Fandom: YuGiOh
Characters: Seto Kaiba, Joey Wheeler, Marik Ishtar
Genre: Slash
Warnings: -
Bei einer herkömmlichen Katze reicht schon das kleinste Zucken eines Fußes aus, um ihre Raubtierinstinkte zu erwecken.
Bei ihm brauchte es nur ein Flüstern, um die Flamme zu entzünden.
Und es war eigentlich nicht leicht, in Seto Kaiba so was wie ein Feuer in Gang zu bringen.
Es war Malik. Natürlich. Wer sonst außer Malik hatte diese unverblümte Art, sich über alle Grenzen der Höflichkeit hinwegzusetzen. Wer außer Malik besaß die Frechheit, sich an den CEO der Kaiba Corp heranzupirschen und zu zirpen:
"Sieh ihn dir an!"
Seto - dem es sonst nie entging, wenn sich irgendwer an ihn ranzuschleichen versuchte - war so überrascht, dass er einen Augenblick lang über die Frage des Grabwächters nachdachte.
Er fasste die Gruppe vor sich näher ins Auge. Also schön, von wem war die Rede...?
Es war der letzte Abend auf dem Battleship, bevor sie Domino erreichten, und irgendwer (Seto konnte sich denken, wer), schien entschieden zu haben, dass dies ein Grund für eine Feier war.
Es hatte Seto kalt erwischt - er war nur in die Bar gekommen, um sich einen von diesen Espressos zu holen, die wie hundert Volt durch die Adern schossen. Und plötzlich war da Musik gewesen (er konnte sich nicht mal erinnern, dass er Musik auf dem Luftschiff vorgesehen hatte), Lichter überall, und alle kamen aus ihren Löchern geschossen, enterten den Tresen, begannen sich kichernd zu unterhalten, und tranken Bier. Aus Dosen.
Er hatte sich sofort wieder verziehen wollen. Yugi kam angeschlendert und versuchte mühsam, ein Gespräch anzuzetteln, aber Seto war ihn mit Niederstarren und einsilbigen Antworten ziemlich rasch wieder losgeworden. Er fand es zwar irgendwie rührend, wie der Kleine sich abgemüht hatte, aber Yugis schüchterne Nettigkeit ließ ihn schlussendlich kalt. Er sah keinen Grund für ein Gespräch.
Schließlich war er aber doch klebengeblieben. Nach und nach hatte es ihn fasziniert, das Treiben um ihn herum zu beobachten. Zu sehen, wie die anderen in ihre behaglichen Leben zurückschlüpften, lachten und sich auflockerten, froh, dem Weltuntergang noch mal entkommen zu sein.
Was sie ohne ihn natürlich nicht geschafft hätten. Er führte das Glas an die Lippen und lächelte schmal.
Also hatte er sich ein Soda auf Eis bestellt, um noch etwas länger bleiben zu können. Und zuzusehen, wie andere Menschen sich entspannten.
Aha. So sah das also aus.
Die größte Gruppe bildeten natürlich Yugi und sein Anhang. Die blonde Straßentöle plapperte ohne Pause und unterhielt die anderen mit, wie Seto dachte, ziemlich primitiven Armbewegungen, und der kleine Trupp quietschte vor Vergnügen.
Neben ihm stand dieses unscheinbare Mädchen, seine Schwester, und himmelte ihn mit schmelzenden Augen an.
Seto hatte allerdings den Verdacht, dass sie nur so unschuldig lächelte, damit ihrem Bruder nicht auffiel, dass Honda seine Hand auf ihrem Hintern hatte. Der Duellant in dem lächerlichen Glückswürfel-Outfit stand hinter ihnen und starrte die Hand mit leerem Blick an.
Der Stille mit der eisblonden Matte wirkte nachdenklich und mitgenommen und schien froh zu sein, dass er geduldet wurde.
Der Tisch am Fenster schien der Grübler-Tisch zu sein. Dort saß Ishizu Ishtar vor einem unberührten Glas Weißwein, und ihr gegenüber Odion, der auch nicht wesentlich heiterer aussah.
Auf der Couch bot sich ein Anblick, von dem Seto nicht so sicher war, ob er ihn gut fand. Mokuba war dort eingeklemmt zwischen Yugis Cheerleaderfreundin Wie-war-ihr-Name und Mai Valentine, und sein Gesicht glühte.
Er tischte ihnen offenbar gerade irgendeine Geschichte auf und sah abwechselnd von der einen zur anderen. Aber Seto bemerkte, dass er ihnen nicht in die Gesichter sah - sein Blick befand sich auf einer vollkommen anderen Höhe. Wie auch immer er sie dazu bekommen hatte, ihm zuzuhören, er schien seinen Spaß zu haben. Gut für ihn.
Und Malik -
Nun, Malik hatte sich an ihn rangeschlichen.
