Die Offenlegung des Mythos "Arbeit = Wohlstand" und seiner Schatten in die Gegenwart

Nov 25, 2018 22:59

Deswegen erscheint (wahrscheinlich) die tägliche Meldung zur Arbeitslosenstatistik und deswegen diskutieren hohe Politiker allzu gern darüber, aber nicht über das zunehmende "wer arbeitet, ist trotzdem arm"-Problem: Gemäß man kalkuliert mit ein, an welches Publikum diese Meldungen gerichtet sind - in Westdeutschland vermittelt die Botschaft von geringer Arbeitslosigkeit immer noch ein Bild von Wohlstand. "Vollbeschäftigung" ist schlichthin der Kampfbegriff aus früheren Zeiten, der dem Bürger suggeriert "uns geht es gut".
In Zeiten, als es den Niedriglohnsektor in der modernen Form noch nicht gab, oder Ausländer (Türken, Italiener, Spanier) und Geringqualifizierte mit niedrigem oder keinem Bildungsabschluss die Tätigkeiten verrichteten, die nicht hoch entlohnt wurden - es also keine Mehrheit in der Bevölkerung betraf -, stand "Arbeit", ein "Job", dafür, dass jemand Geld hatte. Es war gleichbedeutend mit "derjenige kann sich ernähren" und dem Attribut, in der Mitte der Gesellschaft zu stehen (statt wie Sozialhilfeempfänger von Almosen leben zu müssen, zu denen sich andere erweichen lassen, sie ihm zu geben, und am untersten Ende der gesellschaftlichen Hierarchie zu stehen).

Diese alte immer noch verinnerlichte Suggestion, zu der auch für einen ausreichenden Teil der Bevölkerung in Westdeutschland die Realität noch passen wird - genau diese ist der Nerv, an den diese Meldungen appellieren. Arbeit = Wohlstand für den Einzelnen. Wer nicht arbeitet, der hat keinen Wohlstand... Und muss von erbettelten Almosen leben, die ihm die großzügige Welt zukommen lässt (sie könnte sich dem, theoretisch, auch verweigern).

Für einen überwiegenden Teil der aktiven Politiker und Mitarbeiter in den PR-Agenturen und Medienanstalten, da sie noch in den "fetten Jahren" der BRD aufgewachsen sind, dürfte diese Grundüberzeugung eventuell sogar noch ein persönlicher Glaubensgrundsatz sein.
Deswegen nicht einmal die Infragestellung dessen, was an Inhalt in den Meldungen publik gemacht wird, bzw. die Erkenntnis, dass die Problematik "Arbeit oder nicht" gar nicht (mehr) für persönliche Armut ausschlaggebend ist.

deutsch, menschen, life, manipulation, poverty, society, history, media, psychology, politik, journalism, economy, system

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