Team: Novalis
Challenges: Romantik/Intimität - „Es ist nicht so, als ob ich dich vermisse - aber die konstante Abwesenheit deiner Person bereitet mir Bauchschmerzen.“
Fandom: Original
Wörter: 711
Sie waren nie Freunde gewesen.
Sie hatten den gleichen Freundeskreis und verbrachten deshalb Zeit miteinander. Aber Freunde waren sie nie.
Sie akzeptierten nur ihre gegenseitige Existenz.
Leon war schon immer der gewesen, der sein eigenes Ding machte. Manchmal kam er, manchmal nicht. Manchmal sagte er ab und kam dennoch, manchmal sagte er zu und blieb dennoch weg.
Seine Freunde hatten sich daran gewöhnt.
Mark hingegen hatte es schon immer wahnsinnig gemacht. Unzuverlässigkeit war nichts was er an einem Menschen schätzte.
Dennoch war es Mark, der als erster merkte, dass Leon immer seltener dabei war. Und nicht nur das. Auch eine Absagen und Zusagen wurden seltener. Immer öfter war seine einzige Reaktion Schweigen.
„Hat Leon sich nicht gemeldet?“, fragte Mark eines Abends als er mit seinen Freunden zusammen in einer Kneipe saß.
Die anderen blickten sich erstaunt um, als würden sie jetzt erst merken, dass jemand in der Runde fehlte.
„Ich habe ihm vorhin geschrieben.“, kam schließlich die Antwort von Melanie „Aber er hat nicht geantwortet.“
Chris zuckte mit den Schultern. „Er hat viel zu tun hat er mir letzten erzählt. Die Arbeit nimmt ihn wohl ziemlich in Beschlag.“
Einen Augenblick saßen sie schweigend da, dann wendete sich da Gespräch wieder einem anderen Thema zu.
Mark jedoch hörte nicht wirklich zu. Wenn Leon da war zeigte er seine Anwesenheit durch schnippische Bemerkungen und provozierende Kommentare die Mark schon mehr als einmal an den Rande des Wahnsinns gebracht hatten.
Die Abende endeten sonst nicht selten mit einer nicht enden wollenden Diskussion zwischen Mark und Leon, egal wie nichtig ihr Diskussionsthema auch war.
Mark hatte gedacht er würde es entspannend finden einen längeren Zeitraum ohne diese Diskussionen zu verbringen.
Stattdessen stellte er erstaunt fest, dass ihm die Diskussionen und fast schon Leons gesamte Art fehlten.
Es war fast zwei Wochen später, dass er Leon in der Stadt traf. Bisher war ihnen dies nur selten passiert. Und wenn hatten sie sich zumeist zugenickt und waren dann weiter ihrer Wege gegangen.
Diesmal aber blieb Mark stehen und wartete darauf, dass Leon ebenfalls stehen blieb.
„Mark.“
„Leon.“
Schweigen.
Schließlich zuckte Leon mit den Schultern. „Wir sehen uns.“, sagte er und machte schon die erste Bewegung um weiter zu gehen.
„Wohl eher nicht.“
Leon blieb stehen, verharrte einen Augenblick und drehte sich erst dann um.
„Wie meinst du das?“
Nun zuckte Mark mit den Schultern. „Es ist nicht so, als wärst du noch oft dabei wenn wir unterwegs sind.“
„Viel Arbeit.“
Wieder Schweigen.
In seinem Kopf versuchte Mark die Gedanken zu sortieren. Es waren so viele, aber bevor er sie in die richtige Form bringen konnte um sie auszusprechen sprach Leon bereits wieder.
„Ich fehle dir doch nicht etwa?“, erklärte er mit einem breiten Grinsen.
Mark verzog da Gesicht. „Ach Quatsch. Dich als Person bestimmt nicht. Auf unsinnige Kommentare und verschwendete Diskussionen kann ich verzichten. Aber bist du nicht da, musst du woanders sein. Und da ich ein mitfühlender Mensch bin tun mir die Leute leid, die da anstatt uns mit deiner Anwesenheit nervst.“
Leon lachte und Mark fühlte sich mit einem Male als wäre er ihm ein Stein vom Herzen gefallen.
„Freitag 20 Uhr? Ich könnte nach Feierabend ein Bier vertragen.“, sagte Leon dann unerwarteter Weise und bevor Mark darüber nachgedacht hatte nickte er bereits.
„Ich sag dann den anderen Bescheid.“
Leon guckte ihn verwundert an. „Angst mit mir alleine was trinken zu gehen?“
„Zu zweit?“
Und mit einem Male zeigte sich auf Leons Gesicht als er sprach ein merkwürdiger Ausdruck den Mark noch nie gesehen hatte. Er brauchte einen Augenblick um es als Unsicherheit zu identifizieren. „Das ist es doch was Freunde tun oder? Sie gehen zusammen ein Bier trinken.“
Stille.
Und dann könnte Mark nicht anders als zu nicken. „Ja das tun sie wohl.“, sagte er und reichte Leon zum Abschied die Hand. „Bis Freitag dann.“
Ja, Leon war unzuverlässig, provozierend und nervig. Er machte Mark fast immer wahnsinnig. Und dennoch, gestand sich Mark zu während er sich auf den Weg nach Hause machte, hatte ihm in Leons Abwesenheit einfach etwas gefehlt.
Manchmal waren Freundschaft seltsam. Und manchmal musste etwas er abwesend sein, damt man wusste wie sehr man sich an die Anwesenheit gewöhnt hatte.
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