Seit einigen Jahren nehme ich immer mal wieder als Probantin an einzelnen Studien im ZI Mannheim zum Thema “Borderline” teil.
Zu Beginn noch als “Betroffene”, mittlerweile in der “Kontrollgruppe” (der als “geheilt” eingestuften Patienten).
Letzte Woche war ich dazu aber das erste Mal 3 Tage am Stück (mit Unterbringung & Voll-Verpflegung) in Mannheim/Heidelberg & es war eine wirklich tolle Erfahrung.
Genauer gesagt geht es dabei um eine größere Feldstudie, die wohl auf 3 Jahre ausgelegt ist:
www.kfo256.de Am Mittwoch Morgen fuhr ich also mit der Bahn nach Heidelberg, wo ich um 07:30 Uhr in der Psychiatrischen KLinik erwartet wurde. Zu Beginn hieß es dann erstmal Fragebögen ausfüllen (was auch während der ganzen 3 Tage eine meiner Hauptbeschäftigungen werden sollte *g*). Anschließend folgte die standardmäßige Urinprobe für das Drogenscreening & eine Blutentnahme für die genetischen Untersuchungen.
Danach konnte es dann auch schon mit der ersten Studien-Einheit losgehen, eine EEG-Untersuchung während man Bilder mit bestimmten Gesichtsausdrücken betrachten & bewerten musste. Über Kopfhörer bekam man dabei zusätzlich “Alltagssätze” vorgespielt. Ich fand diese Studie schon sehr interessant, wann kriegt man als gesunder Mensch schon mal so eine EEG-Kappe aufgesetzt
Nach der zugehörigen EEG-Ruhemessung folgte noch ein allgemeines Interview mit “abgespecktem” Intelligenztest.
Nach dem Mittagessen ging es zur nächsten Einheit mit der ersten MRT-Untersuchung. (Keine Platzangst oder Angst in engen Räumen ist also unbedingt Voraussetzung zur Teilnahme!) Hier wurden einem Videoaufnahmen von ganz bestimmten Szenen, die Betroffene erleben können, gezeigt und man musste diese bewerten (und das alles während man “in der Röhre” lag).
(Soziale Bedrohung) Damit war der Studienteil in Heidelberg erledigt & ich machte mich mit der Bahn auf den Weg nach Mannheim.
Dort wurde ich direkt von einer Studentin, die für die nächsten 2 Tage mein direkter Ansprechpartner sein sollte, in Empfang genommen & mir mein “Forschunsbett” gezeigt.
Zum Abschluss des Tages gab es nach dem Abendessen noch einen Vor-Termin für die “Sensorik-Studie”, die Donnerstag- & Freitagnachmittag für jeweils knapp 4h stattfinden würde.
Der nächste Tag begann mit frühem Aufstehen, da der erste Termin um 7 Uhr stattfand (“Soziale Integration”). Da zur gesamten Studie jedoch auch Speichelproben an 2 aufeinanderfolgenden Werktagen (je 4 nach dem Aufstehen) gehörten, musste ich noch früher aufstehen. Denn die erste Probe sollte direkt nach dem aufwachen gemacht werden, die nächsten dann im Abstand von 30, 45 & 60 Minuten (nach dem Aufwachen).
Die Studie “Soziale Interaktion” war ebenfalls wieder mit MRT. Während man im MRT lag, war man mit anderen Probantinnen übers Internet verbunden und musste mit diesen zusammen kleine Spiele spielen.
(Soziale Interaktion) Nach dem MRT ging es fast direkt weiter zur Einheit “Virtuelle Realität”. Dort bekam man so einen VR-Helm, wie man ihn sonst von Computerspielen kennt, aufgesetzt und darüber einen virtuellen Konferenzraum gezeigt. Dort “saß” man mit anderen Probanten, in Form von sog. Avataren, an einem Tisch und alle mussten bestimmte Fragen beantworten. Danach musste man die anderen Teilnehmer anonym bewerten und wurde auch selbst von diesen bewertet. Wie bei jeder anderen Studien-Einheit musste man auch hier immer wieder unterschiedliche Fragebögen zur Stimmung & Anspannung ausfüllen.
(Virtuelle Realität) Der Nachmittag war komplett vom ersten Hauptteil der “Sensorik-Studie” ausgefüllt. Nach einigen Fragebögen befasste sich die Studie hautpsächlich mit verschiedenen Tests von Wärme- & Kältereizen.
