Per.
Niemand außer dem Bremer würde sich mit Marcell in ein Bett kuscheln. Das taten nur die beiden seit sie sich damals nach dem verlorenen Halbfinal-Spiel gegen Italien die ganze Nacht in den Armen gelegen hatten und am nächsten Morgen festgestellt hatten, dass es ihnen geholfen hatte, jemanden bei sich zu wissen.
Er hob seinen Kopf kurz an und sah in Pers Gesicht, das entspannt auf dem Kopfkissen lag. Mit einem leichten Lächeln ließ Marcell seinen Kopf wieder sinken und schloss die Augen wieder.
Als er wieder erwachte, war er alleine im Bett. Er stand auf, streckte sich etwas und tapste dann barfuss hinaus in das Wohnzimmer, das ebenfalls leer war.
Geräusche aus der Küche veranlassten ihn, sich in diese Richtung wenden, und als er die Küche betrat, legte sich sofort ein Lächeln auf sein Gesicht. Per saß auf einem Stuhl am Küchentisch und las Zeitung während im Hintergrund die Kaffeemaschine arbeitete und der Toaster leicht brummte.
„Hey“, begrüßte Marcell ihn.
Der Bremer sah auf und lächelte ebenfalls. „Morgen. Gut geschlafen?“
Der Jüngere nickte. „So gut wie lange nicht.“
Per nickte nur, während Marcell sich neben ihn setzte. „Wann musst du zurück nach München?“
Nach einem Blick auf die Uhr seufzte der Ex-Gladbacher. „Ich sollte eigentlich schon wieder unterwegs sein.“
„Vergiss es“, schüttelte Per den Kopf. „Du trinkst jetzt erst mal einen Kaffee und isst was. Du bist dünn geworden.“
„Bin ich nicht.“
„Doch, bist du.“
„Bin ich nicht.“
„Doch, bist du. Und jetzt halt die Klappe.“
Marcell grinste, als er eine Bremen-Tasse gefüllt mit Kaffee entgegen nahm, kommentierte es jedoch nicht. Auf Pers Drängen hin ließ er sich auf einen Stuhl fallen und fing an, den Toast, den der Bremer ihm auf einem Teller hingestellt hatte, mit Butter zu bestreichen.
„Hast du heute Training?“ wollte der Jüngere zwischen zwei Bissen wissen.
Der Andere nickte. „Nachmittags. Der Vormittag ist ausnahmsweise frei.“
Marcell nickte kurz, denn bei ihm war es genauso (was gut war, denn nur so hatte er sich diesen Trip nach Bremen erlauben können).
Als er dann zwanzig Minuten später mit der gepackten Reisetasche in der Hand vor der Haustür stand, wünschte er sich, er müsste überhaupt nicht zurück. Und das sagte er Per auch, der daraufhin nur leise lachte.
„Komm doch einfach mal wieder vorbei“, schlug er vor. „Und dann vielleicht mit etwas mehr Zeit im Gepäck?“
Marcell nickte lächelnd. „Werde ich.“
„Gut.“ Per zog den Ex-Gladbacher in eine lange Umarmung und drückte ihm einen leichten Kuss gegen die Schläfe, bevor er ihn grinsend aus der Tür schob. „Und jetzt mach, dass du rauskommst. Wir sehen uns Samstag.“
Der Jüngere grinste ihn an. „Bis dann.“
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„Ich will es aber wissen.“
„Hör auf mit dem Unsinn, Tim“, wies Torsten seinen Freund an. „Das geht dich nichts an.“
„Also soll ich das, was ich gestern gesehen hab einfach ignorieren?“
„Genau.“
Tim schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht.“
„Das hab ich befürchtet. Und was denkst du, wie Per reagiert, wenn du ihn fragst, ob er was mit Marcell hat?“ Torsten flüsterte den letzten Teils seines Satzes nur, um ihn vor ungewollten Zuhörern zu beschützen.
