Wie bereits angekündigt, habe ich heute allein verbracht. Mein ursprünglicher Plan war es Nikko zu besuchen, eines DER Touristenziele schlechthin aufgrund der vielen Schreine, Tempel etc. aber die Fahrt dorthin wäre ähnlich weit wie nach Kawazu gewesen und irgendwie stand mir mehr der Sinn nach einem näheren Ziel und vor allem wollte ich gern noch mal ans Meer, bevor es in die Berge geht. Nici hatte auf Anhieb einen Tipp: Enoshima, eine kleine Halbinsel vor den Toren Tokyos bzw. Yokohamas. In meinem Reiseführer konnte ich dazu nichts finden, also entschied ich mich dazu mich einfach mal überraschen zu lassen.
Sie hätte für den heutigen Tag wirklich nichts Besseres vorschlagen können! Als ich nämlich in Fujisawa ankam, das ist die Stadt die der Insel direkt vorgelagert ist, konnte ich meinen Augen nämlich kaum trauen. Glasklar und wunderschön strahlte mit der Fuji entgegen, der Berg der Berge! Ich habe ihn bisher nur vom Flugzeug aus gesehen und die meiste Zeit ist er auch verhangen aber heute war der Himmel so klar, dass der wunderschöne Vulkan sich in all seiner Pracht zeigte, obwohl er 50 km weit entfernt liegt.
Fuji-san <3
Mittlerweile bin ich etwas schlauer, daher möchte ich kurz etwas zu Enoshima sagen. Allein die Insel an sich ist schon ganz spannend, denn sie ist lediglich durch einen sehr schmalen Sandstreifen mit dem Festland verbunden, das nennt sich Tombolo und kommt gar nicht mal so häufig vor. Ansonsten ist das kleine Eiland sehr felsig und ragt hoch aus dem Meer empor. Sie ist überwiegend bewaldet, hat keinerlei Sandstrände, überall ragen Klippen empor und an der Südseite befinden zwei Höhlen, die Iwaya-Höhlen, die man sogar besichtigen kann und schon seit Jahrhunderten verehrt werden. So lange ist die Insel auch schon bewohnt und zwischen all den Felsen wurden nach und nach immer mehr Schreine und Tempel gebaut und ein paar wenige Menschen siedelten sich dort an. Auch der berühmte Künstler Hiroshige, den ich sehr mag, hat die Insel auf mehreren Holzschnitten verewigt. Sie zieht schon seit mehr als 100 Jahren Besucher an und heute gibt es sogar eine Brücke direkt zur Insel, die ich dann auch entlang geschlendert bin.
Schönes Hinweisschild - so hat sich für mich die Insel zeitweise angefühlt :D
Dort angekommen bewegte ich mich durch ein kleines Örtchen, das eigentlich nur aus Restaurants, Imbissständen, Souvenirläden und Hotels bestand, zumindest auf der Hauptroute, die ins Zentrum der Insel führte. Ich bog aber schon bald ab, weil eine der Seitengassen wesentlich leerer war und ich schauen wollte wohin mich der Weg wohl führen würde. Heraus kam ich in einer kleinen Bucht, von der aus man eine wunderbare Sicht auf den Fuji hatte und obendrein herrlich leer war. Hier blieb ich eine Weile, bis mich mein Weg dann doch wieder auf die Hauptroute zurückführte und ich mich zum ersten Schrein treiben ließ.
Dass Enoshima steil aus dem Meer herausragt merkte ich dann schon sehr bald, denn man bewegte sich kaum einmal auf ebenen Wegen, es gab Treppen satt aber dadurch, dass immer wieder neue Fotomotive in Form von Schreinen, Bäumen, Vögeln usw. auftauchten kam mir das alles halb so wild vor. Immer wieder konnte man irgendwo aufs Meer hinausschauen, immer wieder gab es neue Perspektiven. Die Insel ist eben wirklich klein, aber es gibt jede Menge auf engstem Raum zu sehen.
