Title: Borderline (5/?)
Fandom: Prison Break
Pairing: Michael/Lincoln (eventually)
Rating: ab12 (bisher) (später wahrscheinlich höher)
Warning: pre-series, WIP, bisschen düster
Spoiler: wenn überhaupt für einige Flashbacks aus S1 und S2
Disclaimer: ich spiele nur mit ihnen - ohne Geld, aber mit viel Spaß
Summary: Michael hatte gerade damit begonnen, sich zu einem eigenbrötlerischen, verschlossenen Teenager zu entwickeln… als plötzlich sein Bruder verschwindet, und Michaels Leben sich einmal mehr von Grund auf ändert.
A/N: Ein Zwischenfall in der Schule führt dazu, dass Michael in der Notaufnahme landet…
PS: HILFEEE !!!! Was muss ich tun, damit in der Schrift im LJ-Cut Umlaute erscheinen? Ich meine, das war sonst anders... Oder liegt's an meiner Darstellung? Seht ihr auch komische Zeichen anstatt ä,ö und ü?
Kapitel 5
Ein paar der Mädchen sprangen quiekend zur Seite, und ein oder zwei Jungen wurden leicht blass um die Nase, als Michael blutüberströmt in der großen Pause über den Schulhof geschleppt wurde. Zwei ältere Schüler hatten ihn links und rechts untergehakt und waren auf dem Weg zur Krankenstation. Er wollte protestieren, er könne allein laufen, verschluckte sich aber an den Worten, weshalb er nur husten und spucken konnte. Die anderen ließen ihn nicht los. Ihnen folgte nahezu die komplette Schülerschaft, teils neugierig, teils ängstlich, die meisten waren ganz einfach begeistert, weil etwas Spannendes passierte.
„Dios mío!“, rief Maria Navarro, die mexikanische Schulkrankenschwester, aus, als der Trupp hereinkam. Sie kannte den Jungen in der Mitte von früheren Zwischenfällen und weil er ihr in seiner Freizeit ab und zu auf der Krankenstation assistierte - und solch ein grauenvoller Anblick bot sich auch ihr nicht alle Tage. Um seinen Mund herum war alles voller Blut, Kinn und Hals glänzten hellrot, und sein T-Shirt war vom Halsausschnitt bis auf die Brust durchtränkt. Maria ließ fallen, was sie gerade in den Händen hatte, nahm den jungen Patienten entgegen und setzte ihn auf den nächsten Stuhl. Auf der Schwelle drängten sich die Neugierigen. Michael sah Beckys blonde Zöpfe im Gewimmel und den ängstlichen Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens. Er mochte Becky. Gerade wollte er ihr zurufen, dass alles in Ordnung sei, da kam Maria dazwischen und scheuchte die Kinder hinaus.
„Los, los, raus hier!“, befahl sie resolut, und alles gehorchte auf der Stelle. „Michael, du bleibst still sitzen. Beweg dich nicht. Und atme durch den Mund.“
Schnell waren die Schüler aus dem Krankenzimmer verschwunden, aber kurz bevor die Tür ins Schloss fiel, wurde ein weiterer Junge hinein geschoben. Er drückte sich unbeholfen an der Tür herum, während er die Schwester und Michael beobachtete.
Flink befeuchtete Maria ein paar Tücher und begann vorsichtig damit, Blut und Schmutz abzuwaschen. Ein dünner, leuchtend roter Strom floss stetig weiter Michaels Kinn herab. Wie befohlen, versuchte Michael durch den Mund zu atmen, aber er musste husten, als ihm das Blut in den Rachen lief. Es schmeckte eklig metallisch.
„Leg deinen Kopf in den Nacken. Ja, so ist gut. Wir kriegen das hin, Chico, keine Sorge.“
Michael machte sich keine Sorgen. Denn er hatte keine Schmerzen. Das wunderte ihn ein bisschen, weil er all das Blut sehr wohl gesehen hatte, und auch Marias Blick, als sie ihn unter die Lupe nahm; sein ganzer Mund fühlte sich irgendwie… komisch an. Aber er tat, was Maria ihm sagte und hielt still. Marias Ton war sanft, ihre Worte und Bewegungen beruhigend - er merkte kaum, dass sie sein Gesicht und die Wunde, die da offensichtlich sein musste, berührte. Während Michael mit erhobenem Kinn und offenem Mund die Prozedur über sich ergehen ließ, beobachtete er aufmerksam den anderen Jungen.
„Okay Michael, wir bringen dich ins Krankenhaus. Halt diese Kompresse vorsichtig gegen deinen Mund. Nicht zu fest drücken. Ja, so ist gut. Nicht sprechen, einfach nur atmen. Aber sag sofort Bescheid, falls dir schwindlig wird, hörst du?“
Michael brummte seine Zustimmung. Die Krankenschwester bemerkte, dass er unentwegt die Tür anstarrte, und sie wandte sich um.
„Herrjeh, Charlie! Du auch? Komm her. Ist es schlimm?“
Charlie zuckte erst mit den Schultern, schüttelte dann seinen Kopf. Er hatte Kratzer und Dreck im Gesicht, und er hielt den linken Arm an den Bauch gepresst.
