Fandom: Original
Titel: Dafür hat die Zeit nicht gereicht... XD
Challenge: # 1 - Ironie
Warnungen: Öh... keine, würde ich mal behaupten.
Kommentar: Erster Beitrag von mir. ^_^ (Oder in anderen Worten - das erste Mal, dass ich eine Challenge weder verpennt habe, noch keine Zeit zum Schreiben hatte... *hust*)
Dem ein oder anderen kommen die erwähnten Personen vielleicht bekannt vor. Ich bin nicht wirklich zufrieden hiermit (das bin ich eh nie), also kritisiert mich ruhig in Grund und Boden. Danke. ^^
[Edit]
Hab noch ein paar Fehler ausgebessert... beim nächsten Mal sollte ich das Korrekturlesen besser nicht vergessen. ^_^"
„Entschuldigung, ist der Platz hier noch frei?“
Der schwarzhaarige Junge nahm den Stift aus dem Mund, auf dem er zuvor nachdenklich herumgekaut hatte, und sah auf.
Ein Junge, der nicht viel älter sein konnte als er selbst, stand vor ihm und sah ihn an.
Nicht mit einem dümmlichen Grinsen, wie die meisten Schüler seiner Klassenstufe, nicht abschätzig, wie es der Rest tat, sondern mit einem höflichen Lächeln.
Kiyoshi dachte nach, dann runzelte er die Stirn und nahm seine Schultasche von dem Stuhl neben sich. Eigentlich konnte er es nicht ausstehen, bei den Hausaufgaben gestört zu werden, aber der andere sah nicht so aus, als würde er ihm auf die Nerven gehen.
„Klar, setz dich.“
„Danke.“ Der andere Junge setzte sich zu ihm an den Tisch und packte sein Schreibzeug aus, um sich an seine Hausaufgaben zu machen.
Eine Weile lang beschäftigte sich jeder von ihnen mit seinen Aufgaben, doch nach einer Weile sah Kiyoshi zu dem anderen hinüber. Er hatte ein recht gutes Gedächtnis für Namen und Gesichter, aber er konnte sich nicht daran erinnern, diesen Jungen schon einmal gesehen zu haben.
„Entschuldigung, wie heißt du eigentlich?“, frage er schließlich. „Ich habe dich noch nie hier gesehen.“
Der andere Junge hob den Kopf und sah ihn an.
„Mein Name ist Tetsuya Yoshida“, sagte er. „Meine Familie ist vor zwei Wochen hergezogen, darum bin ich noch nicht sehr lange an dieser Schule.“
„Ach so.“ Kiyoshi wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war Sommer und drückend heiß in den Klassenräumen, seitdem die Klimaanlage vor zwei Tagen ausgefallen war.
„Freut mich, dich kennen zu lernen. Ich heiße-“
„-Kiyoshi Yamanaka, ich weiß“, sagte der andere Junge und lächelte wieder sein höfliches Lächeln. „Die anderen reden oft über dich.“
„Ach ja?“ Kiyoshi hob die Augenbrauen. „Was sagen sie denn?“
„Dass du ein Streber bist und gemein zu deinen Mitschülern“, entgegnete Tetsuya ruhig und schrieb weiter an seinen Aufgaben.
„Tatsächlich...“, murmelte Kiyoshi. Nicht, dass es ihn wundern würde, er kannte die Gerüchte. Seine Mitschüler hielten ihn für einen Spinner, der nichts außer Musik im Kopf hatte. Was in einem gewissen Sinne ja auch der Fall war.
Das Problem war nur, dass Kiyoshi mit seinen dreizehn Jahren geistig schon sehr viel reifer war, als die meisten seiner Klassenkameraden an der Mittelschule und er einfach nichts mit ihnen anzufangen wusste, weshalb er sich von ihnen abschottete.
„Aber ich verstehe dich irgendwie“, sagte Tetsuya plötzlich. „Mir sind meine Mitschüler auch zu kindisch.“
Kiyoshi starrte ihn an und wusste nicht, was er darauf entgegnen sollte. Er hätte nicht gedacht, dass es jemanden gab, dem es in dieser Beziehung genauso ging wie ihm selbst. Verwirrt widmete er sich wieder seinen Hausaufgaben, aber er kam nicht so recht weiter.
Nach einer Weile legte Tetsuya seinen Stift beiseite und packte seine Sachen ein.
„Ich bin fertig für heute.“ Er sah Kiyoshi an und lächelte. „Wir sehen uns von jetzt an sicher öfter. Viel Glück noch bei den Hausaufgaben.“
Dann verließ er den Hausaufgabenraum und ließ Kiyoshi allein an seinem Tisch zurück.
Der schwarzhaarige Junge war noch immer verwirrt. Konnte es denn wirklich sein, dass es jemanden gab, der genauso dachte wie er...?
*~*
Nicht genauso, aber sehr ähnlich, korrigierte er sich einige Wochen später.
