Dies ist Teil 20.
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Biodanza 119
Alexandra hat sich wieder gemeldet! Vorm Biodanza gehe ich sie besuchen. Sie macht es uns gemütlich mit Musik, Kuchen und Tee. Es ist ein Freudenfest bei ihr zu sein, wir sind einander so nahe. Zwischendurch hält sie mich ganz still und lieb im Arm.
Sie erzählt mir, was sie in ihrem Leben schon Aufregendes gemacht hat. Ich komme eine Stunde zu spät zum Biodanza! Es ist aber noch supertoll für eine halbe Vivencia. Wir dürfen Bäume und Schlingpflanzen sein, am Schluss sind alle Schlingpflanzen und sind bald engumschlungen miteinander. Ein wunderschöner Tanz.
Irmgard 8
Irmgard kommt mich am nächsten Tag besuchen. Wir sitzen lange auf der Terrasse und reden. Dann zum Eis essen in die Stadt. Beim Spaziergang bleiben wir auf der Hafenbrücke, sie erzählt ganz viel aus ihrem früheren Leben. Danach sind wir wieder bei mir, beim Kuscheln schlafe ich fünf Mal ein, eigentlich doch schön in ihren Armen, aber ich habe eher das Gefühl, das schöne Erlebnis zu verschlafen. Und obwohl wir einander so nah sind, wirkt sie doch distanziert, und das macht mich wieder so traurig.
Die lange Nacht der Museen
Es beginnt schon am Nachmittag mit einem Straßenflohmarkt. Alexandra hat einen Stand und ich stelle mich dazu mit Büchern zum Verschenken. Sie spricht jeden an, laut, lustig, kontaktfreudig, voller Kraft.
Ihr Freund ist auch da, jetzt hat sie doch einen. Er beschwert sich lautstark, dass sie auf meinem Schoß sitzt und verbietet ihr das! Und sie gehorcht ihm. Das desillusioniert mich jetzt, und nicht etwa, weil ich sie nun los bin, sondern weil diese schöne starke Frau sich von so einem doofen Macker so rumkommandieren lässt.
Markus und Sanja kommen vorbei mit 3 Kindern im Schlepptau. Er fragt mich, ob ich mitlaufen möchte, und das mache ich sofort und lasse Alexandra mit den Büchern und dem Mann alleine.
Die Stimmung ist gut. Ich möchte mir einen Schmuck kaufen, und Markus schenkt ihn mir. Jetzt habe ich also ein großes Herz um den Hals, das Markus mir geschenkt hat. Der macht sich einen Spaß daraus. Fast kauft er sich noch einen geblümten Wickelrock.
Wir begleiten Sanja nach Hause und Markus lädt mich zu sich ein. So verbringe ich ein Stück Alltag mit seiner Familie und fühle mich gleich wie zu Hause. Ich ruhe mich auf dem Sofa aus, dann bekomme ich Nudeln mit Hummus. Anschließend mache ich den Abwasch und putze die Küche, die kleine Tochter hilft mir dabei. Ich zeige ihr, wie man meinen Namen schreibt.
Henning ruft mich an, ob wir uns treffen können, und ich lade ihn ein, dazuzukommen. Markus gibt mir ein Fahrrad und dann geht es auf in die lange Nacht der Museen. Wir sind dann insgesamt zu siebt, Julia ist auch dabei. Wir schaffen vier Museen, denn in allen ist was los mit Führungen und teils skurrilen Aktionen (Speeddating! Ich hätte es am liebsten ausprobiert.) Zwei Ausstellungen mit abstrakter Kunst und Erika ist richtig begeistert. Es gibt also tatsächlich Leute, die das toll finden. So lernt man sich kennen. Die Stimmung ist wundervoll. Alles voller netter Leute hier. Markus sucht jede Gelegenheit zum Kuscheln und fragt in der Museumsführung, wo das Sofa ist. Beim Erklären der Farbenlehre zeigt die Erklärerin auf ihn und sagt: „Eigentlich brauche ich meine Farbtafeln gar nicht rausholen, dieses T-Shirt reicht auch!“
Zum Schluss ist sogar Disco im Museum, im Barocksaal. Nach kräftigem Abtanzen geht es mir zum ersten Mal seit langem wieder richtig gut. Das war so ein richtig schöner langer Tag.
Irmgard 9: Mia!
