La grâce d'une cathédrale - Bilder aus Strasbourg
Alle Jahre wieder kommt diese Zeit, in der ganz plötzlich und unerwartet die Weihnachtsmärkte allerorts wie Pilze aus dem Boden schießen. Seit zwei Jahren mein unangefochtener Liebling ist hier tatsächlich das komplette Sortiment der zahlreichen kleinen Strasbourger Weihnachtsmärkte, das die Stadt während der kompletten Vorweihnachtszeit überspannt wie ein in vin chaud getränktes Spinnennetz. Es gibt Maronen und Crêpe mit Salzkaramell und fantastischen Winzerglühwein - allein das sind schon drei gute Gründe, die Tatsache zu bedauern, dass ein Ausflug ins Elsass in den kommenden Wochen einfach nicht drin ist.
Immerhin habe ich die Stadt im Sommer für zwei Tage besuchen können, denn auch wenn so ein Bachelor-Studium in erster Linie aus Kompromissen zu bestehen scheint (das zeigt sich bei der Veranstaltungswahl jedes Semester auf's Neue!), kommt es doch hin und wieder mal vor, dass man den einen oder anderen Jackpot gewinnt. Zum Beispiel, wenn man einen der Plätze für die zweitägige Exkursion nach Strasbourg ergattert - zwecks ausgiebiger Begutachtung der dortigen Kathedrale. Letztere habe ich dann auch tatsächlich zum ersten Mal a) ohne Weihnachtsmarkt drum herum und b) von innen gesehen! Und zwischen Buntglasfenstern, Spitzbögen, Resten von Deckenmalereien und der Begutachtung diverser Bauabschnitte markierender Absätze in der Architektur habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, ein paar Fotos zu machen von der wahrscheinlich schönsten Kirche, die ich in einer ganzen Weile gesehen habe (auch wenn die in Metz auf eine ganz eigene Art und Weise eindrucksvoll war - die Deckenhöhe und die Fensterflächen dort sind schon ein ganz kleines bisschen krass).
Vorhangfassade mit Harfenmaßwerk
Judas mit (nicht ganz jugendfreiem) Ziegenbock über einem der Portale
Prophetenskulpturen mit tollen Bärten <3
Niedlicher Wasserspeier mit Zahnschmerzen (?!)
Buntglasfenster (das könnten sogar welche von den sog. "Kaiserfenstern" sein, aber nagelt mich nicht drauf fest)
Süßes Detail an der steinernen Kanzel
Als wäre der Bau an sich nicht schon spannend genug, wurde die Kathedrale anlässlich der diesjährigen Tausendjahrfeier im Sommer übrigens jeden Abend für mehrere Stunden angestrahlt - Disneyland Paris lässt grüßen! Statt Peter Pan und Tinkerbell gab es in Strasbourg allerdings (unter anderem) Baustellenambiente, musizierende Engel und Rosenranken auf der Südfassade. Die berühmte Astrologische Uhr darf bei der Lichtershow natürlich auch nicht fehlen und witzigerweise wird in Strasbourg - ganz ähnlich wie in Disneyland - ein Turm in den Nachthimmel geschossen… wenn auch in diesem Fall ohne Feuerwerksraketen zur zusätzlichen Untermalung des Effekts. ;)
Lichtershow auf der Südfassade
Auf der Westfassade ging es derweil etwas ruhiger zu, dort wurden statt einem Film zwei sich abwechselnde Standbilder projiziert: eines davon zeigte eine farbig gefasste (also „bemalte“) Version, das andere eine, in der sämtliche vorhandenen Figuren schwarz angestrahlt und dadurch sozusagen „ausgeblendet“ wurden - die große Fensterrose fungierte dabei als einziger Farbtupfer in dieser schwarz-grauen Variante. Der Fokus war hier ganz klar stärker auf die Herausarbeitung architektonischer Details gelegt als auf das Spiel mit denselben, das Resultat war jedoch nicht weniger eindrucksvoll. Ich würde sowas in Zukunft gerne öfter sehen, Tipps für ähnliche Aktionen an anderen Standorten sind also jederzeit willkommen! ^^
Portal mit dem Gleichnis der klugen und der törichten Jungfrauen, farbig angestrahlt
Westfassade mit "ausgeblendeten" Figuren und farbiger Fensterrose