Die Göttin in mir Teil 2 (Epic Empires)

Aug 21, 2017 01:21


Meine erste Amtshandlung nach dem Conquest war es, krank zu werden. Die Erkältung setzte sich sofort auf meine Bronchien, auf die Stimme und in den Rachen. Für mich natürlich der Supergau. Zwischen Conquest und Epic war ich nur drei Tage arbeiten - nicht genug Zeit, um gesund zu werden und eigentlich war geplant, dass ich als Bardin fahre, nicht als Priesterin, weil Marita sich meine Musik am Badehaus gewünscht hatte. Mit erkältungsruinierter Stimme beschloss ich, dass ich als halb-stumme Priesterin doch mehr Spaß haben kann, als als halb-stumme Bardin, außerdem hatte ich ja gerade erst Blut geleckt und Sven war ebenfalls als Braeus dort, ich war also nicht 'allein'.

Ich fuhr also ins Saarland ins alt bekannte Bexbach - das "Utopion" genannte Gelände dort ist 250 Hektar groß, ein ehemaliger Truppenübungsplatz der Bundeswehr und wird exklusiv als Larp-Gelände bewirtschaftet. Die Landschaft ist abwechslungsreich, es sind feste Dusch- und Toilettencontainer vorhanden - für viele Larper eine bekannte und sehr geliebte Location.



Offizielles Foto von Moritz Jendral für Epic Empires 2017



1. Ein paar erklärende Worte vorab.

Mit etwa 1200 Teilnehmern ist das Epic Empires das kleinste unter den drei großen deutschen Larps - aber man könnte sagen, es ist das feinste. Man muss ein paar kleine Hürden überwinden, um sich überhaupt anmelden zu dürfen. Es gibt mehrere geschlossene Lager, bei deren Lagerleitung man sich 'bewerben' muss. Das soll sicher stellen, dass der jeweilige Charakter auch ins angestrebte Lager passt und weiß, was von ihm dort erwartet wird. Das ist keine grundlose Gängelung, sondern dient einem großen gemeinsamen Ziel: Die nahezu perfekte Immersion.

Das Epic ist in seinen Regeln knallhart. Es gibt keine OT (=Nicht-Spiel)-Zonen. Auch keine inoffiziellen OT-Zonen. Das heißt, dass auch auf der Toilette und in der Dusche ALLES jederzeit Teil des Spiels zu sein hat. Niemand ist sicher, nur weil er klar erkennbar im Schlafanzug nachts nur nochmal schnell aufs Klo will. Man kann und soll jederzeit angegriffen werden und der Angreifer holt sich dazu auch keine Erlaubnis ab, bevor er zuhaut. Das klingt hart und gefährlich - ist es aber nicht. Natürlich ist es nötig, auf Sicherheit zu achten. Auch das Leben des Charakters ist letztendlich nie in Gefahr, da der Hintergrund des Settings jeden gestorbenen Charakter sofort in seinem Lager respawnen lässt - man bleibt also nicht tot und kann sich dadurch angstfrei ins Spiel stürzen. Letztlich versucht aber doch jeder, das Sterben zu verhindern, weil es das Spiel um einiges spannender macht und es nur natürlich ist, nicht sterben zu wollen.

Was durch diese ungewöhnlichen Regeln erreicht werden soll ist, dass man so viel Zeit wie irgend möglich tatsächlich auch gedanklich IM Spiel ist. Dieses Ideal haben wir früher auf unseren eigenen Veranstaltungen versucht zu erreichen. Das Epic setzt es kompromisslos und konsequent genau so um und das hat mich von Anfang an begeistert und auch sehr überrascht.  Viele Orgas versuchen diesem Ideal nachzueifern, auf dem Epic durchdringt es aber bereits die gesamte Spielkultur.



