Heute gibt es mal ein kleines extra Kapitel über die Tierwelt des japanischen Nordens, denn Hokkaido ist nicht vergleichbar mit den anderen Hauptinseln Japans. Hier kommen Tierarten vor, die sonst nirgends in Japan zu finden sind.
Zuerst berichte ich mal ein wenig über Rebun, dass auch ohne Robben-Sichtung eine interessante Fauna hatte. Zur Vogelwelt: Im Herbst ziehen nicht wenige Vogelarten gen Süden, sodass die Artenvielfalt auf der kleinen Insel überschaubar ist. Man bekommt vor allem Dickschnabelkrähen, Rabenkrähen, Kormorane (mindestens zwei Arten!) und Großmöwen (Larus spec.) zu Gesicht, die überall am Strand oder am Straßenrand sitzen und Seeigel, Muscheln oder anderes Meeresgetier verspeisen.
Während unserer Mittagspause am See sahen wir außerdem eine Feldlerche, der Unterart japonica, die auf Hokkaido allerdings nur im Sommer vorkommt, ich nehme an, dass sie sich kurz vor dem Wegzug befand. Bis auf ein paar Bachstelzen, einer Schafstelze und Feldsperlingen, sahen wir aber keine weiteren Singvögel.
An der Küste konnten wir dann noch mehrmals weibliche Kragenenten beobachten. Zu schade, dass wir keines der Männchen sahen, denn die Männchen mit ihrem blau-rot-schwarz-weiß gescheckten Federkleid sind wirklich eine Augenweide!
Kragenenten Weibchen an der Küste Rebuns
Jungvogel einer Kamtschatkamöwe (bin mir allerdings nicht sicher) & Dickschnabelkrähe am Lachsfluss. Mein persönliches Lieblings-Tierfoto von Rebun, weil die Spiegelung so wirkt, als würde die Krähe rufen =)
Als wir eine kleine Fotopause an einem der Flüsschen einlegten, konnten wir dann zum allerersten Mal live eine Lachswanderung beobachten. Die Krähen und Möwen geierten überall an den Ufern nach geschwächten und toten Fischen und die gab es dort im Überfluss. Ich weiß nicht ob die Lachswanderung auf Rebun bereits in den letzten Zügen war aber es war definitiv ein faszinierender wenn auch etwas gruseliger Anblick, dass einfach überall Lachskadaver lagen, oft nur halb angefressen. Ich weiß, dass Braunbären aufgrund des Überflusses oftmals nur noch die besten Stücke wie z.B. die Rogen eines Lachses fressen aber scheinbar halten es die Vögel genauso. Ich hoffe, dass ich dieses Spektakel, dann hoffentlich mit Braunbär, noch einmal während meines Urlaubs zu Gesicht bekomme.
Ein verendeter Lachs im Fluss & ein noch lebender Lachs auf Wanderschaft
Auf Rebun sahen wir auch diesen Schwarzmilan, der Unterart lineatus, manchmal auch als eigene Art "Black-eared-kite" geführt. Diesen Kleiber der Unterart arctica habe ich zwar in Wakkanai gesehen aber wann bekommt man schon mal einen Kleiber vor die Linse, die sind wirklich flink!
Zu den Bären. Auf Honshu kommt der Kragenbär vor, der in diesem Blog bereits ausgiebig erwähnt wurde. Auf Hokkaido fehlt diese Art, dafür ist der Norden Japans Lebensraum der viel größeren Braunbären. Diesen möchte ich unbedingt noch sehen, gerade jetzt zur Zeit der Lachswanderungen ist die Art gut zu beobachten und da ich noch in den Shiretoko-Nationalpark fahre, das Gebiet mit der höchsten Braunbärenpopulation Japans, stehen die Chancen gut! Aber auch momentan befinde ich mich in Braunbärengebiet, nämlich im Daisetsuzan Nationalpark.
Der Daisetsuzan NP ist aber auch ein Paradies für andere Tierarten und davon habe ich heute mehr gesehen, als ich je gehofft hätte. Wir fuhren mit der Seilbahn aufs Hochplateau des Mount Kurodake und das ist die Heimat des nördlichen Pfeifhasen und des sibirischen Streifenhörnchens. Natürlich kommen auch jede Menge Vogelarten vor, aber heute lag mein Hauptaugenmerk auf diese kleinen Säuger, die ich aufgrund ihrer Verbreitung sonst wohl nicht zu Gesicht bekommen werde, da ich in naher Zukunft nicht vor habe Sibirien oder China einen Besuch abzustatten.
