Von Paria zu Paria (Torchwood)

Jan 02, 2009 16:09

Titel: Von Paria zu Paria
Autor: Elster
Fandom: Torchwood
Charaktere: vor allem Ianto; Jack
Word Count: ~2800
Rating: PG
Anmerkung: Spielt direkt nach Small Worlds. Ich weiß, niemand mochte die Episode, aber ich fand eigentlich sehr schön, wie sie Jack und Ianto ins gleiche Boot setzt. Und weil Boot-Metaphern doof sind, drängelt sich Jack zum Schluss in eine Geschichte, in der es eigentlich um Ianto gehen sollte. Aber der Captain darf das.



Lynn Pierce ist nicht in ihrem Haus. Ianto ist eingebrochen, nachdem niemand auf sein Klingeln reagiert hat, er hat es durchsucht. Im Garten hinterm Haus zeugen umgekippte Gartenmöbel vom Angriff der Feen, in den Bäumen hängen immer noch die Luftballons.

Ein brenzliger Geruch lässt Ianto innehalten, einen Atemzug lang, zwei. Verbranntes Fleisch, aber es ist nur der Grill, der inzwischen kalt ist, die verkohlten Überreste eines Barbecues schwarz und vergessen auf dem Rost. Noch ein Atemzug, es ist nichts. Es ist Monate her. Er fühlt sich leer und ruhig. Er hat einen Job zu erledigen.

Am hinteren Ende des Gartens ist das Loch im Zaun, dahinter eine Wiese und knorrige Bäume. Es ist ein besonderer Ort, Ianto kann es spüren, eine Verschiebung in der Realität, ein Gefühl des Fallens oder des Fliegens, aber es ist nur ein winziger Moment. Es ist der Ort, an dem Jasmine Pierce verschwunden ist. Entführt wurde. Eingetauscht wurde.

Toshiko und Gwen sehen Jack nicht in die Augen und sogar Owen ist untypisch abweisend dem Captain gegenüber. Ianto hat keine Meinung dazu. Er hat sich angehört, was geschehen ist, aber er will nicht darüber nachdenken, wie schrecklich leicht ein einzelnes Menschenleben gegen die Sicherheit der Welt wiegt. Er will nicht über Jack Harkness nachdenken, wie er furchtbare Entscheidungen über Leben und Tod fällt.

Lynn Pierce sitzt auf dem höchsten Punkt des kleinen Hügels im trockenen Gras. Sie sitzt starr, nur ihre blonden Haare werden ab und zu von einem Luftzug bewegt. Sie sieht nicht auf, als Ianto sich nähert, auch nicht, als er sich direkt vor sie stellt. Ihr blaues Kleid ist zerknittert und sie starrt auf den Boden vor sich. Wahrscheinlich sitzt sie dort, seit Torchwood gegangen ist.

Sie steht unter Schock. Jemand hätte sie längst ins Haus bringen sollen, jemand hätte sich um sie kümmern sollen. Aber ihre Tochter ist weg, ihr Freund Roy tot und keiner ihrer Bekannten erinnert sich auf der Gartenparty gewesen zu sein. Es ist Iantos Aufgabe, hinter Torchwood aufzuräumen.

Und es ist seine Aufgabe, sich an Torchwoods Verfehlungen zu erinnern, weil er der einzige ist, weil es sonst niemand tut. So wie es Jacks Aufgabe ist, schreckliche Entscheidungen zu treffen.

„Mrs. Pierce?“ Sie reagiert mit einem Zucken ihres Kopfes, sie starrt auf Iantos polierte Schuhe, als er ihr aufhilft. „Ich bringe Sie nach Haus.“ Sie gibt einen klagenden Laut von sich, so archaisch, so unleugbar menschlich, dass er eher an ein verletztes Tier erinnert.

„Alle sind tot“, sagt sie mit einem Schluchzen, auf dem halben Weg zum Haus. Sie stützt sich schwer auf Ianto und er wünschte, jemand anders könnte sich um sie kümmern.
„Ja“, antwortet er dumpf. Ihm fällt nichts ein, was sie trösten könnte. Er fühlt sich ausgehöhlt. „Ich mache Ihnen einen Tee.“

~

Das Haus von Estelle Cole erinnert Ianto mit seinem wuchernden Garten an das Haus seiner Eltern. Fast erwartet er, im Inneren verstreute Bücher und Stoffproben vorzufinden, aber es ist nur die Wohnung einer leicht verschrobenen alten Frau, mit den Bildern von Feen und Elfen an der Wand und Kristallen in den Regalen.