Offizielles Foto von Moritz Jendral für Epic Empires 2017

Es wird unglaublich viel Aufwand betrieben, um das Spiel innerhalb der Lager so immersiv wie möglich zu gestalten. Das Elbenlager ist für seine fantastische Gestaltung berühmt. In der Stadt gibt es allerlei Marktstände auch professioneller Händler und ALLE haben sich komplett darauf eingestellt, das NICHTS Modernes sichtbar sein darf. Kein üblicher Mittelaltermarkt-Einheitsbrei, sondern wirklich immersives, ambientegerechtes Shopping.

Generell gibt es kein Punktezählen und Telling ist strikt verboten. Das ganze Regelprinzip lautet : DKWDDKUWADG. Du kannst, was du darstellen kannst und was andere dir glauben. Magische Effekte müssen eindeutig interpretierbar und überzeugend sein. Ein Zuflüstern der intendierten Wirkung ist absolut untersagt, auch Zettelchen sind nicht erlaubt.

Unterm Strich für mich ein positiver Kulturschock und genau das Gegenteil zum so professionell und festival-artig wirkenden Conquest in der Woche davor.



Offizielles Foto von Moritz Jendral für Epic Empires 2017

2. Ankommen.

Das Badehaus stand mitten in der Stadt und ich baute mein Zelt schräg dahinter so auf, dass ich recht bequem vom Zelt direkt in das rückseitige Zelt des Badehauses schlüpfen konnte. Leider regnete es ab der ersten Minute fast pausenlos für die gesamten vier Tage. Sven spielte Braeus - das Oberhaupt des Hauses der Lichter, in dem meine Priesterin gerade erst ihr neues Zuhause gefunden hatte. Außerdem war Jasmin als Xykara da. Sie spielt eine freiheitsliebende Nomadin, einen kämpfenden kleinen Wirbelwind mit großem Herzen. Sie und ihre Spiel-Familie waren auf dem Conquest unsere Gastgeber - unsere Charaktere sind also alle freundschaftlich und quasi-familiär miteinander verbunden. So hatten wir sehr viel schönes Spiel zwischen uns und selbst wenn wir ganz alleine miteinander am Badehaus waren, glitten wir nie aus dem Spiel heraus, was ich sehr genossen habe. Es war mir so möglich, meine Priesterin noch etwas besser zu erkunden.

Am zweiten Tag fand in der Stadt ein Wettkampf statt, den Marita, Jasi und ich uns gemeinsam anschauten. Ich hatte gerade einen dampfend-heißen Becher Hustentee in der Hand und diskutierte mit Marita alias Lupilla über unsere Favoriten, als eine laut gröhlende Herde Orks heranpreschte und sich durch die Zuschauerreihen hackte. Ziemlich überrumpelt stand ich da mit meinem heißen Tee und konnte nicht weg, ohne mich oder irgendwen zu verbrühen und glücklicherweise verzichteten die Orks darauf, uns tatsächlich zu hauen, nachdem ich etwas hilflos mit dem Tee fuchtelte. Leider machten sie vor Xykara nicht halt und so lag sie im nächsten Moment schwer imaginär verwundet am Boden und konnte endlich die neue Marke Blutkapseln testen, die sie schon seit Stunden in der Backentasche umher getragen hatte. ;)

Das Drama war natürlich groß, eine gefährliche Bauchwunde bedrohte Xykaras Leben. Eine Heilerin war zum Glück in der Nähe, hatte aber mit der schweren Wunde zu kämpfen und konnte gerade so den Schnitt schließen, jedoch ohne Xykara die Schmerzen zu nehmen und die Heilung wirklich zu vollenden.

In meinem Kopf drehten sich die Rädchen heftig. Ich hatte immer geplant, dass meine Priesterin gewisse Kräfte besitzt und irgend eine Form von magischer Heilung kann. Im Detail ausgestaltet hatte ich diese Idee aber noch nicht.

Ich schluckte hart. "Ich... kann ihr die Schmerzen nehmen." Es war wieder Zeit, mich einfach zu trauen und zu improvisieren. Als ich meine Optionen gedanklich durchging wurde mir klar - gänzlich unvorbereitet war ich gar nicht - ich hatte immerhin die genau für diesen Zweck geplanten  Öle und Blüten bei mir! Showtime!

