joerg - das ist nur fuer dich
"Kurier" vom 27.03.2004
Ressort: Chronik
Ausgabe: Wi, Abend, Wi, Morgen
Seite: 9
Nur auf a Hupferl
von Herbert Hufnagl
Im Internet kursiert derzeit ein launiger Text, in dem die kecke
Behauptung aufgestellt wird: Keine Sprache hat dermaßen unverbindliche
Maßeinheiten hervorgebracht wie die österreichische.
Der unbekannte Autor führt etliche Beispiele an. Z. B. "a
wengerl" oder "den braden Weg", der deshalb breit genannt wird, weil er lang
ist. Derlei könnte man unter Umgangsprachen-Logik rubrizieren. Diese ist ja
undurchschaubar, denn wenn jemand "nur auf a Hupferl" vorbeikommt, kann das
auch Stunden dauern, ohne dass sich jemand wundert.
Tatsächlich schwierig wird es, wenn ein solcher Besucher um "ein
Euzerl" (Alzerl) zu lang bleibt. Existiert von Euzerl eine Mehrzahl? Könnte
man also um "zwei Euzerln" daneben liegen? Waren irgendwann einmal 10
Euzerln "1 Euz"? Und wenn etwas um "100 Euz" nicht stimmt, darf man dann
schon "Den Unterschied möcht' ich Klavier spielen können" sagen?
Andere offene Fragen: Wie viel ist "a Lawine zoin"? Welcher
Menge entspricht "a gaunza Oasch voller Leit'" ? Wie groß ist "ein Fuzerl"?
Wann mutiert es zum "Eckerl"? Wann zum "Stückerl"? Wie groß ist ein "Trumm"
oder gar ein "Mordstrumm"? Wann wird aus einem "Tröpferl" ein "Tropfen"?
Wann daraus ein "Schluckerl"? (Sicher ist nur, dass man in Österreich unter
"a Flascherl Wein" einen Doppelliter versteht.)
Vieles davon ist (was die etymologische Herkunft betrifft)
weniger rätselhaft, als es scheint. Man müsste sich halt intensiv mit der
einschlägigen Literatur befassen. Willige Sprachforscher sollten sich auf
etwas konzentrieren, was angeblich niemand weiß:
Von welchem Brauch leitet sich eine Wendung ab, wenn jemand, der
etwas knapp verfehlte, "ums Oaschlecken ned!" sagt?
Copyrighthinweis: © Kurier - Wien, 2003. Alle Inhalte dienen der
persönlichen Information. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den
persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.
Ressort: Chronik
Ausgabe: Wi, Abend, Wi, Morgen
Seite: 9
Nur auf a Hupferl
von Herbert Hufnagl
Im Internet kursiert derzeit ein launiger Text, in dem die kecke
Behauptung aufgestellt wird: Keine Sprache hat dermaßen unverbindliche
Maßeinheiten hervorgebracht wie die österreichische.
Der unbekannte Autor führt etliche Beispiele an. Z. B. "a
wengerl" oder "den braden Weg", der deshalb breit genannt wird, weil er lang
ist. Derlei könnte man unter Umgangsprachen-Logik rubrizieren. Diese ist ja
undurchschaubar, denn wenn jemand "nur auf a Hupferl" vorbeikommt, kann das
auch Stunden dauern, ohne dass sich jemand wundert.
Tatsächlich schwierig wird es, wenn ein solcher Besucher um "ein
Euzerl" (Alzerl) zu lang bleibt. Existiert von Euzerl eine Mehrzahl? Könnte
man also um "zwei Euzerln" daneben liegen? Waren irgendwann einmal 10
Euzerln "1 Euz"? Und wenn etwas um "100 Euz" nicht stimmt, darf man dann
schon "Den Unterschied möcht' ich Klavier spielen können" sagen?
Andere offene Fragen: Wie viel ist "a Lawine zoin"? Welcher
Menge entspricht "a gaunza Oasch voller Leit'" ? Wie groß ist "ein Fuzerl"?
Wann mutiert es zum "Eckerl"? Wann zum "Stückerl"? Wie groß ist ein "Trumm"
oder gar ein "Mordstrumm"? Wann wird aus einem "Tröpferl" ein "Tropfen"?
Wann daraus ein "Schluckerl"? (Sicher ist nur, dass man in Österreich unter
"a Flascherl Wein" einen Doppelliter versteht.)
Vieles davon ist (was die etymologische Herkunft betrifft)
weniger rätselhaft, als es scheint. Man müsste sich halt intensiv mit der
einschlägigen Literatur befassen. Willige Sprachforscher sollten sich auf
etwas konzentrieren, was angeblich niemand weiß:
Von welchem Brauch leitet sich eine Wendung ab, wenn jemand, der
etwas knapp verfehlte, "ums Oaschlecken ned!" sagt?
Copyrighthinweis: © Kurier - Wien, 2003. Alle Inhalte dienen der
persönlichen Information. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den
persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.