Das Bad, die Stammgäste und ein sehr junger Bademeister (Teil 3)

Jul 10, 2024 18:46

Sommerchallenge-Prompt: Smut/Kink - Joker (Erstes Mal, SC 20212) - fürs Team
Genre: Humor, AU, Pre-Slash
Handlung: Über das was eigentlich muß er jetzt wenigstens nicht mehr nachgrübeln.
A/N: Ich habe keine Ahnung, wohin ich mit der Geschichte will (also vom offensichtlichen mal abgesehen). Aber der junge Karl-Friedrich macht mir Spaß.
Länge: ~ 900 Wörter
Zeit: ~ 100 Minuten


***

Und dann kommen die Herbstferien. Zwei Wochen lang ausschlafen … und entspannte Vormittage im Hallenbad. Nachdem er sein tägliches Pensum absolviert hat, zieht er sich mit einem Buch auf eine der Liegen am Beckenrand zurück. Die Stammgäste haben ihr Quartier auf der beheizten Sitzbank nebenan aufgeschlagen und es fühlt sich fast an wie im Sommer. Man kann die grauen Tage mit Nieselregen glatt vergessen. Seinen Eltern hat er erzählt, dass er für das deutsche Sportabzeichen trainiert. Was auch stimmt, nur dass er dafür natürlich nicht den ganzen Vormittag braucht. Aber solange er Sport treibt, ist sein Vater zufrieden und stellt keine weiteren Fragen. Da ist das Hallenbad sogar noch unverfänglicher als das Freibad, bei dem er stets Müßiggang und Dolce Vita wittert. Daß sein Sohn hier neben dem Training der schnöden Unterhaltungsliteratur frönt, kann er ja nicht ahnen. Wobei Karl-Friedrich findet, daß das wenigstens in den Ferien ja wohl seine Berechtigung hat. Trotzdem … den Fantasy-Roman, den er gerade liest, hat er sicherheitshalber in einen anderen Buchumschlag gesteckt. Der Zauberberg, Schullektüre, nur für den Fall der Fälle, daß jemand hier vorbeikommt, der ihn kennt. Also, der ihn aus seinem normalen Leben außerhalb des Schwimmbads kennt.

Nicht daß er sich im Moment besonders gut auf seine Lektüre konzentrieren kann, denn direkt vor ihnen ist ein Schwimmkurs zugange. Das heißt, der Bademeister gibt Schwimmunterricht. Und weil er dafür hin und wieder selbst ins Wasser muß, trägt er nicht mehr als eine Badehose. Und diesmal hat Karl-Friedrich eine Brille auf der Nase. Verstohlen lugt er über den Rand seines Buches, genau in dem Moment, als der Bademeister wieder aus dem Wasser kommt.

Tatsächlich ist es das erste Mal seit dem Sommer, daß er ihn wieder gestochen scharf sieht, und das erste Mal überhaupt, daß er ihn länger aus solcher Nähe sieht. Die blonden Haare sind dunkler als im Sommer und die Haut erstaunlich hell und makellos. Da er selbst gerade noch mit den letzten Pubertätspickeln zu kämpfen hatte, kann er nicht anders als das zu bewundern. Von einem rein ästhetischen Standpunkt aus natürlich. Er ist immer noch kurz und kompakt, aber als er sich an den Haltegriffen hochzieht, sieht man die Muskeln, die er im Sommer mehr vermutet als gesehen hat. Und dann steht er am Beckenrand, nur ein paar Meter von ihm entfernt, das Wasser rinnt an ihm hinab und die Badehose zeigt mehr, als daß sie verdeckt. Karl-Friedrich spürt die vertraute Wärme in sich aufsteigen, aber bis in sein Gesicht schafft sie es diesmal nicht, stattdessen spürt er ein Ziehen in einer Region, die sich in der Öffentlichkeit wahrhaftig nicht regen sollte. Aber je mehr er versucht, das zu verhindern, desto schlimmer wird es. Schnell wendet er den Blick wieder ab, versucht sich auf die Worte vor sich zu konzentrieren und tief und ruhig zu atmen. Zum Glück hat er sich mit dem Badetuch zugedeckt und noch dazu das Buch in den Händen, aber trotzdem kann er das panische Gefühl nicht abschütteln, daß alle um ihn herum wissen, was mit ihm los ist.

So etwas ist ihm noch nie passiert. Also, selbstverständlich nicht generell, aber doch noch nie ungewollt und in der Öffentlichkeit. Natürlich hat er davon gehört, er kennt die biologischen Fakten, und zu seinem Leidwesen mußte er solche Momente bei seinen Schulkameraden mehr als einmal miterleben. Aber damals waren sie noch deutlich jünger und er hatte bisher dem Schicksal gedankt, daß dieser Kelch wenigstens an ihm vorüber gegangen war. Nicht auszudenken, wie ihn die anderen damit aufgezogen hätten.

Und jetzt das. Er versucht sich auf etwas anderes zu konzentrieren und das Bild zu verdrängen, das er immer noch vor sich sieht, obwohl er längst nicht mehr hinsieht. Und das ist fast noch schlimmer, denn beflügelt durch seine momentane Verfassung läuft sein Gehirn zur Höchstleistung auf und zeigt ihm mehr als das, was er tatsächlich gesehen hat (einen Mann, der einfach nur seine Arbeit macht). Stattdessen streicht sich der junge Mann in seinem Kopf die nassen Haare aus dem Gesicht und sieht ihn an, und da ist dieses kleine Lächeln, an das er sich aus dem Sommer erinnert, und dann eine Zungenspitze, die ganz kurz die Lippen befeuchtet und beinahe wäre das zu viel für ihn gewesen. Erst als er sich darauf verlegt, im Kopf das große Einmaleins aufzusagen, beruhigt sein Puls sich wieder und sein Körper entspannt sich nach und nach.

In seinen Ohren rauscht es immer noch, als er eine Viertelstunde später aufsteht und zur Dusche geht. Er vermeidet es, noch einmal in die Richtung des Schwimmkurses zu schauen, und atmet erleichtert auf, als die Tür zur Schwimmhalle hinter ihm zufällt. Wie unsagbar peinlich wäre das gewesen, wenn jemand etwas bemerkt hätte … Er ist doch praktisch schon erwachsen! Die ganze Sache nimmt ihn so mit, daß ihm erst, als er schon durch den Nieselregen nach Hause radelt, bewußt wird, was das bedeutet. Daß es kein Mädchen war wie bei all den anderen, das diese Reaktion ausgelöst hat. Daß er möglicherweise gar nicht erwachsener und vernünftiger ist als all die anderen, die jede höhere Hirnfunktion zu verlieren scheinen, sobald ein weibliches Geschöpf in der Nähe ist. Offensichtlich geht es ihm genauso, nur eben mit … ihm. Dem Bademeister. Und er kennt nicht einmal seinen Namen. Hat keine Ahnung, was der Mann denkt und fühlt; vielleicht ist er ja ein kompletter Idiot! Was braucht man als Bademeister, Realschulabschluß? Oder gar nur Hauptschule? Das ist seiner Libido anscheinend völlig egal, ein paar blaue Augen, makellose Haut und ein, man kann es nicht anders sagen, äußerst wohlgeformter Körper reichen ihm offenbar völlig.

Er muß der bitteren Wahrheit ins Auge sehen - er ist genauso primitiv wie all die anderen.

* tbc *

g: fanfic, g: alternate universe, p: thiel / boerne, !120 minuten, f: tatort münster

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