Ich redete beruhigend auf Xykara ein, strich ihr über die Stirn und begann zu summen. Ich benetzte die Haut direkt unter ihrer Nase mit ein paar Tropfen des stark duftenden Öls. (Ich hatte schon sehr früh die Idee, mit Gerüchen zu spielen und dadurch einen sinnlichen Effekt zu schaffen, der im Larp bisher ziemlich ignoriert wird.)

"Kara, hörst du mich? Hör auf meine Stimme. Atme tief ein, gleich ist es vorbei."

Ich legte meine Hand auf ihre Stirn, die andere auf die verbundene, aber (kunst-)blutende Wunde und begann zu singen, so gut es mit meiner verdammten Erkältung eben ging.

"Veris dulcis in tempore, florenti stat sub arbore..."

Ja, Veris Dulcis aus der Carmina Burana. ;) Wir fanden den Text so schön passend, dass wir ihn minimal abgeändert für uns zum Hohelied der Dibella erklärt haben.

"..Dibella cum sorore - dulcis amor, qui te caret hoc tempore fit vilior..."

Ich rief Dibella um ihren Segen an und meine kratzige, raue Hustenstimme half irgendwie dabei, den Schmerz zu transportieren, eben so viel Spiel wie möglich hinein zu legen. Irgendwann kam Braeus angerannt und kniete sich neben mich, griff meine Hand und setzte singend mit ein. Wir sangen zwei oder drei Durchgänge aller vier Strophen, schwer atmend, zutiefst besorgt um unsere Schwester im Geiste, Xykara.

Eine kleine Traube hatte sich um uns gebildet und beobachtete bangend den Ausgang unserer Versuche. Jasi nahm unser Spiel an und Xykara stabilisierte sich. Mir war fast schlecht von der Aufregung und machte es mir zu nutze, um die auf die Heilung folgende Erschöpfung zu spielen.

(Die ganze Szene wurde von einem der offiziellen Con-Fotografen übrigens aus nächster Nähe dokumentiert und ich hoffe inständig, dass es bald die Bilder dazu gibt.)

Braeus trug Kara auf seinen Armen zum Badehaus und bettete sie liebevoll auf eine der Massagebänke, ich riss meinen improvisierten Reiseschrein aus der Nische und baute ihn vor der Liege auf, um das Prozedere noch einmal gründlich zu wiederholen, streute meine Blumen, sprach Gebete - das volle Programm. Noch eine weitere Heilerin kam dazu und steuerte etwas von ihrer Kraft bei, um Kara bei der Genesung zu helfen.

Ja, wir mögen es gerne dramatisch. ;)  Wirkunsgrad und -Geschwindigkeit liegen in solchen Fällen im Ermessen der beteiligten Spieler. Solche Szenen machen Spaß, daher möchte man nicht, dass sie zu schnell enden. Und so improvisiert es auch war - wieso nicht? In der absoluten Panik und Ratlosigkeit kann man als Priesterin einfach mal direkt die Göttin um generelle Hilfe und Segen anrufen. Es hat funktioniert und der Heilerin, die die lebensrettende Erstversorgung geleistet hatte, kam die Sache ebenfalls extrem gut an, aber dazu später mehr.



Offizielles Foto von Moritz Jendral für Epic Empires 2017

3. Seife für Elben oder: Das Nilpferd im Kolibrinest

Irgendwann im Lauf des Tages tauchte eine Gruppe Elben am Badehaus auf. Ich kannte die Herrschaften OT natürlich - die liebe Sophie, Sarah und Till, außerdem Wiri, Sophies Freund als begleitender Waldläufer. Sie buchten ein Bad für den folgenden Tag und fragten, ob es Seife zu kaufen gebe. Das war ein geschickt ausgedachter Vorwand, mit dem Sophie es mir und Sven ermöglichen wollte, am Abend das berühmt-berüchtigte Elbenlager zu besuchen.