(Sensorik) Nach der Studie gab es noch eine kurzes Vorgespräch zur am nächsten Morgen stattfindenden Studie “Hyperscanning”.
Der dritte und letzte Tag meiner stationären Studie begann wie der Tag zuvor wieder mit der Speichelprobe. Nach einem kurzen Frühstück ging es zum “Hyperscanning”. Dabei lag ich wieder im MRT & musste zusammen mit einer anderen Probantin (die zeitgleich in einem zweiten MRT lag) erneut kleinere Spiele machen. Diese Möglichkeit von zwei gleichzeitigt stattfindenden MRT-Untersuchungen ist deutschlandweit anscheinend einzigartig.
(Hyperscanning) Nach dem Mittagessen folgte dann der zweite Hauptteil der “Sensorik-Studie”. Hier wurden zuerst diverse Tests im Bereich Riechen & Hören gemacht. Danach folgte der für mich spannendste Studien-Teil: man musste beide Arme auf eine Tischplatte legen und während der linke Arm hinter einer Holzwand “versteckt” wurde, bekam man quasi an dessen Stelle einen Gummiarm (der zudem noch täuschend echt aussah) vorgelegt. Dann wurden der linke und der Gummiarm gleichzeitig berührt & man musste immer wieder diverse Fragen zum “Gefühl” zwischen Gummi- und linkem Arm beantworten. Es ist doch wirklich erstaunlich, wie sehr man das Gehirn (hier über die Augen) durch bestimmte Methoden austricksen kann. Zum Abschluss der “Sensorik-Studie” wurde nochmal ein kleinerer Test zu den Kälte- und Wärmereizen gemacht.
Damit war der stationäe Teil der Studienteilnahme für mich beendet und ich konnte nach Hause fahren.
Am Mittwoch der darauffolgenden Woche bin ich noch einmal nach Mannheim ins ZI gefahren, um dort an einer weiteren Studie aus dem Projekt teilzunehmen. Dabei lag ich erneut im MRT und es wurden mir emotional aufwühlende Bilder gezeigt wurden und ich musste auch wieder jedesmal angeben, welche Stimmung ich bei welchem Bild habe. Nach dem MRT musste ich jedes Bild auch nochmal getrennt bewerten und einschätzen.
(Emotionale Reize) Der zweite Teil dieser Studie, Neurofeedback, befindet sich derzeit leider noch in der Vorbereitungsphase, aber wenn diese abgeschlossen ist, werde ich daran auch noch teilnehmen.
Zu meiner Überraschung war mein “Forschungsbett” im ZI übrigens auf der Station 4c, also genau auf der Station, auf der ich 2007 meine 3-monatige DBT-Therapie gemacht hatte. Sogar meine damalige Bezugspflege war noch da & konnte sich auch direkt wieder an mich erinnern. Auch mein Lieblingspfleger & meine spätere ambulante Therapeutin habe ich während der nächsten 2 Tage noch getroffen und wir konnten auch das ein oder andere Gespräch über dies & das führen.
Insgesamt war es aber schon ein total schönes Gefühl, diese ganze Umgebung eben mittlerweile “von der anderen Seite” (und halt nicht als akut Betroffene) zu sehen.
Und auch wenn die Teilnahme an den Studien im stationären Teil doch anstrengender war, als ich vorher dachte, hat es mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht. Auch fand ich es sehr spannend, mir mal so eine “anatomische” MRT-Aufnahme von meinem eigenen gehirn anschauen zu dürfen (“Sie haben ein auf den ersten Blick gesundes & gleichmäßiges Gehirn” … yay *g*). Und ich gebe zu, die dreistellige Aufwandsentschädigung (in meinem Fall) kann man ja auch ganz gut für das ein oder andere verwenden *gg*
Zudem sind solche Studienteilnahmen für die Borderline-Forschung enorm wichtig & ich bin froh, wenn ich da meinen Teil dazu beitragen kann. Schließlich hat mir die Therapie am ZI ja auch wahnsinnig geholfen & in hohem Maße dazu beigetragen, dass ich mich heute als “geheilt” bezeichnen kann.
Franziska Dornbach, Nadine Gerber, Torben Keßler, Andrea Heinzelmann, Nina Köhler, Daniel Stüwe gefällt dieser Artikel
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