Genre+Kartoffel - Film Noir

Sep 19, 2019 21:58

Team: Schwarz
Challenge: Genre+Kartoffel - Film Noir (für mich)
Fandom: Teen Wolf (AU)
Charaktere: Allison Argent, Lydia Martin
Anmerkung: Vor ca. 100 Jahren habe ich was vage zu dem Thema gezeichnet und wünsche mir bis heute, es hätte wirklich Plot und jemand anderes würde es schreiben.

Vor dem Fenster erwachte langsam das Leben dieses Stadtteils. Wäre mein Büro mehr in der City, wo die ganzen großen Nummern waren, dann käme langsam Ruhe ein. Die vermeidlich guten Bürger gingen Heim zur Familie. In den Seitenstraßen und an den Rändern der Stadt hingegen zeigte sich die wahre Natur des Menschen. Die Suche nach dem Nervenkitzel, nach dem Verbotenem, nach dem, wofür die Leute noch die Worte brauchten und hofften zu finden. Im grellen Gelächter und eingetaucht im Dämmerlicht und Nebelschwaden der Zigaretten und Zigarren. Da geschah all das, was während des Tages verborgen blieb. So habe ich es gelernt, so kannte ich es.
Mir wurde versprochen, dass ich scheitern würde. Fernab vom Schoß der Familie, als “einsames Mädchen”, in einem für sie nicht gemachten Business der dreckigen Geschäfte und zwielichtigen Gestalten. Dort, wo der Name “Argent” nur noch ein fast vergessenes Echo war. Eine alte Legende. Doch niemand würde in Beacon Hill diese Legende mit einer jungen Frau wie mir in Zusammenhang bringen. Es war Fluch und Segen zugleich. Kein Schatten, in dem ich stand, wie Zuhause.
Nachdenklich schaute ich zwischen den Vorhängen auf das Treiben auf der Straße hinunter. Für mich gab es keinen Ort, wo ich hingehen konnte. Mein Zuhause war mein Büro und mein Büro mein Zuhause. Es trennten nur eine Tür das kleine, spartanische Schlafzimmer und das umfunktionierte Wohnzimmer. Beim Eintreten war die Herdplatte und der knatternde Kühlschrank in der Ecke leicht zu übersehen. Bis das Geschäft lief musste das reichen. Sollte das Geschäft jemals laufen. “A. ARGENT - PRIVATE EYE”, besagte das Schild an meiner Haustür. In den ersten Wochen hatte ich versucht an den nötigen Stellen mich vorzustellen, hier und da eine improvisierte Visitenkarte zu hinterlassen. Ohne Ruf lief es schlecht. Als Frau noch schlechter. Der letzte Auftrag war einen entlaufenen Hund wiederzufinden, für den die Polizei sich nicht herabließ und der Ehemann nicht den Nerv hatte über ein langwieriges Prozedere von Trauer und Hundeschauen seiner Frau zu ersetzen. Kleffender Spitz, der sich im Wald verirrt hatte und mit welchem Wunder auch immer nicht von einem größeren Jäger gerissen wurde. Vermutlich zu viel Fell für zu wenig Inhalt. Mit solchen Erfolgsgeschichten brannte ich mich langsam, aber sicher Woche um Woche durch meine Ersparnisse. Meine Familie würde mich wieder aufnehmen, sollte ich zurückgekrochen kommen, aber sie würden es mich niemals vergessen lassen.
Versunken in meinen trüben Gedanken, die zwar meinen Arbeitseifer anfeuerten, aber nicht meinem Optimismus halfen, wurde ich von einem Klopfen an der Tür wieder in die Realität gerissen.
“Herein”, rief ich als auch schon im nächsten Moment eine junge Frau eintrat und mit ihr eine Perfümwolke, die präsent, aber nicht erstickend war. Auch beim trüben Licht des Zimmers fielen mir sofort ihre feuerroten Haare auf, die sich in sachten Wellen unter ihrem weiten Hut über ihre Schultern ergossen. Unter der gleichen Krempe stachen zwei hellwache Augen hervor, die mich sofort taxierten. Ich versuchte mich unbeeindruckt zu geben und wandt mich mit einem höflichen Lächeln ihr zu, während ich mich hinter meinen Schreibtisch stellte.
“Guten Abend, Miss, wie kann ich Ihnen behilflich sein?”, fragte ich ohne Umschweife und bot ihr mit einer Geste den Stuhl vor dem Schreibtisch an.