Gwen sagte, es gäbe eine Katze. Jack sagte, es gäbe Fotos. Ianto geht durch die Wohnung ohne etwas zu berühren und sucht nach beidem. Es ist ein ganz eigenes Gefühl, durch ein fremdes Haus zu gehen. Er tut das häufig in diesem Job, aber es verliert nichts von seiner Faszination. Allerdings wäre es weniger deprimierend, wenn es nicht meistens die Häuser von Toten wären.

Von der Katze ist nichts zu sehen, aber auf dem Kaminsims stehen die Fotos, eng gedrängt, einige mit Rahmen, einige ohne, als hätte Estelle es nicht übers Herz gebracht, alte Bilder wegzunehmen, um Platz für neue zu machen. Im Garten und im Haus stehen und hängen dutzende Windspiele und auf allen waagerechten Flächen stehen Figuren, Kristalle, Vasen, Teelichte. Vielleicht gehörte Estelle wirklich zu den Menschen, die nichts wegschmeißen können.

Dann ist es egal. Ianto starrt auf das Foto. Es zeigt Jack in einer Uniform, zweiter Weltkrieg offenbar, was nicht weiter ungewöhnlich ist, aber es ist alt. Jack in blassem Sepia und wieso warnt ihn eigentlich nie jemand? „Oh, und Ianto? Da sind Fotos.“ impliziert Bilder von Feen, nicht Jahrzehnte alte Bilder von einem Jack, der sich bis auf die Frisur nicht verändert hat.

Natürlich könnte es eine einfache Erklärung geben, natürlich könnte es Jacks Vater sein. Aber das ist Torchwood und wenn du die Hufe hörst, dann sind es Zebras. In den Büros des Torchwood Towers kursierten Gerüchte über Captain Harkness von Torchwood Drei. Absurde Gerüchte, von denen Ianto jetzt, nachdem er ihn kennen gelernt hat, den meisten einen gewissen Wahrheitsgehalt einräumt.

Zumindest würde das Jacks untypisches Interesse an Estelles Beerdigung erklären. Ianto nimmt das Bild aus dem Rahmen und tauscht es mit einem der lose stehenden Fotos aus: ein leerer Rahmen ist verdächtig. Es gibt außerdem noch ein Bild ohne Rahmen, in dem Jack und eine junge Estelle mit dichten, schwarzen Haaren - auf einer Bank sitzen.

Es gibt ein Bild das noch älter ist, vermutlich Estelles Eltern und sie selbst als Kind, ein paar Bilder von Menschen, die ihr ähnlich sehen, vermutlich Verwandten, aber kein anderer Mann, nur Jack. Estelle gehörte wirklich zu den Menschen, die sich nie von etwas trennen.

Als nächstes durchsucht Ianto systematisch die Schränke nach mehr Bildern. Er macht das nicht zum ersten Mal und auf ein Foto, das offen im Raum steht, kommen oft dutzende in Alben oder auf Festplatten. Damals wurden nicht so viele Fotos geschossen wie heute, aber man hat besser darauf geachtet. Er findet eine ganze Kiste mit Fotos und beschließt, sie mitzunehmen.

Als er das Haus verlässt, sitzt der Kater vor der Eingangstür auf dem Weg und sieht ihn mit einem undurchdringlichen Katzenblick an.

~

Ianto mag Katzen nicht besonders und Moses ist keine Ausnahme. Der Kater schleicht durch die Wohnung und wirft dem Mobiliar missbilligende Blicke zu, bis er einen Platz auf Iantos Küchentisch findet und angespannt aus dem Fenster starrt. Ein Tier auf dem Küchentisch ist eigentlich inakzeptabel, aber Ianto ist froh, dass Moses nicht mehr ruhelos umhertigert und sie haben beide einiges hinter sich, also kann er es ihm heute durchgehen lassen.

Morgen wird er sich auf die Suche nach einem neuen Besitzer machen. Er will Moses nicht behalten. Der Gedanke an ein Haustier ist abwegig. Ianto verbringt wenig Zeit in seiner Wohnung, manchmal kommt er tagelang nicht her; er könnte hier nichtmal einen Kaktus am Leben erhalten.