Ich wollte Mia ja gerne noch mal wiedersehen. Sie damals zum Abschied zu umarmen hatte sich genauso toll und besonders angefühlt wie das erste Mal bei Irmgard, nur ohne Verlieben. Jetzt fremdele ich doch ganz schön mit ihr, und Irmgard muss uns erst überzeugen, einander an der Hand zu nehmen. Wir gehen spazieren und Eis essen, danach zu Irmgard. Eigentlich wollen wir zum Biodanza. Aber ich habe gar keine Lust, Mia loszulassen. Irmgard sagt: „Ich fahr jetzt los! Ihr beiden könnt ja hier bleiben!“ Das ist ganz schön spontan. Mia sagt nichts dazu, liegt ganz still und wortlos in meinem Arm. Ich frage sie: „Hast Du keine Angst, mit einem fremden Mann hier alleine gelassen zu werden?“ „Nö.“
So kommt es dann. Mit Mia zu sein ist pure Tiefenentspannung, ich schlafe fast nur, aber diesmal genieße ich es. Zwischendurch gehen wir mit ihrem Hund spazieren - das ist auch so ein ruhiger Vertreter! Später essen wir und legen uns wieder hin.
Diese erstaunliche Begegnung bereichert mich wieder. Mia ist die wohl entspannteste Kuschelpartnerin aller Zeiten. Sie macht 3 Stunden einfach nichts, aber langweilig scheint ihr nicht zu sein. Spät abends findet Irmgard uns genauso vor, wie sie uns verlassen hat.
Alex 1: Party!
Nach dem Urlaub vermisse ich die Rasselbande etwas. Die Party ist gut besucht. Alex lebt in einer ausgedienten Försterei mitten im Wald. Ich habe noch nie so kaputte Straßen gesehen, jetzt weiß ich auch, warum sein Auto so komisch aussieht.
Alex lebt "Das kann man vielleicht nochmal gebrauchen" im Großformat. Von 800 überbauten Quadratmetern sind 2 Zimmer eingerichtet, der Rest ist Baustelle oder mit Sachen zugestellt, der Hof auch noch. Halbe Autos, Reste von Industrieanlagen, Maschinenteile, alles. Seine Schraubensammlung stellt jeden Baumarkt in den Schatten. Er hat einen eigenen Park, der mit rostigen Großgeräten dekoriert ist, sie erinnern an Dinosaurier.
Im Wohnzimmer ist es gemütlich, der Holzofen ist an, sie sind zahlreich erschienen und gekuschelt wird auch. Wir organisieren uns den Biodanza selbst, tanzen einfach gemeinsam drauflos. In dem Raum, der einmal eine Küche werden sollte, bauen wir mit Tapeziertischen ein Buffet aus dem, was alle mitgebracht haben. Die Stimmung ist wundervoll. Ich will gar nicht mehr weg.
Liebes Kompliment von Erika: „Du bist ein toller Mensch.“
Liebes Kompliment von Sanja: „Du umarmst so schön!“
Biodanza 120: Sonntags-Matinee
Diese ist bei einer anderen Frau und in einem anderen Raum. Einmal im Monat, offen für alle.
Erst bin ich da ganz allein mit ihr. Sie sagt, sie würde auch Biodanza für einen machen. Wie sich das wohl anfühlt? Dann kommen aber doch noch ein paar, und wir sind zu sechst. Eine Frau mit schwarzen Augen und schönen dicken schwarzen Haaren ist auch da. Sie strahlt so viel Freude aus, da geht es auch mir gleich gut.
Ein zarter Tanz mit Hände streicheln, ich spüre die Liebe und die Sanftheit und weine vor Freude.
Ein schöner Vormittag.
Alexandra 3
Beim letzten Treff waren wir noch Flohmarkt-Betreiber, ich war spontan davongezogen - ich muss ja noch den Koffer mit den unverkauften Sachen holen. Grund genug, und sie möchte mich auch zum Kuscheln haben. Als ich da bin, wirkt sie ungewohnt schüchtern, so kenne ich sie gar nicht. ich schaue sie verunsichert an. So ist es eben manchmal, und doch werden wir wieder vertraut. Wir reden sehr lange und ich denke schon, sie mag mich gar nicht anfassen, dann umarmen wir einander doch noch, achtsam und gaaanz lange. Und ich genieße es. So toll, diese Frau.
Alexandra ist eine Klasse für sich. Genau das, was ich mir vom Universum gewünscht habe. Bei ihr erlebe ich Gefühle, die nicht nur familiär sind, die so stark und schön sind, dass mir schier das Herz zerspringt. Mein ganzer Körper ist voll von diesem schönen Gefühl, es geht in jede Zelle. Es geht ihr vielleicht so ähnlich, und doch fühle ich ganz sicher, dass sie meine Grenzen respektiert.
Danach kommen wir schon wieder zu spät zum Biodanza.
Das Kuscheln in dieser Biodanzaszene ist achtsam, liebevoll, familiär - wie wenn man ein Kind im Arm hält.
Auf der anderen Seite gibt es bei den "normalen Leuten" sexuelle Begegnungen - wie es eben ist, wenn man jemanden kennenlernt und sich näherkommt. Das gibt es bei Biodanzaleuten auch, und es wird strikt vom "achtsamen Kuscheln" unterschieden. Das sind zwei getrennte Welten. Ich bleibe beim Kuscheln, da bin ich sicher.
