15. Türchen: Kalte Füße

Dec 14, 2017 23:52

Titel: Kalte Füße
Challenge: "Man verschenkt keine Socken. Das macht man einfach nicht."
Fandom: Dragonage, aber so AU, dass es quasi unkenntlich ist
Pairing: Adoribull
Warnung: Fluff, furchtbarer Fluff. Eben schnell geschrieben und nicht beta-gelesen, weil ich schlafen gehen muss.
Wörter: ~900


„Ich hab mich schon immer gefragt: was sind das eigentlich für Leute, die Socken kaufen?“

Es beginnt gerade zu dämmern und die Lichter auf dem Weihnachtsmarkt gehen nach und nach an. Der riesige Qunari sieht von den Stricknadeln auf, die in seinen Händen lächerlich winzig aussehen, und grinst. „Leute mit Füßen hauptsächlich.“

Es ist ein Wochentag und die letzten Minuten Ruhe vor dem Ansturm nach Feierabend. Dorian lehnt sich mit der Schulter gegen Bulls Stand und nippt an seinem Glühwein. Er sieht zu wie Bull die Reihe zuende strickt und reicht ihm die zweite Tasse, als er den halbfertigen Socken zur Seite legt. Den Pinken Socken mit einem Muster von kleinen weißen Nugs. Bull hat Glück, dass er gebaut ist wie ein SUV auf Steroiden.

„Aber als Geschenke? Socken sind furchtbare Geschenke.“

Bull lehnt sich auf seinem ächzenden Klappstuhl zurück, gegen die Wand hinter ihm und sein Grinsen wird leicht spöttisch. „Socken sind ganz fabelhafte Geschenke. Besonders wenn man stundenlang auf einem kalten Weihnachtsmarkt rumsteht. Hattest du dich nicht neulich erst beschwert, dass deine Footsies kalt sind?“

Touché. Dorian ist sich ziemlich sicher, dass er noch nie in seinem Leben so gefroren hat, wie bei diesem albernen Job, aber von irgendwas muss man schließlich leben. Er verkauft Kerzen und verbringt die Hälfte der Zeit damit, neidisch zu den Plüschtier-Wärmekissen herüber zu starren. In seinen Pausen trinkt er mit Bull vom Stand nebenan Glühwein, was wirklich der einzige Lichtblick ist.

„Weißt du, ich könnte dir deine Füße wärmen“, sagt Bull in einem Tonfall, der eigentlich mit Pornomusik unterlegt sein müsste und blinzelt Dorian zu. Oder zumindest glaubt Dorian, dass es ein Blinzeln sein sollte, denn Bull hat nur ein Auge.

Ein Auge und eine große, schwarze Augenklappe. Wie der Pinke-Socken-strickende Pirat mit Pornostimme, der er ist. Dorian verschluckt sich an seinem Glühwein, schafft es aber sich unter Kontrolle zu kriegen, bevor Bull irgendwas Lächerliches macht, wie aus seinem Stand kommen und ihm auf den Rücken klopfen.

Der Glühwein ist inzwischen ohnehin kalt und der Markt füllt sich mit Menschen. Dorian verabschiedet sich hastig und flieht zum Kerzenstand.

~

Red Jennys Echte Bienenwachskerzen ist ein echter Erfolg bei den Weihnachtsmarktbesuchern, auch wenn Dorian nicht herausfinden kann, was an den Dingern so toll sein soll. Sicher, er stellt sich die ganze Zeit vor, sie anzuzünden, weil es dann wenigstens ein bisschen wärmer wäre, aber ansonsten kann er keinen Vorteil zu normalen Kerzen ausmachen. Der Geruch ist nett, aber wenig intensiv. In Tevinter brennt man zum Jahresende Räucherstäbchen ab.

Er verkauft die Kerzen zusammen mit einer durchgeknallten Elfe namens Sera und Dorian ist sich ziemlich sicher, dass der Stand ihr gehört, auch wenn sie nicht Jenny heißt. Hauptsächlich, weil sie unglaublich begeistert von Bienen ist. Dorian mag Bienen ungefähr so gern wie Kälte, aber Sera ist zumindest unterhaltsam.

Die Besucherfluten sind gerade dabei, langsam zu verebben und sie ist mitten in einer Geschichte davon, wie sie und ihre Geliebte ein Bett vom Balkon geworfen haben, als Bull auftaucht. Er schwenkt gelbe Socken mit kleinen Bienen drauf vor Seras Gesicht und sie bricht in begeistertes Quietschen aus.

„Biiiiienen! Yay! Heißer Met für alle!“ Sie verteilt Tassen an Bull, Dorian und sich selbst und steckt dann ihre Hände in die Socken, bevor sie anfängt zu trinken. „Auf Bienensocken!“

Bull sieht Dorian mit einem Blick voller Genugtuung an. „Socken sind fabelhafte Geschenke, stimmt’s, Sera?“

„Japp. Biiiiienen!“

„Also was stimmte nicht mit dem Bett?“, fragt Bull.

Dorian trinkt seinen Met, scheitert trotz großer Mühe, Seras wilder Geschichte zu folgen, und versucht sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Leute in Ferelden sind so. Seltsam.

~

Dorian steht nicht auf Bull. Bull ist ungehobelt und lächerlich, er strickt und versteht, wovon zum Teufel, Sera redet, und er mag Pink und trägt eine Augenklappe. Bull ist einfach super seltsam. Dorian ist verwirrt und vielleicht ein bisschen interessiert, weil er verwirrt ist, aber er steht nicht auf Bull.

Er verbringt auch nicht die Hälfte seiner Zeit damit zu frieren und warmen Gedanken an Bull nachzuhängen. Definitiv nicht. Und okay, mit Bull zu reden macht Spaß und war in den letzten Wochen möglicherweise jedesmal das Highlight seines Tages, aber das sagt eigentlich mehr darüber aus, wie traurig sein Leben ist.

Von einer anderen Seite betrachtet: Im Venn-Diagramm von Leuten, mit denen er gerne redet, und Leuten, mit denen er Sex hatte, ist die Schnittmenge deprimierend klein.
Dorian starrt das Päckchen an, dass Bull ihm zum Abschied gegeben hat.

„Mach‘s endlich auf, Mann!“ stöhnt Sera genervt, während sie die restlichen Kerzen in Kisten packt. „Blöd, dass du’s verpennt hast, ne? Qunaris, ey! Als ob man durch ‘nen Baum fällt!“

Dorian sieht auf. „Was?“

„Wooooooaaaaaaaah, Bääääämm! Wusch!“, macht Sera anstelle einer Erklärung und geht mit Kisten beladen zum Auto.

Das Päckchen ist weich und verpackt in eine 50/50-Mischung aus Klebeband und furchtbarem Geschenkpapier, auf dem neongrüne Hallas bunte Lichterketten im Geweih tragen. Dorian öffnet es kurzerhand und ist überrascht, eine Mütze zu finden. Eine Mütze, die nicht Pink ist, sondern eine normale Farbe hat. Dunkelblau, um genau zu sein, passend zu Dorians Schal.

Eine pinke Weihnachtskarte fällt auf den Boden.

FROHE WEIHNACHTEN, DORIAN! Der ist nicht für deine Füße! Falls die Wärme brauchen, ruf mich an ;-)

Darunter hat Bull seine Nummer gekritzelt.

Noch während er anruft, kann Dorian nicht glauben, dass er auf jemanden steht, der ganz unironisch blinzelnde Smileys benutzt.

elster, dragon age

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