Aber das war vorher, als er sich noch um Lisa kümmern musste. Vermutlich sollte er damit rechnen, dass sich sein Leben ändert, dass er weniger Zeit im Hub verbringt, aber es waren jetzt fast drei Wochen und nichts dergleichen ist geschehen. Lisa ist nicht mehr da, aber Ianto verbringt nicht weniger Zeit im Hub. Es ist einfach, dort Aufgaben zu finden, vom Support für das Team über Instandhaltung der teilweise viktorianischen Räume bis zu den vernachlässigten Archiven, die zu ordnen noch die nächsten fünf Jahre in Anspruch nehmen könnte.

Die Schuldgefühle, die Trauer, der Selbsthass, gelegentliche Wut; alles ist noch da, verschoben, verzerrt, aber nicht wirklich verändert. Hier draußen ist sein Leben zuende und er weiß nicht, ob er ein neues anfangen kann. Im Hub herrschen andere Regeln. Es ist ein Platz für alles, was nicht in diese Welt passt, futuristische Technik, organische Computer, menschliches Treibgut, Dinosaurier, was auch immer Jack ist…

Alles was Ianto noch hat, ist dieser seltsam undefinierte Witz von einem Job. Es gibt keinen Aufgabenbereich, aber er kann jede Aufgabe zu seiner machen. Falls Jack eine Vorstellung davon hat, was Ianto in Torchwood Cardiff eigentlich tun sollte (von dekorativen Aufgaben abgesehen), lässt sich das nicht erkennen. Es gab eine Zeit, da hätte Ianto das als Chance gesehen, im Moment ist es lästig, weil es ihn zwingt über Dinge nachzudenken, die über bloßes Überleben hinaus gehen.

Moses springt vom Küchentisch und nimmt seine endlosen Runden durch Iantos Wohnung wieder auf. Vermutlich sucht er nach einem Ausgang. Es wäre am einfachsten, ihn in einem Tierheim abzugeben, aber Ianto hasst es, Probleme jemand anderem zu überlassen. Er überlegt, ob er jemanden kennt, der eine Katze nehmen würde, aber die Liste seiner Bekannten war nie lang und die meisten haben Canary Wharf nicht überlebt.

Er starrt zehn Minuten auf das Telefon, ehe er es abnimmt und die Nummer wählt. Er hat seit Monaten nicht angerufen, in der ganzen Zeit seit er in Cardiff ist nur einmal. Und alles, was er schließlich herausgebracht hatte, war, dass er noch lebt und dass er Dinge zu tun hat. Er fühlt sich schlecht deswegen, seine Mutter hat mehr verdient.

Es klingelt viermal, dann meldet sie sich, mit einem zaghaften fragenden „Jones?“ und ihm wird klar, dass es Monate her ist, dass sie vermutlich seitdem auf ein weiteres Lebenszeichen wartet. Er weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte.
„Es tut mir leid“, sagt er schließlich nach langem Schweigen. Und es sind nicht nur die versäumten Anrufe, es ist der Satz, der ihn seit Tagen verfolgt und sie ist die einzige, zu der er ihn sagen kann.
Er kann hören, wie sie einige Male ein- und ausatmet, dann sagt sie seinen Namen und es ist fast ein Schluchzen. „Kommst du nachhause?“

Für einen Moment spielt er mit dem Gedanken, aber es ist keine Option, nicht wirklich. Sein Elternhaus war schon lange nicht mehr sein Zuhause, das war die Londoner Wohnung, die er mit Lisa hatte. Und Ianto ist kein Mensch, der einen Schritt zurück macht, selbst nach allem, was passiert ist. Und er braucht Torchwood, weil er noch lebt, weil er dort einen Platz hat, so unbequem der auch sein mag.

„Nein, ich bleibe hier.“ Und dann, als ihm klar wird, dass seine Mutter nicht wissen kann, wo ‚hier’ ist: „Ich bin in Cardiff.“
Er hört ein Rascheln und stellt sich vor, wie seine Mutter nickt. Sie zögert einen Moment. „Wir wussten nicht, wo wir suchen sollen, ich habe mit Lisas Eltern gesprochen…“ Sie bricht ab.
Ianto schweigt, weil es keine Worte dafür gibt. Lisa ist tot, aber er hat die Möglichkeit, dass er sie verlieren könnte, so lange aus seinen Gedanken verbannt, dass der Satz keinen Sinn ergibt. Er konnte es nicht glauben, als er Tanizakis Leiche fand, nicht als sie das Team angegriffen hat und er konnte Jack nicht glauben, als er es gesagt hat. Und sie tot zu sehen, machte es nicht realer, sondern die Welt unmöglich. Sein Leben ist unmöglich und wie könnte er das in Worte fassen?