Zuuuufällig hatte meine Priesterin ein paar 'Tempelseifen' im Gepäck und versprach, sie zu sichten und später einige ausgesuchte Stücke vorbei zu bringen.

"Haltet Ihr es für klug, ohne Geleitschutz in diesen unsicheren Landen zu reisen? Sicher könnten  wir uns für ein paar Kupfer ein paar Männer der Drakenhofer Gefolgschaft anheuern."

"Nunja, das könnten wir,  Augura.  Aber... *zwinker* Lasst uns alleine gehen, ich denke, das wird... lustiger."

Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir uns in unseren besten Kleidern auf den Weg, im Gepäck die sorgsam eingewickelten Seifen. Es war der einzige regenfreie Tag, aber der Boden war längst aufgeweicht und schlammig. Ich zog also den Saum und die Schleppe meines mehrlagigen Gewands genüsslich durch den Dreck - Sven ging es nicht viel besser.

"Braeus. Wisst ihr eigentlich, wo genau sich das Lager der Elben befindet?"

"So... uuuungefähr...  "

Nach gut 20 Minuten Marsch, im Dunkeln, durch den Schlamm und quer über Wiesen, Wurzeln und Steine, fanden wir nicht das Elbenlager, aber dafür das Lager Norrelag. Es folgte ein fast slapstickartiger Dialog à la "Schuldigung, wo gehts hier zu den Elben?" und man deutete uns zum Glück in die richtige Richtung.

Etwa ein weiterer Kilometer quer über eine Wiese (das Gelände ist RIESIG... zum Parkplatz war es eine dreiviertel Stunde zu Fuß!) konnten wir zwar die Position des Lagers zwischen den Bäumen grob ausmachen, aber eben nicht den Weg zum Eingang. Wir umrundeten das Lager einmal. Ein weiteres Mal. Drehten wieder um. Stets über unsere langen Röcke stolpernd und Matsch stapfend. Stellten uns vor, wie gut versteckte elbische Späher sich still vor Lachen fast in die Tunika machten, weil die trotteligen, plumpen Menschen so unbeholfen durch die Landschaft stolperten. Mein Atem rasselte extrem durch die verengten Bronchien, ich bekam kaum Luft und japste und röchelte umher, leidend aber auch recht amüsiert. Schließlich stießen wir auf eine einzelne Elbe, die am Waldrand sitzend Nyckelharpa spielte. Wir stellten uns höflichst vor und baten um Hilfe. "Wir sind geladene Gäste der Herrin Curoniel mit einer Lieferung feinster Seifen aus der Stadt."

Die Elbe rümpfte das Näschen und fragte halblaut, wie es sein könne, dass ausgerechnet die hohe Herrin Curoniel sich mit MENSCHLICHER Seife abgebe, wollte aber keine Rüge von eben selbiger hoher Herrin kassieren und entschied zähneknirschend, uns zum Tor zu geleiten.

Dann ging der Spaß erst richtig los. Die leichtfüßige, trittsichere Elbe, die das Gelände dort kannte wie ihre Westentasche und wesentlich praktischer gekleidet war, führte querfeldein zwei wie die Pfauen geschmückte Menschen mit rasselndem Atem, schlechtem Schuhwerk und alles andere als sicherem Tritt. IM DUNKENLN.  DURCH DEN WALD. Mit einem genervten Seufzen musste sie alle 100 Meter warten, bis wir sie eingeholt hatten. Etwa alle 200 Meter traf sie auf elbische Wachen, mit einem scharfen "Halt! Wer da?" gefolgt von einer komplett auf Sindarin geführten Unterhaltung, bis man uns passieren ließ.

