Sommerchallenge-Prompt: Fluff - Lieblingsessen - fürs Team
Fandom: Tatort Münster
Genre: Fluff, möglicherweise Pre-Slash
Handlung: Thiel verbringt den Sommer alleine. Wobei … ganz alleine eigentlich auch nicht.
A/N: Gehört zu
diesem AU, das ich in der Sommerchallenge 2021 begonnen habe. Da ich die Kapitel vielleicht nachträglich noch anders sortiere, poste ich erstmal nur auf LJ
Länge: ~ 850 Wörter
Zeit: ~ 100 Minuten
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„Kommen Sie doch morgen Abend vorbei. Ich koche.“
„Gerne. Wann?“
„So gegen sieben.“ Boerne verschwand in der offenen Tür, drehte sich dann aber noch einmal um. „Und bringen Sie Bier mit.“
Thiel unterdrückte ein Grinsen, als er selbst in seiner Wohnung verschwand. Boerne hatte es inzwischen wohl aufgegeben, ihm Wein schmackhaft machen zu wollen. Nach nur zwei Versuchen, er hätte da ja mehr Beharrlichkeit erwartet. So halsstarrig, wie Boerne bei allem anderen war.
Zwei Versuche … hatte der andere ihn wirklich schon zum dritten Mal zum Essen eingeladen? Vermutlich dachte Boerne, er brauche Aufmunterung. Dabei konnte er nun wahrlich auch einmal ein paar Wochen alleine verbringen, ohne daß ihm gleich die Decke auf den Kopf fiel. Es war ja auch mal ganz schön, keinen präpubertierenden Teenager im Haus zu haben und tun und lassen zu können, worauf man Lust hatte.
Die Wochenenden zogen sich allerdings schon ganz schön lange. Und es waren immer noch zwei Wochen, bis Lukas wieder zurück war. Das war dann auch schon fast das Ende der Sommerferien. Na, zumindest hatte er dieses Jahr dann keinen Betreuungsengpaß. Allerdings auch keinen richtigen gemeinsamen Sommerurlaub. Thiel seufzte. Aber natürlich hatte er zugestimmt, daß seine Ex-Schwiegereltern Lukas mit nach Neuseeland nahmen, damit er seine Mutter besuchen konnte. Und natürlich hatte er verstanden, daß sich so eine weite Reise nicht für drei Tage lohnte. Und natürlich hatte er den Jungen die übrigen elf Monate des Jahres.
Aber eben nicht diesen Monat.
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Erst als er pünktlich um sieben mit einem Sixpack unterm Arm an Boernes Tür klingelte, fiel ihm ein, daß er vielleicht noch etwas anderes hätte mitbringen sollen. Um sich für die Einladung zu revanchieren, machte man das nicht so? Aber was? Er konnte Boerne ja schlecht Blumen mitbringen. Von Wein hatte er keine Ahnung, Bier trank der andere nicht, und was zu essen zu einer Essenseinladung mitzubringen war ja auch irgendwie unsinnig. Und jetzt war es eh zu spät.
Stattdessen gab er sich besonders große Mühe weder zu grinsen noch einen dummen Kommentar abzugeben, als er Boernes Schürze sah. Nicht, daß er den praktischen Wert einer Schürze nicht zu schätzen gewußt hätte seit er selbst kochte, aber er hatte sich doch ein etwas maskulineres Modell ausgesucht. Nichts mit Rüschen. So hastig, wie der andere die Schürze abnahm und betont unauffällig zu Seite legte, hatte er das gute Stück vermutlich auch gar nicht zu sehen kriegen sollen.
„Die ist noch von meiner Frau“, erklärte Boerne ungefragt. „Eigentlich wollte ich schon längst was anderes … aber sie ist tatsächlich ziemlich praktisch. Und quasi neu, meine Frau war keine große Köchin. Wollen Sie das Bier noch kaltstellen?“
Gute Idee. Er stellte eine Flasche auf den bereits gedeckten Tisch und ging mit dem Rest zum Kühlschrank, als er plötzlich einen vertrauten Duft registrierte.
„Dicke Bohnen mit Speck?“
Boerne nickte.
„Die hatte ich ja schon ewig nicht mehr!“ Er liebte dicke Bohnen, aber leider Gottes ging das Gericht so gar nicht an Lukas. Dabei gab es nichts Besseres.
„So ein Zufall.“ Boerne räusperte sich. „Ich dachte, ich mache uns mal einen westfälischen Klassiker.“
„Mhm …“ Er musterte den anderen scharf. „Die Idee ist Ihnen ganz plötzlich gekommen, einfach so?“
„Ja nun, in Münster ist das ja durchaus naheliegend, und da ich weiß, daß Sie die deftige Küche schätzen …“
Das stimmte wohl, aber daß Boerne jetzt ausgerechnet sein Lieblingsgericht erwischt hatte, lag vermutlich eher an dem Gespräch, das er letztens mit Herbert geführt hatte. Und er hatte sich schon gewundert, was die beiden so lange zu bereden hatten, und wieso Boerne ausgerechnet Herberts Taxi erwischt hatte, nachdem er seinen Wagen zur Inspektion in die Werkstatt gegeben hatte. Sicher auch so ein Zufall.
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Zwei Teller dicke Bohnen später hatte sich seine Irritation in Wohlgefallen aufgelöst. Ja, man mußte ihn wirklich nicht bemuttern, bloß weil Lukas mal ein paar Wochen weg war. Und diese Heimlichkeiten waren auch echt nicht nötig, Boerne hätte ihn ja auch einfach fragen können. Aber das alles verlor rapide an Bedeutung, wenn sein Lieblingsessen - nach dem Rezept seiner Oma! - vor ihm auf dem Tisch stand. Und vielleicht, ja vielleicht war er doch ein ganz klein wenig deprimiert gewesen, so ganz alleine. Und dagegen halfen dicke Bohnen und ein Bier und die Tatsache, daß er jetzt nicht alleine mit einer Fertigpizza in seiner Wohnung saß, eben doch ganz gut.
Und just in dieser Stimmung fiel ihm ein, wie er sich für die Einladungen revanchieren konnte. „Haben Sie eigentlich nächstes Wochenende schon was vor?“
Boerne schüttelte überrascht den Kopf.
„Dann kommen Sie doch mal zum Essen zu mir. Lukas behauptet zwar was anderes, aber ich bin eigentlich auch ein ganz guter Koch.“
Es wäre doch gelacht, wenn er nicht in der Lage wäre, seinerseits Boernes Lieblingsessen herauszufinden. Wozu war er schließlich Hauptkommissar! Gleich morgen würde er Frau Haller verhören … äh, befragen. Und wenn das nicht weiterhalf, würde er diese Schwester ausfindig machen, die Boerne hin und wieder erwähnte. Und dann blieb nur noch zu hoffen, daß Boernes Lieblingsgericht irgendwas Bodenständiges war, was er auch kochen konnte, und nicht irgend so ein französisches Chichi. Aber eigentlich war er da ganz zuversichtlich … so ein Seelentrösteressen war ja meistens was aus der Kindheit. Und die hatte ja wohl auch bei Boernes nicht aus gehobener französischer Küche bestanden.
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