Freitag Morgen

Sep 30, 2023 17:08

Titel: Freitag Morgen
Sommerchallenge-Prompt: Humor/Crack - erfundene Verwandte
Fandom: Good Omens
Genre: AU, pre-Slash, Humor
Handlung: Das Wochenende mit Crowley in Tadfield steht kurz bevor, und ausgerechnet jetzt muß Gabriel eine Signierstunde in seinem Laden planen! Fortsetzung zu „Montag Morgen“.
A/N: Ich stecke noch etwas fest in diesem AU und schaue, wohin es mich treibt.
Länge: ~ 650 Wörter
Zeit: ~ 40 Minuten


***

Er wußte schon, warum er es tunlichst vermied ans Telefon zu gehen. Vor allem, wenn er Gabriels Nummer erkannte. Schließlich war er alleine im Laden, da konnte er nicht ständig ans Telefon, das mußten doch auch seine Vorgesetzten einsehen. Diesmal war er jedoch auf gemeine, hinterhältige Weise ausgetrickst worden - Gabriel rief aus dem Homeoffice an. Und weil er schon seit Tagen nichts mehr von Crowley gehört hatte, nahm er bei der unbekannten Nummer gleich ab, nur um sich als erstes Vorhaltungen anzuhören, daß er sich nicht mit der standardisierten „Himmlische Lesewelten“ Begrüßung meldete.

„… und deshalb werden wir die Signierstunde morgen in deine Filiale verlegen.“

„Wie bitte?“

„Morgen, die Signierstunde von A.B. Crutchner, dem Autor von Vampire im Zwielicht.“ Gabriel lachte sein joviales Lachen (oder das, was er dafür hielt). „Spricht das junge Publikum an und wird deinen Verkaufszahlen einen ordentlichen Schub verleihen.“

Ja, ja, seine Verkaufszahlen … auf geheimnisvolle Art und Weise schaffte er es, immer gerade so über der Grenze dessen zu bleiben, was für „Himmlische Lesewelten“ noch eine rentable Filiale war. Das hatte ihn schon oft gewundert, denn tatsächlich gab es manchmal Tage, an denen er nicht ein einziges Buch verkaufte. Aber irgendwie klappte es immer, und so hatte er sich als einzige der kleinen Ein-Mann-Filialen ins nächste Jahrtausend retten können. Und dann sickerte so richtig durch, was Gabriel da gerade gesagt hatte.

„Aber morgen ist Samstag!“ Er arbeitete samstags nicht, und weil sein Laden nunmal eine Ein-Mann-Filiale war, blieb sie samstags geschlossen. Das war Gabriel schon immer ein Dorn im Auge gewesen, aber seine Anträge auf abweichende Öffnungszeiten waren in all den Jahren immer genehmigt worden. Offenbar war dafür jemand weiter oben in der Nahrungskette zuständig. So genau wußte er das allerdings gar nicht, er gab die Anträge einfach in das betriebsinterne Computersystem ein. Und bisher war alles gut gegangen.

„Für so eine einmalige Gelegenheit wirst du doch selbstverständlich eine Ausnahme machen“, erklärte Gabriel. Und es klang nicht wie eine Frage. Eher wie ein Befehl. Aziraphale schluckte trocken.

„Aber … ausgerechnet diesen Samstag … diesen Samstag geht es wirklich nicht.“ Er suchte panisch nach einer Ausrede. Oh Gott. Er war wirklich kein guter Lügner! „Ich muß am Wochenende nach Tadfield, zu … zu meiner Tante.“

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Aziraphale. Du wirst dein Tantchen ja wohl auch noch am Sonntag besuchen können.“

„Sie … liegt im Sterben!“ Ohje, hoffentlich konnte Gabriel das nicht nachprüfen. „Und sie hat mich großgezogen, nachdem ich meine Mutter verloren habe! Ich muß wirklich ganz dringend morgen früh nach Tadfield, es ist vielleicht das letzte Mal, daß ich sie sehen werde.“

„Wie … tragisch.“ Es klang, als ob Gabriel in Wirklichkeit etwas anderes hätte sagen wollen.

„Bitte …“ Ah, er haßte es, wenn seine Stimme in diese Tonlage geriet. Aber er war wirklich verzweifelt. Und zurück konnte er jetzt auch nicht mehr.

„Selbstverständlich … in so einem familiären Notfall …“ Gabriels Stimme hatte wieder zur gewohnten Jovialität zurückgefunden. „Dann werden wir die Signierstunde bei dir eben ans Ende seiner Lesereise hängen. Ich gebe dir die genauen Daten schriftlich durch, sobald ich sie geklärt habe.“

Und damit hängte er auf, und Aziraphale hörte nur noch das Tuten der Leitung aus dem Hörer. Und das Klopfen seines Herzens, das sich erst langsam wieder beruhigte. Schweißgebadet legte er den Hörer wieder ab. Oh Himmel, er hatte gelogen. Er hatte eine arme, sterbenskranke Tante erfunden, die es nicht gab und die es nie gegeben hatte. Er war im Waisenhaus großgeworden und kannte überhaupt keine Verwandten jeglicher Art. Und jetzt hatte er eine imaginäre Tante zum Tode verurteilt. Dafür würde er ganz sicher in die Hölle kommen. Und noch schlimmer - wenn Gabriel nachfragte, würde er sich eine konsistente Geschichte ausdenken müssen. Wohlmöglich über Monate und Jahre hinweg. Und er wußte aus Erfahrung, wie schlecht er in so etwas war.

Er war verdammt.

***

g: fanfic, g: alternate universe, p: aziraphale / crowley, f: good omens, !120 minuten

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