Shiretoko, was in der Ainu-Sprache so viel wie „Ende der Welt“ bedeutet, ist nun für die nächsten drei Tage unser Aufenthaltsort. Die Halbinsel befindet sich im äußersten Nordosten der Insel und ist das am dünnsten besiedelte Areal ganz Japans. Der Großteil Shiretokos wurde aufgrund der vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten zum Nationalpark erklärt und ist nur bedingt begehbar.
Wir leben im sympathischen Örtchen Utoro, das sich direkt an das Ochotskische Meer schmiegt und auch die größte Siedlung der Halbinsel ist.
Was tut man hier? Hier gibt es außer Natur nicht viel, aber eben diese ist zu jeder Jahreszeit sehr sehenswert. Im Winter bilden sich im Ochotskischen Meer beeindruckende Eisschollen, manchmal friert dieses sogar teilweise zu, was zum einen am geringen Salzgehalt liegt, zum anderen an das Fehlen von warmen Meeresströmungen, die es in Wakkanai beispielsweise gibt. Im Frühling brüten hier etliche Vogelarten, im Sommer blüht und gedeiht alles bei angenehmen Temperaturen und im Herbst färbt sich das Laub in den schönsten Farben und die Lachswanderung ist dann im vollen Gange. Die Braunbären sammeln sich an den Flüssen und fressen sich dort ihre Fettreserven für den Winter an.
Die Schildkröte - so tauften wir diesen Felsen, hinter dem sich unser Hotel befindet & Möwenschar, die wir versehentlich von ihrem Festmahl, einem stinkenden Fischfriedhof, vertrieben hatten
Für uns ging es heute Morgen erst einmal an den Strand, der direkt vor unserer Haustür liegt. Das Wetter wollte noch nicht ganz so wie wir wollten und es regnete noch etwas, sodass unsere Whale Watching Tour heute leider ausfiel. Aber die können wir dann morgen bei bester Witterung nachholen, also gar kein Problem. Nach einer Stunde im Regen hatten wir dann aber genug von der Nässe und wir entspannten bis mittags in unserem Zimmer und genossen das Meer vom Fenster aus. Danach verzog sich das schlechte Wetter aber wie angekündigt und für uns ging es wieder an die frische Luft.
Unser Weg führte uns nach Shiretoko Goko, einer Wald- und Moorlandschaft mit fünf Seen, die vulkanischen Ursprungs sind und aus unterirdischen Quellen gespeist werden. Durch dieses Areal führt ein 3km langer Rundweg, der teilweise als Holzhochweg durch das Gelände führt. Diesen kann man aber nicht ohne weiteres betreten. Im Sommer darf man nur mit Guide dort wandern, jetzt im Herbst muss man „nur“ noch eine kurze Lehrstunde zu den Verhaltensregeln im Nationalpark aber vor allem gegenüber Braunbären absolvieren. Danach bekam man dann ein Zertifikat und durfte mit der Wanderung beginnen. Dort wurde einem sehr gut vor Augen geführt, dass man sich nun endgültig in Bärenland befand, die Elektrozäune am Holzweg unterstrichen dies noch einmal. Außerdem wird der Weg umgehend geschlossen sobald ein Bär gesichtet wird. Dies passierte zum Glück nicht und wir konnten in Ruhe alle fünf Seen besichtigen. Teilweise befanden sich diese Seen in einer urigen Waldlandschaft, die aus Eichen, Birken und Nadelbäumen bestand, zum Teil in offenen, mal mehr oder weniger moorigen Arealen. Im Hintergrund erstreckte sich die Gebirgskette mit dem Mount Io, dem Mount Sashirui und dem Mount Rausu, dem höchsten Berg der Halbinsel.
Wir benötigten etwa zwei Stunden für den Rundweg und nachdem wir uns im Touristenshop nun endlich mal mit einer anständigen Bärenglocke ausgestattet hatten, ging es zurück Richtung Utoro.
Er hier begegnete uns dann noch auf der Busfahrt - die Sikahirsche sind auch auf Shiretoko nicht besonders scheu, ich nehme an, dass im Nationalpark Jagdverbot herrscht und die Tiere deshalb so entspannt sind
Hier eine Überblick über Utoro, dass eingekeilt zwischen Bergen und Meer liegt
Wir stiegen allerdings nicht direkt in Utoro aus, sondern am Ortsrand, denn da es bereits spätnachmittags war, stand die Sonne schon tief und Utoro bot mit seinen Felsformationen und zwei Leuchttürmen eine wunderschöne Sonnenuntergangskulisse. Und der Sonnenuntergang, der uns geboten wurde, war wirklich spektakulär! Wieder einmal ein gelungener Abschluss eines schönen Tages.
maritimer Kitsch ♥