Doch während Kiyoshi seinen Mitschülern immer mit einer guten Portion Sarkasmus begegnete (den diese zu seiner Frustration selten als solchen erkannten), war Tetsuya stets höflich und zuvorkommend zu seinen Klassenkameraden, auch wenn er ganz anders über sie dachte, wie Kiyoshi wusste.
„Du bist zu direkt“, meinte Tetsuya eines Morgens, einen Monat nach ihrem ersten Gespräch. „Ich meine, deine Ehrlichkeit in allen Ehren, aber was nützt es dir, wenn du dir alle Leute zu Feinden machst?“
„Aber ihnen immer nur eine Fassade zeigen und in Wirklichkeit ganz anders über sie zu denken, das findest du in Ordnung, ja?“, entgegnete Kiyoshi angriffslustig.
„Nein“, meinte Tetsuya nur. „Aber es ist von beiden Variante diejenige, mit der man am besten in der Welt zurechtkommt.“
Daraufhin sagte Kiyoshi gar nichts mehr.
*~*
Es war nicht so, dass er Tetsuya nicht leiden konnte.
Der andere Junge war wie er selbst sehr intelligent und aufmerksam, und er war der einzige, mit dem er sich auch mal über andere Sachen als den überragenden Sieg der lokalen Baseballmannschaft am letzten Wochenende unterhalten konnte.
Sie waren zwar in verschiedenen Klassen, aber in den Pausen trafen sie sich so oft wie möglich und unterhielten sich angeregt miteinander. Tetsuya war eine geistige Herausforderung für ihn; nicht selten debattierten sie über Themen, bei denen die meisten seiner Mitschüler schon nach kurzer Zeit nicht mehr mitgekommen wären.
Aber obwohl er sich hin und wieder mit Tetsuya in den Haaren lag, was ihre Ansichten im Umgang mit ihren Mitmenschen anbelangte, beneidete er den anderen insgeheim um seine Fähigkeit, mit wirklich jedem Menschen auszukommen.
Sein Ego war zu groß, um diese Sache dem anderen gegenüber zu erwähnen, zum anderen war er sich auch sicher, dass dieser nicht blind war und es selbst schon längst bemerkt haben musste. Dennoch verlor Tetsuya nie ein Wort darüber.
*~*
„Schreibst du schon wieder ein Lied?“
„Ja“, entgegnete Kiyoshi nach einer Weile, dann fragte er: „Was ist mit dir? Hast du denn gar kein Interesse an Musik?“
„Nicht besonders...“ Tetsuya legte den Kopf auf die Arme und starrte vor sich hin.
„Ich habe manchmal das Gefühl, dass du dich kaputtmachst mit deiner Musik, Kiyoshi.“
„Vielleicht... Aber es wäre schlimmer, wenn ich sie nicht so sehr lieben würde.“
„Ist das der Grund, wieso du es weiterhin machst, auch wenn du deine Eltern dafür hasst, dass sie dich früher dazu gezwungen haben...?“
Kiyoshi dachte lange nach.
„Nein“, sagte er schließlich. „So einfach ist es nicht...“
Dann wandte er sich wieder den Noten zu, die er an den Rand seines Schreibblocks gekritzelt hatte.
*~*
Dass Tetsuya ebenfalls ein begabter Musiker war, fand Kiyoshi erst im letzten Jahr der Mittelschule heraus, nämlich als sie sich bei einem Wettbewerb an der Musikschule als Kontrahenten gegenüberstanden.
Kiyoshi, der die letzten drei Jahre den Wettbewerb immer gewonnen hatte, verlor zum ersten Mal. Er war so erschüttert darüber, dass der andere nie ein Wort über seine musikalischen Fähigkeiten verloren hatte, dass seine Aufmerksamkeit darunter litt und er sich ein paar Male verspielte.
Tetsuya gewann den Wettbewerb und von da an sprach Kiyoshi kein Wort mehr mit ihm.
Wann immer der andere versuchte, mit ihm zu sprechen, wies er ihn eisig zurück.
Diese Sache konnte er Tetsuya bis zum Ende der Mittelschule nicht mehr verzeihen und als sie schließlich ihren Abschluss machten und sich an verschiedenen Oberschulen bewarben, war er nicht sehr traurig darüber, dass er den anderen nie mehr wieder sehen würde.
*~*
Umso geschockter war er dann, als Taku ihm fünf Jahren später einen jungen Mann vorstellte, mit dem er nach einem Konzert ins Gespräch gekommen war und von dem er überzeugt war, dass er sich hervorragend als ihr neuer Schlagzeuger eignen würde.
„Freut mich, dich kennen zu lernen“, sagte Tetsuya, als er in die Wohnung trat.
„Taku hat mir schon viel von dir-“ Seine Augen wurden groß, als er Kiyoshi erkannte.
„Freut mich auch“, entgegnete der andere kühl.
Irgendjemand weit, weit über ihnen schien einen seltsamen Sinn für Humor zu haben.
Kiyoshi wünschte ihn zum Teufel.