Etwa einen weiteren Kilometer lang, quer durch den Wald. Ich wiederhole: Im Dunkeln.  Lange Röcke, Schnaufen... ich kam mir vor wie ein blindes Nilpferd, das versucht, einem Kolibri mit Nachtsichtgerät zu folgen. Es war grooooooooßartig! Nie und nimmer hätten wir alleine diesen Weg gefunden.Endlich am Tor angelangt staunten wir nicht schlecht. Ein mächtiges, etwa 4m hohes Tor in einer ebenso hohen, kunstvoll verzierten Pallisade. Bogenschütze spähten über die Pallisade auf uns herab - die Konstruktion und der Effekt überaus beeindruckend. Das Tor öffnete sich und dahinter... LICHT.

Hunderte von Lichtern auf dem Boden, in den Bäumen, in den Büschen... wir wurden nach Waffen gefilzt und legten unsere ziemlich nutzlosen Dolche ab. Im Lager war die Fortbewegung deutlich leichter, da auch wir mit unseren schlechten menschlichen Augen dort endlich etwas erkennen konnten. Der Effekt war unbeschreiblich schön und wir müssen wirklich mit offenen Mündern dort einmarschiert sein.

So. Genau so. So muss es sich anfühlen, wenn einfache Menschen ins Reich der Elben kommen.



Offizielles Foto von Moritz Jendral für Epic Empires 2017.

Unsere zunehmend genervte Führerin fand zum Glück sehr schnell die Herrin Curoniel alias Sophie, welche zum Glück gerade Zeit für uns hatte und bestand auf eine kurze Lagerführung. Vorbei an üppigen Blumenbepflanzungen (diese werden etwa eine Woche vor Veranstaltung gepflanzt und hinterher wieder entfernt!), dem mit Lichtern geschmückten See (siehe oben - ebenfalls unglaublich liebevoll eigens künstlich angelegt!) und Lichtern, Lichtern, Lichtern in den Bäumen, Lichtern überall.

"Bitte, folgt mir auf die Plattform in den Bäumen, ich möchte zu gern in Ruhe mit euch sprechen, wo keine neugierigen Ohren lauschen können."

Plattform. In. Den. Bäumen.

Ich hatte kurz Angst, irgend eine Strickleiter mit meinen, ihr erinnert euch, RÖCKEN  und Prunkumhängen hochkraxeln zu müssen. Oooh nein. Viel besser. Ein hölzerner Weg, der sich um die Bäume schlängelte und sich serpentinenartig auf etwa 4-5m Höhe hinauf wand, um dort in einer großen, tropfenförmigen Plattform zu enden. ERNSTHAFT. Und ich habe Höhenangst! Nach dem stolperigen Matschweg ausgerechnet DAS. :D



Offizielles Foto von Moritz Jendral für Epic Empires 2017. Und jetzt stellt euch das bei Nacht vor, mit hunderten von LED-Lichtern in den umgebenden Baumkronen. Ooohja. Leider sieht man hier nicht die genaue Höhe und den gewundenen Weg durch die Bäume hinauf, aber die Plattform ist real, das sei hiermit bewiesen. ;)

Irgendwie kam ich heil oben an, blieb nur etwa zehnmal mit meinem chicen Sari-Umhang an irgend einem Ast oder Baum hängen und hatte die ganze Zeit ein inneres, panisches "Aaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!" akustisch mitlaufen. Glücklicherweise war die elbische Konstruktion stabil genug für menschliche schwindsüchtige Nilpferde. ;)

Der Ausblick auf das mit Lichtern übersäte Lager entschädigte für alles. Sophie, Sven und ich sind auch im echten Leben sehr gut befreundet, aber wieder einmal wirkte das Epic Empires seinen Zauber und waren nicht eine Sekunde lang versucht, aus dem Spiel zu gleiten. Wir hatten wunderbares, intensives Charakterspiel dort oben zwischen den Bäumen. Für Braeus, Anisalta und Curoniel war es die erste tiefgehende Unterhaltung und sie ging unter die Haut. Unsere Charaktere knüpften zarte Bande der Freundschaft und etwa nach einer halben Stunde kehrten wir auf den Waldboden zurück - habe ich erwähnt, dass ich Höhenangst habe?

