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Sep 24, 2005 18:34

Anachronistisches Denkmal
Von DÖRTE STAUDT


23.09.2005 07:09 Uhr

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TROISDORF. Grafiker, Illustrator, Holz-, Papier- und Linolschneider, Kinderbuchautor oder Theatermann: Diese Berufsbezeichnungen sind alle schon für Wilfried Blecher genannt worden, einen Künstler, auf den wohl vor allem ein Erkennungsmerkmal hervorragend passt: die Experimentierfreudigkeit. Und niemand kann heute über die Wege dieses inzwischen 75-jährigen Künstlers besser Rechenschaft ablegen, als das Troisdorfer Bilderbuchmuseum, das seit kurzem, mit finanzieller Hilfe der Liechtensteiner Kuline-Stiftung, Inhaber von 1400 Originalen zu 64 Bilderbüchern Blechers, dazu Skizzen und Entwürfe, Vorlagen für Filme, Materialcollagen und Objektkästen geworden ist. Aus diesem Portfolio sorgfältig ausgewählt, zeigt das Museum einen Querschnitt aus mehr als vier Jahrzehnten künstlerischen Schaffens.

„Ich bin ein anachronistisches Denkmal“ sagt Wilfried Blecher über sich selber. Mit seiner Lebensgefährtin Cordula Zickgraf hat er das Werden der Ausstellung begleitet und war natürlich auch bei der Eröffnung dabei. Weil er noch Histörchen aus einer Zeit zu berichten weiß, in der er neben dem Drucker an der großen Maschine gestanden und Techniken herausgekitzelt hat, die eigentlich gar nicht möglich waren: Ein deckendes Weiß auf farbigem Tonpapier, so etwas war eine echte „Blecher“-Unmöglichkeit. Die heute, am Computerbildschirm, nurmehr ein paar müde Mausklicke erfordern würde.

Die Ergebnisse, die er damit erzielte, sind anregend, manchmal zauberhaft bunt, mit Buntstiften, Aquarell-Farben, in Airbrush-Technik, manchmal im tiefsten Schwarz-weiß-Kontrast in einer eindringlichen Schabetechnik, die an filigranste Stiche erinnert. Mit seinem ersten Bilderbuch, „Wo ist Wendelin“ wurde Wilfried Blecher 1965 gleich mit dem Jugendliteraturpreis geehrt. Sein zweites, mit diesem Preis geehrtes Buch, kennen noch mehr heutige Erwachsene aus ihren Kindertagen: Jenes Klappbuch „Kunterbunter Schabernack“, mit gedrittelten Seiten, aus denen sich schier unzählige Figurenkombinationen erstellen ließen. Und mit deren Hilfe dem strengen Polizisten ein lustiger Mäusekopf auf die Schultern gesetzt werden konnte. Zur Vernissage der Ausstellung „Phantastische Bilderwelt“ offenbarte er eine weitere Facette seines Schaffens. Als Regisseur des Münchner „Licht- und Schattentheater“ zeigte er mit Cordula Zickgraf Stücke von Daniil Charms, Kurt Schwitters, Karlhans Frank und von Zickgraf selbst.

Die Ausstellung in der Burg Wissem ist bis 7. November zu sehen.
(KR)

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Produktion: XCOM AG und M. DuMont Schauberg
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