Im Zentrum ragte dann der Leuchtturm empor, der relativ modern ist und deswegen nicht unbedingt mein Lieblingsgebäude war aber von dort aus hatte man eine spektakuläre Aussicht, vor allem auf den Fuji. Es war warm (ich konnte zeitweise tatsächlich im T-Shirt laufen!), die Sonne schien und es wehte eine angenehme Brise. Herrlich, ich hätte dort oben ewig stehen und den Fuji-san bewundern können. ♥
Danach ging es wieder an allerlei Schreinen und anderem Götter-Gedöns vorbei, bis ich dann einen urigen Pfad fand, der versprach hinunter zu den Klippen zu führen. Durch ein Bambusdickicht und über verwitterten Stufen gelangte ich dann tatsächlich immer weiter nach unten, bis direkt ans Wasser aber dort angekommen war mir dann doch etwas mulmig zumute, denn in den halb ausgehöhlten Klippen befanden sich ein selbst gezimmerter Bretterverschlag und eine Leiter, die dorthin führte. In einer anderen Höhlung lagen allerlei Dinge herum. Kurzum: Ich hatte das Gefühl hier würden vielleicht Obdachlose leben. Und ich war mutterseelenallein. In Japan muss man ja sonst wirklich keine Angst haben aber ich wollte niemanden beschämen, verärgern oder stören, also begab ich mich wieder nach oben. Eine schöne Sicht hatte man dort aber trotzdem ;)
Pflaumenblüte mit Schrein
Mein letztes großes Ziel auf der Insel waren dann die Iwaya-Höhlen, die man besichtigen konnte. Davon wusste ich allerdings erst, als ich direkt davor stand! Normalerweise informiere ich mich vorher immer ganz genau über meine Ziele, daher war es heute wirklich eine witzige Erfahrung ständig so nett überrascht zu werden. Als ich dort ankam gab es zum Glück auch keine Schlange (Auf meinem Rückweg war die ewiiig lang) sodass ich mich dazu entschloss hineinzugehen. Und mein Gott, was bin ich froh, dass ich das getan habe! Ich habe bisher noch nie eine Meereshöhle besichtigt und diese hier war unheimlich groß und ragte auch über 100 m in die Insel hinein! So cool, sowas muss man einfach mit eigenen Augen sehen.
Links: Einer der Höhleneingänge, der war mindestens 10m hoch; Rechts: Drache in der Höhle
Auf dem Rückweg kaufte ich mir bei einer netten, älteren Dame noch einen gegrillten Oktopus-Spieß mit Wasabi-Dip, der echt verdammt lecker war. Die Marinade, in der die Arme gelegen haben müssen, hat super geschmeckt - ich hoffe ich finde etwas Ähnliches während meines Aufenthaltes nochmal.
Und zu guter Letzt habe ich dann noch einen „Geheimweg“ gefunden. Eigentlich war es nur eine offene Pforte und ein Trampelpfad dahinter aber ich war mal wieder neugierig. Heraus kam ich auf einen kleinen Friedhof (uppsi) den ich aber schnell durchquert hatte und einige Treppenstufen weiter stand ich auch schon wieder in einer kleinen Bucht. Auf einer Mole saßen einige Angler und haben den Spätnachmittag genossen und 2-3 Pärchen saßen am Wasser. Ich tat es ihnen gleich und setzte mich auf die Klippen, ließ mir wieder die Sonne ins Gesicht scheinen und trank etwas. Ein herrlicher Abschluss für diesen wunderbaren Besuch auf dem kleinen Enoshima.
Für einen Tagesausflug von Tokyo aus kann ich die Insel nur wärmstens empfehlen, vor allem bei klarer Sicht, denn der Fuji ist schon ein dicker Bonus, den man sich nicht entgehen lassen sollte. :D
Weitere Impressionen vom Tag:
Meine gegrillten Oktopusärmchen
Die alte Dame beim Grillen meines Oktopus-Spießes, das in der Mitte ist übrigens n Kalamari-Spieß, den hätte ich fast auch noch gekauft. Rechts: Ein Schwarzmilan, die gab es dort in Hülle in Fülle aber dazu vllt morgen noch mehr.
Ausblick vom Leuchtturm aus, hier sieht man übrigens die Verbindung zwischen Insel und Festland, die mittlerweile überbaut ist, im Hintergrund ist Fujisawa zu sehen
Das heutige Abschlussfoto habe ich kurz vor dem Abstieg auf dem Gruselweg gemacht. Dort war's herrlich ruhig und ich konnte in aller Ruhe ein Foto mit Selbstauslöser machen xD
Ich habe übrigens auch wieder jede Menge Vogelfotos gemacht aber die hebe ich mir vllt für einen Sonderbeitrag auf, sonst wird das hier alles zu lang.
Gute Nacht!