Seto spannte sich an. Maliks Gesicht war ziemlich nahe an seinem Ohr, und er mochte es nicht, wenn Menschen ihm auf die Pelle rückten - von Mokuba abgesehen.
"Langeweile, Ishtar? Hat deine Schwester keine Schoten aus der Zukunft mehr, die sie ausplaudern könnte? Ist ein Leben ohne Weltherrschaft so schwer zu ertragen?"
Wenn er dachte, er könne Malik mit Beleidigungen loswerden, hatte er sich geschnitten. Malik hatte ein wesentlich dickeres Fell als Yugi. Er kicherte.
"Hör auf zu sülzen, Kaiba, du bist unoriginell. Und sieh hin!"
Setos Augen verengten sich. Ok, wenn konnte Malik meinen?!
Yugi...? An Yugi gab es nichts zu sehen. Er stand klein, still und bescheiden neben seinem Freund Lassie und umklammerte sein Glas mit - auch das noch! - Fruchtsaft. Seto verzog das Gesicht. Es machte ihn immer wieder fertig zu sehen, wie dieser Meisterduellant sich außerhalb der Arena in ein treudoofes Mauerblümchen verwandelte.
Nein, Yugi war´s nicht. Seto forschte weiter.
Natürlich! In der Gruppe war nur einer, der die Blicke auf sich zog. Alle Blicke. Auch Setos - so sehr er versuchte, vorbeizugucken.
Die blonde Straßentöle.
Seine Stimme war laut, das Bier in seiner Hand schwappte beim Erzählen hin und her, seine Zähne (überraschend sauber, dachte Seto) blitzten, weil er unentwegt lächelte. Er hatte sein Publikum im Griff und genoss offenbar Minute für Minute davon. Ein Klassenclown eben, eine Witzfigur.
Seto schnaubte. Irgendwie muss man schließlich überspielen, dass man eine lausige Duel-Monsters-Lusche ist, wie?
Dieses Duell....lächerlich. Alles nur Glück. Der Köter hätte nie auch nur für eine Sekunde die Kontrolle über den Weißen Drachen bekommen, wenn Seto nicht von der Niederlage gegen Yugi noch so aufgebracht gewesen wäre...
"Du meinst die Töl...ounouchi?" zischte er gelangweilt hinter sich. "Was ist damit?"
Schon wieder Maliks Stimme direkt neben seinem Ohr. Seto spürte eine Fahne von...was war das, Tequila...? Er überlegte, den Sicherheitsdienst kommen zu lassen. Aber nun war er neugierig geworden, was Maliks Auftritt sollte.
Seltsame Dinge, die mit Yugis Töle zusammenhingen, interessierten ihn außerdem komischerweise immer ein bisschen. Es war immer nett, neuen Stoff für den nächsten Zusammenprall zu haben.
"Kaiba," wisperte Malik in sein Ohr, "du scheinst nicht sehr viel von diesen Sachen zu verstehen. Also werd ich´s dir übersetzen. Die Show da...das macht er alles nur für dich."
Beinahe hätte Seto sein Wasser über den Tresen geprustet. "Ich dachte, deine Schwester wäre die mit den verrückten Ansagen in der Familie?"
Malik biss nicht an. "Schau mal, wie der sich abrackert," fuhr er unbeeindruckt fort,
"Denkst du, er muss für seine besten Freunde diese Nummer abziehen? Die sieht er täglich im Spieleladen. Er versucht vor DIR zu glänzen, sieh her, schreit er, ich hab Freunde, ich bin selbstbewusst, ich kenne witzige Geschichten. Ich bin ein toller Kerl. Und dabei steht er gerade so, dass du nen guten Blick auf ihn hast. Und spricht gerade so laut, dass du ihn hören kannst, wenn du willst." Er knurrte. "Uralter Schulhoftrick, übrigens."
Seto machte eine kleine Grimasse und stürzte rasch noch einen Schluck kühles Wasser. "Vielleicht habt ihr einfach ne andere Körpersprache bei euch in Kairo," schoss er zurück.
"Vielleicht." Die Stimme hinter ihm gluckste erheitert.
"Aber ich wette mit dir - wenn du ihn im passenden Moment festnageln würdest...er wäre dir ausgeliefert. Er würde schwach werden. Sein Verstand würde sich vielleicht mit Händen und Füssen wehren, aber sein Körper... Ich wette mit dir, dieser Körper ist dir schon längst verfallen. Und so wie ich das sehe...hört der Knabe wohl eher auf seinen Körper als auf sein Hirn." Malik schnalzte mit der Zunge.
"Aber warum erzähl ich dir das. Du bist schließlich bloß ein säuerlicher menschlicher Kühlschrank mit nem Stock im Arsch..."
Ok. Nun war es definitiv Zeit für den Sicherheitsdienst.