Der Jüngere verdrehte nur die Augen. „Als wenn ich das so machen würde. Da muss man schon ein bisschen subtiler herangehen.“
„Subtil?“ Torsten zog seine Augebrauen nach oben.
Tim grinste. „Genau.“ Er sah auf, als die Tür zur Umkleide sich öffnete und Per eintrat. „Wirst schon sehen“, murmelte er dem Langhaarigen noch zu, bevor er Per begrüßte. „Hey Langer!“
„Hey“, begrüßte der große Blonde zurück. „Wie geht’s?“
„Gut und dir?“
Tim nickte. „Auch gut.“ Er schwieg ein paar Sekunden und warf Torsten einen kurzen Blick zu, bevor er weiter fragte: „Wieso bist du denn gestern Abend nicht gekommen?“
Per zuckte nur mit den Schultern. „Ich wurde aufgehalten.“
„Wovon denn?“
„Meine Mutter hat angerufen.“
Tim runzelte die Stirn. „Deine Mutter hat angerufen?“ Ein bezeichnender Blick traf Torsten.
Per, der das nicht gesehen hatte, nickte nur. „Sie hat ewig von irgendwas erzählt und als sie endlich fertig war, hätte ich es sowieso nicht mehr pünktlich geschafft.“
„Ach so“, nickte Tim verständnisvoll. „Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“
Per drehte sich um, sah ihn an und lächelte „Musst du nicht, alles ist bestens.“ Dann verließ er die Umkleide und bekam so nicht mehr mit, wie Tim sich zu Torsten wandte.
„Siehst du?“
„Was?“ wollte der Ältere wissen.
„Er hat gelogen.“
„Und?“
„Das heißt, er hat was zu verheimlichen. Nämlich, dass er mit jemandem zusammen ist. Mit Marcell.“
Torsten verdrehte die Augen. „Oder er wollte einfach nicht, dass du falsche Schlussfolgerungen ziehst.“
„Wieso sollte ich falsche Schlussfolgerungen ziehen, nur weil Marcell für einen Tag oder sogar nur für ein paar Stunden nach Werder Bremen kommt, um Per zu besuchen, der nicht einmal zugibt, dass er da war?“
„Marcell ist in Bremen?“
Torsten und Tim fuhren herum und starrten Clemens an, der die Frage gestellt hatte. „Hm?“ versuchte Tim, sich blöd zu stellen, was ihm nur einen ärgerlichen blick von Torsten einbrachte.
„Du hast gesagt, dass Marcell in Bremen ist“, wiederholte der Blonde.
„Hab ich das?“
„Ja.“
„Da musst du dich verhört haben.“
„Tatsächlich?“
„Tatsächlich.“
„Weißt du, ich hab eher das Gefühl, du willst mir was verheimlichen.“
„Wie kommst du denn darauf?“
Clemens verdrehte die Augen. „Halt mich nicht für dümmer als ich bin.“
„Würde ich nie wagen.“
„Also jetzt raus mit er Sprache: Was ist los?“
Tim wollte zu einer Antwort ansetzen, wurde jedoch von Diego unterbrochen, der zur Kabinentür hereinschaute und sie aufforderte, sich zu beeilen. „Ich erzähl es dir später“, versprach er dem blonden Verteidiger stattdessen.
Als dieser die Kabine kurz darauf verlassen hatte, begegnete er dem wütenden Blick Torstens.
„Ich dachte, du wolltest deine Klappe halten?“
„Ach komm, das ist Clemens, wir können ihm vertrauen.“
Der Langhaarige seufzte. „Ich gebe es auf.“
Tim grinste. „Super. Ach und wir sollten vielleicht Per etwas beobachten in nächster Zeit - natürlich nur um klarzustellen, dass es ihm gut geht.“
„Natürlich“, nickte Torsten, während er zum wiederholten Male seine Augen verdrehte und Tim nach draußen auf den Trainingsplatz folgte.
TBC...
(
Kapitel 1)
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