„Gut. Ich kann dich hier jetzt nicht behandeln, weil ich mit Michael ins Krankenhaus muss. Du kommst mit.“
~ o ~ o ~ o ~
Noch bevor Michael zehn geworden war, hatte er sich schon zweimal auf dem Schulhof mit älteren und größeren Mitschülern geprügelt. Zweimal hatte er mit blutiger Nase im Rektorzimmer gesessen und die Predigt stumm über sich ergehen lassen. Zweimal hatte er triumphierend gegrinst, als Lincoln ihn dort abholte. Schon damals hatte der große Bruder viele elterliche Aufgaben übernehmen müssen, für die ihre Mutter zu krank gewesen war. Heute war es zum dritten Mal passiert, nur diesmal konnte ihn Lincoln nicht abholen. Und Michael wartete nicht in der Schule.
Nachdem seine aufgeplatzte Oberlippe in der Ambulanz genäht worden war, saß er allein im Wartezimmer und starrte blicklos auf die billigen Nachdrucke abstrakter Gemälde. Sein Mund fühlte sich immer noch fremd an. Irgendwie groß und warm und unbeweglich. Aber auch ein winziges Bisschen wie eine Auszeichnung. Michael war nie ein Raufbold gewesen. Wenn er sich mit jemandem schlug, dann nicht, weil es ihm Spaß machte.
Es war ganz einfach nötig gewesen. Michael hatte kein schlechtes Gewissen deswegen. Er wusste, in diesem Fall wäre er mit bloßen Worten eh nicht weit gekommen. Charlie Wyatt war zwei Jahre älter als er und doppelt so breit, und er hatte lauthals auf dem Schulhof gehöhnt, dass Lincoln Burrows ein gefährlicher Terrorist sei, der den elektrischen Stuhl verdiente. Michael hatte nicht den Bruchteil einer Sekunde gezögert und den bulligen Jungen mit seinen kleinen Fäusten attackiert. Mit dem Ergebnis, dass er, Michael, mit aufgeschürften Knien und Handgelenken und einer geplatzten Oberlippe erst in die Krankenstation der Schule, dann in die Notaufnahme des Chicagoer Children’s Memorial Hospital gebracht worden war.
Maria kam mit diversen Papieren aus dem Anmeldezimmer und setzte sich Michael gegenüber auf einen der grünen Plastikstühle.
„Alles klar, Michael? Hast du Schmerzen?“
Michael schüttelte stumm den Kopf.
„Die Betäubung und das Schmerzmittel wirken noch ein paar Stunden. Wenn es heute Abend nachlässt, kann es sein, dass es weh tut. Nein, ich will ehrlich sein, es wird bestimmt wehtun. Dann musst du dich an jemanden in deinem Haus wenden, Michael. Walter Deluca ist für dich zuständig, richtig? Er wird dir noch eine Tablette geben, damit du heute Nacht ohne Schmerzen schlafen kannst. Versprich mir, dass du zu ihm gehst.“
Michael nickte und verkniff sich ein genervtes ‚Ja doch’. Für wie unselbständig hielt Maria ihn eigentlich? Er war doch kein kleines Kind mehr!
„Okay. Charlie müsste auch gleich fertig sein, dann können wir gehen.“
Sie seufzte, strich sich durch die schwarzen, lockigen Haare und sprach leise weiter: „Michael, Michael, du hast mich wirklich erschreckt vorhin, wie du ausgesehen hast. Ich weiß ja, ihr Jungs geht rau miteinander um, aber… Du bist doch kein Schläger, Michael. Du bist immer freundlich und hilfsbereit, kein Schüler hat mir schon so oft auf der Krankenstation geholfen wie du. Warum macht ihr so was nur?“
Michael sagte nichts. Er hatte gelernt, dass die meisten Erwachsenen sich nicht wirklich für Erklärungen interessierten, wenn sie nach dem ‚Warum’ fragten, und sein Mund fühlte sich gerade eh nicht so an, als ob er reden könnte. Aber auf einmal tat Maria ihm leid. Sie war nett, und er hatte sie bestimmt nicht erschrecken wollen. Auch wenn sie Krankenschwester war, musste das ja nicht bedeuten, dass sie den Anblick von blutüberströmten Schülern gern hatte. Schon holte er Atem, um sich zu entschuldigen, doch Maria kam ihm zuvor.
„Der Doktor sagt, du bist für mindestens drei Tage vom Unterricht befreit, damit die Naht verheilen kann. Beim Essen musst du vorsichtig sein, beim Zähneputzen natürlich auch, und du sollst möglichst wenig sprechen, okay?“ Sie zwinkerte ihm zu. „Das wird dir nicht schwer fallen, stimmt’s? Aber bevor wir dich nachhause bringen, musst du zum Direktor. Ihr beide.“
In diesem Moment erschien auch Charlie. Seine Hand war bandagiert, und er hatte zwei große Pflaster auf der Stirn und eins am Kinn. Der ältere Junge sah sich im Wartezimmer um, trottete dann mit hängenden Schultern zu ihnen hinüber.
„Brauchst gar nicht wie ein begossener Pudel schauen, Charlie Wyatt“, sagte Maria beim Aufstehen. „Erstens hast du kaum etwas abbekommen, zweitens bin nicht ich es, die euch zwei zusammenstaucht. Los geht’s. Direktor Mulligan wartet schon auf euch.“
Charlie sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. Soweit Michael wusste, war der andere Junge ein regelmäßiger Gast im Rektorzimmer. Michael überlegte. Wenn er nicht reden durfte, würde es schwer werden, dem Direktor die ganze Geschichte zu erzählen. Nicht dass er das wirklich vorgehabt hätte. Er würde nicht wiederholen, was Charlie über Lincoln gesagt hatte. Das ging niemanden etwas an.
tbc.