Curoniel, die Lichtpriesterin (Priesterbuddies for life!) ludt uns noch in ihr Lager ein, wo wir mit elbischem Wein und allerlei Köstlichkeiten verwöhnt wurden. Ich präsentierte endlich meine Seife, die ja der Grund für den Besuch war und kehrte mit leeren Händen und reich an schwer beschreiblichen Eindrücken spät in der Nacht ins Badehaus zurück. Einen Großteil des Rückwegs schwiegen wir, dann plapperten wir, tief beeindruckt drauf los und teilten unsere Eindrücke.

Solche Erlebnisse - dafür macht man LARP.

4. Die Berührung

Am nächsten Tag regnete es wieder. Es war zu elend, ich hustete unentwegt. Das kurze, heiße Morgenbad im Zuber half zwar, der Effekt hielt aber natürlich nicht den ganzen Tag an.

Gentiana, die druidische Heilerin, der Xykara ihr Leben verdankte, kehrte am Abend zum Badehaus zurück und bat mich um Hilfe. Offenbar hatte ihr mein Spiel gefallen und sie wollte mit mir ein paar Verletzte in einem der näher gelegenen Lager versorgen. Das Spielangebot konnte ich natürlich nicht ausschlagen, auch wenn ich, was ich mehrmals betonen musste, nicht in dem Sinn heilen kann, sondern allenfalls unterstützend, schmerzstillend und beschleunigend zuarbeiten kann. "Egal, alles hilft!"  Nun denn.

Xykara, die dank einschlägiger Söldnererfahrung immerhin Verbände anlegen kann, begleitete uns und so machten wir uns daran einen Haufen Verletzter zu versorgen und das Schlimmste zu verhindern. Für meine noch recht unerfahrene Priesterin ein ganz schöner Kraftakt und so lag ich am Ende japsend im Gras und hatte - wie passend - wirklich keine Stimme mehr um irgendwelche Anrufungen zu singen.

Eine Angehörige einer der Geretteten stoppte mich auf dem Rückweg, um mir zu danken. Sie spielte so wunderbar emotional und aufgelöst, wie hilflos sie sich doch fühle und wie sehr sie wünschte, auch so etwas beitragen zu können. Ich deutete auf ihre Waffe und sagte, dass sie weder hilflos noch unnütz sei, nur lägen ihre Talente eben in einem anderen Bereich. Wieder einer spontanen Eingebung folgend entschied ich, ihr die Berührung Dibellas zu schenken. Die "Berührung" ist ein kurzer Segen (Duftöl!), der in Zeiten der Dunkelheit das Gemüt aufhellen soll und alle positiven Emotionen verstärkt. Sie nahm das Spielangebot begeistert an, verdrückte ein gerührtes Tränchen und umarmte mich, unendlich erleichtert.

Noch einmal tauchte Gentiana am folgenden Tag bei mir auf, diesmal war sie durch einen stumpfen Schlag auf den Kopf selbst verletzt. Die Massageliege stand ohnehin noch vor dem Schrein, also schloss ich die Zelttür und nahm mir die Zeit, nochmal gründlich die Göttin anzurufen und die Heilerin zu segnen.

"Dibella, Herrin der Schönheit und der Künste, höre den Ruf deiner Tochter in der Ferne.

Sei die Poesie in unseren Worten, wir widmen sie dir.

Sei der Strich unseres Pinsels, wir malen dein Bild.

Sei die Melodie in unserer Stimme, wir singen dein Lied.

Sei die Zartheit unserer Lippen, wir küssen dein Antlitz.

Sei die Lust in unseren Lenden, wir schenken deine Freuden.

Sei der Schwung in unseren Schritten, wir tanzen für dich."

Ich hauchte einen Fast-Kuss auf ihre Stirn.

"Dibella ist mit dir. Und nun geh, und heile."

Ich glaube, das Priesterzeug liegt mir.

Danke an euch fürs Lesen. :D *Blumen schmeiß* Dibella mit euch!

PS: Verzeiht die seltsam sperrige Formatierung. Mit dem neuen Editor habe ich noch so meine Probleme.

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