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Jun 18, 2012 16:10


Zungenbrecher-Effekt in Kooperation mit 


Herr Vougiouklakis hat ein Problem. Und zwar ein deutlich größeres als Herr Lazaridis. Sein Problem ist sein Nachname: Der ist für Nicht-Griechen einfach zu schwierig auszusprechen. Was soll's, könnte man jetzt sagen. Auch mit einem Zungenbrecher als Namen lässt es sich trefflich leben. Doch wer so argumentiert, verkennt die Faulheit des menschlichen Geistes.


Mit sperrigen Namen beschäftigt sich unser Gehirn nicht gern - das kann für deren Träger zur Karrierebremse werden. © Imago/Insadco

Denn unser Hirn beschäftigt sich einfach nicht gerne mit sperrigen Dingen. Dass diese geistige Trägheit erstaunliche Folgen haben kann, belegten nun Forscher aus Australien, Belgien und den USA in einer aktuellen Studie. Darin baten sie Versuchspersonen, einen getürkten Zeitungsausschnitt über einen angeblichen Kandidaten für die nächste Gemeinderatswahl zu lesen. Sein Name: Vougiouklakis.

Eine Kontrollgruppe erhielt haargenau denselben Artikel mit haargenau denselben Angaben zu beruflichem Werdegang, familiärem Hintergrund und politischer Einstellung des Bewerbers. Selbst sein Vorname war derselbe; sein Nachname diesmal: Lazaridis (Lazaridis und Vougiouklakis sind in Griechenland ungefähr gleich gebräuchlich). Beide Gruppen sollten ihren Kandidaten nun hinsichtlich seiner Eignung für das Amt bewerten. Resultat: Herr Lazaridis konnte sich über deutlich bessere Noten freuen als Herr Vougiouklakis.

Dass ein sperriger Name zur Karrierebremse werden kann, scheint aber nicht nur für die Politik zu gelten. Als die Forscher eine Reihe von großen Anwaltsfirmen in den USA unter-suchten, stießen sie auf einen ganz ähnlichen Zusammenhang: Die Shermans, Bensons oder Bedwards bekleideten im Schnitt höhere Positionen als die Gavaghans, Haughees oder Farquharsons. Möglicherweise entfaltet der Zungenbrecher-Effekt seinen Einfluss aber bereits viel früher, vermuten die Autoren: Schon in der Schule könnten Lehrer Eleven mit besonders leicht auszusprechenden Namen bevorzugen und sie stärker fördern.

Von Frank Luerwig

psychologie, presse

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