FLAG

Aug 23, 2006 22:21

Die neue Anime-Serie "Flag" könnte "Die Kraft der Bilder" im Untertitel tragen, denn sie dreht sich um die Frage der Macht von Photos und ob und was Reportage-Photographie bewegen kann. Die erste Folge beginnt dann auch gleich mit einer essayistischen Einführung in die Thematik wie aus einem Photo ein kulturelles Symbol wird. Das Symbol um das es in der Serie geht ist eine UN-Flagge die im vom Bürgerkrieg befallenen Staat Uddiyana gerade rechtzeitig gehisst wird, um von der jungen Photographin Saeko Shirasu für die Nachwelt festgehalten zu werden.

Das Photo macht die Runde über die Titelblätter der Nachrichtenmagazine dieser Welt und wird zu einem Symbol der Hoffnung und der Freiheit. Friedensverhandlungen beginnen und ziehen sich hin. Schlecht für diese Verhandlungen ist allerdings, dass das Original der Flagge, die auf dem Photo zu sehen ist und die in einem Tempel aufbewahrt wurde, abhanden kommt. Um die angeschlagenen Friedensverhandlungen doch noch zu retten entschliesst sich die UN ein Team zu entsenden um die Flagge wiederzubeschaffen. Dieses Team soll Saeko als "Embedded Journalist" photographisch begleiten.

Bis hier hin gehört die Serie zu den interessanteren TV-Anime, die es in den letzten Jahren gab. In einem reportageähnlichen Stil wird das Leben in einem vom Bürgerkrieg zerfallenden Staat gezeigt, das fast völlige Fehlen von Hintergrundmusik verstärkt den Eindruck der Reportage noch. In interessanten Einstellungen die fast ausschliesslich die Perspektive von Photo-, Film- und Web-Kameras und somit die Sicht des jeweiligen Kamera-Trägers zeigt, wird dem Zuschauer die Problematik eines Bürgerkrieges und wie die darüber berichtenden Journalisten damit fertig werden, näher gebracht.

An dieser Stelle hätte es zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder hätte das Produktionsteam in dieser Form weiter machen und die aufgeworfenen Themen tiefer beleuchten und philosophisch hinterfragen können, beispielsweise die Problematik der geopolitischen Situation in arabischen Staaten, denen Uddiyana verdammt ähnlich ist. Das wäre wahrscheinlich die Strategie eines im sogenannten "Weltkino" beheimateten Regisseurs. Die Strategie einer auf dem Verkauf von Werbeminuten basierenden TV-Serie muss wahrscheinlich anders aussehen und so wird in die Serie das Aktionelement in Form eines Mecha eingeführt. Kein Wunder, kommt doch der Regisseur der Serie, Ryosuke Takahashi, genau aus dieser Ecke der Anime-Industrie. Dies mag man begrüssen oder bedauern und das trübt die Qualität der Serie auf keinen Fall, nur löst sie auch nicht das ein, was sie in der ersten Hälfte der Pilotepisode verspricht.

Was bleibt ist eine hochinteressante Mecha-Serie deren erste beiden Episoden frisch aus dem Fansub-Äther beziehbar ist. Ich bin jedenfalls sehr gespannt ob die Serie ihre Qualität und ihre interessante Handlung über ihre gesammte 13-folgige Laufzeit bewahren kann.
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