Titel: Samstag Morgen
Sommerchallenge-Prompt: Fluff - „Ich bin stolz auf dich!“
Fandom: Good Omens
Genre: AU, pre-Slash, Humor, Fluff
Handlung: Nach einer unruhigen Nacht holt Crowley Aziraphale ab. Fortsetzung zu „Freitag Morgen“.
A/N: Ich stecke noch etwas fest in diesem AU und schaue, wohin es mich treibt.
Länge: ~ 850 Wörter
Zeit: ~ 60 Minuten
***
Er hatte schlecht geschlafen und war früh aufgewacht. Die Angst, daß Gabriel bei ihm vorbeischauen und den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte überprüfen könnte - auf welche Weise auch immer - saß ihm immer noch im Nacken. Immerhin, auf diese Art und Weise hatte er ausreichend Zeit zu packen. Er probierte ungefähr zehn verschiedene cremeweise Hemden an, bis er sich entscheiden konnte, welche er davon mitnahm. Der Rest seiner Garderobe stand sowieso fest - er war kein Freund von Veränderungen. Davon hatte es in seinem Leben, zumal in seiner Jugend, schon genug gegeben. Und so saß er im wahrsten Sinne des Wortes auf gepackten Koffern, als das fröhliche Hupen von Crowleys Ente vor der Tür erschallte.
Als er die Tür des Buchladens zuschloß, winkte Crowley ihm von der gegenüberliegenden Straßenseite zu. Er stand im Halteverbot, und Aziraphale sah zu, daß er möglichst schnell ins Auto kam.
„Du weißt doch, wie teuer das wird, wenn sie dich hier erwischen!“
„Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Crowley schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und schoß aus der Parklücke, noch bevor er sich richtig angeschnallt hatte.
„Crowley!“
„Du hast es doch eilig, dachte ich.“ Crowley schmunzelte, aber er drosselte auch das Tempo auf die zulässigen 50 km/h. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Er hatte keine Ahnung, wie der andere das immer schaffte, sofort zu merken, wenn ihn etwas bedrückte. Er hatte doch noch kaum mehr als drei Worte gesprochen, und die Augen mußte Crowley auch auf der Straße lassen. Wenigstens größtenteils.
„Vorsicht, ein -“
„Ja, ja … er kennt das Risiko.“ Crowley riß das Steuer herum um vermied es in letzter Sekunde, den querenden Fußgänger umzumähen. Fußgänger neigten dazu, die Ente und den Fahrstil ihres Besitzers zu unterschätzen. Er hingegen kannte seinen Freund und wußte, daß er nicht eher locker ließ, ehe er wußte, was los war. Er versuchte es trotzdem.
„Wer kümmert sich eigentlich um Anathema, während du weg bist?“
Crowleys Schlange war eines der Themen, mit dem man den anderen recht zuverlässig ablenken konnte. Wenn er es geschickt anstellte, würde ihm Crowley bis nach Tadfield erzählen, wie es Anathema ging. Hatte sie sich nicht kürzlich gehäutet? Und wenn sie damit durch waren, würde er einfach nach der neusten Zimmerpflanze fragen, die Crowley angeschafft hatte.
„Adam kümmert sich um sie. Und lenk nicht ab: Irgendwas ist doch?“
Aziraphale seufzte. Irgendwann würde er es ja doch erzählen müssen. Und vielleicht hatte Crowley auch eine Idee, wie er da wieder rauskam. Crowley hatte meistens gute Ideen. Und selbst wenn er keine Idee hatte, merkwürdigerweise wurde alles schon alleine dadurch besser, daß er es dem anderen erzählte.
Und so erzählte er. Von Gabriel, dieser schrecklichen Signierstunde mit dem schrecklichen Autor dieser schrecklichen Bücher. Und von seiner gebrechlichen Tante Ashtoreth, die er erfunden hatte, damit sie ihren Ausflug - beziehungsweise er seine Teilnahme am Vereinstreffen - nicht absagen mußten.
Und Crowley, der eine ganze Weile nicht mehr gesagt hatte als einen gelegentlichen zustimmenden Laut von sich zu geben, brach in Lachen aus.
„Was?“ Da beichtete er seine größten Sorgen und gestand seine verwerflichen Lügen, und dann … sowas!
„Oh, ich bin stolz auf dich!“ Crowley wischte sich Lachtränen aus den Augen. „Gut gemacht, Engel.“
Seine Empörung schlug schlagartig in Verlegenheit um und er merkte, wie er knallrot anlief. „Wirklich?“
„Ja, wirklich.“ Crowley sah zur Seite und … ohje, wenn er es nicht besser wüßte könnte er denken, daß das ein verliebter Blick war. Aus dem Augenwinkel sah er ein Schild und … „Rechts!“
Nur Crowleys blitzschneller Reaktion war es zu verdanken, daß sie die Abzweigung nach Tadfield nicht verpaßten. Und dem Glück, das mit ihnen war und ihnen keinen Gegenverkehr beschert hatte.
„Aber was ist, wenn Gabriel herausfindet, daß es gar keine Tante Ashtoreth gibt?“
„Wie soll er das denn herausfinden?“
„Er könnte nach ihr fragen. Vielleicht will er sie sogar kennenlernen!“
„Ich denke, sie liegt im Sterben.“
Aziraphale seufzte. „Ich kann sie nicht sterben lassen.“ Er hatte die ganze Nacht damit zugebracht, eine Hintergrundgeschichte für seine Tante auszuarbeiten, und jetzt war sie ihm viel zu sehr ans Herz gewachsen. Seine einzige lebende Verwandte! Die Frau, die sich in seiner Kindheit liebevoll um ihn gekümmert hatte! „Sie wird wieder gesund werden.“
„Warum …“ Crowley seufzte und bremste ab. „In Ordnung. Sie wird wieder gesund. Aber garantiert wird Gabriel sie nicht kennenlernen wollen, warum sollte er? Er hat das Telefonat garantiert schon vergessen. Und wir sind dann da.“
„Aber wenn er doch …“
„Engel.“ Crowley beugte sich zu ihm und nahm sein Gesicht in beide Hände. „Hör mir zu. Gabriel hat schon längst vergessen, daß du angeblich eine Tante hast.“
Er starrte in die Augen des anderen. Im hellen Sonnenlicht leuchteten sie fast bernsteingelb. „Aber wenn …“
„Er wird dich nicht nach deiner Tante fragen, Und wenn doch, dann gebe ich einfach Tantchen Ashtoreth. Was ist das überhaupt für ein Name?“
„Asthoreth ist der Name eines Dämons, ursprünglich eigentlich die babylonische Göttin Ištar … ich hatte gerade ein Buch zur okkulten Mythologie gelesen, und … könntest du wirklich meine Tante spielen?“
„Vier Jahre Theater an der Uni. Du glaubst gar nicht, was man mit etwas Schminke und dem richtigen Kostüm alles machen kann.“
***