„Es tut mir so leid“, sagt seine Mutter und es ist egal, dass sie Lisa zu spröde fand und unhöflich, sie kannte Lisa und sie ist der erste Mensch, der das zu Ianto sagt; dass sie Lisas Tod bedauert. Es macht ihn traurig und wütend, aber Trauer und Wut sind seit Monaten die einzigen Gefühle, die er zu haben scheint, also antwortet er nur mit einem dumpfen „Ja“.

„Wie geht es dir?“
„Ich…“ Er hat keine Ahnung, was er sagen soll. Selbst wenn er eine ehrliche Antwort geben wollte, er weiß es nicht. „Ich lebe“, sagt er schließlich. „Mach dir keine Sorgen. Bitte.“
„Ianto.“
Es gab eine Zeit, da haben Gespräche mit seiner Mutter nicht zum größten Teil aus zögerlichen Sätzen und besorgtem Schweigen bestanden, aber das ist so lange her. Seit fast zehn Jahren kommt irgendwann die Stelle, an der seine Mutter seinen Namen sagt, als ob es sowieso zu spät wäre mit ihm und warum kann er sich nicht mehr Mühe geben und ihr helfen, ihn zu verstehen. Als sein Vater noch lebte, konnte sie ihm sagen, dass er mit ihm reden soll. Das war immerhin ein brauchbarer Rat.

Inzwischen kommt danach die folgende Frage, in verschiedenen Versionen und verschiedenen Graden der Hilflosigkeit: „Hast du irgendjemanden, mit dem du reden kannst?“
Er schließt die Augen. „Ja“, sagt er und denkt an Jack, was schrecklich ironisch ist, weil Jack so ziemlich der letzte Mensch ist, mit dem er über Lisa reden will.
„Gut.“

Ianto schweigt noch einen Moment unschlüssig, weil es fast unmöglich scheint, das Thema zu wechseln. „Möchtest du eine Katze haben?“
„Was?“ Sie klingt verblüfft. Zum Glück hält sie ihn sowieso schon für sonderbar.
„Die Besitzerin ist gestorben, eine… Verwandte von meinem Boss.“
„Nein.“ Sie klingt fast so erleichtert wie er, dass sie nicht mehr über ihn reden und für einen Moment tut sie ihm leid, weil sie ihn liebt, aber wirklich keine Chance hat, ihn zu verstehen. „Frag Rhiannon, sie sind in ein neues Haus gezogen und die Kinder wollen ein Haustier.“

Er gibt ihr seine Adresse und Telefonnummer und verspricht, sich zu melden. Seine Schwester wird spätestens morgen anrufen; es gibt ihm das seltsame Gefühl, dass sein Leben weitergeht.

Moses sitzt neben ihm auf der Couch und sieht ihn eindringlich an. Ianto findet Katzen nicht geheimnisvoll. Wenn sie einen anstarren, glaubt er, versuchen sie auch nur, herauszufinden, was man als nächstes tut. Er hält dem Kater seine Hand hin und er schnuppert und reibt seinen Kopf daran; nichts geheimnisvolles. Ianto krault ihn hinterm Ohr und fragt sich, ob Moses Kinder mag.

~

Halb sieben Uhr abends kommt er zurück in den Hub. Es ist keine ungewöhnliche Zeit, um dort zu sein, Jack fängt für gewöhnlich erst gegen neun an, die anderen nach Hause zu schicken. Am späten Nachmittag sind Kanalarbeiter angegriffen worden, vermutlich von Weevils. Also sind alle noch da und Ianto ist beim indischen Restaurant vorbei gefahren und hat Essen gekauft.

Normalerweise würden sie alle im Konferenzraum essen, aber die Stimmung ist immer noch angespannt. Tosh, Gwen und sogar Owen arbeiten konzentriert, als wollten sie so schnell wie möglich gehen und Jack hat sich in seinem Büro verbarrikadiert. Ianto ist sich nicht sicher, ob er diese Tür überhaupt schon einmal geschlossen gesehen hat.

