hoch 10 mit dieser Geschichte *drop*). Aber jetzt hab ich mich solange damit rumgeschlagen, dass ich sie auch nicht nicht hochladen will - muss ja nicht jede Geschichte ein Meisterwerk sein (gott sei dank...).



Kankurou saß auf seinem Bett und starrte das mit einem Bettlaken verdeckte mannsgroße Ding, das an der gegenüberliegenden Wand lehnte, an, dann den Wecker auf dem Nachttisch. Fünf vor Zwölf.
In fünf Minuten hatte er Geburtstag.
Temari schlief schon im Nebenzimmer - er konnte sich vorstellen wie sie dalag, wie ihr strohfarbenes Haar in alle Richtungen abstehend, gleich Algen im Wasser über dem Kopfkissen ausgebreitet, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, als hielten sie einen unsichtbaren Schatz fest.
Sein Vater - Kankurou wusste nicht, wo er war, aber vermutlich ging er in seinem Arbeitszimmer Akten durch, mit dem überkonzentrierten Gesichtsausdruck, der zeigte, dass er auf nichts reagieren würde.
Und Gaara. Kankurou war sich nicht ganz sicher was sein kleiner Bruder nachts tat, aber er wusste, dass es nicht schlafen war - zu viele Stunden hatte er selbst wachgelegen und seinen unruhigen tippelnden Schritten auf dem Gang gelauscht. Aber im Moment war nichts zu hören.
Ein weiterer Blick auf den Wecker. Noch vier Minuten und zweiundzw- jetzt nur noch einundzwanzig Sekunden. Kankurou gähnte herzhaft und rieb sich die müden Augen.
"Eigentlich könnte ich das Geschenk schon jetzt aufmachen, das merkt doch sowieso keiner, ob's jetzt ein paar Minuten früher war, oder? Ist doch keiner hier", wandte sich der in drei Minuten-und-zwei-Sekunden-Neunjährige an eine Marionette, die in bunte Clownsklamotten gekleidet auf dem obersten Brett eines Regals ausharrte.
Eine Antwort bekam er zwar nicht, aber er wartete dennoch weiter.
Eigentlich wusste er schon, was er bekommen würde, sein Lehrer Baki hatte es ihm schon gesagt, einige Wochen nachdem er bemerkt hatte, wie ausnehmend gut Kankurou sich darauf verstand, seinen Chakrafluss zu kontrollieren, besonders wenn es darum ging, Gegenstände außerhalb seines Körpers zu beeinflussen.
Trotzdem war es aufregend.
Noch zehn Sekunden.
Noch fünf.
Vier. Kankurou starrte den Wecker an, als wollte er den Sekundenzeiger hypnotisieren. Drei. Sein Blick wanderte zurück zu der ins Laken gehüllten Gestalt. Zwei. Ein kurzes krampfhaftes Schaudern lief durch seinen ganzen Körper, als seine nackten Füße den kalten Sandsteinboden berührten, während er vom Bett rutsche. Eins.
Alle Zeiger standen auf der Zwölf. Mit drei großen Sätzen war Kankurou bei seinem Geschenk. Er hatte ein breites, von Vorfreude erfülltes Lächeln auf dem Gesicht, dass gar nicht zu dem großen Jungen passen wollte, den er, wie viele seiner Alters- und Geschlechtsgenossen, schon seit einiger Zeit zu imitieren versuchte, als er mit beiden Händen das Laken griff.

Unter dem Tuch hätte - der Form nach - ein Mensch sitzen können, den jemand niedergeschlagen und dann makabererweise einem Kind ins Zimmer gestellt hatte, aber der Sohn des Kazekages war viel zu aufgeregt, um sich solche gruseligen Gedanken zu machen. Mit einer schnellen Bewegung riss er den Stoff herunter von der Gestalt.
Das erste was er sah war eine struppige Mähne von Kunsthaar, dann Augen, drei. Eines von ihnen war auf Kankurou gerichtet, ein anderes betrachtete die Tür und das dritte starrte leer den Fußboden an. Dann ein geöffneter Mund mit zackigen, weiß angemalten Zahnreihen und auf dem länglichen Kinn das Zeichen für "Krähe". Weiter unten kamen ein Armdicker Hals, ein breiter Oberkörper, an den vier Arme befestigt worden waren, ein Rumpf mit drehbarem Hüftgelenk und schlussendlich zwei Beine. Alles aus Holz.
Kankurou hatte noch nie eine so riesige Marionette gesehen, nur auf Bildern. Jetzt, wo die im Dreieck angeordneten Augen sein Zimmer und ihn mit blinden Blicken bedachten, war sie überwältigend. Nun wäre wahrscheinlich jedes Kind vor diesem alptraumartigen Auswuchs eines Spielzeugs davongelaufen, aber nicht Kankurou. Genau so etwas hatte er sich gewünscht, eine echte Marionette zum Kämpfen - und seine Gefühle bewegten sich meilenweit entfernt von dem der Furcht.
Sein Blick fiel auf einen kleinen weißen Zettel, der an einem der Oberarme des Geschenkes befestigt war und er riss ihn ab. In der gedrungenen, eckigen Handschrift seines Lehrers stand dort geschrieben:

Karasu
Entworfen von: Sasori of the Red Sands
Typ: offensiv

Kankurou las die wenigen Worte dreimal hintereinander und legte den Zettel dann vorsichtig beiseite, um die Marionette einmal genauer zu begutachten; die Kugelgelenke, den kraftlos herunterhängenden Kopf und die Hände, die, mit den hölzernen Handflächen zur Decke weisend, auf der Erde lagen.
"Die ist aber sehr ordentlich gearbeitet", teilte Kankurou der trockenkalten Zimmerluft stolz mit. Den Satz hatte er einmal im Zusammenhang mit einer Porzellanpuppe aufgeschnappt und fand ihn gut, weil er so professionell klang; wenn Erwachsene so was sagten, machten sie immer ein schlaues Gesicht, nickten sich selbst zustimmend und legten Zeigefinger und Daumen an ihr Kinn. Auf diese Gesten verzichtete Kankurou jetzt aber, denn er war damit beschäftigt, einen der Holzarme anzuheben und das Gewicht zu testen - die Marionette war nicht nur doppelt so groß wie er, sondern wahrscheinlich auch doppelt so schwer. Aber das war egal, schließlich, das hatte er sich vorgenommen, würde er noch viel stärker werden und dann würde es ein Kinderspiel für ihn sein die Marionette anzuheben.

Während er sich in Gedanken schon ausmalte, wie er auf dem Kampfplatz einen Gegner nach dem anderen mühelos aus dem Weg räumte, die staunenden Blicke seiner Freunde, seiner Schwester und seines Lehrers im Nacken, spürte er, wie die Eisigkeit des Bodens an seinen Beinen hochkroch wie ein Tier mit hundert stechenden Füßchen - es war eindeutig zu kalt. Aber zurück ins Bett wollte er noch nicht, auch wenn die Müdigkeit seine Augenlider schon bleischwer gemacht hatte, er wollte lieber bei seinem neuen Geschenk bleiben und weiterträumen.
Kankurou dachte einen Moment über dieses Problem nach, wobei er von den Fußballen auf die Fersen hin und her schaukelte, dann kam ihm eine Idee. Er hob das Bettlaken, mit dem Karasu zugedeckt gewesen war, vom Boden auf, setzte sich auf den hölzernen Unterkörper der riesigen Marionette und schob deren Beine zusammen, so dass er sich einigermaßen gemütlich darauf platzieren konnte, ohne den Boden zu berühren. Dann lehnte er den Kopf an die hölzerne Schulter der Puppe - er war so auf gleicher Höhe mit zwei der drei Holzaugen, von denen ihn das rechte mit ihrem nichtssehenden Blick musterte. Kankurous Finger tasteten auf dem dunklen Boden nach dem Stoff des Lakens, dann bekam er ihn zu fassen und zog ihn über sich wie eine Decke und lächelte, zufrieden darüber, dass er so einen schönen Schlafplatz gefunden hatte, während er die Augen schloss und in Gedanken bei der nächsten erfüllten Mission war.
Als er wenige Minuten später vom Schlaf übermannt wurde, sackte sein Kopf gegen den der Puppe. Karasus linkes Auge, dass sich dadurch leise klappernd bewegte, starrte nun aus dem Fenster in die Nacht hinein. Das taube Grinsen auf dem geschnitzten Gesicht schien ebenfalls an den Sichelmond gewandt, der in das Zimmer hineinschien und milchige Muster auf den rauen Steinboden malte.
Es war wirklich ein schöner Geburtstag.

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