"Schenk dir die Mühe," sagte der Grabwächter lässig, noch bevor Seto die Hand an sein Microport legen konnte. "Ich wollte mich sowieso hinhauen. Dieser Streichelzoo nervt mich. Mach was draus. Und pass auf, dass der Kleine da," er nickte zu Mokuba hinüber, der aussah, als würde er in Mais Ausschnitt stürzen, "heute nicht im falschen Bett landet. Nacht."
Und er schlenderte davon und peilte die Kabinen an. Dabei machte einen kleinen eleganten Schlenker zu Yugis Runde, um dem weißblonden Stillen einen Klaps auf den Po zu geben, woraufhin dieser erschrocken die Augen aufriss und rot wurde.
Seto kochte. Malik hatte seinen Arsch erwähnt und noch dazu einen Stock...er machte sich über Mokuba lustig...das ging zu weit. Ihm war danach, dem Grabwächter die Sicherheitsleute nachzuschicken und ihn schikanieren zu lassen für...was auch immer...
Da trafen ihn Maliks Worte von vorhin plötzlich mit voller Wucht in den Magen.
...wenn du ihn im passenden Moment festnageln und ihn küssen würdest...
Seine Lippen begannen zu prickeln. Er hatte noch nie geküsst...nicht SO zumindest. Der Gedanke kam ihm fremd vor. Menschen, die aneinander hingen und ihre Lippen aufeinander drückten...? Was war der Witz daran?
Er würde schwach werden.
Er blinzelte den Trupp vor sich an. Der Köter hatte noch immer nicht aufgehört zu quasseln. Irrte er sich, oder schwoll seine Stimme noch etwas mehr an, als er Setos Blick auf sich spürte...?
...schwach...
Setos Hand schloss sich um das Glas. Plötzlich brauchte er Wasser.
Er mochte Leute, die schwach seinetwegen waren. Verdammt, er mochte das.
Er spürte, wie Blut durch seine Adern pumpte...so schnell wie sonst nur bei einem wirklich Guten Duell...
Ich wette mit dir, dieser Körper ist dir schon längst verfallen.
...und er hatte eine Idee.
Das war ein Spiel, das er noch nie gespielt hatte. Vielleicht wurde es Zeit. Seto mochte es, neue Spiele auszuprobieren.
Und so wie ich das sehe...hört der Knabe wohl eher auf seinen Körper als auf sein Hirn.
Es würde nur ein Spiel sein... Körperliche Reaktionen. Knöpfe drücken. Verwundbare Stellen finden. Feindkontrolle.
Das Rauschen in seinen Ohren wurde ohrenbetäubend.
Aber...welchen Grund hatte Malik, ihm die Wahrheit zu sagen? Er brauchte eine Sicherheit, bevor er diesen Versuch startete...
Ein kleiner Test konnte nicht schaden.
"Noch einen Drink, S...-"
Mit einer Handbewegung brachte Seto den Barmann zum schweigen, der sich rasch strategisch verkrümelte.
Seto war eine Idee gekommen. Langsam, ohne Eile, setzte er sich in Bewegung und durchschlenderte den Saal.
Das Geschnatter der blonden Töle kam näher. Seto konnte Fetzen verstehen.
"...und dann verwandelt er sich in dieses Monster, das noch hässlicher war als er selbst...! Sitzt da wie ein Riesenwildschwein und faselt irgendeine Grütze von Der Prozess ist eröffnet! oder so..."
Ah, ein Bericht seiner Heldentaten in Noahs virtuellem Folterknast. Was Besseres war ihm wohl nicht eingefallen.
"...denkt, er kann mich mit seinem Anwaltsblabla aus dem Verkehr ziehen, aber nicht mit mir! Ich so zu ihm..."
Seto irrte sich nicht. Der Blonde legte sich nun richtig ins Zeug. Seine Stimme brach sich Bahn, als Seto näher trat. Er klang plötzlich atemlos. Er hechelte fast. Seine Gesten wurden - soweit das ging - noch lebhafter, zwei Mal musste Yugi schnell seinen Fruchtsaft außer Reichweite bringen. Er verausgabte sich nahezu. Und war das da eine leichte Röte, die von den Ohren aus auf sein Gesicht kroch...?
"Und ich hau ihm whamm! meinen Sündenbock hin und er... - "
Seto legte den Kopf schräg und konnte gerade noch interessiert beobachten, wie sich die Nackenhaare des Köters aufrichteten, bevor dieser sich plötzlich umdrehte.
"Is was, Kaiba?!"
Seto wurde milde überrascht von der Wut, die in dem Gesicht des anderen stand. Er war doch nur an ihm vorbeigegangen... wenn DAS schon reichte...hatte Malik also recht, steckte hinter dieser Raufbereitschaft noch was ganz anderes?