Und tatsächlich war das Glück auf unserer Seite, denn schon als wir den Sessellift verließen, lief uns ein Streifenhörnchen über den Weg. Es gab Warnschilder, die besagten, dass die Hörnchen nicht gefüttert werden sollen, aber scheinbar passiert dies trotzdem ab und an mal oder die Hörnchen schnappen sich das was die Leute versehentlich fallen lassen. Auf dem Berg angekommen begegneten wir auch noch zwei weiteren Streifenhörnchen und ohne zu übertreiben, das sind wirklich unfassbar niedliche Tierchen! Wie sie sich ihre Backen vollstopfen und die ganze Zeit hin und her wuselten, das war so putzig! Die Tiere halten ab Oktober Winterruhe und sind sonst eher im Wald zu finden, wir hatten also gleich doppelt Glück den kleinen Nagern noch begegnet zu sein, vor allem in so einem freien Areal, wo man die Hörnchen wirklich wunderbar beobachten konnte.
Streifenhörnchen beim futtern & Streifenhörnchen mit vollen Backen ♥
Die zweite Art folgte dann nur wenige Minuten später am gegenüberliegenden Berghang und das wir diese überhaupt sahen war wirklich pures Glück! Mein persönliches Highlight am heutigen Tag aber auch auf der bisherigen Reise auf Hokkaido ist es neben den Mandschurenkranichen, mein Favorit! Das besagte Tier war ein Zobel (♥), der wohl gerade auf Pirsch war, denn er bewegte sich stetig den Hang hinunter, schaute sich immer wieder um, um dann elegant und flink auf den nächsten Fels zu springen. Der absolute Wahnsinn! Ich dachte anfangs übrigens es wäre ein japanischer Marder, der dem Zobel sehr ähnlich sieht, aber da täuschte ich mich. Bei meiner Recherche fand ich aber heraus, dass der japanische Marder ebenfalls auf Hokkaido vorkommt, allerdings dort eingeschleppt wurde (Pelzfarm-Flüchtlinge etc.). Der Zobel ist hingegen ein natürlicher Bewohner der Insel und daher freut es mich umso mehr, dass ich ihn gesehen habe. Vor allem in dieser Farbe! Zobel sind so vielfältig, ihre Fellfarbe reicht von dunkelbraun bis hin zu blonden Tieren. Und „mein“ Zobel war genau das. Fast blond, mit hellem Gesicht und dunklem Schwanz. <3
Auch bei dieser Art sieht man wieder die Ähnlichkeit zu Sibirien. Wie Streifenhörnchen und Pfeifhase kommt der Zobel ansonsten in Russland und angrenzenden Ländern vor, aber nicht auf den anderen japanischen Inseln.
Der wunderschöne Zobel am Berghang! <3
Und nun zum letzten Tier des Tages: Als wir uns schon auf dem Rückweg befanden und wir mussten uns etwas beeilen um noch die Seilbahn zu erwischen, sahen wir dann tatsächlich sogar noch einen Pfeifhasen! Wir hörten zuvor schon das schrille Pfeifen der kleinen Nager, konnten es aber nicht richtig zuordnen und die Tiere zu sehen ist zwischen all den Steinen auch gar nicht einfach, denn sie sind nicht größer als Zwergkaninchen. Nur wenige Meter vor uns tauchte aber einer auf, ließ sich zweimal fotografieren und war dann nach einem schrillen Pfiff auch schon wieder verschwunden. Die Tiere sind wesentlich scheuer und versteckter als die Streifenhörnchen. Wir warteten kurz und tatsächlich tauchte noch mal ein Pfeifhase auf aber als eine Fotografin sich nähern wollte, verschwand das Häschen sofort unter den nächsten Stein. Der Pfeifhase, im Englischen Northern Pika genannt, ist meiner Meinung nach übrigens die Vorlage zu Pikachu. Allein der Name sollte schon Beweis genug dafür sein. xD
Und zu guter Letzt der Pfeifhase, der sich auch noch mal toll präsentierte :D
So…hiermit verabschiede ich mich nun von diesem Spezial-Kapitel, dass viel länger wurde, als ich eigentlich wollte. xD