Sie begutachtete das Möbelstück aufmerksam und mit einer Priese Verachtung, ehe sie sich schließlich darauf niederließ. Ihre teure Handtasche nahm sie auf den Schoß. Alles an ihr sah teuer aus, sogar der knallrote Lippenstift, den sie trug. Sie schien wie eine der reichen Töchter zu sein, die zuhauf herumspazierten und glaubten, ihnen würde die Welt zu Füßen liegen. Aber in ihrem Fall könnte zumindest es wahr sein, wenn man sich auf die kleine Welt von Beacon Hill beschränkte.
Zu den Hausaufgaben eines jeden Privatdetektivs gehörte es sich so schnell wie möglich mit dem Who’s Who seiner Umgebung vertraut zu machen. Daher erstaunte es mich, dass Ms. Lydia Martin, einzige Tochter des örtlichen Großindustriellen, bei mir auftauchte, aber es war eine willkommene Überraschung.
Ich setzte mich ihr gegenüber an meinen Schreibtisch und verschränkte die Hände auf dem Tisch. Von ihrem stechendem Blick ließ ich mich nicht einschüchtern, auch wenn ich so manches über Ms. Martin gehört habe. Sowohl von ihrer Schönheit, wie ihrer scharfen Zunge, von ihrer Intelligenz und von ihrer Launenhaftigkeit. Männer wurden wie heiße Kartoffeln fallen gelassen, wenn ihr ein neuer Verehrer besser gefallen zu schien. Alles in einem Rahmen, der ihren Ruf als hervorragende Ehekandidatin nicht ruinierte. Bis sie vor 3 Monaten verlobt wurde und im kommenden Jahr heiraten sollte. Sofern sie nicht wirklich die Karriere in Wissenschaft und Industrie anstrebte, wie einige munkelten, dass sie es problemlos schaffen würde. Aber Frauen in solchen Positionen. Ich konnte ein Lied über die Schwierigkeiten singen. Um so interessanter war es sie endlich persönlich kennen zu lernen.
Kurz schürte sie ihre tief roten Lippen ehe sie ohne Umschweife zum Punkt kam. “Es geht um meinen Verlobten. In letzter Zeit benimmt er sich merkwürdig, aber ich denke nicht, dass es wegen einer anderen Frau ist. Ich brauch jemanden, der sich dessen diskret annehmen und so viel wie möglich ausgraben kann. Sie sind neu hier und kaum jemand kennt sie. Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen zutrauen kann, aber Mr. Stilinski lobte Sie in hohen Tönen als sie mit ihm einen Hinterzimmerhandel aufgedeckt haben. Leider hat der Zeitungsartikel nicht Ihren Namen genannt. Sie müssen sich besser um Ihr Marketing kümmern.”
Wie in einem Schwall kamen Auftrag, Empfehlung und Kritik über mich gerauscht und ich konnte nur schmunzeln. Wer Stiles Stilinski, den Sohn des Sheriffs, ein Mal getroffen hat, würde dieses Energiebündel nie wieder vergessen. Um so interessanter war es, dass die beiden sich zu kennen schienen.
“Ms. Martin, ich kann gerne alles in Erfahrung bringen über Mr. Whittemore, was es herauszufinden gibt”, antwortete ich ihr. “Mein fehlendes Marketing wird mir sicherlich helfen.”
Bei meinen Worten blitze etwas in ihren Augen, aber es reichte noch nicht, um sie gänzlich zu gewinnen.
“Wenn Sie mir genauer umreißen können, wie die Situation sich darstellt, und bis wann Sie die Informationen brauchen, kann ich Ihnen einen geschätzten Preis für den Spaß nennen.”
“Am Preis soll es nicht scheitern.”
“Um so besser.”
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und lehnte sich entspannter im Stuhl zurück. “Sie sind ganz schön direkt.”
“Dito.”
“Hoffentlich sind Sie subtiler bei der Arbeit.”
Ich lehnte mich vor, setzte mein Kinn auf die gefalteten Hände und blinzelte ihr mit einem zuckersüßen Lächeln und unschuldigen Gesicht zu. “Keine Sorge, wir werden regelmäßig unterschätzt, wenn Sie verstehen, was ich meine.”
Ihr wissendes Lächeln verriet alles.

teen wolf, nyx, team: schwarz

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