Stille trat ein. Die anderen machten betretene Gesichter. Nicht schon wieder! stand Yugi deutlich ins Gesicht geschrieben.
Seto verschränkte die Arme. Wie immer zu Beginn einer solchen Szene. Auf ein Neues.
Bedaure, Yugi.
"Kann mir vorstellen, dass du lieber von DIESEM Duell erzählst, Make-inu ." Er grinste. "DAS hast du wenigstens gewonnen. Aber wer würde nicht gegen eine hirntote Advokaten-Gurke mit schlechten Schaltkreisen gewinnen?"
Die Töle ballte die Fäuste. So was von vorhersehbar.
Obwohl...irgendwie stand ihm dieser Zorn nicht schlecht. Er sah ein klein bisschen niedlich aus...wie ein Welpe, der aufgeregt einen Baum ankläffte.
"Schleichst du schon rum und lauscht fremden Gesprächen, weil mit dir keiner redet, Kaiba?" fauchte es aus dem wütenden Kläffer. "Was sollte das werden, wolltest du mir heimlich am Ohr knabbern?"
O mann. Seto konnte nicht fassen, dass die Töle das gesagt hatte. Das war zu schön.
Yugis Eiswürfel klimperten im Glas. "Ähm...wann docken wir an, Kaiba?" versuchte er, das Thema zu wechseln. Wie immer. Niedlich, aber uneffektiv.
"Ich möchte meinen Opa anrufen..."
Seto ignorierte ihn. Stattdessen neigte er sich vor, um dem wütend zitternden Körper vor ihm näher zu sein. "Du willst, dass ich an deinem Ohr knabbere?" fragte er höflich.
Die Töle schluckte. Verlor alle Farbe. Eine Sekunde später war die Farbe wieder da, aber erheblich röter als vorher.
"Das...hab ich nicht gesagt." stammelte der Köter verstört. Er vergaß sogar, eine Beleidigung anzufügen.
Seto neigte den Kopf. "Oh, tut mir leid, bonkotsu. Hast du nicht eben gesagt, du willst, dass ich an deinem Ohr knabbere oder so...bonkotsu? Ich dachte, ich hätte so was verstanden..."
Die Pein auf dem Gesicht des Blonden war hinreißend. "Ich...das...nein, das habe ich nicht gesagt." Er wandte sich panisch Honda zu. "Hab ich das gesagt?"
Honda zog schnell die Hand von Shizuka ab und beeilte sich, den Kopf zu schütteln.
Der Köter wandte sich wieder Seto zu. Er sah mitgenommen aus. "Ich hab´s nicht gesagt."
Ok. Das reichte.
Test erfolgreich abgeschlossen.
"Dann hab ich mich wohl verhört," sagte Seto beißend freundlich und trat den Rückzug an. "Die Musik ist so laut. Ich wollte sowieso nur meinen Bruder holen. Mokuba! Komm her!"
Mokuba, zwischen dem Cheerleader und Mai, sah aus als hätte sein Bruder ihm das Weihnachtsgeschenk aus der Hand gerissen.
"Ab...aber warum denn?!"
"Weil´s spät ist. Zu spät für dich um auf zu sein, und zu spät für mich, um hier rumzuhängen. Auf geht´s."
Mokuba war zu höflich, seinem Bruder vor anderen zu widersprechen. Außerdem hätte er niemals zugegeben, wie gut es ihm mit den beiden Mädchen auf der Couch ging. Widerstrebend schälte er sich hoch. Mai und der Cheerleader wechselten einen verschwörerischen Blick, dann drückten sie ihm beide links und rechts einen Kuss auf die Wange.
Mokubas Gesicht glühte noch, als er sich zu Seto stellte.
Seto nickte der Gruppe zum Abschied zu. In der Mitte sah der Köter immer noch aus, als erhole er sich von einer Herzattacke. "Viel Vergnügen noch," sagte er eisig. "Die Bar ist bis morgen früh offen. Gute Nacht."
Ein verblüfftes "Nacht, Kaiba," schallte ihm aus mehreren Kehlen entgegen. Der Köter röchelte nur.
Nett zu diesen Armleuchtern zu sein - das machte fast noch mehr Spaß, als auf ihnen rumzuhacken! Es brachte sie total aus dem Konzept.
"Nacht, Leute!" Mokuba trottete ihm widerstrebend hinterher.
Hinter ihm schien die Töle endlich wachzuwerden.
"He! Du hast mich eben DREImal Köter genannt, du Arsch!"
Seto unterdrückte ein Grinsen. "Hab ich," stimmte er zu. "Und du hast es nicht bemerkt."
Er rauschte zur Tür hinaus und machte sich auf zu seiner Privatkabine. Er fühlte so etwas wie Vorfreude. Das würde...unterhaltsam werden.
Feindkontrolle, fürwahr.