Biodanza 121
Endlich, nachdem ich sechsmal hintereinander zu spät oder gar nicht da war, ich hab sie so vermisst, die Lieben! Der Wortetanz soll gerade beginnen, als ich reinplatze. Ich höre bestimmt 5 oder 6 erfreute weibliche „Oooh“s, ein richtiger Chor. Das tut gut. Und so gehts auch weiter. Alle wollen mit mir sein, die reine Freude.
Bei einem Tanz, einer steht im Kreis und 4 andere sagen ganz oft seinen Namen, habe ich Rückenweh, Tanja merkt das ohne Worte, legt ihre Hand drauf und lässt sie ganz lange dort. So lieb, so wohltuend. Sanja ist auch dabei, wir weinen gemeinsam ganz viele Freudentränen und ich spüre die Geborgenheit meiner Biodanzafamilie.
Auch die gute Annette mag mich nach 2 Jahren immer noch, und wieder einmal müssen uns die anderen aus der Trance herausziehen. Ich kann richtig in ihr versinken, aber ein Schmerz ist da auch. Licht und Dunkel.
Ich habe selber zum ersten Mal einen Kuchen gebacken, und sie mögen ihn!
Am Schluss bin ich ganz traurig, dass es schon wieder zu Ende ist.
Aqua-Biodanza Wochenende
Dieses wird von Philippa angeboten. Biodanza im Wasser!
Ich zaudere schon länger damit, und Donnerstagabend direkt davor denke ich, ich möchte es doch. Ich rufe Sie an, sie ist nicht da, ich sage, dass sie mich bis 23 Uhr zurückrufen darf. Ich bin sehr gespannt, wie wohl mein Wochenende wird. Um 22h50 ruft sie an. Das spontanste Wasserwochenende aller Zeiten.
Der Ort ist eine riesige Physiopraxis mit Schwimmbad, die am Wochenende leer steht und die sie komplett angemietet hat. Ihre Tochter macht das Catering, und sie macht das richtig gut.
Es gibt 4 Vivencias im Wasser. Extra für uns wurde das Wasser auf 36° geheizt, denn nicht alle Tänze sind reich an Bewegung und wir wollen es genießen. Bevor wir ins Wasser gehen, sitzen wir gemütlich am Rand und plaudern, denn auch der Raum ist gut geheizt. Dafür ist es auch etwas teurer als ein ganz normales Biodanzawochenende.
Wasser in den Ohren muss man mögen. Alles geht viel langsamer als an Land. Schön ist das getragen werden von lieben Menschen, was im Wasser ja so leicht geht. Auch gemeinsam große Wellen machen gehört dazu. "Sich treiben lassen" kann man hier ganz wörtlich nehmen.
So ganz nebenbei hat man ja auch weniger an als bei der trockenen Variante. Also Badeanzug / hose ist schon angesagt. Für mich macht das keinen gefühlten Unterschied. Nah ist man sich beim Biodanza immer.
Von meinen Leuten sind nur Line und Jochen dabei. Die erste Vivencia ist noch Fremdeln, die zweite "hier will ja doch keiner mit mir" und die dritte der Durchbruch: Da ist es wieder, mein glückseliges Dauergrinsen. Geht doch.
Abends wird an Land gekuschelt. Eine mir völlig fremde Frau namens Friederike hat sich gleich an mich rangeschmissen und bleibt bis tief in die Nacht bei mir. Sie genießt es richtig mit mir zu sein, es ist so schön, dabei kenne ich sie überhaupt nicht. So eine liebe, alte, sachte Frau ist sie.
Am Ende nehme ich sie sogar mit ins Bett (nur zum Kuscheln!). Sowas liebes. Nach etwa 4 Stunden Dauerkuscheln verzieht sie sich dann, möchte alleine schlafen. Diese liebe Frau loszulassen tut richtig weh! Ich bin den Rest des Wochenendes todtraurig.
Ich glaube, das kommt, wenn man zu lange kuschelt. Ich hab sowas auch noch nie mit einem völlig fremden Menschen erlebt.
Am nächsten Morgen geht sie mir aus dem Weg und schaut nicht zu mir. Ich mache mir tausend Gedanken, was wohl ist, traue mich aber nicht, auf sie zuzugehen. War ihr das gestern zu viel? Oder zu wenig? Ist ihr das peinlich? Vielleicht ist es besser, alles so stehen zu lassen wie es ist und loszulassen. Biodanza ist ja sowieso die Kunst des Loslassens, sagt man immer.
Aber ich weiß: Die Schmerzen vergehen, die schöne Erinnerung bleibt.
Hier geht es zum 21. Teil! Sie können mich unter adrian(dott)durstbusch(ätt)web(dott)de erreichen.