Er könnte natürlich so tun, als ob nichts wäre - schließlich hat er Übung darin - aber wenn fünf Leute es tun, scheint es irgendwie sinnlos. Er stellt also das Essen für die anderen auf den Tisch und nimmt seinen und Jacks Container mit zu Jacks Büro.

Als er vor der Tür steht, wirft Gwen ihm einen schwer deutbaren Blick zu. Vermutlich macht sie sich Sorgen um Jack, ist aber nicht bereit, ihm zu verzeihen. Gwen scheint sich von gemischten Gefühlen sehr leicht verwirren zu lassen. Ianto ist weit über gemischte Gefühle hinaus. Was Jack betrifft, befand er sich in einem seltsamen Stadium der Ambivalenz, in dem jedes Gefühl und sein Gegenteil vorhanden war - bis zu dem Moment in dem ihm klar wurde, dass er Jack nicht mehr hasst. Seitdem ist das Gleichgewicht in sich zusammengebrochen und Ianto steht vor den Trümmern gerechter Wut und begründeter Enttäuschung oder was auch immer es noch war, was er für Jack empfinden wollte.

Also versucht er von vorn anzufangen, gar nichts zu fühlen, objektiv zu sein. Es ist schwierig und furchterregend wie jeder Anfang.

Er klopft an, bekommt keine Antwort und tritt trotzdem ein. Jack sitzt an seinem Schreibtisch und sein Blick löst sich verzögert von dem Bericht, der vor ihm liegt. Und dann sieht er Ianto in die Augen und sein Gesichtsausdruck ist so offen und… jung.

Es ist ein langer Moment, in dem Ianto Angst hat, dass Jack ihn etwas fragen könnte - ‚Habe ich das Richtige getan?’ vielleicht - und er antworten müsste.

Dass die Welt eine Dystopie ist, ein verdammter Sumpf, in dem es kein Richtig und Falsch gibt, nur Wünsche, die in verschiedene Richtungen gehen und sich gegenseitig durchkreuzen und wenn Captain Jack Harkness seine eigenen Regeln macht, dann soll er nicht ausgerechnet bei Ianto Jones um Absolution bitten.

Ianto will sich leer und ruhig fühlen, aber es geht nicht. Jack gibt ihm das Gefühl, den festen Boden unter den Füßen zu verlieren. Er will wie Jack sein oder alles, was Jack nicht ist, aber er weiß nicht welches von beiden. Ianto will, dass Jack stark ist, jemand der die Welt in Ordnung bringen kann, aber in eine Ordnung, die Ianto bestimmt. Es ist absurd.

Jack erscheint wie die Lösung zu vieler seiner Probleme und Ianto wird plötzlich klar, dass er die Lösung keines Problems sein kann. Genauso wenig wie Ianto die Lösung zu Jacks Problemen sein kann. Jack kann Ianto nicht die Illusion geben, dass die Welt heil wäre oder Torchwood inhärent gut. Und Ianto kann ihm seine Frage nicht beantworten, er kann Jack die Verantwortung nicht abnehmen.

Die Frage kommt auch nicht. Es war nur ein Augenblick und dann ist Jack wieder der Captain, nicht gewohnt jovial, aber nahe genug daran.

Was Ianto tun kann, ist hier sein und Jack sein Curry reichen.
„Von Paria zu Paria.“
Er kann Jacks Galgenhumorgrinsen mit einem melancholischen Lächeln beantworten.
Er kann den Umschlag mit Estelles Photos zu Jack herüberschieben und keine Fragen stellen, sondern einfach akzeptieren.

Er kann sich eine von Jacks haarsträubenden Geschichten anhören, über außerirdische Kühe in Indien, und er kann das erste Mal seit sie sich kennen den Gedanken zulassen, dass Jack jemand ist, den er mögen könnte. So verrückt und irritierend er auch sein mag.

Jack lacht über seinen eigenen leicht verstörenden Witz über vielarmige Gottheiten und Ianto versteckt ein Lächeln hinter der Currypackung.

Er fühlt sich ruhiger; und ein bisschen weniger leer.

fandom: torchwood 1-100, autor: elster 1-100

Previous post Next post
Up